Deutschland-Woche bei Platten vor Gericht, Tag 11
Wer?
MarieMarie heißt eigentlich Maria Scheiblhuber und ist 34 Jahre alt.
Woher?
MarieMarie wuchs in Friedberg bei Augsburg auf und lebt in Berlin.
Wie viel?
Nach „Dream Machine“ (2014) hat MarieMarie mit „O“ ihr zweites Album über Mercury/Universal veröffentlicht.
Wann?
„O“ steht seit dem 11. Mai in den Plattenläden.
Welche?
„O“ ist nicht als LP, aber in folgenden Formaten erhältlich: Download und CD (Digisleeve). Hier kann man das Album mit individueller Widmung kaufen.
Wie lang?
Die 15 Songs auf „O“ (darunter der Radio-Edit von "A Beautiful Life", ein Remix von "Salt Is My Sugar" und der Song "Machine" in zwei Fassungen) laufen 63:33 Minuten.
Wie hoch?
Nachdem „Dream Machine“ vor vier Jahren nach dem ESC-Vorentscheid bis auf Platz 14 der deutschen Charts kam, verfehlte „O“ diese bisher.
Wie?
„O“ klingt wie Hundreds trifft Eurythmics trifft Goldfrapp trifft Kate Bush trifft La Roux.
Was?
Als erste Singles wurden „Wrap Your Night Around Me“, „Favorite Rain“, „A Beautiful Life“ und „Do It Like A Ninja“ ausgewählt:
Warum?
Darum soll man „O“ kaufen:
Synthesizer tanzen im Hintergrund, springen den Hörer kurz an und verabschieden sich wieder. Stimmen werden entfremdet und verzerrt. Die Musik von MarieMarie wird auf Stücken wie „Salt Is My Sugar“ zu echtem Electro-Pop, ist gleichzeitig aber zu vielschichtig, um mit banaler Direktheit zu verärgern. Alle Element werden durch einen Filter gezogen und kommen als distanziert betörende Klänge wieder heraus. Und mit jeder Minute, die man der Sirene MarieMarie lauscht, verfällt man ihr mehr, tritt näher heran und verliebt sich.
Nur kurz zieht sie das Tempo der tief grollenden Rhythmik aus Drumcomputern, klingt bei „Landslide“ wie St. Vincent, kurze Zeit später bei „The Chorus Is Dead“ dann so dramatisch, als befände sie sich im Kampf gegen ein Ende der Musik. „It's raining outside, it's been raining for hours / I cried you a river and you named it after me“, fließt es auch im Text immer wieder. „Machine“ mit seinem verschwörerischen Basslauf würde auch Beth Gibbons gut stehen, und ganz am Ende laufen die Streicher von „Future“ leise ins Aus. Der Kreis schließt sich, und sofort möchte man wieder starten, das „O“ neu umrunden. MarieMarie ist mit ihrem neuen Album zeitloser Art Pop gelungen, der den höchsten Standards gerecht wird.
(nordbuzz)
Es gibt auf O eher elektronische Tracks mit Clubcharakter wie beispielsweise das gemeinsam mit Olaf Opal geschriebene Salt Is My Sugar, in dem etwa eine Ehrfurcht gebietenden Bass Drum hervorsticht. Es gibt andere Stücke wie Favorite Rain, das im Prinzip nur aus Orgel und Stimme besteht, oder Sailor, in dem der Gesang am Ende sogar in die Oper passen könnte. Und dazwischen gibt es immer wieder sehr ungewöhnliche Klangmischungen, für die MarieMarie selbst die Genrebezeichnung „Folktronic-Pop“ erfunden hat.
Das fast 7-minütige Wrap Your Night Around Me wird schwelgerisch und opulent, was zu einer Position irgendwo zwischen Lana Del Rey und Portishead führt. A Beautiful Life beginnt extrem cool und wird am Ende richtig leidenschaftlich. The Chorus Is Dead wirkt erst wie eine reife Klavierballade im Stile von Tori Amos, im Refrain ist dann alles zum Zerreißen gespannt. Wenn MarieMarie dann in Don’t Say You Want Me behauptet: „I’m not sad / it’s just my eyes that cry”, dann hat sie längst so viel Sensibilität bewiesen, dass man ihr natürlich nicht mehr glauben kann, diesen Tränen läge kein wirkliches Gefühl zugrunde.
Machine (das es auf dem Album später noch einmal als Machine.My Inner Echo in einer geradezu obszön reduzierten Version gibt) setzt auf einen vermeintlich banalen „Düdüdüp“-Text und zeigt gerade dadurch, wie komplex das Arrangement ist. In Landslide strahlt die Stimme von MarieMarie am hellsten, die in diesem Fall an Nina Persson erinnert, in You wird sie von Harfe und Regen begleitet, der Sound von Future (mit einer auf einem Schumann-Zitat beruhenden Klavierfigur) würde in ein Musical oder auf einen Soundtrack passen.
(shitesite)
Wann?
Aktuell sind keine Konzerte von MarieMarie geplant.
6 Punkte
AntwortenLöschen6
AntwortenLöschenDas Debüt hat mir besser gefallen. 5,5 Punkte
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