Revision: Inspiral Carpets



Heute feiern wir den 35. Geburtstag von "Life" und ehren aus diesem Anlass die Inspiral Carpets mit einer Revision.  



"Life"

1990, Mute Records (12 Songs, 40:00 Minuten)

Dirk:
Schon gewusst, dass es sich bei "Life" um das eigentlich zweite Album der bereits 1983 gegründeten Inspiral Carpets handelt? Rund ein Jahr zuvor war bereits "Dung 4" erschienen, jedoch noch ohne Unterstützung von Mute Records auf dem bandeigenen Label Cow - und das auch nur als Kassette. Und natürlich noch mit dem ursprünglichen Sänger Stephen Holt. Erst 2014 sollte "Dung 4" auf CD und LP wiederveröffentlicht werden. Die besten Songs wurden später mit ihrem neuen Sänger Tom Hingley (eine echt gute Entscheidung) auch neu und professioneller aufgenommen und als Single veröffentlicht ("Joe") oder mit auf "Life" gepackt ("Inside My Head", "Sun Don't Shine"). 
Schon gewusst, dass ich großer Fan der Inspiral Carpets war und selbstverständlich auch deren "Cool as Fuck" T-Shirt mein Eigen nennen durfte? Durch The Stone Roses schwappte die Madchester-Welle Anfang 1990 auch bis zu mir und brachte mir die bis heute währende Begeisterung für The Charlatans und James sowie einige weniger gut gealterte oder kurzzeitige Bands (Happy Mondays, Northside...). Aus der Madchester-Szene und dem Debütalbum der Inspiral Carpets ragen selbstverständlich deren Singles "This Is How It Feels" und "She Comes In The Fall" heraus. Der Großteil des Albums besteht aus schnellen, schnörkellosen Rock-Songs mit dominanter Orgel.      

8,5 Punkte


Ingo:
“Move” und “Directing traffic” sind für mich die Hits auf dem Debüt. Mit diesem lieferte die Band auch das stärkste Album gleich zu Beginn ihrer Karriere ab. 

8 Punkte


Oliver:
In der Liste meiner Lieblingsalben des Jahres 1990 erreicht “Life” knapp einen Platz in den Top 20. Zur illustren Nachbarschaft in diesem Bereich gehören auch The Charlatans oder The Soup Dragons. Weiter vorne in der Liste tummeln sich unter anderem Ride, The Heart Throbs und Carter USM. Letztere haben eine tolle Cover-Version des Inspiral Carpets Songs “This Is How It Feels” aufgenommen und ich habe mich im Vorfeld dieser Revision gefragt, welche Version ich wohl öfter gehört habe. Gefühlt würde ich sagen Carter USM, vor allem da dieser DJ in dieser Backstage-Disco gerne diese Version gespielt hat – zumindest in meiner Erinnerung. So oder so ein großartiger Song. Das Album erhält …

8 Punkte


Torsten:
Oliver, das mit diesem DJ habe ich ähnlich in Erinnerung. Ich mag mich gar nicht festlegen, welche “This is how it feels”-Version bei mir häufiger lief. Sie laufen beide immer noch recht häufig. Meine Highlights auf dem Album sind der eben genannte Song, “She comes in the fall”, “Sun don’t shine” , “Move” und “Sackville”.  

8 Punkte


Gesamturteil: 8,125 Punkte





"The Beast Inside"

1991, Mute Records (10 Songs, 56:11 Minuten)

Dirk:
Fast auf den Tag genau ein Jahr nach "Life" steht "The Beast Inside" in den Plattenläden. Und trotz des kurzen zeitlichen Abstandes klingt das zweite Album der Inspiral Carpets deutlich anders als sein Vorgänger: Die schnellen, schnörkellosen Rock-Songs mit dominanter Orgel muss man mit der Lupe suchen ("Caravan", "Grip"), stattdessen gibt es häufig langatmigen, getragenen Soundscape-Rock mit dominanter Orgel. Waren auf "Life" die Songs in der Regel in 3 Minuten auserzählt, dauern mehr als Hälfte der Songs auf "The Beast Inside" länger als 5 Minuten, das sphärische "Niagara" läuft über 7 Minuten und "Further Away" ist ein fast 14-minütiges Biest. Diesen Wandel hatte bereits die zwischen den Alben veröffentlichte "Island Head" EP angedeutet. Deren "Biggest Mountain" (mit seinem "Golden Brown"-Zitat) hätte "The Beast Inside" noch gut zu Gesicht gestanden.      

8 Punkte


Ingo:
Im Jahr, in dem Grunge im Mainstream ankam, war für “The beast inside” nicht viel zu gewinnen. Auch rückwirkend gibt es bei mir keinen Platz in einer Bestenliste. 

7 Punkte


Oliver:
Einen Platz in meinen Top 20 des Jahres 1991 belegen die Inspiral Carpets mit “The Beast Inside” nicht. Das zweite (bzw. je nach zählweise dritte) Album kommt nicht ganz an den Vorgänger heran. “Sleep Well Tonight” ist in meiner Welt allerdings ein kleiner Hit.

7 Punkte


Torsten:
Aufgrund von Taschengeldknappheit landete das Album 1991 bei einer Musikshoppingtour unter anderen Alben als Second-Hand-CD in meinem Rucksack. Beim Anhören zu Hause schraubten sich vor allem die schönen Intros in meinen Gehörgang. Gerade die Klanglandschaften auf “The Beast Inside” hatten es mir damals angetan (und tun es heute noch). Das Album ist dadurch vielseitiger als sein Vorgänger geworden und wirkt gereifter.

8,5 Punkte


Gesamturteil: 7,625 Punkte





"Revenge Of The Goldfish"

1992, Mute Records (12 Songs, 43:23 Minuten)

Dirk:
Mein liebstes Album der Inspiral Carpets steckt in einer Plattenhülle, für die sich die Band das Foto einer Installation namens “Revenge Of The Goldfish” von Sandy Skoglund borgten. Obwohl hier ein Hit den nächsten jagt, das Quintett zum Konzept der größtenteils schnellen, schnörkellosen Rock-Songs mit dominanter Orgel zurückkehrte und “Dragging Me Down” ihr größter Single Hit (#12) werden sollte, enttäuschte das dritte Album mit Platz 17 in den UK Charts, nachdem “Life” und “The Beast Inside” zuvor die Plätze 2 und 5 erreicht hatten.  

9 Punkte


Ingo:
Ein sehr homogenes Album. Die Rockorientierung lief eigentlich in meine Richtung. Trotz vieler starker Songs fehlt insgesamt der "Wow"-Moment, um "Life" als bestes Album der Band abzulösen. Trotzdem die gleiche Wertung.

8 Punkte


Oliver:
Die Hit-Dichte wird wieder höher. Zu “Generations”, “Bitches Brew” und “Dragging Me Down” haben wir dann auch endlich mal ausgiebig auf einem Konzert abtanzen können. Und “Two Worlds Collide” ist sowieso einer meiner liebsten Songs der Inspiral Carpets.

8,5 Punkte


Torsten:
Und wieder eine musikalische Weiterentwicklung. Die rockigere Ausrichtung hat mich persönlich aber nicht dazu bewogen, mehr Punkte zu ziehen. Im Ohr geblieben sind mir natürlich “Dragging me down” und “Two worlds collide”.

8 Punkte


Gesamturteil: 8,375 Punkte





"Devil Hopping"

1994, Mute Records (12 Songs, 44:38 Minuten)

Dirk:
Das vierte Album der Inspiral Carpets innerhalb von weniger als vier Jahren sollte ihr letztes werden. Zumindest mit ihrem Sänger Tom Hingley. “Devil Hopping” erreichte erneut die Top Ten (#10) und zudem schaffte die Band aus Oldham in der Nähe von Manchester insgesamt zehn Top 40 Singles - für Mute Records offensichtlich nicht genug, denn das Label ließ sie fallen, woraufhin sich die Band auflöste. Entlassen gehörte auf jeden Fall der Mensch, der dieses Artwork zu verantworten hatte.
Der größtenteils schnelle, schnörkellose Rock mit dominanter Orgel von “Devil Hopping” ist noch etwas rockiger geraten als bei seinen Vorgängern, hat aber nicht nur Killer wie “Saturn 5” oder “Uniform”, sondern auch jede Menge Filler zu bieten.

7,5 Punkte


Ingo:
In den schlechtesten Momenten klingen die Inspiral Carpets nach einer gar nicht mal so guten INXS-Imitation. Die meisten dieser und weitere nicht so tolle Momente finden sich auf “Devil hopping”. 

6 Punkte


Oliver:
Eine (Weiter-)Entwicklung ist dieses Album trotz einiger starker Singles leider nicht. Die schon von Dirk erwähnten “Saturn 5” und “Uniform” stechen positiv heraus.

7 Punkte


Torsten:
Mein CD-Regal erlebt seit Jahren ein eher tristes Dasein. In meine Plattensammlung hat sich “Devil Hopping” nicht einfinden können und schmollt daher als relativ selten gespielte CD vor sich hin. “Saturn 5” ragt heraus und füllte bei besagtem DJ verlässlich die Tanzfläche.

7 Punkte


Gesamturteil: 6,875 Punkte





"Inspiral Carpets"

2014, Cherry Red Records (12 Songs, 47:47 Minuten)

Dirk:
Eine Reunion mit Tom Hingley währte in diesem Jahrtausend zwar einige Jahre, neue Musik wurde aber zunächst keine veröffentlicht. Über den Ausstieg (oder Rausschmiss) des Sängers kursieren unterschiedliche Aussagen, je nachdem, wen man fragt.
2011 holte sich das verbliebene Quartett nach 22 Jahren seinen ursprünglichen Sänger (1983-1989) Stephen Holt zurück ins Boot und nahm “Inspiral Carpets” auf. Man erkennt deutlich, dass es sich um die Inspiral Carpets handelt (größtenteils schneller, schnörkelloser Rock-Songs mit dominanter Orgel), aber Holt ist eben nicht Hingley und “...” (hier einen beliebigen der 12 Songs des Albums einsetzen) ist noch lange kein “...” (hier nahezu jeden ihrer Songs aus den 90er Jahren einsetzen).

7 Punkte


Ingo:
Eine der musikalisch tollsten Disconächte meines Lebens erlebte ich 2014 in Manchester. DJ an dem Abend war Clint Boon. In dem Jahr vergab ich 8 Punkte. Nun im Rückblick und im Vergleich mit dem Debüt korrigiere ich leicht. 

7,5 Punkte


Oliver:
Ingo korrigiert um einen halben Punkt nach unten – ich um einen halben nach oben. Volker hat das Hitpotential ja damals schon erkannt. Ob er wieder bei 9 Punkten landet? Von mir kommen …

7,5 Punkte


Torsten:
Leider keine Songs mit Hitpotential. Lässt sich alles ganz nett anhören, aber bei mir bleibt nichts hängen. Instrumental mit Wiedererkennungswert, stimmlich nicht.

6,5 Punkte


Gesamturteil: 7,125 Punkte

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