Nach einigen lauen Aufgüssen hat mich das Maxïmo Park Album “Too much information” aus dem letzten Jahr positiv überrascht. Bevor sich dieser Trend festigen konnte, wandte sich der hyperaktive Sänger Paul Smith erst einmal anderen Projekten zu. So erschien ebenfalls letztes Jahr noch “Frozen by sight”, eine Zusammenarbeit mit Field Musics Peter Brewis. Und nun folgte als Paul Smith and the Intimations ´nach “Margins” aus dem Jahr 2010 das zweite Solo-Album des Briten.
“Contradictions” ist bei weitem nicht so widersprüchlich, wie es der Titel vermuten lässt. Ähnlich “Margins” zeigt es Smith’ tiefgründigere Seite. Es ist einen Tick weniger abwechslungsreich als das Solo-Debüt aber im Grunde eine willkommene Bereicherung des Maxïmo Park Spektrums. Nur fehlen leider die Alleinstellungsmerkmale und zündenden Momente. “The deep end”, “Before the perspiration falls”, “People on sunday” (wer hört noch “Menschen am Sonntag” im Refrain des Songs?), “Coney island”, “The mezzanine floor” und “Fluid identity” sind nette bis starke Songs, doch auch auf einem Maxïmo Park Album wären sie nicht aus dem Rahmen gefallen. Paul Smith’ Stimme ist einfach zu prägend. Und die ein oder andere gute bis bereichernde Idee hätte die Kollegen der Stammband bestimmt beitragen können.
Irre ich mich, oder hat Paul Smith sich nicht schon zum nächsten Maxïmo Park Album geäußert? Ich freue mich darauf.
After several years of ups and downs, it's
great to see Paul Smith is still writing great music. When a track of
his is played, one instantly recognises that smoggy twang that has made
him such a Northern icon. Where the latter Maxïmo Park albums lacked the
songs and momentum that fans were looking for, and his debut suffered
slightly, Contradictions is certainly a step in the right
direction and sees Paul on the rise once again. This album is a dark
horse, a grower, and one that current fans and newcomers to his music
will appreciate alike.
Bis auf den rockigen Ausbruch bei “People On Sunday” erkundet Paul Smith
mit seiner Band in ausgefeilteren Arrangements mit eloquent erzählten
Geschichten und allerlei klanglichen Fabtupfern, seine Vorstellung
anspruchsvoller Popmusik. Den Spaß, den die Musiker im Studio hatten,
merkt man allen Songs an. So fehlt es den in einen leichten
LoFi-Dreampop gehüllten Stücken auch nicht an der typischen
Infektiösität von MaxïmoPark, der man sich nur schwer entziehen kann.
Album des Monats im Musikexpress sowie im Rolling Stone. Eine 9,5 Punkte-Wertung im Spiegel. Und das sind nur die herausragenden Reaktionen im deutschsprachigen Raum auf "Poison Season", das zehnte Album von Destroyer.
Die kanadische Band um Dan Bejar, der nebenher auch noch The New Pornographers betreibt, zeigt sich auch im 20. Jahr ihres Bestehens noch wandlungsfähig und konnte Dank des Erfolgs von "Kaputt" (2011) den Traum einer orchestralen Instrumentierung in die Tat umsetzen. Nun säuseln und schwelgen die Streicher, trötet das Saxofon, erschallen Bongos, Congas und Maracas, so dass man gar nicht mehr weiß, ob dies in ein Broadway-Musical, einen verrauchten Jazz-Club oder eine unterkühlte Bar im 80er Jahre Chic gehört. Offensichtlich auf jeden Fall ins Spitzenfeld vieler Jahresbestenlisten. Auch hier bei Platten vor Gericht?
Überlassen wir die Lobhudelei der oben genannten Fachpresse und lassen exemplarisch die Musik von "Times Square" und "Girl In A Sling" erklingen:
Eine Platte, die sich nicht erst ganz allmählich erschließt, sondern von Anfang an als großer Wurf angelegt ist – was nicht bedeutet, dass sie tatsächlich gleich alle ihre Trümpfe auf den Tisch legt. POISON SEASON beginnt dementsprechend amtlich mit einer Ouvertüre – der ersten Tuchfühlung mit dem „Times Square“. Streicherwiege, Pianotupfer, ein sanftes Innehalten, Dan führt uns an der Hand. Warum uns dabei Jesus ganz außer sich, verheißungsvolle writings on the wall, blühende Rosen begegnen – das wird sich ja vielleicht noch zeigen. Oder auch nicht, denn Dan Bejar bleibt in seinen Lyrics so literarisch andeutungsreich, gleichzeitig verklärt und raffiniert, wie man ihn kennt. Merken muss man sich vorerst ohnehin nur diese Zeile: „You could fall in love with Times Square“. Genau in der Mitte der Platte lädt uns der „Times Square“ dann zum big Schwof ein, als Bowie-70s-Schunkler mitsamt glühender Leadgitarre und Saxofonsolo in beachtlicher Rücklage. „You could fall in love!“ Da ist es längst passiert. Und schließlich als Reprise nach 50 Minuten, mit verwehenden Geigen. Seufz.
Es ist oft geschrieben worden, dass Bejar etwas mit David Bowie am Laufen hat, mit dem frühen Bowie der ersten Alben, die man als „versponnen“ bezeichnen kann. Destroyer macht aber eigentlich etwas, das Bowie mit seiner letzten Single, „Sue (Or In A Season Of Crime)“, versuchte: Jazz und schwelgerische Orchestermusik mit Poesie zu verbinden. Während Bowie aber Scott Walker nacheifert und also die Dekonstruktion, wenn nicht Destruktion anstrebt, ist Bejar ganz der späte Romantiker, der amerikanische Musicals und Vaudeville, Barry Whites „Rhapsody In White“ und Isaac Hayes’ „Hot Buttered Soul“ zusammendenkt. Angesichts der musikalischen Pracht, der Percussion und der tropischen Schwüle von „Poison Season“ könnte man auch sagen: Der brasilianische Schamane Marcos Valle arrangiert die Harlekin-Lieder von Momus. Und wenn wir schon bei New York sind: Bei „Dream Lover“ tönt ein Saxofon, das an Bruce Springsteens Großstadt-Epen „Rosalita“ und „Kitty’s Back“ erinnert. Das beschwingte Arrangement von „Hell“ beginnt mit Streichern und Trompete wie bei Michael Nyman oder dem Penguin Cafe Orchestra und steigert sich dann zu einem wirren sinfonischen Finale – in drei Minuten.
Alles auf dieser grandiosen, in verschiedenste Jahrzehnte ausgreifenden Platte widersetzt sich dem Hit, bleibt lieber ins Detail verliebt als in Refrains - und ist genau in dieser zu Herzen gehenden Verzagtheit das Größte und Selbstgewisseste, was dieser erstaunliche Musiker bisher vollbracht hat.
Gleich dreimal kehrt er, jedes Mal signifikant variiert, an den "Times Square" des ersten Songs zurück, eine burleske Musical-Melodie aus der Broadway-Mottenkiste, in der Bejar das Wort "Square" so genüsslich zerdehnt wie einen süßen Kaubonbon. "Dream Lover" stürmt dann, mit kreischenden Saxophonen und peitschenden Drums quer über den Platz, als wäre es 1973 und Springsteens E-Street-Band eine Horde Straßenmusikanten. "Forces From Above" flüchtet vom Urbanen ins Exotische, als würden kühle Achtziger-Popper wie Talk Talk oder Scritti Politti zum Beat nu-yoricanischer Latino-Bands grooven. "Hell" schließlich evoziert mit sehnenden, zupfenden Streichern, die Zeit der Kutschen und Zylinderhüte: "Baby it's dawn, look what I've become: scum/ A relic, a satellite (…) It's hell down here", singt er, sich selbst plötzlich ertappend, beim Hineinträumen in die Schicksale, Dramen und Geräusche, die Times Square gesehen und gehört hat.
Destroyer live in Deutschland:
13.11.15 München – Kammerspiele
14.11.15 Köln – Luxor
15.11.15 Berlin – Lido
Es war einmal, vor langer Zeit (2009) in einem weit entfernten (Vereinigten) Königreich, dort wurden zwei junge Prinzessinnen (La Roux und Little Boots) als die Zukunft des Elektropop gehandelt und mit Single-Hit-Ehren bedacht ("In For The Kill", "Bulletproof", "Remedy").
So könnte die Geschichte von Victoria Christina Hesketh, besser bekannt als Little Boots, beginnen, doch leider hat diese nach einem märchenhaften Aufstieg kein Happy End genommen. Eigentlich für keine der beiden Pop-Protagonistinnen.
Little Boots konnte im weiteren Verlauf ihrer Karriere nicht an die Erfolge ihrer ersten Singles ("New In Town", "Remedy") und des Debütalbums "Hands", das in England auf Platz 5 der Charts kam, anschließen. "Nocturnes" strandete 2013 nur auf dem 45. Rang der Hitlisten, die Dame wurde von ihrer Plattenfirma fallen gelassen und von "Working Girl", auf Hesketh' eigenem Label veröffentlicht, wurden in ihrem Heimatland gerade einmal 1.425 Kopien in der ersten Woche verkauft, was nur für Platz 67 reichte.
Betrachtet man sich die durchschnittlichen Bewertungen der professionellen Plattenkritiker, zusammengetragen von Metacritic, so ist dieser Abstieg nicht nachzuvollziehen: Hier liegt "Working Girl" mit 64/100 Punkten nur knapp hinter "Hands" (68) und "Nocturne" (69).
"Working Girl" klingt in seinen besten Momenten nach dem, was Saint Etienne, Kylie Mnogue oder die Pet Shop Boys in den 90ern so präsentierten. Wer also auf eingängigen, synthetischen Pop (erweitert um House- und R'n'B-Elemente) steht, der sollte es einmal mit "Working Girl", an dem zahlreiche Produzenten, wie Ariel Rechtshaid (Madonna, Brandon Flowers), Peter Wade (Natasha Bedingfield, Kylie Minogue) oder Jas Shaw von Simian Mobile Disco, werkelten, versuchen.
Having been through the major label pop mill and taken the jelly fillets out of her stage gear, the classically-trained 30-year-old now runs her own label and knows whereof she sings. There are motivational numbers such as Get Things Done, with its great elastic-bass hook. But more often Hesketh is in the trenches. Against the Nineties club whumps of No Pressure, she notes: “The city treats you like a stranger/ Though you’ve been here a hundred times before/ Playing the game, you need a changer.”
There’s pouty fun (though little innovation) on Better in the Morning. Hesketh should take more risks. The most experimental track, Taste It, is the high point of an album that makes great commuting company.
The album keeps its BPM up and its personal stakes high, as Hesketh articulates the ennui of a high-powered life. “I don’t like where I am and my friends don’t understand,” she sings on “No Pressure”. On “Business Pleasure”, she asserts, “I’m not your girl in the machine.” And on “Better in the Morning”, she bounces through a sing-song melody to talk herself out of feeling defeated at the end of the day. The production is lively and fun throughout, but ringed with after-hours melancholy. Hesketh sings as if she’s trying to claw her way out of isolation, hoping for someone, anyone, to hear her.
Little Boots packs her share of sarcasm into Working Girl, but above all she insists fiercely on her own humanity. She arranges her insecurities on a familiar pop framework, her struggles and doubts laid bare. The chirping “Help Too” carries some of the heaviest lyrics Hesketh has written — it might be her most tender song yet. Boots has refined her technical skills and curation choices over the past two albums, but her biggest breakthrough on Working Girl is just how much she’s now willing to let us in.
From the title track to the deep-house "Heroine" and "Business Pleasure," the theme of feminine empowerment is threaded loosely throughout, though "Get Things Done," with its kitschy disco affectations and girl-power hook ("We know how to get things done!"), sounds less like a modern feminist anthem and more like the theme song to Amy Schumer's recent "80's Ladies" sketch.
And while the reggae-influenced keyboards and bouncy, early-'90s house bass of "The Game" provide some nifty nostalgia-triggering tricks that are ultimately in service of rather pedestrian melodies and lyrics ("Play that game, break that chain"), tracks like the standout "Help Too," a bittersweet electro ballad worthy of Robyn, display an understated sophistication and vulnerability: "Baby, let me know if you're cold, you can have my sweater/Call me up in pieces, I'll put you back together." It's in moments like these that Little Boots seems to have found the perfect fit.
1. Fast genau 3 Jahre nach der Veröffentlichung von "Wo es beginnt" stand "Kompass" am 14. August in den Plattenläden. Hinsichtlich der höchsten Chartpositionierung konnte das neue Album aber nicht mit seinem Vorgänger mithalten: Platz 5 statt Rang 2.
2. "Kompass" kann als Download, CD und Vinyl (in der limitierten Version als Doppel-LP mit CD) erworben werden. Wer etwas mehr Geld (ca. 40,- €) in der Tasche hat und sich über eine Bonus-CD, ein Kochbuch, eine Autogrammkarte und eine Kochschürze freut, der kann auch zur limitierten Fan-Box greifen.
3. Auf besagter Bonus-CD, "The Real Hits - Volume 1", sammeln Madsen Songs, die bei Proben entstehen und nicht direkt zur Band passen. Dieser Lieder (zwischen Schlager, Metal und Hip Hop) werden auch über die Seite The Real Hits unter Pseudonymen veröffentlicht.
Da Madsen ja auch nicht forever eighteen und grün sind, sondern gestandene Berufsrocker, wirkt das mitunter wie Alarmismus-ploitation, ja, Alarmismus-Porn. Etwas menschlicher kommen dagegen die holprigen Love-Texte oder der latent mackerige Kumpelkult rüber. Die machen zwar auch keinen Spaß, doch die Band wirkt irgendwie mehr bei sich. Die Kulisse von all dem findet sich dabei zugestellt von Gitarrenwänden aus der Kompressorhölle. Warum man als Indie-Punker 2015 so klingen möchte, wie es Accept Anfang der 80er immer versucht haben, wird wohl das Sound-Geheimnis des Zeitgeistes bleiben. Immerhin etwas, denn jedes Geheimnis tut diesem Album der dröhnenden Offensichtlichkeiten gut.
4. Vor ihrem sechsten Studioalbum fasste die Band ihre Karriere auf "10 Jahre Madsen live" zusammen. Dabei lag der Compilation ein tolles Konzept zugrunde: "Unter dem Motto "5 ALBEN - 5 NÄCHTE" präsentierte die Band an jeden Abend ein Album in kompletter Länge. Passend zur Bandkariere wurden die Clubs von Abend zu Abend größer: Molotow (Album: Madsen), Logo (Album: Goodbye Logik), Knust (Album: Frieden im Krieg), Gruenspan (Album: Labyrinth) und Markthalle (Album: Wo es beginnt). Es gab zahlreiche Gastauftritten anderer Künstlern wie König Boris von Fettes Brot, Thees Uhlmann, Porky von Deichkind u.v.m."
5. Als Vorbote erschien bereits am 12. Juni der Song "Sirenen" samt Video:
6. "Kompass" wurde in Berlin gemeinsam mit dem Produzenten Moritz Enders (Casper, Kraftklub, Revolverheld) aufgenommen. Letztendlich schafften es von über 40 Songs 12 auf das Album.
7. Einer der ausgemusterten Songs war vielleicht "Inkognito". Dieser findet sich nun im Soundtrack zum Kinderfilm "Rico, Oskar und das Herzgebreche" wieder:
Schnell fragt man sich: Wie weit darf Bruderliebe eigentlich gehen? Wann befreien Johannes und Sascha ihren Blutsverwandten an vorderster Front endlich von seinem Leid? Irgendwann muss doch auch mal Schluss mit lustig sein. Es ist ja nicht so, dass der gute Sebastian erst seit gestern das Aushängeschild mimt. Der Kerl versucht sich nun schon seit über zehn Jahren als Sänger der Band. Und was ist das Ergebnis? Texte mit dem Tiefgang eines Einweg-Tauchsieders, vorgetragen von einer Stimme, die klingt, wie ... ach, keine Ahnung. Das Getröte ist so dermaßen blutleer und melodiefremd, dass mir nicht mal eine passende Vergleichsohrfeige dazu einfällt.
Schnell macht sich Panik breit. Hektisch skippe ich mich durch die Tracklist. Meine Hoffnung: elf weitere Songs, die – Bitte! Bitte! – eine ähnlich aggressive Richtung einschlagen wie der Opener. Ich will mir nämlich gar nicht vorstellen, wie das "Stimmchen" im Rampenlicht wohl klingen mag, wenn der Background drei Gänge runterschaltet. Doch den Gefallen tut mir die Band natürlich nicht.
Zwischen durchaus gefälligen 'Wir covern ohne zuzugeben dass wir covern'-Momenten à la "Leichter", "Ich Trink Nur Eben Aus", "Fluten" und "Graue Welt" (Ace Frehley, Weezer, Green Day, Queens Of The Stone Age, Beatsteaks, Foo Fighters) geht es erwartungsgemäß auch diverse Male ruhiger zu. So präsentiert sich der Zweisamkeits-Filler "Küss Mich" umgeben von monotonem Piano-Geklimper, während der Titeltrack zwischen Indie-Polka und schlaffem Gitarrenpop hin und her pendelt.
Es geht aber noch schlimmer. Die beiden angezerrten Halbballaden "Unerreichbar" und "Über Die Berge" narkotisieren selbst eingefleischte Fernsehgarten-Dauergucker. Dass mit voluminösen Black-Sabbath-meets-T.Rex-Erinnerungen ("Leuchttürme") noch ein bisschen Boden gut gemacht wird, interessiert zum Finale hin nur noch am Rande. Zu tief sitzt der Stachel des Leids.
8. Als Single wurde der Song "Küss mich" ausgewählt. Mit diesem Titel werden Madsen Niedersachsen beim "Bundesvision Song Contest" vertreten.
9. Anker, Flamme und Friedenstaube - wie schön wäre doch ein Kompass gewesen! Zum schrecklichen Plattencover hatten zwei der Madsen-Brüder etwas zu sagen: „Außerdem war von Anfang an klar, dass auf keinen Fall ein Kompass auf das Cover soll.“ (Sebastian Madsen) (Warum eigentlich, "Sirenen" beginnt auch ganz platt mit Sirenengeheul!?) und "Wir finden vor allem, dass es sehr gut aussieht. Mit der Flamme und der Friedenstaube kann sich jeder ausmalen, was er darin sieht." (Sascha Madsen)
10. Madsen gehen mit "Kompass" auf Tour:
03.09.2015 Berlin | Room Service
27.10.2015 Hannover | Capitol
28.10.2015 Magdeburg | Altes Theater
29.10.2015 Münster | Skaters Palace
31.10.2015 Berlin | Columbiahalle
01.11.2015 Köln | E-Werk
03.11.2015 Frankfurt | Batschkapp
04.11.2015 München | Backstage Werk
05.11.2015 Wien | Arena
07.11.2015 Kaiserslautern | Kammgarn
08.11.2015 Karlsruhe | Substage
10.11.2015 Dresden | Alter Schlachthof
11.11.2015 Hamburg | Grosse Freiheit 36
12.12.2015 Linz | Posthof Großer Saal
13.12.2015 Graz | Orpheum
15.12.2015 Zürich | Dynamo
16.12.2015 Basel | Sommercasino
18.12.2015 Würzburg | Posthalle
19.12.2015 Erfurt | Stadtgarten
20.12.2015 Rostock | Mau Club
05.02.2016 Hamburg | Mehr! Theater am Großmarkt
So viel The Strokes war lange nicht. Eigentlich egal, ob man nun die ersten beiden Soloalben ("Yours To Keep", 2006, und "¿Cómo Te Llama?", 2008) von Albert Hammond, Jr. zum Vergleich heran zieht oder das letzte reguläre Album der Indierocker aus New York ("Comedown Machine", 2013), das (leicht umgewandelte) "This is it!"-Gefühl kam dabei nicht auf.
Doch auf "Momentary Masters" findet man den ein oder anderen Song - etwa "Drunched In Crumbs", "Coming To Getcha", "Razor's Edge" oder "Touché" - der einen an den minimalistischen Garagen Rock der Anfänge von The Strokes denken lässt. Das Problem dabei ist nur: Albert Hammond, Jr. ist als Sänger eben nicht Julian Casablancas und sein dünner, hoher Gesang nur wenig überzeugend. Man stelle sich einmal vor, Paul Banks würde den Opener "Born Slippy" singen! Noch nicht einmal die Bob Dylan-Coverversion "Don't Think twice" ist gesanglich besser als das Original.
Dass es aber mit der Stimme und Lässigkeit eines Casablancas allein auch nicht getan ist, zeigte dieser selbst letztes Jahr mit "Tyranny". Dann doch lieber "Momentary Masters" auflegen und hoffen, dass Julian Casablancas, Nick Valensi, Nikolai Fraiture, Albert Hammond, Jr. und Fabrizio Moretti gemeinsam noch einmal ein solch rückwärts gerichtetes Album aufnehmen, wie dieses hier.
Hübsch anzuhören und ungemein eingängig ist die Platte von Anfang bis Ende. Jeder Song ergibt für sich absolut Sinn und ist bis ins kleinste Detail schlüssig arrangiert. Dass Hammond, Jr. einen unverwechselbaren Sound hat, spricht für ihn. Dass er seine Komfortzone nur selten verlässt, allerdings nicht. Lied für Lied zieht "Momentary masters" vorbei, ohne wirklich bleibende Eindrücke zu hinterlassen. An cleveren Geistesblitzen mangelt es immerhin nicht: Kunstgriffe wie das Hochgeschwindigkeitsriff in der Bridge von "Caught by my shadow" oder der genial verpeilten Schrammelpart in "Touché" sind absolut liebenswert. Auch das blechern vorbeischeppernde "Side boob" lädt zum Mitwippen ein, wobei hier eine etwas voluminösere Produktion sicher nicht geschadet hätte.
Die größte Schwäche in Hammonds Songwriting ist dessen Vorhersehbarkeit. Viel zu selten retten geniale melodische Einfälle die Lieder vor der Mittelmäßigkeit. Wenn etwa "Coming to getcha" sich zum Refrain aufschwingt, kann man gar nicht anders, als zustimmend zu nicken. Viele Songs laufen jedoch ins Leere und rufen nicht viel mehr als ein Schulterzucken hervor: "Losing touch" besitzt etwa ein euphorisches Finale, der Weg dorthin ist jedoch mit reichlich Banalität gepflastert. Auch die Single "Born slippy" weckt in der federleicht dahinhüpfenden Strophe Hoffnungen auf Größeres, erstickt diese jedoch nachhaltig im erschreckend langweiligen Refrain.
Songs wie der atemlos stampfende Postpunkritt ‚Side Boob‚ oder das tropicale ‚Power Hungry‚ mit seinem abgedämpften Groove deuten zwar ausnahmsweise den so nötigen Schritt aus dem ansonsten so unverhohlen herrschenden Schatten von Hammond, Jr.’s Stammband an, wollen theoretisch Neues wagen, sind dazu praktisch aber nicht in der Lage und somit noch unerfüllender als all die aufgefahrenen Nähen zu potentiell nostalgischen Strokes-B-Seiten: der letzte Kniff, (das gewisse Etwas), die klippenspringenden Überraschungmomente, die genialen Funken, die ‚Momentary Masters‚ aus dem in ständige Relation setzenden Kurzzeitgedächtnis heraus heben würden, sie fehlen einfach. Alleine der markante Gitarrensound und die sehr routinierte Aufbereitung bewahren die 36 Minuten nicht davor, ein am Ende paradoxes Bild abzugeben, wenn die Platte einerseits durchwegs charmant und kurzweilig mit jedem Durchgang wächst, letztendlich aber trotzdem nur nichtssagend und gefällig plätschert. Die Kerne der Kompositionen entwickeln eben nur wenig Gravitation, und inmitten der Lyric-Standards bleibt vieles schlicht zu oberflächlich, denn hinter der mühelosen Ausstrahlung gibt es nur wenig zu entdecken, das für sich selbst stehend tatsächlich nachhaltigen Eindruck hinterließe.
So ist es geradezu ärgerlich, dass beispielsweise ‚Coming to Getcha‚ an sich ein großer, dramatischer Song hätte sein könnte, Hammond, Jr. dem Geschehen aber nicht nur wegen seiner limitierten Gesangsmöglichkeiten einfach nicht den nötigen und verdienten charismatischen Kick geben kann, den die Nummer bräuchte, um ihr ganzes Potential abrufen und zünden zu können. Weswegen ‚Momentary Masters‚ dann auch zu keinem Zeitpunkt die faszinierende Anziehungskraft eines ‚Tyranny‚ ausstrahlen kann, dafür aber wohl dennoch mehr Leute glücklich machen wird. In Summe wirkt das wie der auf eine extrem solide Basis gestellte, aber leergeräumte Rohbau, auf dessen Fundament Casablancas und Co. gut und gerne sogar das zuverlässigste Strokes-Album seit ‚First Impressions of Earth‚ erbauen hätten können.
Drinks hatte ich bereits in der Vorstellung von Sweet Baboos “The boombox ballads” erwähnt. Es handelt sich um ein Projekt der in Los Angeles lebenden Waliserin Cate Le Bon und des kalifornischen Gitarren-Freaks Tim Presley, der auch als White Fence auftritt.
In der Pressemitteilung wird Cate Le Bon als walisisches Landmädchen dem in San Francisco quasi auf der Straße aufgewachsenen Presley gegenübergestellt. Erstmals für ein Projekt vereint haben die beiden ein sehr rohes Debüt fabriziert. Wer dieses dauerhaft in entsprechender Lautstärke hört, sollte sich seinen Nachbarn zuliebe überlegen, tatsächlich Einsiedler zu werden. Das klingt schon wesentlich mehr nach Straße oder gar Garage denn nach walisischer Landidylle.
Während ich “Boombox ballads” noch als stellenweise “verschroben” beschrieb, muss ich für “Hermits on holiday” zu drastischeren Worten greifen: Bei diesem Experiment mit eingestreuten Gitarreninfernos sucht man Harmonien und Erlösung weitgehend vergeblich.
“Cannon mouth” und “Hermits on holiday” bieten dem geneigten Hörer m. E. den relativ gefälligen Einstieg.
Das ist mit Sweet Baboo, Cate Le Bons Drinks und H. Hawklines “In the pink of condition” ja schon so eine kleine “Welsh invasion” dieses Jahr. Da ist ja fast für jeden Geschmack etwas dabei.
Most of Hermits on Holiday is pretty spontaneous and free-form, but it rarely lapses into the stuff of jam-band nightmares. An interviewer recently asked Le Bon and Presley whether they intended Hermits
to be a psych album. "I don't even know what those words mean anymore,"
Le Bon replied. Instead, the pair play like kids trying to light a fire
with sticks and flint: there's a distant possibility something might
take, but really it's all about the thrill of scrubbing around in the
dirt.
10. Suede – Dog Man Star Live At The Royal Albert Hall (Box Set)
(04.09.15)
9. The Beta Band – Champion Vinyl (Vinyl Single) (18.09.15)
8. Elbow – Asleep In The Back (04.09.15)
7. a-ha – Cast In Steel (04.09.15)
6. Enno Bunger – Flüssiges Glück (18.09.15)
5. Duran Duran – Paper Gods (11.09.15)
4. Elbow – Leaders Of The Free World (04.09.15)
3. New Order – Music Complete (2LP, Clear Vinyl) (25.09.15)
2. Noel Gallagher’s High Flying Birds – Where The City Meets The
Sky: Chasing Yesterday: The Remixes (2LP) (25.09.15)
1. Beirut – No No No (Coloured Vinyl) (11.09.15)
Wer sich die Wartezeit auf neue Alben von Lana Del Rey (für "Honeymoon" gibt es zumindest mittlerweile einen Veröffentlichungstermin: 18. September) und Mates Of State (hier dient die "You're Going To Make It" EP als gelungene Überbrückungshilfe) versüßen möchte, der kann getrost zu "Lovers Know" greifen.
"All My Heart" wäre sicherlich ein Hit, stünde Lana Del Rey auf dem Plattencover und würde "Say Something" von ihr stammen, so könnte man all die bei "High By The Beach" genannten Einflüsse (Hip Hop, R&B, Trip Hop) auch nachvollziehen. Die Single "Semantics", "Orion" und "One Foot" könnten aufgrund des männlichen Backgroundgesangs, der dezenten elektronischen Beats und Keyboard-Klänge eher den Mates Of State zugeordnet werden. Oder The Postal Service, die Laura Burhenn 2013 auf Tournee begleitete.
The Mynabirds wurden von Burhenn 2009 gegründet und haben nach "What We Lose In The Fire We Gain In The Flood" (2010) und "Generals" (2012) nun ihr drittes Album bei Saddle Creek veröffentlicht. "Lovers Know" entstand im Verlauf eines Jahres, das Laura Burhenn auf Solo-Tour durch die USA und Südafrika und letztendlich mit dem Produzenten Bradley Hanan Carter in Studios in Los Angeles, Nashville und Auckland, Neuseeland, führte. Müsste man Vergleiche aus dem Saddle Creek Kosmos finden (ein Song heißt auch tatsächlich "Omaha"), dann wären dies vermutlich Bright Eyes zu "Digital Ash In A Digital Urn"-Zeiten oder Azure Ray auf einer Erkundungsreise durch die Sounds der 80er-Jahre.
The Mynabirds has always produced multifaceted, intricate indie pop songs, usually centered around Burhenn's rich, throaty voice and her keyboard, played sometimes for fizzy fun and sometimes for poignant melancholy. Lovers Know is certainly both multi-faceted and intricate, but it's also writ larger than anything else Burhenn has done with The Mynabirds. It relies heavily on a Casio keyboard, which lends an '80s ballad throwback feel to "All My Heart" and "Wildfire," tech-savvy, futuristic soundscapes to "Believer" and "Say Something," and a little of both to "Semantics" and the distinctly Sega-adjacent "Shake Your Head Yes." Burhenn's voice sounds well-traveled, due in part to her low vocal range and her restrained, deliberate delivery, but never crosses over into world-weariness. Lovers Know sounds like a collection of jewels, bright and eclectic, collected from points near and far, and Burhenn sounds like a wanderer who knows exactly where she's going.
Burhenn’s transience during her album’s creation was undoubtedly conducive to much of her communications with loved ones having been carried out in text – emails, text messages, tweets, and so on. Linguistic expression is a theme mined deeply on Lovers Know, from the self-explanatory “Say Something” and “Semantics” – where Burhenn shrewdly observes that she’d be a fool to “think that [her] semantics could break any rules” – to her concession of “changing my diction” in “Believer” or the non-verbal assent of “Shake Your Head Yes”. Just as on Generals, Burhenn is able to bridge the gap of the universal and personal in addressing the miscues, misinterpretations, and breakdowns that occur between us at all levels of personal relationship.
Running tandem to Burhenn’s more heavily introspective lyrical content, Lovers Know is a drastic departure from the eclectic ‘60s-flavoured, soul-inflected chamber pop of Generals. Interestingly, Burhenn’s remarkable vocal dexterity that allowed her to jump tempos and genres so easily there is still alive and well on Lovers Know, yet embedded here in a dense synthpop milieu. It’s a jarring sonic change – one that takes multiple spins to accustom yourself to yet rewards in spades due to Burhenn’s impressive arrangements. The only significant quibble arrives in the album’s closing third, which is bogged down by a trio of slow numbers in excess of five minutes each.
Während sich in Deutschland die Tonträger von Helene Fischer bereits mehr als neun Millionen mal verkauft haben, möchten wir viel lieber auf Hero Fisher und ihr Album "Deliver" hinweisen. Die in England geborene und in Frankreich aufgewachsene junge Dame heißt tatsächlich so und hat in Ladyhawke, Dave Rowntree (Blur) und Tom Fuse (The Horrors) bereits prominente Fürsprecher gefunden. Nachdem sie im April mit "Slipstream" eine erste EP veröffentlicht hatte, erschien kürzlich ihr Debütalbum.
Die 10 Titel von "Delivery" liefern emotionalen, düsteren Folk-Rock und wurden von Bradley Spence und Charlie Russell (alt-J, Kasabian, Beady Eye, Chapel Club) produziert und in London und New York aufgenommen. Wenn Hero Fisher auf die Frage, wer sie als Künstler inspiriert, mit PJ Harvey antwortet, so kann man dies auch auf ihrem Debütalbum hören. Und wenn sie folgendermaßen von den Auswirkungen der elterlichen, breit gefächerten Plattensammlung (Patti Smith, Jeff Buckley, Bob Dylan, The Undertones und Otis Redding) berichtet...
My parents had a big record collection, and would make mix tapes for the car. With them I learnt to love all kinds of genres. There’s never a "wrong" kind of music to listen to, as long as it makes you feel something [and] as long as it has soul.
... dann hat sie wohl noch nie die Musik von Helene Fischer gehört.
Hero Fisher indulges the most heart-on-sleeve, emotionally-wrought aspects of her canon to provide a track that’ll strike a chord with anyone ever left winded by a miscreant lover. “My life, you can take it/ You break my heart and mend it” she intones over the kind of wintery atmospherics that sound like they’re dragged from the wind-swept moors of Wuthering Heights. Moody, brooding stuff.
Whether in their songwriting, style of delivery or composition skills, some musicians just have a knack for drawing you in. Hero Fisher is that rare kind of artist able to count on all three cornerstones, peddling a captivating vocal delivery with empowering, emphatic lyrics and the slow drawl of a song kicking you in the gut.
Leider haben es drei der vier Titel der eingangs erwähnten "Slipstream" EP nicht aufs Album geschafft. Warum nur?
Dieses Jahr komme ich um Cate Le Bon nicht herum. Ich erwähnte die Musikerin aus Wales bereits als Produzentin des H. Hawkline-Albums “In the pink of condition”. Gestern kam “Hermits on holiday” auf den Markt, Le Bons Album welches sie mit Tim Presley als Drinks aufgenommen hat. Und mit “The boombox ballads” erschien letzte Woche das fünfte Album des Walisers Stephen Black, der seit dem Jahr 2003 als Sweet Baboo Musik veröffentlicht. Black und Le Bon sind befreundet und in Form des Songs “I just want to be good” trug die Dame auch zu diesem Longplayer bei.
Sweet Baboo möchte sich mit “The boombox ballads” vom Singer/Songwriter Image lösen. Das schafft er recht eindrucksvoll, indem er sowohl mit Songstrukturen als auch Instrumentierung mutig experimentiert. Das klingt dann häufig nach launigem Indiepop und stellenweise derart spleenig, das ich sogar die Genre-Bezeichnung “Indiejazz” hervorkrame.
Besonders toll finde ich den Opener “Sometimes”, das wunderbare Duett “You got me time keeping” mit Laura Byron (von Tender Prey) und “Tonight you are a tiger”. “The boombox ballads” ist ein stellenweise wunderbar verschrobenes Album mit vielen versteckten und einigen offensichtlichen Schönheiten. Wer sich von üblichen Singer/Songwritern gelangweilt fühlt, sollte sich mit “The boombox ballads” auseinandersetzen.
The Boombox Ballads isn’t for you if you like albums that
experiment with blends of genres, or whose themes and subjects range
widely. Each of the album’s songs are variations on the single theme of
romance, and all inhabit the genre of sophisticated pop.
Sweet Baboo’s gloriously eccentric back catalogue has nevertheless often hinted at the capacity to deliver a truly special record: a glorious, emphatic collection of songs showcasing his truly affecting vocal and knack for ridiculously insistent hooks. No further hints are required for, with ‘The Boombox Ballads’, Black has got there.
Das ist ja toll: Victoria Legrand und Alex Scally nehmen einem die ganze Arbeit ab und posten gleich selbst das Wissenswerte über ihr fünftes Album "Depression Cherry":
"In general, this record shows a return to simplicity, with songs structured around a melody and a few instruments, with live drums playing a far lesser role. With the growing success of Teen Dream and Bloom, the larger stages and bigger rooms naturally drove us towards a louder, more aggressive place; a place farther from our natural tendencies. Here, we continue to let ourselves evolve while fully ignoring the commercial context in which we exist."
Die Highlight platzieren Beach House mit "Levitation" und der Shoegaze-Single "Sparks" gleich zu Beginn der Platte, danach versinkt das Album in einen einlullenden, Trance-artigen Zustand. Also der passende Soundtrack für die Nachfolge von Julee Cruise in David Lynchs Fortsetzung von "Twin Peaks" oder die Traumsequenzen mit Zwerg vor rotem Samtvorhang, denn auch "Depression Cherry" kommt "packaged in a sumptuous red velvet sleeve". Offensichtlich eine Platte für einen anderen Ort.
Das Duo aus Baltimore beschenkt uns auch noch mit reichlich Zitaten (u.a. von der Schriftstellerin Banana Yoshimoto), die das Album beschreiben sollen. Vom deutschen Philosophen Arthur Schopenhauer haben sie sich aus den "Aphorismen zur Lebensweit" folgendes herausgesucht: "Meistens belehrt uns erst der Verlust über den Wert der Dinge." Viele Plattenkritiker ziehen passend dazu eine Parallele im Rückschritt zum Stil der ersten beiden Alben ("Beach House", 2006, und "Devotion", 2008) und rücken im Vergleich zu den Vorgängern ("Teen Dream", 2010, und "Bloom", 2012) mit eher bescheidenen Wertungen heraus: Metacritic steht aktuell nur bei bescheidenen 71/100 Punkten.
At its heart, ‘Depression Cherry' is an album about the wonder of true happiness, with space, or the infinite used as a metaphor for love. "From an empty sea, a flash of light" sings Legrand on 'Space Song', delivering the record’s key line. But it’s difficult to share the singer's awe when the musical backdrop sounds so tired. Finale ‘Days Of Candy’ is a cosmic hymnal using sci-fi synths and devotional choirs, but it’s too little, too late. This is one fairytale losing its magic in the retelling.
But between an arresting start and a lavish finish, the album loses steam. Billed as a back-to-the-basics approach, Depression Cherry is often languid and shapeless, its songwriting lacking the passionate force of 2012's breathtaking Bloom. The tuneful, uptempo "Wildflower" recovers some momentum by the final third, and also features Legrand's best stanza: "What's left you make something of it/The sky and what's left above it/The way you want nothing of it." Her characteristically apostrophic lyrics describe choosing an inner world over the outer world, with the implied danger of circling endlessly inside one's own head, chasing a mirage of infinite possibilities. Depression Cherry's flabby midsection finds Beach House similarly situated: treading repeatedly over the same ground, yielding diminishing returns.
(mit einem schönen Gimmick auf ihrer Homepage: der Setlist Creator. Man darf sich 3 Songs auswählen, die man gerne hören möchte. Die Frage ist nun, inwieweit diese Auswahl Einfluss auf die tatsächliche Setliste haben wird. Ob Christoph vom Konzerttagebuch uns etwas darüber berichten wird?)
Sachen gibt es! Denn das gab es bei Platten vor Gericht noch nie: Ein Split-Album. Auf der einen Seite der Platte befindet sich „We Go There Often“ von der aus Portland, Oregon stammenden Folk-Band Loch Lomond, von der wir viel zu selten neue Musik zu hören bekommen. Das letzte reguläre Album, „Pens From Spain“, stammt aus dem Jahr 2016, vor drei Jahren erschien digital die EP (oder das Mini-Album) „The Young“. Ähnlich viel (oder besser: wenig) neue Musik wird uns auch nun geboten: Vier neue Folk-Songs zu Piano, Cello, Klavier, Glöckchen und Harmoniegesang, eingebettet in drei kurze Instrumentals. „We Go There Often“ führt die versponnenen Klangwelten von „The Young“ weiter und entstand in sommerlichen Hinterhöfen, verwilderten Gärten und einem gemütlichen Wohnwagen, in dem Hühner unter den Füßen herumliefen. Wenn wir nur alle paar Jahre neue Musik von Loch Lomond zu hören bekommen, ist das vollkommen in Ordnung, wenn wir dafür mit so tollen Liedern, wie dem dramatischen „Driving ...
Mit ihrem Debüt „ Postindustrial Hometown Blues “ haben Big Special im vergangenen Jahr eine Schneise durch die britische Musiklandschaft geschlagen – irgendwo zwischen Wut, Working-Class-Poetry und Post-Punk. Nun legten sie unangekündigt mit „National Average“ nach und liefern ein Album, welches dem Vorgänger nicht nachsteht. Schon der Opener macht klar: Big Special bleiben laut, bleiben politisch, bleiben poetisch. Doch diesmal ist da mehr Raum für Melodie, für Nachdenklichkeit, für Zwischentöne. Die Produktion ist klarer, die Arrangements mutiger, die Texte noch immer voller Dringlichkeit. Und die Wut und das Engagement des Duos ist jederzeit spürbar. Besonders herausragend ist „Get Back Safe“. Ein Song, der sich wie eine Umarmung anfühlt in einer Welt, die oft nur mit den Fäusten spricht. Hier zeigt sich die Band von ihrer verletzlichen Seite, ohne an Kraft zu verlieren. Weitere Highlights des Albums sind "The mess", "Yes boss", "Shop music" und ...
Es gab eine Hip-Hop Band aus Portland, Oregon, namens Lightheaded, aber da deren letzte Veröffentlichung bereits fast zwei Jahrzehnte zurück lag, dachten sich Cynthia Rittenbach und Stephen Stec aus New Jersey möglicherweise, dass dieser hübsche Bandname nicht ungenutzt bleiben sollte. Also wurde 2017 mit wechselnden Mitstreitern eine Band gegründet, die sich dem LoFi-Indiepop verschrieb. Ihre Debüt-EP „Good Good Great!“ erschien 2023, gefolgt vom Album „Combustible Gems“ im folgenden Jahr. Ihr neuestes Werk trägt den Titel „ Thinking, Dreaming, Scheming “ und ist über Slumberland Records als CD und LP (green Vinyl) erschienen. In Europa ist das Album über das britischen Skep Wax Label erhältlich, was besonders spaßig ist, da sich auf diesem der Song „Me And Amelia Fletcher“ befindet, der dazu auch noch an Talulah Gosh denken lässt. Lightheaded sind sich also ihrer Indiepop-Traditionen bewusst, und nahmen die 10 Songs dem entsprechend zusammen mit Gary Olson (The Ladybug Transisto...
Eine weitere transatlantische Kooperation zwischen Slumberland Records und dem Skep Wax Label ist „ How Long Can It Last “ von Jeanines. Alicia Jeanine (Gesang, Gitarre) und Jed Smith (Bass, Schlagzeug, Produktion) taten sich vor mehr als einem Jahrzehnt in New York unter diesem Namen zusammen und veröffentlichten ihre Musik zunächst selbst. Dann wurden sie von Slumberland Records unter Vertrag genommen und es erschienen mit „Jeanines“ (2019) und „Don’t Wait For A Sign“ (2022) ihre ersten beiden Alben. Die Jeanines mögen ihren Indiepop schlicht und schrammelig sowie kurz und knackig, denn keiner der 13 Songs auf „How Long Can It Last“ dauert länger als 2:16 Minuten und insgesamt laufen auch nur zwei Lieder länger als zwei Minuten („To Fail“, „Coaxed A Storm“). Der DIY-Ethos wird vom Duo eben so hoch gehalten wie Referenzen an die 60er Jahre, an den etwas schrägen Gesang muss man sich als Neueinsteiger in die Musik der Jeanines erst einmal gewöhnen. Da reicht ein Hördurchgang des k...
10 Fakten zum neuen Album von Haim : 1. Da sich Danielle Haim 2022 von ihrem langjährigen Freund Ariel Rechtshaid getrennt hat, ist „I Quit“ das erste Album der Haim-Schwestern, das nicht von ihm produziert wurde. Diesen Job übernahmen nun Danielle Haim selbst, Rostam Batmanglij (Clairo, Carly Rae Jepsen, Vampire Weekend) sowie Buddy Ross (Frank Ocean, Bon Iver, Miley Cyrus). 2. Die Lieder wurden gemeinsam von Alana, Danielle und Este Haim sowie Rostam Batmanglij geschrieben. Tobias Jesso Jr. sowie Justin Vernon tauchen ebenfalls in der Liste der Komponisten auf. 3. Als erste Single wurde „Relationship“ ausgekoppelt - offensichtlich ein älterer Song, denn bei diesem wird auch Ariel Rechtshaid als Komponist genannt. Der Song erreichte Platz 23 der US Rock Charts, in deren Top 20 das Trio nur mit „Want You Back“ (2017) und „Now I’m In It“ (2019) kam. Mit „Everybody's Trying to Figure Me Out“, „Down to Be Wrong“ und „Take Me Back“ gab es vor der Albumveröffentlichung drei weitere Si...
10 Fakten zum neuen Album von Wet Leg : 1. Das 2019 von Rhian Teasdale (Gesang, Gitarre) und Hester Chambers (Gitarre, Gesang) gegründete Duo Wet Leg ist nicht länger ein Duo. Die bisherigen Live Musiker Henry Holmes (Schlagzeug), Josh Mobaraki (Gitarre, Synthesizer) und Ellis Durand (Bass, Gesang) sind nun vollwertige Mitglieder der Band. 2. Beim ersten Album von Wet Leg stammten die Songs größtenteils von Rhian Teasdale allein, nur gelegentlich waren auch Hester Chambers oder (noch seltener) Josh Mobaraki als weitere Komponisten vermerkt. Auf „Moisturizer“ tauchen vier Mal Teasdale und Durand zusammen als Songwriter auf. Aber auch Henry Holmes und Josh Mobaraki werden mehrmals zusammen mit Teasdale gennant. Überraschend ist, dass Hester Chambers gleich zwei Songs allen schrieb („Pond Song“, „Don’t Speak“). 3. Wie beim Vorgänger gibt es 12 Songs zu hören, die Laufzeit von „ Moisturizer “ (38:22 Minuten) ist marginal länger als bei „Wet Leg“ (36:27 Minuten). 4. Es war kein Aprilscherz,...
Die erste Vorladung (XII-MMXXV) Personalien: Der vollständige Name des australischen Wahlberliners J Mahon lautet Jarrod Michael Mahon. Tathergang: Nachdem er sich bereits in jungen Jahren seine ersten Sporen im australischen Musikbusiness verdient hatte, unterschrieb Mahon im Alter von 18 Jahren seinen ersten Verlagsvertrag und zog 2019 nach Berlin. Dort fasste er schnell Fuß und veröffentlichte 2023 mit „Everything Has A Life“ sein Debütalbum. Der Nachfolger trägt den Titel „Begin Again, Again“, entstand innerhalb eines Jahres und wurde mit Syd Kemp (Ulrika Spacek) als Co-Produzent und Toningenieur in London aufgenommen. Jason Mitchell (PJ Harvey, XTC, Aldous Harding) übernahm das Mastering der 12 Titel, die als CD und LP ( black Vinyl ) erhältlich sind. Plädoyer: In Erinnerung an die Zeit als Teenager, in der er Stunden mit Kopfhörern im Bett verbrachte und Alben hörte, während er an die Decke starrte und sich über die Zukunft Gedanken machte, wollte Mahon ein Album schaffen, dass ...
Es führt kein Weg dran vorbei, weder verschweigen noch ignorieren funktioniert, also müssen wir uns der Tatsache stellen: „Då Som Nu För Alltid“ ist das zwölfte und letzte Album von Kent . Wenn ich dieser traurigen Tatsache schon ins Auge sehen muss, dann ist heute ein guter Tag dafür, denn ich steige in einen Flieger in die schwedische Heimat der Band. Eigentlich bin ich dann einige Monate zu früh in Stockholm, denn die Abschiedstournee von Kent findet erst in den letzten Monaten des Jahres statt - leider nur in Skandinavien und die Tickets waren schneller ausverkauft, als dass ich einen winterlichen Konzertreise-Entschluss fassen konnte. Warum nur Skandinavien? Ein Blick auf die Chart-Platzierungen von „Då Som Nu För Alltid“ gibt die Erklärung: Dänemark #13, Finnland #3, Norwegen # 5 und Schweden #1. Also bleibt mir nichts anderes übrig, als in der nächsten Woche die neu aufgelegten Schallplatten von Kent in Stockholm zu kaufen und Konzerte von Sigu...
Es läuft für Fans von Propaganda! Nachdem sie seit 1990 auf neue Musik der Synthpop-Band aus Düsseldorf warten mussten, ging es in den letzten Jahren Schlag auf Schlag: 2022 veröffentlichten Claudia Brücken und Susanne Freytag unter dem Namen xPropaganda das Album „ The Heart Is Strange “ und letztes Jahr erschien „ Propaganda “ von Ralf Dörper und Michael Mertens, die möglicherweise mit Albumtitel und Bandnamen klarstellten wollten, wer die Namensrechte besitzt. Die Stimme von Propaganda, Claudia Brücken , ist mittlerweile 61 Jahre alt und hatte zuletzt 2014 mit „ Where Else… “ und 2018 zusammen mit Jerome Froese „ Beginn “ über Cherry Red Records veröffentlicht. Ihr viertes Soloalbum trägt den Titel „Night Mirror“ und entstand zwischen 2023 und 2025 in London mit dem renommierten Produzenten John Williams (The Housemartins, Alison Moyet, Blancmange, Simple Minds) und unter Mithilfe zahlreicher Gastmusiker von The Lighthouse Family oder Kaiser Chiefs sowie Orlando Weeks (Th...
Grübeln die Plattenrichter bereits über ihren persönlichen Top 30 Listen, die sie hier um die Weihnachtstage herum präsentieren werden, bevor am 31. Dezember unser gemeinsames Album des Jahres verkündet wird? Vielleicht gelingt es Black Swan Lane auf den letzten Drücker noch, die ein oder andere Bestenliste durcheinander zu würfeln… „Blind“ lautet der Titel des zehntes Studioalbums des Projektes von Jack Sobel, welches er 2007 ins Leben rief und eigentlich 2013 nach dem fünften Album wieder beenden wollte. Der Alternative Rock von Black Swan Lane wird auf den 13 Songs, die am 6. Dezember veröffentlicht wurden, durch Klavier, subtile Streichinstrumente und ein paar Bläser erweitert, schielt auch einmal zum 80er-Wave herüber, kann in der Gothic Disco nach The Mission laufen oder findet in einer Playliste seinen ihm angedachten Platz direkt hinter Sophia.