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Jazziges Sound-Experiment, Klang-Kakophonie oder einfach nur fast vier Minuten vergeudete Lebenszeit? Glücklicherweise ist nicht alles auf „...


Jazziges Sound-Experiment, Klang-Kakophonie oder einfach nur fast vier Minuten vergeudete Lebenszeit? Glücklicherweise ist nicht alles auf „Memorial Waterslides“ so wie der Titelsong geraten. Und mit „Lamplighter“ gelingt Verity Susman und Matthew Simms, die gemeinsam als Memorials musizieren, durchaus ein erinnerungswürdiger kleiner Hit. 


 


Ähnlichkeiten zu Stereolab oder Broadcast sind bei diesem schrägen und wilden Wechsel zwischen Krautrock, Avantgarde-Folk, experimenteller Electronica und Psychedelic-Pop sicherlich beabsichtigt. 

„Memorial Waterslides“ ist das Debütalbum des Duos aus Canterbury und als CD und LP (pink Vinyl) erhältlich.

Memorials in Deutschland:
19.01.25 Berlin, Kantine am Berghain
20.01.25 Hamburg, Nachtasyl
21.01.25 Köln, Bumann & Sohn


Tracks like "Name Me" and "I Have Been Alive" are majestic and mighty, positioning Susman's tender vocals against waves of thundering drums, honking saxes, and horror movie organs; the title track is a doomy mix of avant-garde soundtrack noises and overdriven noise rock that is downright scary; and "Book Stall" creeps along slickly like Broadcast, only with an oozing dread and a sinking feeling that the tape the song was recorded on is slowly disintegrating. Even the tracks that have a little more positive energy driving them forward -- like the album-opening "Acceptable Experience," which has a nice Stereolab feel -- have darkness lurking just behind the curtains. On that song, it's made manifest by the ripping guitar solos; on others, it's the looped found sounds ("Lamplighter"), out-of-nowhere steampunk breakbeats ("Cut It Like a Diamond"), or glitchy shards of sax and vocals ("False Landing"). It's clear that the pair have immense skills as crafters of ambience and setters of mood; they are also wizard-level good at weaving kaleidoscopic strands of influences together into a brilliant, fascinating fabric. The result is the kind of record that's almost impossible to stop listening to once one begins. It flows together so perfectly, and the mood is so tense and unbroken, that it feels wrong to be diverted in any way. 


 


 




Am 1. April jährte sich die Gründung der Einstürzenden Neubauten zum 44. Mal. Blixa Bargeld und N.U. Unruh waren seit der ersten Stunde dabe...


Am 1. April jährte sich die Gründung der Einstürzenden Neubauten zum 44. Mal. Blixa Bargeld und N.U. Unruh waren seit der ersten Stunde dabei, Alexander Hacke stieß kurze Zeit später noch als Teenager hinzu. Rudolph Moser und Jochen Arbeit sind somit die neuesten Zugänge im Lineup - sie sind seit 1997 in der Band. 

Neben den regulären Studioalben erschienenen zahlreiche Compilations, Remix- und Live-Alben, Soundtracks sowie spezielle Veröffentlichungen für ihre Supporter, außerdem gab es immer wieder Platz für experimentelle Werke, wie beispielsweise die achtteilige Musterhaus Serie. 
„Rampen (Apm: alien pop music)“ deckt nun gleich mehrere dieser Bereiche ab, denn die 15 Stücke, die 75 Minuten laufen, beruhen auf so genannten „Rampen“, öffentliche Improvisationen der Band, die sie auf ihrer letzten Tournee im Zugabenteil aufführten, die nun im Studio weiter geführt wurden, ohne ihre avantgardistisch-experimentelle Hülle abzustreifen und ihren monoton-fragmentarischen Zustand zu verlieren.

Rampen (Apm: alien pop music)“ ist als Doppel-CD und -LP (black Bio Vinyl, yellow Vinyl in der Deluxe Auflage) erhältlich. 

06.09.24 München – Muffathalle
09.09.24 Berlin – Columbiahalle
14.09.24 Köln – E-Werk
15.09.24 Hamburg - Elbphilharmonie
08.10.24 Frankfurt - Batschkapp
10.10.24 Hannover - Capitol
17.10.24 Leipzig - Haus Auensee


Ein Hauch von Vergänglichkeit, wenn nicht Abschied, liegt über dem Album, am deutlichsten im melancholisch leisen „Before I Go“. Doch schon das folgende „Isso isso“ schwingt wieder muskulös und auf den Punkt. In „Besser isses“ geht es um die notwendige Trennung von einem unangenehmen Partner – musikalisch eines der besten Stücke des Albums, kratzig wie eine Stahlbürste, aber voller Vitalität. Auch das rätselhaft mystische „Pestalozzi“ sticht heraus, ebenso das leise irrlichternde „Gesundbrunnen“. Abgesehen vom unnötig prätentiösen Titelzusatz „(apm: alien pop music)“ ein gelungenes Album von einer in Würde alternden Band.


 


So mäandert die Musik scheinbar ziellos, irrt durch Klanglabyrinthe auf immer höhere Level, auf denen es immer wieder neue Wort-Rätsel zu lösen gibt wie in einem Adventure-Game für literaturbeflissene Ex-Punks. Aber dass man das alles nicht so super ernst nehmen muss, signalisiert Bargeld dann spätestens mit seinem ersten Song in breitem Berlinerisch: Eine von Fieber geschüttelte Gitarre lärmt durch „Ick wees nich (noch nich)“, und Bargeld offenbart seine und unser aller Ratlosigkeit: „Und allet hat sich uffjelöst / Wat nu?“




Passend zum Künstler und dem Albumtitel beginnt „Outside Problems“ mit Vogelgesang, doch danach gibt es kein weiteres Gezwitscher, weder von...


Passend zum Künstler und dem Albumtitel beginnt „Outside Problems“ mit Vogelgesang, doch danach gibt es kein weiteres Gezwitscher, weder von Bird noch von anderen Vögelchen. 

Die acht Songs sind instrumental gehalten und zeigen das Konzept, welches Andrew Bird bereits gern auf dem Vorgänger umgesetzt hätte, nämlich mit Geige (oder anderen Saiten-Instrumenten), Verstärker und Loop-Station ins Freie zu gehen, um dort stundenlang zu spielen und die freien Improvisationen direkt aufzunehmen. Nun bekommen wir das musikalische Rückrat von dem im letzten Jahr veröffentlichten „Inside Problems“ zu hören, zu welchem der Multi-Instrumentalist abends auf dem Sofa zur Gitarre noch Texte ersann und die Songs später mit kompletter Band einspielte.

Dem Einwand „Gesang hin oder her, aber ein Andrew Bird Album ohne Pfeifen kann kein richtiges Andrew Bird Album sein!“ kommt der Künstler zuvor und tiriliert am Ende bei „Mo Teef“ doch noch. 

Outside Problems“ ist als CD und LP (black Vinyl) erhältlich.


 


Listeners can challenge themselves to see how many parallels they can spot between the two albums while experiencing the magic that is the musical improvisation in “Outside Problems.”

Many of the tracks feature a fairly simple-sounding formula that starts with a minimalistic violin-plucking pattern. After a couple of rounds, Bird builds on the theme, layering complementing plucking patterns or putting his bow to the string. “Mancey” and “What We Saw” are perfect examples.

Musical improvisation can be a tricky art form, but Bird makes it sound easy, making this album a real treat.







Blur sind wieder zurück, 8 Jahre nach ihrem letzten gemeinsamen Konzert. Aus einem Konzert in London wurden zwei, dann wurden nach und nach ...


Blur sind wieder zurück, 8 Jahre nach ihrem letzten gemeinsamen Konzert. Aus einem Konzert in London wurden zwei, dann wurden nach und nach sechs (Festival-)Auftritte vor und fünf nach diesem Termin bekannt gegeben. Deutschland ist aktuell nicht dabei.

Ob es nach „The Magic Whip“ (2015) auch neue Musik von Blur geben wird, ist bisher nicht durchgesickert. Irgendwo habe ich die Aussage von Dave Rowntree gelesen, dass dies wohl maßgeblich an der Entscheidung von Graham Coxon liegen soll. 

Aktuell legt Coxon, dessen Produktivität sich durchaus mit der von Damon Albarn messen kann, nach zahlreichen Solo-Alben, Kooperationen und dem Nebenprojekt/der Supergruppe The Jaded Hearts Club (u.a. mit Matt Bellamy und Miles Kane) das Ergebnis eines weiteren Projektes vor: The Waeve.

Gemeinsam mit der Sängerin Rose Elinor Dougall, die früher Mitglied bei The Pipettes war und drei Soloalben veröffentlicht hat, veröffentlichte er im letzten April den Track „Here Comes The Waeve“, dem später noch „Something Pretty“ und „Can I Call You“ folgen sollten. Auf das ebenfalls „The Waeve“ betitelte Debütalbum nahm das Duo jedoch nur die letzte Single. Material scheinen die beiden Musiker also ausreichend zu haben, denn neben diesen 10 Songs, von denen die Hälfte die 5-Minuten-Marke locker durchbricht, konnten sie noch 4 weitere für eine bei Rough Trade 
exklusive EP bereit stellen.

„Everything goes“ war möglicherweise das Motto für das von James Ford (Arctic Monkeys, Florence and The Machine, Foals, HAIM) produzierte Album: Graham Coxon greift gern einmal zum Saxophon, einem der ersten Instrumente, das er in den 80ern erlernte, oder zur Cister, einem mittelalterlichen Zupfinstrument, Rose Elinor Dougall spielt Piano oder einen modularen ARP 2000-Synthesizer, den Gesang teilen sich beide und The Elysian Quartet sorgte bei 6 Liedern für die Streicher-Untermalung. The Waeve experimentieren auf ihrem Debüt mit Avantgarde, Folkrock, Kammerpop, Krautrock, Dreampop sowie Prog-Rock und finden manchmal dabei einfach kein Ende. So unterschiedliche Künstler wie Talk Talk, King Crimson, Van der Graafsche Generator, Broadcast oder Penguin Cafe Orchestra werden als Einflüsse für das Album genannt.

„The Waeve“ ist als CD, Kassette und LP (black oder green Vinyl) erhältlich.


Der Album-Opener „Can I Call You“ schwebt zunächst dank Dougalls nachtschattiger Vocals im Dream-Pop-Himmel, nach zwei Minuten ein Break, der Motorik-Beat dreht auf, Coxon singt und holt neben der Fender Telecaster auch sein Saxofon raus.
So teilen sich die beiden zehn Songs, mal schnappt er sich das Mikro, mal sie, mal im Duett. Ein eklektischer Trip durch Power Pop, New Wave, Dream Pop, Kraut und Folk mit viel Saxofonheulen, Gitarrenplärren und Streicherdrama. Leider, so muss man sagen, hat das Duo die Mangelware ans Ende gekehrt und pro Song in Folge eine Schippe Cheesyness draufgeschaufelt: Im letzten Album-Drittel trödelt es allzu ermüdend vor sich hin. Bleibt uns die abenteuerliche Energie der übrigen zwei Drittel, und das ist ja auch viel wert.


 


Da ist „Over And Over“, eine impressionistische Ballade, die wehmütig und detailversessen auch Platz für ein bisschen Bar-Jazz hat. Da ist das somnambule „Sleepwalking“, durch das ein Echo von Taylor Swifts „Shake It Off“ hallt. Da ist das symphonisch inszenierte Mini-Epos „Drowning“, das mit Xylofon-Arpeggios, dezenten Dissonanzen, Bläserakzenten und Minimal-Music-Anspielungen spielt und sich über einem ungeraden Beat ausbreitet, der ganz kurz zum Walzer wird. Und da ist „Someone Up There“, das zackig den New Wave der 80er-Jahre verarbeitet.





10 Fakten zum neuen Album von Björk : 1. Wenn man Björks Kinderalbum „Björk“ (damals war sie 12 Jahre alt) sowie das jazzige „Gling-Gló“ (al...


10 Fakten zum neuen Album von Björk:

1. Wenn man Björks Kinderalbum „Björk“ (damals war sie 12 Jahre alt) sowie das jazzige „Gling-Gló“ (als Björk Guðmundsdóttir & tríó Guðmundar Ingólfssonar) außen vor lässt, ist „Fossora“ das zehnte Soloalbum von Björk. Und auch mit diesem Album bleibt die Isländerin ihrem englischen Indie-Label One Little Independant Records (früher One Little Indian) treu.

2. Den Albumtitel hat sich Björk selbst ausgedacht. Es ist die ungrammatische weibliche Form des lateinischen Begriffs Fossor und bedeutet in ihrer Fassung Gräberin oder Totengräberin. Für das Artwork arbeitete Björk wieder einmal mit James Merry zusammen, einem in Island lebenden englischen Künstler, der seit 2009 in alle visuelle Konzepte von Björk involviert ist.

3. Die Liste der Mitwirkenden ist recht lang: Neben Björks Sohn Sindri Eldon und ihrer Tochter Isadóra Bjarkardóttir Barney, die beide Hintergrundgesang beisteuern (auf „Ancestress“ bzw. „Her Mother’s House“), stehen der spanische Musiker El Guincho, Josiah Wise (aka Serpentwithfeet), die norwegische Sängerin Emilie Nicolas, Schauspielerin Soraya Nayyar, der isländische Hamrahlid Chor, das Siggi Streicherquartett, das Klarinettensextett Murmuri und Kasimyn vom indonesischen Dance-Duo Gabber Modus Operandi darauf.


 


4. Im September ging es Schlag auf Schlag: „Atopos“, „Ovule“, „Ancestress“ und „Fossora“ wurden innerhalb von drei Wochen veröffentlicht, zwischendurch kam die kurzfristige Albumankündigung. Für die kunstvollen Video zu den ersten drei Singles arbeitete Björk mit dem isländischen Fotografen Viðar Logi, dem britischen Fotografen Nick Knight und dem chinesisch-amerikanischen bildenden Künstler und Filmregisseur Andrew Thomas Huang zusammen. Knight führte vor einigen Jahren auch schon Regie bei dem Clip zu „Pagan Poetry“.


 


5. „Fossora“ wurde während des COVID 19-Lockdowns in Island konzipiert. Teilweise wurde das Album durch den Tod von Björks Mutter, Hildur Rúna Hauksdóttir, im Jahr 2018 inspiriert: die Songs „Sorrowful Soil“ und „Ancestress“ handeln von ihr und davon, wie Björk mit ihrer Trauer umging. 

6. „Fossora“ ist als Kassette (Clear Glitter Shell) und als CD im Digipack erhältlich, eine limitierte Auflage erscheint als 20-seitiges Mediabook.

7. Die Schallplatte gibt es als Doppel-LP im Klappcover und auf black Vinyl und in mehreren limitierten Auflagen: turquoise Vinyl, dark green Vinyl, clear Vinyl, green lime Vinyl und burgundy Vinyl. 


 


8. Björk konnte bisher mit keinem Album in Deutschland, Großbritannien oder USA auf Platz 1 landen. Die Rekordhalter sind in den drei Ländern unterschiedlich: „Vespertine“ (#3 in Deutschland), „Post“ (#2 in Großbritannien) und „Volta“ (#9 in USA). In ihrer isländischen Heimat sind bisher fünf Nummer Eins-Alben verbucht, zuletzt „Vulnicura“ (2015). 

9. Zwischen den Veröffentlichungen von „Volta“ (2007) und „Biophilia“ (2011) lagen 4 Jahre, 5 Monate und 3 Tage.  Nun hat es noch etwas länger gedauert: Zwischen „Utopia“ und „Fossora“ vergingen 4 Jahre, 10 Monate und 6 Tage.   


Erst mal wird "Fossora" allenthalben vorsichtig als "zugänglicher" bezeichnet, von einer "Rückkehr zum Pop" ist gar die Rede. Es ist trotzdem zu früh, die Tanzschuhe, die seit "Debut" im Schrank stehen, rauszuholen. Wenn Björk im dritten Stück minutenlang Sample-Schnipsel ihrer Stimme rumschiebt, klingt das wieder eher nach Tonband-Avantgarde der Siebzigerjahre, man will intuitiv nach dem Programmheft greifen. Aber direkt danach, in den warmen, pastoralen Chorsätzen von "Sorrowful Soil" macht sie das Gleiche dann einfach noch mal in richtig: keine Sample-Schichtereien, sondern Gesang, schmachtend und umarmend. (…)
Die Melodien bleiben weiterhin eher spröde, in Radiogefälligkeit will sie erkennbar nie wieder zurück. Aber nach und nach finden sich auf "Fossora" Lieder, die einen ein bisschen mehr willkommen heißen als die der vorherigen Alben. "Freefall" ist eine zarte Meditation mit Streichquintett. "Fagurt Er í Fjördum", Björks Version eines isländischen Volkslieds, schwelt verträumt dahin (jetzt bloß alle Vergleiche mit Geysiren-vor-dem-Ausbruch vermeiden). Und im vergleichsweise harmonischen "Ovule", dem vielleicht schönsten Lied des Albums (Posaunen!), ist Björk am ehesten wieder an dem Punkt, wo ihre Musik klingt wie an der Küste in den Wind gesungen, majestätisch und impulsiv und wetterfest. (...)


10. Bei Metacritic sind von Björk ihre sieben Alben dieses Jahrtausends gelistet. „Fossora“ liegt in diesem Ranking nach „Vespertine“ und „Vulnicura“ an dritter Stelle.
Hier die einzelnen Wertungen: „Vespertine“ (2001; 88/100), „Medúlla“ (2004; 84/100), „Volta“ (2007; 77/100), „Biophilia“ (2011; 79/100), „Vulnicura“ (2015; 87/100), „Utopia“ (2017; 82/100) und „Fossora“ (2022; 86/100). 



  Mit dem Dualis (oder Dual) beschäftigte sich bereits vor rund zweihundert Jahren der deutsche Universalgelehrte Wilhelm von Humboldt. In s...

 

Mit dem Dualis (oder Dual) beschäftigte sich bereits vor rund zweihundert Jahren der deutsche Universalgelehrte Wilhelm von Humboldt. In seiner sprachphilosophischen Auseinandersetzung mit der Zweizahl wies er darauf hin, dass man diesen Begriff nicht bloß auf die Zahl zwei reduzieren dürfe, da dieser die Idee der „Einheit in der Vielheit“ ausdrücke.

Möglicherweise folgen Alexander Veljanov und Ernst Horn mit ihrem zehnten Studioalbum „Dual“ diesem Gedanken, denn die erste Hälfte dieses Doppelalbums besteht aus 10 neuen Songs, die sie mit bestimmten Künstlern oder Songs im Hinterkopf geschrieben haben, die für die musikalische Entwicklung des Duos wichtig gewesen sind. Die zweite Hälfte widmet sich diesen Inspirationsquellen in Form von 10 Coverversionen. Sehr schön lässt sich dieses Konzept im Opener „Because Of Because“ ablesen, dem „Because The Night“ aus der Feder von Bruce Springsteen und Patti Smith auf der zweiten Platte entgegen gesetzt ist.




 


Gerade hinsichtlich der Coverversionen, die in typische Deine Lakaien-Soundsphären (in welchen sich die Eigenkompositionen sowieso bewegen) umarrangiert wurden, zeigen sich Veljanov und Horn äußerst mutig und musikalisch breit aufgestellt: Mit The Cure („The Walk“) oder Kate Bush (Suspended In Gaffa“) konnte man vielleicht rechnen, aber was ist mit „Kansas („Dust In The Wind“), Can („Spoon“), Soundgarden („Black Hole Sun“), Cat Stevens (Lady D’Arbanville“), Linkin Park („My December“) oder dem von Modest Mussorgsky 1879 komponiertem „The Song Of Flea“, welches Veljanov in der ursprünglich russischen Sprache proklamiert?

„Dual“ ist als Doppel-CD (Mediabook with 20-page booklet), Artbook-CD (3CD hardcover artbook (30x30 cm, 48 pages) with hotfoil-embossed cover, enhanced artwork and 2-track bonus CD), Doppel-LP (Gatefold 2LP (180g vinyl, LP1: black, LP2: white) with special vinyl mastering, printed inner sleeves and protection sleeve) und einer auf 999 Exemplare limitierten und sehr umfangreichen Deluxe Fan Box erschienen.


  


Denn die Abstraktionen, sprich Eigenkompositionen, mit denen das Paket startet, sind so gut, dass sie locker als separate Einheit durchgehen könnten. "Because of because" ist eben so ein typischer Lakaien-Opener, der sofort gefangen nimmt. Der in flauschig-warme akustische Decken gehüllt wird, zusammengehalten vom vertrauenerweckenden Gesang Veljanovs, vor allem gegen Ende immer wieder ausbrechen will. Das folgende "Sick machine" hingegen schlägt wunderbar den krautrockigen Bogen von Cans "Spoon" hin zur industriellen Kälte von "Resurrection machine" vom Album "Forest enter exit". Immer wieder spielen Horn und Veljanov kunstvoll mit den Stimmungen, tauchen mit "Snow" in tiefe Melancholie ab, nur um mit "Happy man" und "Run" umgehend genau daraus zu flüchten. Und nur der Bass-Loop erinnert daran, dass tatsächlich "The walk" von The Cure hier Pate stand. (…)
Es ist schlicht und ergreifend irre faszinierend nach Querverweisen zu suchen, nach kleinen Spuren der Einflüsse, an die man sich von beiden Richtungen aus annähern kann. Und natürlich ist es spannend zu erleben, wie Ernst Horn und Alexander Veljanov immer wieder nach Veränderungen suchen, immer wieder aus ihrer Komfortzone ausbrechen wollen. Und dabei doch unverkennbar Deine Lakaien bleiben.

Deine Lakaien unterwegs:
16.10.2021 Wiesbaden, Kurhaus
17.10.2021 Ludwigsburg, Scala
19.10.2021 Leipzig, Gewandhaus
28.10.2021 Köln, Tanzbrunnen
29.10.2021 Bremen, Metropol Theater
04.11.2021 Dresden, Kulturpalast
05.11.2021 Berlin, Admiralspalast
11.02.2022 Doertmund, FZW
12.02.2022 Hamburg, Große Freiheit 36
13.02.2022 Hannover, Capitol
15.02.2022 Nürnberg, Löwensaal
16.02.2022 Erfurt, HsD Gewerkschaftshaus
17.02.2022 Frankfurt, Batschkapp
18.02.2022 Stuttgart, Wagenhallen
19.02.2022 München, Muffathalle

Mit "Neon bible" hob Arcade Fire so richtig ab. Parallel zu den Aufnahmen des Albums liefen im gleichen Studio auch die Sessions f...


Mit "Neon bible" hob Arcade Fire so richtig ab. Parallel zu den Aufnahmen des Albums liefen im gleichen Studio auch die Sessions für Bell Orchestres Debüt. 2005 tourten die Bands sogar gemeinsam. Sarah Neufeld und und Richard Parry (und zeitweise Pietro Amado) waren die Schnittmenge zwischen den erfolgreichen Indierockern und der Instrumental-Ensemble aus Montreal.

Es ist nachvollziehbar, dass Arcade Fire eine Weile viel Zeit und Energie in Anspruch nahm. Doch gut zehn Jahre nach "As seen through windows" fand sich wieder Zeit Bell Orchestra und so entstand das dritte Album "House music". Wenn sechs Vollblutmusiker in Improvisations-Sessions kollaborieren, kann das Ergebnis durchaus anspruchsvoll bis anstrengend klingen. Streicher, Bläser und Percussions sorgen zwangsläufig für ein gewisses Jazz-Feeling, aber im Kern ist "House music" Post-Rock und Avantgarde. Laut Pressemitteilung wurden die Musiker inspiriert von Talk Talk, The Orb, Miles Davis und Ennio Morricone. Bei diesen Referenzen sollten viele Hörer Anknüpfungspunkte finden und sich vielleicht an dieses Instrumental-Werk herantrauen. 

"IV: What you're thinking", "V: Movement" und "VIII: Making time" sind für mich die packendsten Songs auf "House music". Arcade Fire-Fans werden damit nicht zwangsläufig die Wartezeit bis zum nächsten Album ihrer Helden überbrücken können, aber für die Schublade "Post-Rock" des Jahres 2021 ist das Album eine Bereicherung.

Das Video zu "IV: What you're thinking":


Und das zu "V: Movement":



HOUSE MUSIC ist ein Album mit einer unglaublich ehrgeizigen Vision und von außergewöhnlicher Musikalität. Wahrscheinlich dürfte es in diesem Jahr nur wenige Veröffentlichungen geben, die es ihm in Bezug auf Innovation und Ungewöhnlichkeit seiner Komposition und seines Aufnahmeprozesses gleichtun werden.

Vor drei Jahren habe ich Jane Weaver im Vorprogramm von Belle & Sebastian gesehen. Obwohl sie zu diesem Zeitpunkt schon eine stattlich...


Vor drei Jahren habe ich Jane Weaver im Vorprogramm von Belle & Sebastian gesehen. Obwohl sie zu diesem Zeitpunkt schon eine stattliche Anzahl an Soloalben veröffentlicht hatte und in die Britpop-Band Kill Laura sowie das Folktronic-Projekt Misty Dixon involviert war, sagte mir der Name rein gar nichts. Der Auftritt reichte aber aus, um mir im Nachhinein zumindest ihre letzten beiden Alben „The Amber Light“ (2015) und „Modern Kosmology“ (2017) anzuhören.

Jane Weaver veröffentlichte 2019 eine Art Remix-Album zu diesen beiden Platten namens „Loops In The Secret Society“ und eine Art Ambient-Soundtrack zu einem ungarischen Fantasy-Kultfilm aus dem Jahr 1981, „Fehérlófia“. Stilistisch durchaus mannigfaltig, die Dame!
Das trifft auch für „Flock“ zu, ihr elftes Soloalbum, für das sie libanesische Liebeslieder, russische Aerobics-Platten aus den 1980ern und australischen Punk als Einflüsse nennt, oder - um es in einem Wort prägnant zusammenzufassen: Stereolab.

Flock“ ist groovy, psychedelisch schillernd, funky und eingängig, zu gleichen Teilen Avantgarde, Glam-Pop, Krautrock und Sci-Fi-Soundtrack, und in drei unterschiedlichen LP-Variationen käuflich zu erwerben: olive-green Vinyl, light rose Vinyl und cream Vinyl.  

Zur Belohnung für diesen mutigen Trip gab es Zuspruch von Kritikern (85/100 Punkten bei Metacritic) und Fans (Platz 24 in den UK Charts, in denen sie erst zum zweiten Mal („Modern Kosmology“ #50) vertreten war).


 


„Heartlow“ eröffnet das Album mit motorisiertem Post-Rock aus der Stereolab-Schule, verziert mit dem wunderbar unaufgeregtem Gesang, den Weaver seit ihrem ersten Solo-Outing „Like An Aspen Leaf“ perfektioniert hat. „The Revolution Of Super Visions“ ist mit seinen schmierigen Fuzz-Gitarren und seinem jede Mikrosekunde auskostendem Groove nicht nur der Song mit dem meisten Funk, sondern auch einer der eingängigsten.
Den Pop kontrastiert Weaver wie immer mit Avantgarde-Exkursionen, wie die formlos funkelnde Ambient-Meditation „Flux“ oder die mit Synthesizer-Chaos und dissonanten Chor-Harmonien flirtende Kraut-Expedition „Modern Reputation“. Die besten Momente dieses Albums sind die, in denen diese beiden Pole – Pop und Experiment – nahtlos ineinander verschmelzen. Im Titeltrack kreisen polyphon verstrickte Flöten im eine himmlische Hookline. „Pyramid Schemes“ ist eine unheilige Allianz von Chickenscratch-Gitarren und geisterhaft verhalltem Gesang. Funk, der wirkt, als wäre er in den Katakomben einer Kathedrale aufgenommen. Der pulsierende Elektro-Pop des Abschlusssongs „Solarised“ mündet in abstrakte New-Age-Synths. An diesen Schnittstellen zwischen Eingängigkeit und Avantgarde strahlte Weavers Musik schon immer am stärksten – und noch nie so sehr wie auf diesem Album.




Tatsächlich liegt das letzte reguläre Album von The Irrepressibles bereits 8 Jahre zurück: Nach dem Debüt „ Mirror Mirror “ (2010) konnte m...


Tatsächlich liegt das letzte reguläre Album von The Irrepressibles bereits 8 Jahre zurück: Nach dem Debüt „Mirror Mirror“ (2010) konnte mich Jamie McDermott mit seinem an Antony & The Johnsons erinnernden queeren Art- und Kammerpop auch auf „Nude“ (2012) überzeugen, so dass ich zwei Jahre später auch noch die drei „Nude“ EPs kaufte. 

Danach wurde es jahrelang still um McDermott und sein Projekt, bis 2018 gleich drei Singles und Videos auftauchten („Submission“, „Anxiety“ und „Dominance“), die aus einem dritten Album stammen sollten. Das Album kam auch in dem Jahr nicht mehr, dafür 2019 mit „International“ eine weitere Single, die hinsichtlich eines Albums für keine weitere Aufklärung sorgen sollte, aber wie ihre drei Vorgänge klanglich verwirrend war, denn orchestrale Arrangements waren nichts mehr zu hören. The Irrepressibles hatten sich mit zahlreichen Gastmusikern in Richtung Electronica-Experimente entwickelt. Dazu Mastermind McDermott:

I will always transform as an artist with each of my albums... always expressing my life, that time, and my thoughts with sounds that best do this & as I best can at that time. I do not compose & song-write for success/ego. I do it as I must process my experience and capture it.

Die Transformation ist ihm wirklich gelungen - und auch die Veröffentlichung seines dritten Albums, das eine homosexuelle Liebesgeschichte in Berlin erzählt. Alle zuvor veröffentlichten Songs sind enthalten, was aber bei insgesamt 8 Titeln auch nur für eine Spielzeit von 31 Minuten sorgt. Umso schneller kann man dann aber „Superheroes“ wieder beiseite- und ein älteres Album von The Irrepressibles auflegen.  






Superheroes isn’t a bad album, but it is largely forgettable. Sadly. Throughout you understand what Irrepressible is trying to do by mixing Yello’s playfulness, Penguin Cafe Orchestra’s luscious orchestration, the avant-garde production of Arca with Michael Stein and Kyle Dixon’s 80s aesthetic. But it doesn’t really come off. Instead it buries its point under a mish-mosh of contrasting styles. If Irrepressible had written killer songs and Scott Walker-ed them up it cold have been incredible, but as the songs aren’t as strong as on their previous albums it all falls a bit flat. ‘Dominance’ is a prime example of this. The main lyric of “I’ve got some kinky shit, I want to try with you” is hardly subversive nor is it inviting. And this is the problem with Superheroes. What Irrepressible is saying isn’t ground-breaking, that new or interesting and the backing tracks have to work twice as hard to keep our interest. But due to the lacklustre subject matter the race is already lost.
The most disappointing thing about Superheroes is that if Irrepressible had leaned heavier towards the batshit end of the album, ‘The Child Falls in Love’, or nailed the nostalgia of ‘Anxiety’ it would have worked better, but instead it sits in the safe zone between the two, and comes off worse for it. And this is the feeling that lingers long after the album finishes. If Irrepressible had just gone for it a bit more ‘Superheroes’ would have been a more memorable album, but as it stands it sadly isn’t. Instead of being a bombastic love letter left in Avant-pop’s school locker, it ended up in avant-garde’s locker instead and the feelings were not reciprocated.






Accordingly, this is an eclectic suite that veers from the weird funk strut of ‘Dominance’ to breezy techno (‘Let Go’) and soft, ’80s-inflected synthpop (‘Submission’) without missing a beat. McDermott has set himself few parameters here, meaning that there’s room for the instrumental ‘Wranglestrasse’ – piano, brass, strings, little else – alongside a spoken-word piece (‘The Distance of Time Between Us’) and broken balladry (‘The Most Beautiful Boy’).


10 Stimmen zum neuen Album der Einstürzende Neubauten : 1. musikexpress Die Grundstimmung von ALLES IN ALLEM ist kontemplativ. Int...


10 Stimmen zum neuen Album der Einstürzende Neubauten:

1. musikexpress

Die Grundstimmung von ALLES IN ALLEM ist kontemplativ. Interessant, wie sich Blixa Bargeld und Nick Cave annähern. Das Titelstück und „Taschen“ sind großartige Balladen, „Seven Screws“ eine wunderbare Betrachtung von Gender-Identität, die Stimme löst die sieben Schrauben, ordnet die Fragmente neu, zieht aus dem „Ozean der Möglichkeiten“ ein neues Ich: „Non-binary. I: forever new.“ Wer die Neubauten der 90er mag, erfreut sich am Industrial-Twist „Ten Grand Goldie“, in ihre Frühphase kehrt die Gruppe mit der Avantgarde-Collage „Zivilisatorisches Missgeschick“ zurück, wohlwissend: „Wir leben hier nicht mehr / Schon lange, schon lange nicht.“

2. Zeit

In einem Punkt sticht die neue Studioplatte aus dem vielfältigen Gesamtwerk der Einstürzenden Neubauten hervor: Es ist eine Art Berlin-Album geworden - die Lieder heißen «Am Landwehrkanal», «Grazer Damm», «Wedding» oder «Tempelhof». (…)
«Alles in Allem» ist ein Werk, dem man im positiven Sinne die Dringlichkeit anmerkt, nochmal etwas zu beweisen. 

3. musikblog

„Alles In Allem“ bleibt, was Neubauten-Alben immer waren: spektakulär, unerklärlich, interpretierbar.
Inzwischen zugänglicher, dabei gleichbleibend fruchtbarer Nährboden für Blixa Bargelds Poesie, die lauert, verwirrt, schmeichelt und – „Wo man denkt, es wäre gut, ist es vielleicht nicht so, und wo es gut nicht sein sollte, ist es vielleicht doch so“-  im Augenblick möglicher Eindeutigkeit verklausuliert bleibt.




4. Plattentests

"Alles in allem" ist ein Album von erstaunlicher Homogenität. Konzeptionell, klangtechnisch und textlich greifen die einzelnen Elemente in beeindruckender Manier ineinander. Freilich werden jene, die die Lärmorgien früherer Tage vermissen, hier nicht glücklich werden. Aber hierzu wurde bereits alles gesagt. Niemand klingt so wie Einstürzende Neubauten. Wenige können die deutsche Sprache so schwirren lassen wie Blixa Bargeld. 

5. Berliner Zeitung

Mit der Wende kam jenes West-Berlin abhanden, und die Neubauten wurden ruhiger. „Silence is Sexy“ hieß vor 20 Jahren ihr größter deutsche Chart-Erfolg. Das neue Berlin-Album führt die Ruhe fort. Die von N.U. Unruh und Rudolf Moser beklopften Metallobjekte werden für konventionelle Rhythmusarbeit eingesetzt. Jochen Arbeit schubbert gepflegt Gitarre. Orgeln orgeln langgezogene Akkorde, wie etwa im Titelstück „Alles in Allem“, wo Bargeld in seiner längst Tradition gewordenen, staatstragenden Manier kleine Zufallsbeobachtungen mit großen Fragen von Individuum und Unendlichkeit verknüpft.

6. MDR Kultur

Wer früher Angst hatte, seine Ohren könnten beim Hören einer Platte der Einstürzenden Neubauten bluten - der kann die Berliner Band auf "Alles in Allem" nochmal neu kennenlernen. Es gibt nur einen “Rocker”, wie Blixa Bargeld es nennt: "Ten Grand Goldie". Ansonsten wiegt sich das Album schwermütig. Ruhig. Tief.
Wer die Band um Blixa Bargeld schon lange begleitet, wird sich in das multimediale Angebot von Videos, Buch, Deluxe Editon stürzen. Die Neubauten selbst lassen auf "Alles in Allem" nichts mehr einstürzen. Aber sie basteln und experimentieren weiter an Soundwerken, die in der Musik einzigartig bleiben. Wer aufmerksam hinhört, erkennt die vielen Schichten in Blixas Texten, die Suche nach Weite und gleichzeitig Passgenauigkeit. Blixa Bargeld läuft weiter in seinem eigenen Paralleluniversum nahe der Realität entlang.

7. NEØLYD

Alles in allem ist „Alles in Allem“ jedoch weit weg vom einstigen Aufbegehren gegen jegliche Konvention. So wie es mittlerweile versicherungstechnisch nicht mehr möglich ist, auf dem Schrottplatz nach neuen Instrumenten zu suchen, so gesetzt präsentieren sich die Einstürzenden Neubauten auch auf diesem Album. Mal opulent, mal mucksmäuschenstill flüstert und golumnt sich Blixa Bargeld durch zehn (Fieber-)Träume, gekonnt und stilsicher. Nicht mehr, nicht weniger und doch wohnt dem Album ein unwiderstehlicher Zauber inne, den selbst das xte Neubauten-Tattoo im erweiterten Instagram-Feed nicht einzureißen vermag.




8. Spiegel

Die Neubauten hauen immer noch auf Eimern rum, aber jetzt in Hochglanz. Die Lieder sind neu möbliert und doch mit Vorsicht zu genießen. In "Taschen" wirkt das gefräßige Ungetüm der Lyrics nur scheinbar ruhig, es schleicht durch die leere Wohnung und lauert. Manchmal sind die Geigen nahezu verdächtig freundlich.
"Wir leben hier nicht mehr", singt Bargeld in "Zivilisatorisches Missgeschick", bevor sich der Klang eines schwingenden Blechs langsam hochschraubt. In "Tempelhof" werden die "Blätter auf dem bunten Marmorboden" mit einer Harfe in den Song getupft. Man merkt, dass Bargeld Haute Cuisine mag - Kochen und Musik anrühren sind verwandter, als man gemeinhin annehmen möchte. "Alles in Allem" wäre dann gebeizter Gesangssaibling mit Blecheimersoufflé an fermentierten Samples in einem Nest aus Kunstliedfäden.

9. kulturnews

„Alles in Allem“ ist ein Porträt Berlins, in das sich immer wieder schemenhaft die Bandgeschichte und persönliche Erinnerungen einschreiben.
Eingangs zitiert man sich zwar selbst – wie im Industrial-Hybrid „Ten Grand Goldie“ oder der Postpunk-Volksmusik-Ballade „Am Landwehrkanal“ – doch das Ergebnis steigt nicht den lärmenden Sturm-und-Drang-Jahren der Neubauten nach. Vielmehr wirken diese Stilistiken wie durch den Filter ihrer späteren freiförmigen Experimentalmusik betrachtet, die sich schon längst keine Genregrenzen mehr setzt, und auf die sich das Album in der zweiten Hälfte zubewegt.

10. laut

Insgesamt bauen die klanglichen und lyrischen Komponenten dieser Platte nach und nach auf, so dass am Ende ein zusammenhängendes großes Ganzes bleibt. Dabei hat man die West-Berliner nur selten so kompakt und zugänglich gehört. Nur täuscht die Eingängigkeit nicht darüber hinweg, dass zwischen fragiler Schönheit und purer Hässlichkeit manchmal nur ein klitzekleiner Augenblick liegt. Das macht "Alles In Allem" zum besten Neubauten-Album seit Ewigkeiten.


Einstürzende Neubauten unterwegs:

18.09.2020 München, Muffathalle

21.09.2020 Berlin, Konzerthaus

25.09.2020 Berlin, Columbiahalle

06.10.2020 Hamburg, Elbphilharmonie

16.05.2021 Ludwigsburg, MHP Arena

25.05.2021 Köln, E-Werk

27.05.2021 Wiesbaden, Schlachthof




Im Jahr 2001 erwarb ich „Tiny Waves, Mighty Sea“ von Future Pilot AKA, einem Projekt von Sushil K. Dade, der zuvor in Bands wie Soup Dra...


Im Jahr 2001 erwarb ich „Tiny Waves, Mighty Sea“ von Future Pilot AKA, einem Projekt von Sushil K. Dade, der zuvor in Bands wie Soup Dragons oder BMX Bandits aktiv war, zahlreiche Gastmusiker aus der Glasgower Indie-Szene um sich versammelte (Norman Blake (Teenage Fanclub), Stephen Pastel (The Pastels) oder Stuart Murdoch und Isobel Campbell von Belle & Sebastian) und Indiepop mit Elementen aus Dub, Hip Hop und vor allem traditioneller indischer Musik verband.   
Seine Veröffentlichung folgten niemals ausschließlich dem Single- und Album-Prinzip, waren ziemlich lose und versiegten irgendwann komplett. So kann man die letzte Platte von Future Pilot AKA auf 2008 datieren. 

Auch die Songs von „Orkestra Digitalis“, an dem insgesamt 9 Jahre gewerkelt wurde, sollte zunächst nicht gesammelt als Album erscheinen, sondern wurden vom Künstler im Rahmen eines „#soniktreasurehunt“-Projektes in ganz Schottland versteckt und mussten von Fans aufgespürt werden. Erst nachdem sie gefunden wurden, veröffentlichte Sushil K. Dade die Titel digital und nun physisch. 
„Orkestra Digitalis“ wird das finale Album von Future Pilot AKA sein, erscheint auf weißem Vinyl, kombiniert auf experimentelle Art und Weise erneut die oben genannten musikalischen Stile und hat u.a. mit Emma Pollock (The Delgados), Craig Armstrong, Roberty Wyatt, RM Hubbard, Ron Sexsmith und dem äthiopischen Jazz Musiker Mulatu Astatke erneut wieder zahlreiche Gäste zu bieten.




To the album itself then and the music contained which is remarkable, it holds that unique appeal of challenging the listener. Opening with the Indian-Celtic vibe of “Morning Prayers (Ashes At My Guru’s Feet)”, a soaring emotional instrumental which sets an unexpected scene. Breaking into the beautiful full band assault of “The Art of Good Breathing”, a melodic masterpiece with the vocal splendor of Emma Pollock. There is an air of nineties-alternative rock to it, still it sounds uniquely fresh with the kaleidoscope of sound which is built including some wholly addictive strings.
Following on is “Tutti Shruti”, featuring Soft Machines Robert Wyatt, it balances between brilliance and weirdness perfectly, like a modern piece of free-jazz that explodes in spirals of sound. Experimentation at the heights of modern music, though mostly organically driven, the next “hetookherhand / Intuition Told Me Pt.1” is ambient electronic music at its finest as drones build in the background. At edge of drama constantly forms, as the solemn vocals repeat the phrase. The instrumental-folky “Holy Water” is a nice midway break of acoustic guitar flowing effortlessly.
With again the fusion of Indian-Celtic swooshes of “The Sound Of Jura” echoing into an atmospheric six-minutes plus, this record is one of those rare beasts when you really can’t say what will happen next, a fearless recording which is actually enjoyable. The sprightly “Jai Gopala” dances with spirituality, whilst the reggae inspired “The Slave’s Lament” is a roots based affair perhaps a standout of the collection.
Closing the album is an ode to Charles Mingus, “Mingus Take Your Bow And Paint My Heartstrings With Sunshine”, a Tom Waits styled track. The vocals of Mulatu Astatke are aching with passion, a solid final which builds with intensity. This is a great recording, with all the bells and whistles required for a classic.
(The Big Takeover)






„It’s Me On The Dancefloor“ lautet der erste Titel (und offensichtlich auch das übergeordnete Motto) auf dem fünften Al...



















„It’s Me On The Dancefloor“ lautet der erste Titel (und offensichtlich auch das übergeordnete Motto) auf dem fünften Album von My Brightest Diamond. Die Singer/Songwriterin und Multi-Instrumentalistin Shara Nova verschiebt ihren Artpop deutlich in Richtung Dance, so dass der Diamant, der hier glitzert, eher einer Discokugel gleicht und My Brightest Mirrorball auf der Plattenhülle Dank „Champagne“ oder „You Wanna See My Teeth“ auch gerechtfertigt wäre. 

Dass My Brightest Diamond nicht erst jetzt durch die Zusammenarbeit mit dem Produzenten Anthony „The Twilight Tone“ Khan (Gorillaz, Common, Kanye West) ihren Hang zu Beats und Elektronik entdeckt hat, belegen ein Remix Album sowie zahlreiche EPs mit überarbeiteten Versionen ihrer Songs. So deutlich wie auf „A Million And One“ ist dieser auf ihren regulären Alben aber noch nicht ausformuliert worden.   


Im Eröffnungssong „It‘s Me On The Dancefloor“ findet Nova sich zwar auf einer Tanzfläche wieder, fühlt sich dort aber trotz der sie umgebenden schwitzenden Menschenmenge einsam. Im Abschlusssong „White Noise“ wechselt sich ein direkt auf die Hüfte zielender Funk-Bass mit einem bedrohlich knurrenden Synth-Bass ab – bis im Outro alles im Chaos des titelgebenden weißen Rauschens weggewaschen wird.
„Champagne“ klingt oberflächlich wie eine hedonistische Party-Hymne, ist aber eigentlich pure Selbstermächtigung mit einem starken Mantra: „I will not cry.“ Aggression, Katharsis und Schönheit gehen auf „A Million And One“ Hand in Hand, manchmal in Sekundenbruchteilen. Das Ergebnis ist vielleicht nicht ganz rund, vielleicht ein bisschen schrullig – strahlt aber vom Anfang bis zum Ende ein faszinierendes Glänzen aus.
(byte.fm)




Bereits im Opener „It’s Me On The Dancefloor“ vermählt sie die ätherische Note ihrer Ausnahmestimme mit einem trocken pumpenden Beat und funkigen Gitarren-Stakkati, um dann mit Stücken wie dem bratzigen „Champagne“ oder dem geschliffen nach vorn strebenden „Supernova“ (musikalisch sicher keine Oasis-Verweise) zu einer Tanzbarkeit zu finden, die auch technoide Überwältigungsmittel wie den Drop nicht ausschließt. Steht ihr ausgezeichnet!
(musikexpress)




Sperrig und eingängig zugleich mischt sie Elektronik mit analogen Instrumenten. Tanzbarer Pop trifft auf Avantgarde. Folk trifft auf Alternative. Immer dominierend die immense Bandbreite der Stimme. (…)
Abwechslung ist bei My Brightest Diamond Designprinzip. Das Limit wird noch ausgelotet. Stimmungswechsel innerhalb von Sekunden. Lieblich harmonisch, tanzbar motivierend, dramatisch getragen, düster drohend. Ein schönes Wechselbad, die gute Laune überwiegt.
(Musikblog)

Dionysos, der griechische Gott des Weins, ist nicht gerade erfreut über das neunte Studioalbum von Dead Can Dance . Es ...



















Dionysos, der griechische Gott des Weins, ist nicht gerade erfreut über das neunte Studioalbum von Dead Can Dance. Es schmeichelt ihm zwar, dass Lisa Gerrard und Brendan Perry dieses nach ihm benannt haben, jedoch torpediert es seine last.fm Statistik. Jedes Mal, wenn er - dessen Lieblingslieder, so viel sei hier verraten, weiterhin unangefochten „Griechischer Wein“ und UB 40s „Red Red Wine“ sind - „Dionysus“ hört, werden nur 2 Titel „gescrobbelt“, da alle digitalen Versionen des Albums trotz einer Laufzeit von 36 Minuten und 7 „Tracks“ so unterteilt sind. 

Denn „Dionysus“ ist als Oratorium mit zwei Akten konzipiert, das sich mit Riten und Rituale auseinandersetzt, die auch heute noch vom griechischen Gott beeinflusst werden. Neben der thematischen Verankerung in der Vergangenheit, spiegelt sich diese auch in den folkloristischen Rhythmen und fremdartig wirkenden Chor-Gesängen wieder, erklingen traditionelle Musikinstrumente und dienen Feldaufnahmen, darunter ein Ziegenhirt in der Schweiz, Bienenstöcke aus Neuseeland und Vogelrufe aus Mexiko und Brasilien, als verbindendes Element und manifestieren einen Höreindruck zwischen atmosphärischer Avantgarde und esoterischer Weltmusik.




Sind denn die Plattenkritiker erfreuter über „Dioysus“ als der griechische Gott? Sind sie, auch wenn Freude, Begeisterung oder gar Ekstate, für die Dionysos ebenfalls zuständig ist, sicherlich anders klingen: 

DIONYSUS ist ein besonderes Album, weil Mastermind Brendan Perry – eine Art Nick Cave für „Game Of Throne“-Fans – und Gerrard zunächst gar nicht singen. (…) Im ersten Akt ist die Platte eine fröhlich-transzendente, exotisch-heidnische Erntedank-Party mit Chorgesängen und Tiergeräuschen.
Erst Akt II führt die beliebten Stimmen ein, bei „The Mountain“ singen Gerrard und Perry zusammen, die Fans atmen auf, weil Trennungsgerüchte die Runde gemacht hatten. Auch der sonderbare Frauenchor der Mystery Voices of Bulgaria (mit dem Gerrard zuletzt ein eigenes Album aufgenommen hat) ist zu hören, dazu Dutzende seltsame Instrumente sowie Sprachen, die klingen, als erfinde ein Kleinkind einen geheimnisvollen Fantasieslang. Was fehlt, sind die bittere Kälte des Mittelalters und der Nebelkitsch. Für einige Hörer werden Dead Can Dance damit jetzt erst interessant.
(musikexpress)

Der Dionysus-Kult scheint also wie gemacht für Dead Can Dance, die schon immer mit ethnischen Stilen spielten, mittelalterliche Klänge genauso in ihrem einzigartigen Sound verwoben wie Neoklassik oder Gothic Rock. Und Lisa Gerrards tiefe wie klare Stimme wird von den Fans sowieso als göttlich bezeichnet.
Musikalisch klingt "Dionysus" trotz seiner vielen Anleihen bei orientalischer wie osteuropäischer Musik sehr vertraut und fügt dem Werk der Band, die seit den frühen 80er Jahren unterwegs ist, keine wirklich neuen Facetten hinzu. Dead Can Dance verlieren sich im vielmaschigen Weltmusik-Prinzip und verlieren ihre Fähigkeit zwingende Melodien zu kreieren.
(Tonspion)

Wer nunmehr den Eindruck bekommt, dies alles klinge eher nach einem Soloalbum Perrys als nach glorreichen Zeiten musikalischer Partnerschaft auf Augenhöhe, liegt bedauerlicherweise richtig. Lisa Gerrard verkommt auf den gerade einmal 36 Minuten zur bloßen Staffage. Ihre große Stärke, aus dem Hintergrund ein instrumentales Geflecht zu erobern und zu durchströmen (wie einst bei "Within The Realm Of A Dying Sun"), degradieren DCD weithin zur Nebenrolle einer besseren Backgroundsängerin.
Das wäre akzeptabel, sofern die Methode im Dienste großer Musik stünde. Die Wahrheit fällt indes ernüchternd aus. Es gibt weit und breit kein einziges Stück, dass auch nur entfernt an des Duos songwriterische wie melodische Stärken anknüpft.
(laut)

Dead Can Dance werden für fünf Konzerte nach Deutschland kommen, drei der fünf Shows sind jedoch bereits ausverkauft. Ob es am Merchandise-Stand auch die perlenbestickte Masken der Huicholen, die aus der Sierra Madre Occidental in Mexiko stammen, geben wird, die auf dem Plattencover abgebildet ist?

16.05.19 Berlin, Tempodrom (ausverkauft)
17.05.19 Berlin, Tempodrom (ausverkauft)
16.06.19 Frankfurt, Alte Oper (ausverkauft)
18.06.19 Bochum, Ruhrcongress
19.06.19 Bochum, Ruhrcongress


Auf unserem anderen, viel hipperen Blog, Kassetten vor Gericht, hatten wir „ Fragmente “, das in einer Auflage von nur 5...


















Auf unserem anderen, viel hipperen Blog, Kassetten vor Gericht, hatten wir „Fragmente“, das in einer Auflage von nur 50 Stücken bereits im Dezember 2015 veröffentlicht wurde, bereits vorgestellt, so dass ich hier, anlässlich der Wiederveröffentlichung als CD über das Label 7K!, nur kurz zusammenfassen muss: 
Das kommt dabei heraus, wenn eine Pianistin, Komponistin und Literaturwissenschaftlerin eine enttäuschende Liebe zu verarbeiten sucht. Maike Zazie Matern rezitiert die Texte ihrer „nie geschriebenen Briefe“ an einen gewissen T. zu zerbrechlichen Klavier-Etüden zwischen Lambert, Björk, Soap&Skin, Nils Frahm und Eric Satie.




Deutschland-Woche bei Platten vor Gericht, Tag 3 Wer? Bereits 1993 gründeten Jan Stephan Werner und Andi Toma Mous...



















Deutschland-Woche bei Platten vor Gericht, Tag 3

Wer?
Bereits 1993 gründeten Jan Stephan Werner und Andi Toma Mouse On Mars. Auf dem aktuellen Album wird das Duo von knapp 50 Künstlern unterstützt, u.a. Justin Vernon (Bon Iver), Zach Condon (Beirut), Spank Rock, Aaron und Bryce Dessner (The National), Swamp Dogg, Eric D. Clarke, Lisa Hannigan, Amanda Blank und Sam Amidon.

Woher?
Köln und Düsseldorf - bei Mouse On Mars geht das.

Wie viel?
Dimensional People“ ist das elfte Album von Mouse On Mars und wird über Thrill Jockey/Rough Trade veröffentlicht.

Wann?
„Dimensional People“ steht seit dem 13. April in den Plattenläden.

Welche?
„Dimensional People“ ist in folgenden Formaten erhältlich: Download, CD (mini-LP style gatefold package) und LP. Die Schallplatte ist aktuell schwer zu bekommen und es gibt/gab zwei Versionen: 1. LP version pressed on virgin vinyl packaged with 8 page full color 11” x 11” booklet and free download. 2. A limited supply of vinyl is pressed on random color "mash-up" vinyl.  During pressing a divider is put in the vinyl hopper separating up to 4 colors, then each time a new biscuit is made it draws from a different section. Making each record different from the last!

Wie lang?
Die 12 Songs auf „Dimensional People“ laufen 43:52 Minuten, wobei „Parliament Of Aliens“ und „Dimensional People“ aus jeweils drei Teilen besteht.

Wie hoch?
Nachdem Mouse On Mars mit „Niun Niggung“ 1999 für eine Woche die deutschen Charts von innen sehen durften (Platz 76), gelang ihnen dieses Kunststück danach nicht mehr. Auch nicht mit „Dimensional People“.

Wie?
„Dimensional People“ klingt wie Bon Iver trifft auf Klaus Schulze trifft auf Aphex Twin trifft Floating Points trifft auf 145bpm.

Was?
„Dimensional People“ und „Foul Mouth“ wurden als Singles veröffentlicht. Einblicke in den Entstehungsprozess des Albums erhält man hier:








Warum?
Darum soll man „Dimensional People“ kaufen:

Manchen wird "Dimensional People" zu avantgardistisch sein, aber das Album ist eben auf der Suche nach neuen Sounds, so wie das einst Brian Wilson, Can, David Bowie und Brian Eno versucht haben. Dies ist das Meisterwerk von Mouse on Mars, das sie kaum noch toppen können.
(BR)


Der Aufwand hat sich gelohnt, DIMENSIONAL PEOPLE ist ein großes Album, das man ein Dutzend Mal hören kann, ohne annähernd alle Dimensionen zu erfassen. Genau diese Unfassbarkeit ist das Ziel dieser Musik, die nur entstehen konnte, weil sich die Musiker der Schwerelosigkeit ihres Tuns ergaben. Wie es St. Werner und Toma gelungen ist, aus dem kreativen Wabern dieses geschlossene Werk zu machen, bleibt ein Rätsel. Höchstwahrscheinlich haben wir es hier mit unbegreiflicher Genialität zu tun.
(musikexpress)


Alle Glaubenskämpfe, in die man sich wegen ein paar Computern und Synthesizern hineinsteigern könnte, erscheinen plötzlich albern in Gegenwart von Musik, die sich ohne erkennbare Anstrengung über vermeintliche Genregrenzen und Trennlinien zwischen Hoch- und Ramschkultur hinwegsetzt. Mouse on Mars agieren auf Dimensional People mit der Erfahrung eines Vierteljahrhunderts und der Neugier eines ersten Dates. Keine Ahnung, wie sie das machen. Und kein Wunder, dass Justin Vernon gern wie sie wäre.
(Zeit)


Wann?
Das ist der Konzerttermin für Mouse On Mars:

24.08.2018 Hamburg, Elbphilharmonie, Großer Saal

10 Fakten zum neuen Album von Björk : 1. Auch das zehnte Soloalbum von Björk trägt nur ein Wort als Titel: „Utopia“. ...



















10 Fakten zum neuen Album von Björk:

1. Auch das zehnte Soloalbum von Björk trägt nur ein Wort als Titel: „Utopia“. Zum fünften Mal in Folge endet dieses auf „-a“.

2. „Utopia“ erscheint am 24. November - wie alle anderen Alben von Björk bisher - über One Little Indian Records und ist bisher das längste Album von Björk: Die 14 Titel laufen 71:38 Minuten und wurden aufgrund ihrer langen Laufzeiten auf der Doppel-LP anders angeordnet.

3. Wie beim Vorgänger „Vulnicura“ (2015) war der Venezolaner Alejandro Ghersi, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Arca, als Produzent und Mitmusiker und -komponist tätig. Björk setzt auch beide Platten als „Paradise“ („Utopia“) und „Hell“ (Vulnicura“) in Beziehung zueinander, bzw. spricht von ihrem „Tinder album“ und „Heartbreak album“. 


Hier regiert die Liebe, das Matriarchat, die Offenheit. Erstaunlicherweise klingt das nie wie bekiffter Hippiekram, auch dank der kongenialen musikalischen Zusammenarbeit Björks mit dem aus Venezuela stammenden Produzenten Alejandro Ghersi alias Arca. Die Musik selbst liefert den besten Beweis für die beschworene Öffnung: Björks schamanische Gesänge über Streichern, Harfen und Flötenorchester bleiben in der ersten Hälfte fast ohne Puls, Arca umkreist sie mit animalischen, elektronischen Geräuschen bis bis hin zum Bollern eines Presslufthammers. Die Gesänge der beiden verschmelzen gerade nicht und schaffen mit diesem intimen Tanz zweier autonomer Künstler die wohl eigenwilligste Pop-Platte des Jahres.(Spiegel)


4. Das Plattencover wurde von Jesse Kanda gestaltet, der auch schon häufig mit Arca zusammen arbeitete und das Video zu Björks „Mouth Mantra“ drehte. 

5. Nicht umsonst hält Björk auf dem Plattencover eine Flöte in der Hand, denn was Arcade Fire („Everything Now“) und Noel Gallagher („Holy Mountain“) können, kann sie schon lange:  Flöten sind das prägende Instrument auf „Utopia“ und es sind gleich 13 unterschiedliche, isländische Flötistinnen darauf zu hören. Zahlenmäßig werden diese nur vom Hamrahlíðarkórinn überboten, einem Chor, in dem auch die junge Björk sang.




6. Von einem Single-Hit ist Björk weit entfernt: „Hidden Place“ war 2001 ihre vierte und letzte Single, die es in die deutschen Charts schaffte. Im Vereinigten Königreich kam zuletzt die Non-Album-Single „Náttúra“ 2008 auf Platz 102. Dennoch wurden bisher „The Gate“ und „Blissing Me“ ausgekoppelt. Die Videos zu „The Gate“ und „Blissing Me“ wurden von Andrew Thomas Huang bzw. von Tim Walker & Emma Dalzell gedreht. 

7. „The Gate“ existiert in mehreren unterschiedlichen Fassungen mit variierenden Laufzeiten: Single Version 6:39, Video Version 6:50, Vinyl Version 7:32, Radio Edit 3:56 und Album Version 6:33 Minuten.




8. „Utopia“ erscheint als CD Digipack (6 panel soft pack with 12 page booklet and poster) und als Doppel-LP (double heavyweight black vinyl housed in gatefold sleeve with download card).

9. „Utopia“ wird von den Kritikern eben so hoch gelobt wie zuletzt „Vespertine“ (2001), „Medúlla“ (2004) und „Vulnicura“ (2015. Alle verbindet ein Durchschnittswert von über 80 Punkten bei Metacritic. „Utopia“ wird dort aktuell mit 83/100 Punkten gelistet, jedoch bei erst 4 berücksichtigten Kritiken:

Utopia really delivers on the transcendent promise of its title with the closing "Future Forever.“ (Uncut)

Utilising ideas of breath, space and breeze to thrilling effect, this is Björk at her most reflective and inquisitive. There are no clear cut 'hits' as such, and the album clearly begs to be enjoyed as a whole entity rather than have its innards plucked and picked at. However, if given your full attention, it will transport you to paradise. (The Skinny)


10. Björk hat sich in den letzten Jahren live sehr rar gemacht. 2016 gab es zwei Konzerte in London, 2017 zwei in Mexico City und Los Angeles. Für 2018 steht ein Konzerttermin fest: Sie spielt am 27.05. in London beim All Points East Festival.


10 Fakten zum neuen Album von Benjamin Clementine : 1. Am Tag vor der Inauguration von Donald Trump wurde „Halleluja...




















10 Fakten zum neuen Album von Benjamin Clementine:

1. Am Tag vor der Inauguration von Donald Trump wurde „Hallelujah Money“ veröffentlicht, das Comeback der Gorillaz und die ersten neuen Töne von Gastsänger und Mitkomponist Benjamin Clementine seit zwei Jahren.

2. Am 30. Mai veröffentlichte der 28-jährige Engländer mit „Phantom Of Aleppoville“ seinen ersten neuen Song. Textlich wurde er von den Schriften des britischen Psychoanalytikers Donald Winnicott beeinflusst, der sich stark mit Mobbing von Kindern, häuslicher Gewalt dem Vergleich psychologischer Auswirkungen bei Kriegsflüchtlingen auseinandersetzt.   

3. Das Video zu „Phantom Of Aleppoville“ stammt vom Fashion-Fotografen Craig McDean und der Regisseurin Masha Vasyukova:




4. Nach „God Save The Jungle“, das am 26. Juni erschienen war und thematisch ebenfalls in der Realität eines französischen Flüchtlingscamps angesiedelt war, erschien am 23. August die erste offizielle Single: „Jupiter“. Ein Video gab es nicht, der Song platzierte sich auf Rang 136 in Frankreich. „Cornerstone“ bleibt somit weiterhin die Single mit der höchsten Chartposition: Platz 93, ebenfalls in Frankreich. In seiner britischen Heimat konnte sich keine Single in den Hitlisten platzieren. 

5. Seit dem 29. September steht „I Tell A Fly“ in den Plattenläden. Benjamin Clementine hat die 11 Songs, die 45 Minuten laufen, komponiert und produziert, sowie größtenteils allein aufgenommen. Aufgenommen wurde sein zweites Album in drei Londoner Studios (RAK Studios, Abbey Road Studios, Studio 13).

6. Nachdem „At Least For Now“ (2015) mit dem Mercury Prize ausgezeichnet worden war, konnte es für zwei Wochen Einzug in die UK Charts finden und Platz 37 erreichen. „I Tell A Fly“ sucht man in den britischen Hitlisten bisher vergeblich.

7. Selbst in Frankreich, das eine besondere Beziehung zu Benjamin Clementine pflegt, konnten die Erfolge von „At Least For Now“, das Platz 7 erreichte, nicht bestätigt werden: Rang 39. Und in Deutschland? „At Least For Now“ war zwei Wochen in den Hitlisten und kam auf Platz 60, „I Tell A Fly“ stand nur eine Woche auf Platz 68.

8. Während sich Vinyl-Freunde über die Doppel-LP (180g) im Gatefold-Cover freuen, reibt sich Benjamin Clementine die Hände ob der guten Plattenkritiken. Bei Metacritic steht „I Tell A Fly“ (81/100) noch besser dar als „At Least For Now“ (75/100).

9. Auch in Deutschland sind die Kritiken für das ambitionierte „I Tell A Fly“, das Soul, Musical, Jazz-Improvisationen, moderne Klassik, Chanson und Kammerpop durchstreift, äußerst erfreulich für den Künstler. Beispiele gefällig?


I TELL A FLY ist eine radikale Weiterentwicklung des Debüts AT LEAST FOR NOW, auf dem der Londoner Brit-Chansons über sein Innenleben sang. Auf der neuen Platte spiegeln sich in den von Tieren bevölkerten Geschichten die Krisen unserer Zeit: Flüch­tende und Migranten, Syrien und der „Dschungel von Calais“, Paris, Amerika und die Boote im Mittelmeer. Das Songwriting ist fokussierter und von stärkerer literarischer Spannkraft, mit der Clementine seine jahrelange Lektüre der großen Meister kanalisiert: Hemingway, Blake, Wilde, Orwell. Jedes Wort ist zehnfach abgewogen und feingeschliffen. Zwischen den Zeilen tut sich eine surreale, finstere Welt auf. (…)
Clementines Stimme ist wieder eine Wucht: oszillierend zwischen fragilem Falsett und bebendem Tremolo, die Töne biegend, unverwechselbar in der Dynamik – bis auf eine ferne Verwandtschaft zur dunklen Thea­tralik von Nina Simone oder Antony Hegarty. Auf dem Debütalbum war diese Stimme – vielmehr noch als das Piano – sein wahres, großes Instrument. Auf I TELL A FLY ist die Musik mitgewachsen.(musikexpress)


Sein Album ist fordernd, expressiv und erzählt vom Scheitern am stinknormalen Leben, von stinknormalen Menschen mit stinknormalen Jobs.Das äußert sich vor allem in der Musik und den wechselnden Klangfarben der Stimme. "I Tell A Fly" ist kein Pop-Album, das auf Effekthascherei aus ist, schreit nicht nach Aufmerksamkeit, bekommt sie aber durch seine Komplexität trotzdem. Clementine spielt das Klavier, das oft einziges Element in den Songs bleibt, bevor seine Stimme einsetzt. Dann tauchen plötzlich weitere manipulierte Stimmen auf, die Unverständliches erzählen, dann an Opernaufführungen erinnernde Chöre, dann Elemente aus Jazz, dann ein Cembalo und immer wieder das Surren von Synth-Tönen, die den Kopf umkreisen wie Miniatur-UFOs kurz vor der Landung. (…)
Benjamin Clementine vertont das weltweite Wandern von Menschen, die sich an einem Ort nicht mehr wohlfühlen, weil sie alleingelassen wurden oder sich alleine fühlen; sein Album macht Flucht und Einsamkeit nachvollziehbar. Zumindest Clementine hat auf "I Tell A Fly" seinen Rückzugsort gefunden. Ob man selbst nun alleine ist oder nicht: In diesen Ort einzutauchen, lohnt sich in jedem Fall.(mittelbayerische)


10. Fünf Konzerthäuser und Philharmonien besucht Benjamin Clementine in Deutschland. Der erste Auftritt ist ausverkauft - für die restlichen Konzerte gibt es noch Tickets:

18.11.17 Hamburg, Elbphilharmonie
19.11.17 München Philharmonie
20.11.17 Köln, Philharmonie
21.11.17 Berlin, Philharmonie
22.11.17 Dortmund, Konzerthaus