Platten vor Gericht
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Neulich besuchten wir ein Konzert von Suede, auf dem sie (mit einjähriger Verspätung) ihr Album „Coming Up“ komplett spielten, da es seinen 25. Geburtstag feierte. Dies war das erste von sechs Alben ohne Bernard Butler, drei davon erreichten die Top 10 im vereinigten Königreich, zweimal gelang der Sprung an die Spitze der Charts. Suede waren also auch ohne ihren ehemaligen Gitarristen und Mit-Komponisten erfolgreich.

Die weitere Discography von Bernard Butler weist keine Platzierung in den UK Top Ten aus, obwohl er 1998 mit seinem ersten Soloalbum (von ingesamt zwei) recht nah dran war (#11). Danach erschienen noch einige Alben, die unter „Kollaborationen“ subsumiert werden können: Gemeinsam mit David McAlmont erschienen zwischen 1995 und 2006 drei Platten (als McAlmont & Butler), Catherine Anne Davies (bekannter als The Anchoress) & Bernard Butler veröffentlichten vor zwei Jahren zusammen „In Memory of My Feelings“ und nur sein Projekt mit Brett Anderson kam ohne das &-Zeichen aus, da sich die beiden ehemaligen Suede-Kollegen 2005 The Tears nannten. 
Nun hat Butler mit Jessie Buckley, einer irischen Schauspielerin und Sängerin, ein weiteres Album aufgenommen und veröffentlicht.

 „For All Our Days That Tear The Heart“ erschien selbstverständlich unter dem Namen Jessie Buckley & Bernard Butler und Dank eines gemeinsamen Freundes, der die beiden einander vorstellte, da er dachte, dass „es zwischen ihnen funken könnte“. Hat es wohl. 

Aber ob es wohl auch bei den Plattenrichtern funken wird? Die 12 Songs sind größtenteils getragene, intensive, düstere und akustisch gehaltene Folk-Balladen, auf den das Orchester gelegentlich groß aufspielen darf („For All Our Days That Tear The Heart“), aber auch gern einmal Richtung Jazz („Seven Red Rose Tattoos“) oder Blues („20 Years A-Growing“) gegangen wird. Laura Marling ist als Referenz für dieses Album wohl sinniger als Suede, gern werden auch Nina Simone, Feist, Pentangle und Talk Talk für Vergleiche heran gezogen.

Am Ende stand Platz 23 in den UK Charts für Buckley & Butler zu Buche, bei Metacritic steht das Album derzeit bei 71/100 Punkten. Neben der CD ist auch eine LP (Double heavyweight black vinyl, gatefold sleeve, printed inners, 16pg booklet) erhältlich.


 


Yet his production has never been better. For All Our Days… leans into American, Irish, English and even Spanish folk traditions without slavishly following any of them, and his light, confident touch gives due time and space to Buckley’s magical voice.
She can be puckish, yearning, impossibly weary, intimate – and that’s all on one track, 20 Years a Growing. The pair’s most engaging songs start spare, then meander with gathering intensity to an orchestral crescendo, as on first single The Eagle and the Dove, but they handle more uptempo material convincingly too, as on Babylon Days. What stays with you are moments like Buckley’s startling cackle at the close of kiss-off ballad Beautiful Regret – the sound of someone rightly relishing their good work, knowing how lucky they are.
(The Guardian)


 


This may, on the face of it, sound overbearing. And in a very few places, such as the track 20 Years A-Growing, it is. But it’s saved by two things: Butler’s lightness of touch and Buckley’s voice. Despite the intricate arrangements, Butler’s playing is understated and always sympathetic. Meanwhile, Buckley’s voice is nuanced one minute and soaring the next. There’s a sustained run of notes about four minutes into the title track that are breathtaking. Her voice contains elements of Joni Mitchell, Laura Marling and – on Footnotes on the Map – Chrissie Hynde. She’s having fun, too. Butler has said there is “such joy” in Buckley, and he’s right: you can hear it. Their pairing might well be bananas, but it works. Buckley is certainly no luvvie on leave. This is, at times, a dazzling album. 
(The Telegraph)




 

Die Hände entsetzt vor den Mund geschlagen, den Unglauben im Blick - ja, so sehen die Fans von Regina Spektor aus, wenn sie realisieren, dass „Home, Before And After“ bisher nicht auf Vinyl veröffentlicht wurde und auch nichts über eine geplante LP zu finden ist. 
Dabei mussten sie auf das achte Studioalbum der aus Russland stammenden Singer/Songwriterin bereits knapp sechs Jahre warten!

„Home, Before And After“ entstand gemeinsam mit dem Produzenten John Congleton (Amanda Palmer, St. Vincent, Angel Olsen, The Decemberists, Future Islands) in Upstate New York. Leider lief bei der Planung etwas schief - nicht nur hinsichtlich der Vinyl Produktion - denn das Album erschien zwei Wochen nach dem 2019 vom New Yorker Bürgermeister Bill DeBlasio ausgerufenen „Regina Spektor Day“. 

Die zehn Songs von „Home, Before And After“ gehen zwar noch größtenteils als Piano-Balladen durch, wurden aber mit jeder Menge Bombast und Theatralik („Becoming All Alone“, „Raindrops“, „What Might’ve Been“, „Coin“) und Pop-Appeal („Up The Mountain“) aufgeladen und in Richtung Musical (das neunminütige „Spacetime Fairytale“ mit seiner Stepptanz-Einlage) verschoben.  




 


„I went walking home alone/ Past all the bars/ Hey, let’s grab a beer/ It’s awful late/ I’m becoming all alone again/ Stay, stay, stay“: Man sieht die Bilder dazu vor sich. Der Gesang, das Klavierspiel, das einsetzende Orchester, dann wieder nur die Stimme. Diese Songs sind kinematografisch, sie vollziehen in vier Minuten atemraubende Dramaturgien: „Up The Mountain“, da klettern die Streicher und schmettern die Bläser, und der Electrobeat galoppiert. In der flirrenden Klavier-Etüde „Raindrops“ zitiert Spektor beiläufig Burt Bacharachs „Raindrops Keep Fallin’ On My Head“.
Sardonisch ist „One Man’s Prayer“, das ungefähr so klingt wie „I’m a big, big girl in a big, big world“, aber in Rollenprosa eine Männerfantasie erzählt: Ich bin der König, und das Mädchen bettelt um einen Ring. „I’m not your doll, I’m not your pet“, singt sie in „SugarMan“.„But I’m not the same since we met.“ „Home, Before And After“ ist der berückende Soundtrack eines Märchens und das Märchen selbst. Oder sagen wir: ein Musical mit losem Plot und lauter Hits. „Everyone loves a story about far, far away/ About long ago/ And what might have been.“
(Rolling Stone)




 


Oberflächlich wirken die meist auf dem Klavier geschriebenen Stücke wie sweete Kammerpop-Balladen oder US-Traditional-Pop-Stücke, aber die kleinen Geschichten, die Spektor in den Songs erzählt, sind solitär.
Das fängt einleitend damit an, dass Gott das lyrische Ich auf dem Heimweg auf ein Bier einlädt („Becoming All Alone“) und setzt sich fort bis zur abschließenden Ballade „Through A Door“, in der Herzen geschlossene Türen durchbrechen und durch leere Löcher wandern. Dass Regina Spektor am Broadway aufgetreten ist, passt ins Bild, kommen die Songs doch mit großer Geste daher – doch auch ihre Prägung in der New Yorker Anti-Folk-Szene hört man diesem Album an.
(musikexpress)



 

Ungewöhnlich an der aus Minneapolis stammenden Band Poliça ist, dass neben Channy Leaneagh (Gesang, Synthesizer) und Chris Bierden (Bass) gleich zwei Schlagzeuger, nämlich Drew Christopherson sowie Ben Ivascu, zum Lineup gehören. Zudem wird auch ihr Produzent Ryan Olson, der Poliça seit ihrem Debütalbum und über mittlerweile sechs Platten hinweg zur Seite steht, als vollwertiges Bandmitglied gelistet.

„Madness“ muss ohne die im Februar veröffentlichte Single „Rotting“ auskommen und bietet daher nur 7 Songs in 32 Minuten. Ihr Konzept behalten Poliça bei: atmosphärisch-düsterer Synth-Pop mit starker Beat-Akzentuierung, die sich bei Trip Hop („Blood“) oder modernem R’n’B („Away“) bedienen. Der Opener „Alive“ ist äußerst faszinierend geraten und zeigt, mit welcher Akribie und Experimentierfreude im Studio an den Sounds gebastelt wurde. Mit „Madness“ ist es ein zweiter über 5-minütiger Song, der besondere Aufmerksamkeit verdient und auch evoziert. Nach sehr sphärischen drei Minuten mit sanft pluckernden Beats übernimmt eine Geige das Kommando über den Song. Herrlich! Und dann nehmen wir auch noch den dritten Fünfminüter mit an Bord, denn auch „Fountain“ entschwebt fragil in Richtung Ambient und lässt die beiden Schlagzeuger tatenlos staunend zurück. „Sweet Memz“ fehlen eigentlich drei Sekunden, um hier erwähnt zu werden, da hier Drew Christopherson und Ben Ivascu die Band zu hintergründigen Bläserklängen in Richtung Massive Attack führen dürfen, soll auch der das Album abschließende Song nicht unter den Tisch fallen.  

„Madness“ ist via Memphis Industries erschienen und als CD oder LP erhältlich (black Vinyl oder yellow Vinyl).       


 


Behandeln wir "Rotting" also einfach wie eine Art imaginären Opener – zumal "Alive" mit muskulöser Basslinie und unterschwelliger Power circa an der gleichen Stelle weitermacht und in seinem unbändigen Überlebenswillen direkt an den Vorgänger anknüpft, als dessen zweiter Teil sich "Madness" verstanden wissen will. Die Rhythmen glitchen, Leaneaghs Stimme wandert ein ums andere Mal in den digitalen Häcksler, Future-R'n'B und Electronic Body Music zucken unter der gleichen schummrig beleuchteten Discokugel. Recht so, denn so relativ einfach machen es Poliça einem nicht noch einmal: "Violence" schwingt sich mehrmals folgenlos zu einem knochigen Breakbeat-Muster auf und wird abgewürgt, sobald der Song in so etwas wie einen Groove hineingefunden hat, das Titelstück verzichtet komplett auf Eingängigkeit, während Leaneagh ein körperloses "I came here to destroy" in den Raum wirft und ein erratisches Violinensolo die psychedelisch wabernden Soundscapes in Stücke schneidet. Mysteriös? Das soll so.
(Plattentests)





Mal wieder eine Plattenvorstellung, für die auf der Tastatur nach diesem kleinen Kreis gesucht werden muss, der in nordischen Sprachen häufig über dem A oder a steht. Aber für Moddi mache ich das natürlich gern. Für Pål Moddi Knutsen muss ich natürlich schreiben, denn mittlerweile habe ich den so genannten Ringakzent gefunden und muss ihn natürlich reichlich nutzen. Das Å oder oder å ist im norwegischen Alphabet der 29. Buchstabe und steht für den Vokal ɔ (wie in Loch bzw. offen), bei langer Aussprache jedoch für oː (wie in Boote).

„Bråtebrann“ ist das sechste Studioalbum von Pål Moddi Knutsen und nach „Kæm Va Du?“, das leider kein å im Titel hat, das zweite Album auf norwegischer Sprache. Thematisch ist es diesem entgegen gesetzt, da es sich nicht mit den nostalgischen Erzählung des bekannten Nordnorwegens auseinandersetzt sondern das neue, aufstrebende Nordnorwegen beschreibt. Selbstverständlich nutzt der Singer/Songwriter und Aktivist Pål Moddi Knutsen die Gelegenheit, um auch die Nachteile des Fortschritts, nämlich Landschaftszerstörung oder Plastikmüll im Meer, zu thematisieren „Bråtebrann“ soll der erste Teil einer Album-Trilogie sein.

Die 11 sanften Folksongs bieten gleich dreimal die Möglichkeit, das å zu nutzen: Neben dem Titelsong „Bråtebrann“ gibt es nämlich „Omnan går“ und „I det blå“ zu hören, und letzteres ist definitiv erwähnenswert, da sich im Verlauf seiner über 7 Minuten die Gitarren recht dominant zu Wort melden. Auch der tolle Chorgesang auf „Tranøy fyr“ verdient es, besonders hervor gehoben zu werden.
  
„Bråtebrann“ ist aktuell nur digital erhältlich, soll aber im Juli als Doppel-LP im Klappcover erscheinen. 










Wenn man sich an „The Bends“ in seiner Gänze heran wagt, dann benötigt man schon etwas Selbstvertrauen. Rosie Carney veröffentlichte vor zwei Jahren digital ein komplettes Radiohead-Coveralbum und erhielt dafür zahlreiche positive Kritiken, wie „She transformed the whole album into ghostly, Carrie & Lowell-esque folk music” (Stereogum), „Immaculately re-imagined“ (Uncut) oder „Carney finds magic in minimalism“ (Guardian).


 


Mittlerweile hat die 25-jährige, die in England geboren wurde, aber mit 10 Jahren nach Irland zog, ihr zweites reguläres Album veröffentlicht: „I Wanna Feel Happy“ folgt drei Jahre nach ihrem Debütalbum „Bare“. 
Akustische Gitarren, sanftes Schlagwerk, gehauchter (und dennoch starker) Gesang sowie eine gehörige Portion Melancholie und Wohlklang lassen für Rosie Carney auf Playlist-Einsätze zwischen Taylor Swift (in ihrer Folk-Wiedergeburt) und Radiohead (in ihrer ruhigeren Mitte der 90er-Verpuppung).

„I Wanna Feel Happy“ entstand zusammen mit dem Produzenten JMAC im Londoner RAK Studio und liefert Gastbeiträge von Matt Ingram (Laura Marling, Lianne La Havas, The Staves), Thomas Bartlett (Florence & The Machine, Sufjan Stevens), Benjamin Francis Leftwich und Ed Thomas (Jorja Smith). Das Album bietet 11 Songs und kann als LP, die voraussichtlich im Oktober 2022 erscheinen wird, vorbestellt werden.


 


From the gentle swells at the beginning of ‘i hate sundays’, what follows is a track of beautifully intriguing vocals backed only by pulsating synth to set the mood. Previous single ‘break the ground’ comes next with its lush layers, delicate acoustic guitar and warming tones.
‘dad’ carries on this musical hot water bottle of flowing textures but a layer of distorted electric guitar ringing through the background elevates it while still maintaining that soothing feeling. ‘sugar’ starts with that sultry vocal and acoustic guitar combination but when the chorus hits, the chord progression seems to be a nod to late 90’s alt pop and it’s done beautifully.
‘chihiro’ and ‘ceiling’ continue the slow burn of acoustic folk by way of dream pop. It’s a sound that Rosie Carney excels in on ‘i wanna feel happy’ with each song combining Rosie’s beautiful voice with soothing acoustic guitar all wrapped up in layers of lush melodies, soundscapes and textures.
(Clunk Magazine)






Vor einigen Jahren schloss Jonathan Meiburg das Kapitel Okkervil River für sich ab und konzentrierte sich fortan auf seine ursprünglich als Nebenprojekt gestartete Band Shearwater. Über Misra Records, Matador Records und Sub Pop erschienen insgesamt neun Studioalben, die immer wieder durch selbst veröffentlichte Live-Alben, B-Seiten-Sammlungen usw. ergänzt wurden. Zwar folgten auf diese Art und Weise nach dem letzten Studioalbum „Jet Plane And Oxbow“ (2016) noch vier weitere Longplayer, aber 2017 versiegte dieser Strom. Statt dessen zog es Meiburg auf den Spuren des Caracara, einem falkenartigen Vogels, nach Südamerika und führte ihn zur Veröffentlichung seines ersten Buches („A Most Remarkable Creature“). Nur über Bandcamp erschienen einige Instrumental-Alben und mit dem Produzenten Dan Duszynski und der Sängerin Emily Cross gründete er die Band Loma und brachte mit ihnen zwei Alben heraus („Loma“ (2018) und „Don’t Shy Away“ (2020)).

Vielleicht lag es an der Pandemie, dass Jonathan Meiburg zu Shearwater zurück fand und sich ein Zitat von T.S. Eliot über den Schreibtisch hängte („Be still, and wait without hope / for hope would be hope for the wrong thing.“), um über Hoffnung inmitten von Hoffnungslosigkeit und die Freiheiten, die man in der Isolation finden oder erträumen kann, zu meditieren. Gemeinsam mit alten und neuen Weggefährten (Lucas Oswald, Emily Lee, Sadie Powers, Josh Halpem und Dan Duszynski) entstand das knapp einstündige „The Great Awakening“, welches langsam bis behäbig dahin fließt, mit südamerikanischen Field Recordings garniert ist und sich mit seinen orchestralen Arrangements tatsächlich zum Meditieren und Träumen anbietet. Die Nähe zum Spätwerk von Talk Talk ist sicherlich nicht ungewollt.      




 


Die aktuellen Kompositionen ähneln eher Drehbüchern, biegen auf der Reise durch melodische Labyrinthe in schroffe Klangtäler und auf stürmische Soundgipfel ab, eruptierte bereits der Opener „Highgate“ aus erhabenen Tiefgang heraus.
Dabei lauern im Albumverlauf selbst unter dichtesten schwelgerischen Streicherarrangements latente Gefahren, die sich aus Geräuschen von Feldaufnahme oder dem bedrohlichen Abstrich einer Violine nähren.
Die filigrane Rhythmik von „Xenarthran“ schichtet Tonebenen übereinander, den stoischen Lauf von „Laguna Seca“ hält auf seinem Weg keine Kakophonie auf, „Aqaba“ gleitet in Tiefen, die seit Radioheads „Amnesiac“ als erforscht gelten, spielt das „Empty Orchester“ eine opulente Breitseite, bewegt sich „Milkweed“ vor geisterhafter Kulisse.
„Wind Is Love“ bildet den Schlussakkord. Mögen alle von diesem Berührten „The Great Awakening“ erfahren.
(musikblog)




 


Der Opener „Highgate“ scheppert zwischendurch recht ordentlich. Bei „Xenarthran“ dürfen Streicher die Spots setzen. „Empty Orchestra“ ist zielloser und kantiger als der Rest. Und das fast siebenminütige „Milkweed“ bringt erst plätscherndes Wasser und endet dann in einem aus Instrumenten geformten Schrei – was für ein Moment.
Und so gibt es eine knappe Stunde lang allerhand zu entdecken und zu fühlen auf „The Great Awakening“. Auf Hits ist dieses Album ganz sicher nicht aus. Aber Jonathan Meiburg kreiert seine ganz eigenen, zum Teil magischen Stimmungen, die diesen Longplayer eindeutig besonders machen. Zu sperrig für die ganz große Bühne? Vielleicht. Sehr spannend, wenn man sich drauf einlässt? Auf jeden Fall.
(Bleistiftrocker)





Vorsicht Kunst! Die Songs des sechsten Albums von Perfume Genius entstanden bereits vor seinem hoch gelobten letzten Album „Set My Heart On Fire Immediately“ (2020) und untermalten das immersive Tanzstück „The Sun Still Burns Here“, welches in Zusammenarbeit mit der Choreografin Kate Wallich entstand und bereits 2019 in Seattle, Minneapolis, New York City und Boston aufgeführt wurde. Bereits damals wurden mit „Eye In The Wall“ und „Pop Song“ zwei der Lieder veröffentlicht, nun folgt der Rest.

Dabei ist „Ugly Season“, das erneut in Zusammenarbeit mit dem Produzenten Blake Mills (Laura Marling, Fiona Apple) und Alan Wyffels, dem Partner von Michael Hadreas, entstanden ist, anders (weil experimenteller) als die bisherigen Alben von Perfume Genius und bewegt sich nicht nur zwischen Kammerpop und Art Pop, sondern bricht immer wieder in trippige Dancehall-Sounds („Ugly Season“), Noise-Attacken zu hyperaktiven Elektro-Beats („Hellbent“) oder jazzige Piano-Improvisationen („Scherzo“) aus. Die eingangs genannte Warnung muss durchaus ernst genommen werden.  




„Just A Room“ oszilliert zwischen Orgeltoccata und Spieluhrmelodie, „Herem“ ist eine verwunschene Gottesanbetung, ein Raum, in dem die Zeit auf magische Weise stillsteht.
Im „Scherzo“ zieht Hadreas alle expressionistischen Register. Sein Genie besteht darin, dass seine künstlerischen Ambitionen zu unterhaltsam sind, um als Toninstallationen in Museen zu verkümmern. Der Titelsong klingt, als hätten Prince und Leonard Cohen ein Dancehall- Stück von Shabba Ranks aufgenommen. Das hypnotische „Eye In The Wall“, das von einem Dampfpressen-Beat gestützte „Photograph“ und das infernalische „Hellbent“ bilden die Höhepunkte des grandios sperrigen Reigens.
(Rolling Stone)


 


„Eye In The Wall“ steigt durchs pulsierende Electro-Gloryhole. Das mysteriöse, blechbläsersatte „Photograph“ wäre der perfekte Bond Song, wenn es denn mal einen queeren Bond gäbe. Noch nie war Perfume Genius auf einem Album seiner Klavierballaden Komfortzone weiter entstiegen als nun auf UGLY SEASON. Es ist das Gegenteil von ugly. Und hoffentlich auch nicht bloß eine Season.
(musikexpress)




Wenig überraschend war es, dass ich, aufgrund meiner Escape Room-Erfahrungen und in einigen Exit-Spielen gewonnenen Kenntnisse, innerhalb weniger Sekunden erkannte, dass die ominösen Zahlen im neuen Albumtitel von Yann Tiersen nichts anderes als „Kerber“ bedeuten, was gleichzeitig auch der Titel des letzten Studioalbums des Franzosen war.  

Komplett überraschend war jedoch, was mich auf „11 5 18 2 5 18“ erwartete, denn Tiersen nutzte Samples des Vorgängeralbums, um komplett neue Musik fernab seiner gewohnten Klangwelten zu erschaffen. Pulsierende Beats, Electronica, Synthie-Sounds und Ambient-Klänge gehören nun ebenfalls zur fabelhaften Welt des Yann Tiersen und stehen Kraftwerk, The Orb oder Philip Glass deutlich näher als seinem bisherigen Œuvre, auch wenn „16 1 12 5 19 20 9 14 5“ beispielsweise eine Neu-Interpretation seines Stücks „Palestine“ (von „Dust Lane“, 2010) und das mit seiner Frau Émilie Tiersen alias Quinquis aufgenommene „13 1 18 25“ auf seinem Lied „Mary“ (aus „Les Retrouvailles“, 2005) beruht.

„11 5 18 2 5 18“ ist als CD und Doppel-LP erhältlich, die Schallplatte (clear Vinyl) wird es jedoch erst im September geben.

Yann Tiersen spielt 39 Konzerte in Europa, aber nur eins in Deutschland:
10.09.22 Berlin, Tempodrom


 


Es verwundert nicht, wenn man liest, dass „11 5 18 2 5 18“ aus einem Experiment heraus entstanden ist. Seine überschüssige Vorbereitungszeit auf ein Live-Set nutzte Yann Tiersen, um auf der Grundlage verschiedener Samples neue Stücke zu programmieren und komponieren, die mit ihrem Ausgangsmaterial nicht mehr viel gemein haben.
Statt einzelne Songs hervorzuheben, wirkt „11 5 18 2 5 18“ vielmehr wie eine ausufernde Klangreise, bei der man hier und da anhält, um die sich stetig verändernden Landschaften zu bewundern.
„3 8 1 16 20 5 18. 14 9 14 5 20 5 5 14“ zum Beispiel katapultiert einen mit seinem mystischen Intro, dessen hängende Schallplatte nach und nach um düsteren Sprechgesang und wummernde Beats, die zwischendurch die Hauptrolle spielen, ergänzt wird, vielleicht in eine staubige Vulkanlandschaft. Der Abgrund lädt zum Tanzen ein.
(musikblog)






10. Chapterhouse - Sunburst EP (Single 12", 180g, Limited Numbered Edition, Crystal Clear, Red & Blue Marbled Vinyl) (15.7.2022)






9. Chapterhouse - Freefall EP (Single 12", 180g, Limited Numbered Edition, Red & White Marbled Vinyl) (24.6.2022)






8. Super Furry Animals - (Brawd Bach) Rings Around The World (Record Store Day 2022 Yellow Vinyl Edition) (18.06.2022)






7. Jessie Buckley & Bernard Butler - For All Our Days That Tear The Heart (2 LPs) (17.6.2022)






6. She & Him - Melt Away: A Tribute To Brian Wilson (180g, Yellow Vinyl) (22.7.2022)






5. Kula Shaker - 1st Congregational Church Of Eternal Love And Free (2 LPs) (29.7.2022)






4. Die drei ??? - Die drei ??? (Folge 217) - und der Kristallschädel (2 LPs, Limited Edition) (15.7.2022)






3. Talk Talk - The Party's Over (40th Anniversary Edition, White Vinyl) (15.7.2022)






2. Interpol - The Other Side Of Make Believe (Limited Edition, Red Vinyl) (15.7.2022)






1. Ash - 1977 (Splattered Vinyl) (1.7.2022)








10 Fakten zum neuen Album von Foals:

1. Da waren es nur noch drei: 2018 verabschiedete sich Gründungsmitglied Walter Gervers (Bass) von den Foals, die als Quartett die beiden 2019 veröffentlichten „Everything Not Saved Will Be Lost“-Alben aufnahmen. 2021 nahm Edwin Congreave (Keyboards) seinen Hut, so dass „Life Is Yours“ das erste Foals-Album in Trio-Besetzung ist.

2. Mit Dave Sitek („Antidotes“), Luke Smith („Total Life Forever“), dem Duo Flood und Alan Moulder („Holy Fire“), James Ford („What Went Down“) und Brett Shaw („Everything Not Saved Will Be Lost“) hatten die Foals jeweils prominente Produzenten für ihre jeweiligen Alben verpflichtet. „Life Is Yours“ entstand nun erstmals in Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Produzenten, wie John Hill, Dan Carey, A. K. Paul und Miles James. Der zehnfache Grammy-Gewinner Manny Marroquin (Post Malone, Kanye West, Rihanna) hat den Großteil des Albums schließlich abgemischt, Mark „Spike“ Stent (Coldplay, Muse, Kings of Leon) übernahm das Mixing einiger anderer Tracks.

3. „Life Is Yours“ bietet 11 Lieder in 41:55 Minuten. Damit ist das siebte Album der Foals zwar etwas länger geraten als die beiden Teile von „Everything Not Saved Will Be Lost“, aber letztendlich hinter „Antidotes“ (46:49 Minuten) nur auf Platz 5 im internen Laufzeit-Ranking.


 


4. Mit „Wake Me Up“ veröffentlichten Foals bereits am 4. November einen ersten digitalen Vorboten aus dem Album. Der Song erreichte Platz 98 der UK Charts. Somit bleibt „My Number“ (2012) die in den Charts erfolgreichste Single (UK #23) vor „Cassius“ (2008; #26). Von „Wake Me Up“ wurden zudem drei Remixe veröffentlicht: Gaspard Augé & Victor Le Manse Remix, Flight Facilities Remix und Lawrence Hart Remix.

5. Die ersten drei Auftritte nach der Veröffentlichung von „Life Is Yours“ werden in Deutschland stattfinden. Das sind die Termine:
18.06.22 Scheesel, Hurricane Festival
19.06.22 Neuhausen ob Eck, Southside Festival
21.06.22 Köln, Palladium


 


6. „Life Is Yours“ steht am 17. Juni 2022 in den Plattenläden, und zwar als CD, Kassette oder Schallplatte (black Vinyl). 

7. Eine limitierte Auflage der LP (140g) erscheint auf white Vinyl bei unabhängigen Plattenläden. Amazon hat eine transparente, Curaçao-farbene Vinyl-Version im Angebot. 

8. Nur im offiziellen Shop der Foals gibt es „Life Is Yours“ als Doppel-LP: Exclusive marbled vinyl 140g - clear & dark green – housed in gatefold sleeve with die cut rectangle on the front. Includes bonus etched 12” vinyl of 7 exclusive demo tracks 140g.

9. Die schönste Variante hatte aber erneut Blood Records im Angebot: exclusive animated zoetrope picture disc release via Blood Records, limited to 5,000 copies and hand-numbered on a first-come-first-served basis. This represents the band’s first ever zoetrope release and each side features a different spiralling pattern of roses, which have made for a striking visual motif throughout the album.  


10. Zwar konnten die drei weiteren Singles - „2am“, „Looking High“ und „2001“ - nicht die Charts im Vereinigten Königreich erreichen, dafür schaffte  es die Band erstmals (und nach den Rängen 3, 8, 2, 3 und 2) im Oktober 2019 mit „Everything Not Saved Will Be Lost - Part 2“ auf Platz 1 der UK Album Charts.





 

Gelegentlich passiert es, dass ich, trotz einiger Konzerterfahrung, noch ungewöhnliche Dinge erleben kann: So vor einigen Jahren, als Tobias Siebert vor einem Konzert als And The Golden Choir die Bühne betrat, eine Platte auflegte und sagte: „Ich präsentiere meine Vorband, Talking To Turtles "Split", Seite A“. Danach verließ er diese wieder und wir lauschten der Leipziger Folkpop-Band, was nur konsequent war, da Siebert ja auch beim eigenen Auftritt Vinyl-Platten als Band-Ersatz nutzte. Dies trug sich 2015 zu, ein knappes halbes Jahr nach der Veröffentlichung von „Split“. 

Neuere Musik von Talking To Turtles gibt es zwischenzeitlich leider immer noch nicht. Statt dessen überraschte Florian Sievers, die eine Hälfte des Duos, 2018 mit der Veröffentlichung eines Nebenprojektes namens Das Paradies: „Goldene Zukunft“ kam bei den Plattenrichtern gut an und landete mit 7,4 Punkten auf Platz 41 bei Platten vor Gericht. 

In seinem Leipziger Studio schraubte Sievers für den Nachfolger am Sound von Das Paradies, so dass „Transit“ nun deutlich elektronischer klingt als sein Vorgänger, so dass ich beim Opener „Die stroboskopen Jahre“ gleich an Erdmöbel zu „Erste Worte nach Bad mit Delfinen“-Zeiten denken musste. Auch die assoziativen deutschen Texte und der verstärkte Einsatz von Bläsern - auf dem Album eingespielt von Antonia Hausmann (Posaune), Wencke Wollny (Bassklarinette), Damian Dalla Torre (Saxophon) und Sven Regener (Trompete) - lässt mich an die Kölner Band denken. „Gebissen wurde ich nur in Wien“ passt in einer Playlist ideal hinter „Die transsylvanische Verwandte ist da“ von PeterLicht, welches übrigens von Ekki Maas (Erdmöbel) produziert wurde. 

Seite A von „Transit“ kann ich euch nicht auflegen, aber gleich folgen die ersten vier (der zehn) Lieder des Albums als Videos. Ob Das Paradies auf eigenen Konzerten ebenfalls mit Schallplatten hantiert, kann hier überprüft werden:
13.09. Dresden, Groovestation
14.09. Erlangen, E-Werk
15.09. München, Strom
16.09. Stuttgart, Merlin
20.09. Wiesbaden, Schlachthof
22.09. Köln, Subway,
23.09. Bremen, Lagerhaus




 


Weiter erzählt Das Paradis kleine Geschichten zu poppigen Melodien, die sowohl elektronisch erzeugt werden, als auch Unterstützung verschiedenster Blasinstrumente haben. Trompete, Saxophon, Flöte, Posaune, ja das geht und das passt alles zusammen zur feinen Poesie, die immer persönlich ist und dennoch ein Fragezeichen setzten an das allgemeine, an diese Zeiten, ohne den moralischen Zeigefinger zu positionieren, weil manchmal ein Fragezeichen die nachhaltigere Waffe ist. Vom schon genannten ersten Song „die Stroboskopen Jahre“ bis zum letzten Song „Im Graben an der Straße ins Licht“. Es ist mir schier unbegreiflich wie Florian Sievers das macht. Die simpelsten Zeilen, die skurrilsten Bilder wie bei „Im Orbit ohne Zucker“ oder „Hund & Sterne“ tickern den Denkapparat an, bringen einen Gedankenkreisel zum Rotieren, als würden die Synapsen stille Post spielen und dennoch driftet man nicht ab, sondern bleibt ganz im Hören, ganz bei der Musik. Aber wir befinden uns im „Transit“ hier ist alles möglich und Das Paradis tut sein Möglichstes. 
(Vinyl-Keks)









Hello Kitties! Mir ist nicht bekannt, ob Bela Salazar (17 Jahre, Gitarre/Gesang), Eloise Wong (14 Jahre, Bass/Gesang), Lucia de la Garza (15 Jahre Gitarre/Gesang) und ihre jüngere Schwester Mila (11 Jahre, Schlagzeug/Gesang) Fans der japanischen Figur in Katzengestalt sind, aber besser zu ihnen passen würden Mystery, Miles, NeeChee und Sabbath, die Katzen von Emily Strange. Denn auch das jugendliche Quartett stammt aus Kalifornien und sind mehr Rock als Pop.

Punk-Rock, um genau zu sein. Und daher ist es auch passend, dass ihr Debütalbum „Growing Up“ via Epitaph Records, dem Label von Brett Gurewitz (Bad Religion), erscheint. Und da auf ihrem Debütalbum nicht nur dem Punk-Rock der 70er Jahre à la Ramones gehuldigt wird, sondern auch dem Power Pop und New Wave, wie ihn beispielsweise The Go-Go’s spielten, macht es Sinn, ihren Bandnamen ebenfalls zu doppeln, nämlich The Linda Lindas.  

Die limiterten Auflage der LP sind auf Purple & Milky Clear Galaxy Vinyl und Pink & Cyan Merge Vinyl erschienen.


 


Der Track „Racist, Sexist Boy“, dessen Titel recht genau den Inhalt umschreibt, machte im Mai 2021 von sich reden: Er basiert auf einer rassistischen Erfahrung der Drummerin Mila de la Garza, damals zehn, in ihrer Schule, und wie bitter und zugleich toll es ist, dass dieses Gefühl sich mittlerweile nicht nur in Soziologie-Kursen benennen lässt, und dass es nicht Scham auslöst, sondern Wut.
Und dass diese Wut nun auch ein Debütalbum befeuert, das nicht klingt wie sensationalistisch ausgestellte All-female-Teenager-Musik, sondern einfach wie ein vor Energie und Melodie platzendes Album in langer Garage-Punk-Tradition, angefangen bei Bikini Kill bis zu den melodischeren Ausläufern à la Best Coast.
(musikexpress)


 


Es sind die simplen, aber verflucht ohrwurmigen Brecher wie "Oh!" und insbesondere der Titeltrack, die von wirklich großem Talent zeugen, das mit den Jahren sicherlich noch weiter erblühen wird, wenn die vier Freundinnen am Ball bleiben. Klar sind The Linda Lindas – beziehungsweise die Aufmerksamkeit, die sie so schnell generieren konnten – ein Produkt ihrer Zeit. In einer Welt nach MeToo und sensibilisiert durch zahlreiche schreckliche, rassistisch motiviere Hassverbrechen, die in einem ähnlichen Zeitraum zum Beispiel auch die Black-Lives-Matter-Bewegung wieder in Gang setzten und zu großem Zulauf brachten, stößt ein Statement wie "Racist, sexist boy" auf Zuspruch, und das natürlich vollkommen zurecht. Dass die Elternhäuser der vier Lindas aus renommierten und freigeistigen Künstler*innen, Produzent*innen und sonstigen Berühmtheiten der L.-A.-Society bestehen, steht dem Durchbruch der Band bestimmt auch nicht im Weg. Mit ihrer ersten richtigen Songsammlung belebt diese zwar nun das dahinsiechende Genre nicht sofort neu, gibt aber bereits ein erstes, beachtliches Lebenszeichen ab. 
(Plattentests)





Wenn Kula Shaker eine Glaubensgemeinschaft gründen, dann ersetzt Patschuliduft den Weihrauch, werden die Räumlichkeiten im Peter Blake-Collagen-Stil gestaltet, dauert eine heilige Messe knapp 60 Minuten, werden westliche und östliche Mythen und Kulturen miteinander verschmolzen (wie Beispielsweise der Erzengel Michael mit den zusätzlichen Armen der Göttin Kali) und dürfen The Beatles, Small Faces, Pink Floyd und Deep Purple mit ihrem Gesang und ihrer Musik Gott loben und preisen. Oder werden The Beatles, Small Faces, Pink Floyd und Deep Purple als Götter gepriesen? Hier komme ich immer etwas durcheinander… Aber egal, denn die Liebe währt ewig (also auch über die zweite 5-jährige Bandpause hinweg) und Umarmungen gibt es kostenlos!

„1st Congregational Church Of Eternal Love And Free Hugs“ ist das mittlerweile sechste Album von Crispian Mills (Gesang, Gitarre), Alonza Bevan (Bass), Paul Winterhart (SChlagzeug) und Harry Broadbent (Keyboards, Orgel) und das Quartett nutzte die Jahre seit „K 2.0“ (2016), um ein Doppelalbum mit 15 Songs und 5 Predigten zu erschaffen. Darin huldigen sie wie gewohnt (und etwas zu ausladend/-giebig) dem Psychedelic Rock der späten 60er Jahre und dem Classic Rock der frühen 70er Jahre. 
Während der Stream von „1st Congregational Church Of Eternal Love And Free Hugs“ bereits verfügbar ist, muss man auf die CD noch knapp 2 Wochen und auf die Doppel-LP bis Ende Juli warten.


 


Even in 1996 when K was the fastest-selling British debut album ever, Kula Shaker were already harking back to a mythical 1960s of pot, patchouli and letting it all hang out. In their world, time was something that happens only to other people. 
And so here we are, more than a quarter of a century down the line, and the retro-heads are still stuck in an endless loop of the past where only the cost of powering a lava lamp might well jolt them into the present.
A double album held together by a series of spoken-word pieces set in a leaking church, it largely falls flat in a way that The Coral’s Coral Island doesn’t. 
I’m Against It and 108 Ways To Leave Your Narcissist show that their touchstones remain an unholy amalgam of early Deep Purple and Small Faces, which is as surprising as Wednesday following Tuesday.
(Louder Sound)




Es geht aufwärts für Angel Olsen! Nachdem sich die US-amerikanische Singer/Songwriterin mit ihrem letzten regulären Studioalbum „All Mirrors“ (2019) - dem folgten intimere Neueinspielungen namens „Whole New Mess“ (2020) - erstmals in den deutschen Hitlisten positionieren konnte (#74) und ihre beste Chart-Position im Vereinigten Königreich (#28) erzielte, wurden mit „Big Time“ beide Rekorde verbessert: Platz 46 bzw. 24 stehen für ihr aktuelles Album zu Buche.

Es geht aufwärts für Angel Olsen, aber hauptsächlich in den Charts. Zwar feierte sie einerseits ihr Coming Out als queere Person und konnte sich auch ihren Eltern gegenüber erstmals öffnen, musste jedoch andererseits kurz darauf zuerst den Tod des Vaters und etwas später den ihrer Mutter verkraften. Kein Wunder also, dass „Big Time“ von einer großen Schwere, Melancholie und Trauer geprägt ist.
Das Album entstand in Zusammenarbeit mit dem Musiker und Produzenten Jonathan Wilson und ist mit seinen vielschichtigen Arrangements (Harmonium, Sitar, Mandoline, Zither, Orgel, Vibrafon und zahlreiche Streich- und Blasinstrumente) ähnlich aufgebauscht wie der Vorgänger, geht aber (auch Dank der annähernd omnipräsenten Pedal-Steel-Guitar) einen deutlich Schritt in Richtung Country und Americana (und schaut gegen Ende in einem jazzigen Nachtclub vorbei).

„Big Time“ ist als CD, Kassette und LP erschienen. Die Schallplatte gibt es wahlweise auf black Vinyl, clear green Vinyl, opaque pink Vinyl, translucent pink Vinyl, blue and pink swirl Vinyl und crystal clear Vinyl.


 


Seit k.d. lang oder – in letzter Zeit – Weyes Blood hat man solche opulent arrangierten, intim schimmernden Songs nicht gehört. Streicher, Orgel, Pedal-Steel-Gitarre und der Hall auf Angel Olsens Gesang evozieren die Atmosphäre einer Platte von Tammy Wynette oder Dusty Springfield. (…)
Manchmal schwingen sich die Songs in sonische Höhen auf, in denen so etwas wie synthetische Bläser eine Dramatik erzeugen, die Olsens intimer Gesang viel besser herstellen kann. Den Bombast kennt man von Jonathan Wilsons eigenen eklektischen Platten. Olsen hatte – zuletzt auf einer EP – mit elektronischem Instrumentarium gearbeitet. Aber ehrlich, das bringt nichts. Ihre Stimme kommt in klassisch arrangierten Songs besser zur Geltung: „This Is How It Works“, „Through The Fires“ mit (künstlichen) Van-Dyke-Parks-Geigen und die berückend-entrückte Klavierballade „Chasing The Sun“.
(Rolling Stone)


 


An den opulenten Orchesterpomp von ALL MIRRORS (2019) reicht das nicht heran, aber kleine Rock-Ausraster („Go Home“) gibt es durchaus und im Finale auch eine streicher-cinematische Klavierballade („Chasing The Sun“), in der Angel Olsens Sehnsuchtsengelsstimme ganz enorm nuancenreich brilliert. Insgesamt eine schöne Sache, dass Angel Olsen (wie gerade ja auch Orville Peck wieder) an der Verqueerung des insgesamt immer noch sehr konservativen Country-Genres werkelt.
(musikexpress)


 


Angel Olsen in Deutschland (zusammen mit Tomberlin):
04.10.22 München, Freiheitshalle
07.10.22 Berlin, Huxley’s neue Welt
15.10.22 Köln, Gloria




Mein lieber Herr Pfeifverein! Verbleibt Andrew Bird weiterhin in der Gemeinschaft mit Klaus Meine, Roger Whittaker & Co.? Oder konnte er vielleicht die jährlichen Mitgliedsgebühren nicht mehr bezahlen, da die Zeiten seines kommerziellen Hochs schließlich einige Jahre zurück liegen („Break It Yourself“ erreichte 2012 Platz 10 der US Charts, während „My Finest Work Yet“ zuletzt (2019) nur auf Rang 141 kam)?

Gleich beim Opener „Underlands“ und auf „Fixed Positions“, dem dritten Song seines vierzehnten Studioalbums, wird diese Frage wenig überraschend beantwortet. Etwas später folgt „The Night Before Your Birthday“ und man stellt erstaunt fest, dass Andrew Bird auch wie The Velvet Underground zu klingen vermag. Zwischendurch überzeugt der Singer/Songwriter wie gewohnt durch sein wundervolles Geigenspiel, flaniert zwischen nostalgischem Kammerpop, kunstvollem Folk und teilweise schrulligem Jazz („Lone Didion“) oder Gypsy-Flair („Atomized“), und bewirbt sich für einen Platz auf einer Playlist zwischen Sufjan Stevens, Kishi Bashi und The Decemberist. 

 „Inside Problems“ ist thematisch - man mag es beim Albumtitel bereits erahnen - ein Blick ins Innere von Bird und eine Auseinandersetzung mit den dort hausenden Dämonen, und als CD sowie LP (black Vinyl, clear Vinyl, sky blue Vinyl) erhältlich und Andrew Bird  kommt für drei Konzerte nach Deutschland:
14.07.22 München, Neue Theaterfabrik
15.07.22 Berlin, Metropol
17.07.22 Köln, Gloria 


Schwerer Stoff, von Bird musikalisch einmal mehr kongenial umgesetzt. Es ist alles wieder da: die Pizzicato-Geige, das Pfeifen, das Lässige, das Schräge, das Artifizielle, das Jazzige, das Sehnsüchtige, der große Songwriter-Pop. Im grandiosen wie wehmütigen Siebenminüter „Eight“ präsentiert uns Bird alles zusammen. Weitere Anspieltipps sind das soundtrackhafte, perkussive, von uns als Song des Tages vorgestellte „Automized“, das spooky mäandernde „Lone Didion“, das Lou-Reed-Velvet-Underground-hafte „The Night Before Your Birthday“ sowie der schwelgerische Closer „Never Fall Apart“. Und weil
alle anderen Songs keinen Deut schlechter sind, sollte man sich das Album sowieso in seiner Ganzheit anhören. Eindeutig ein Kandidat für die Endjahresliste.
(Sounds & Books)










Das irische Quintett Just Mustard veröffentlichte 2018 sein Debütalbum „Wednesday“ über das in ihrer Heimatstadt Dundalk angesiedelte Indie-Label Pizza Pizza Records. Das Album wurde anschließend für den Choice Music Prize in Irland nominiert, so dass Partisan Records (Fontaines D.C., IDLES, Laura Marling, Cigarettes After Sex) aufmerksam wurden und die Band 2020 unter Vertrag nahmen. Während der Pandemie entstand der 10 Song starke Nachfolger „Heart Under“, der auf CD, Kassette und LP erhältlich ist. Die limitierten Auflagen der Schallplatte gibt es auf blue Vinyl bzw. transparent blue Vinyl.

„Heart Under“ ist schwer zu fassen: Shoegaze trifft Industrial Sounds, Dreampop im Post-Punk Gewand? Der Opener „23“ zeigt sich gleich so kühl, einschneidend und metallisch wie Sigur Rós auf ihrem letzten Album „Kveikur“, was vor allem der Arbeit und Experimentierfreude der beiden Gitarristen David Noonan und Mete Kalyon geschuldet ist, die ihren Instrumenten immer wieder höchst ungewöhnliche, atmosphärische Klänge entlocken. Der klare, sirenenhafte Gesang von Katie Ball darf ebenfalls als ausgefallen bezeichnet werden, so dass einem hier auch Cranes oder Curve in den Sinn kommen können. Das Lineup wird von der Rhythmusgruppe, bestehend aus Rob Clarke (Bass) und Shane Maguire (Schlagzeug), komplettiert, welche die Grundlage legen und dabei helfen, den klassischen Rock-Song zu fragmentieren, so dass beispielsweise Refrains schwer zu finden sind und sich „Heart Under“ - ähnlich wie „Pornography“ von The Cure - langsam, düster und unaufhaltsam dahin wälzt.    

Auf den Inseln jenseits des Ärmelkanals sind zumindest die Kritiker total aus dem Häuschen: „Heart Under“ steht bei Metacritic aktuell bei 91/100 Punkten.


 


The opening track, 23, kicks the album off like a murder mystery novel set at an eccentric aristocrat’s countrypile: warm and reassuring at first, before descending into madness, the path mirrored by singer Katie Ball’s dreamily atmospheric vocals that are paired with clanging instruments. Blue Chalk and Mirrors continue that messy ethereality, while Seed takes things up a notch with techno synths and a wailing bridge that were made for the live stage. I Am You is an angsty feminine anthem focused on fruitless efforts ("Change my hair / Change my dress / Change my head") to fit in. 
The difficult landscape for young artists dreaming of ‘making it’ – studio time is getting increasingly expensive, Brexit has tied international shows in red tape and labels prioritise going viral on TikTok over originality – renders it unsurprising that, in rock at least, it’s easier to create digestible Noughties-style indie than guitar music that is purposefully uncommercial. But Just Mustard don’t care, and choose the more difficult option anyway.
(The Telegraph)


 


Swampy and tumultuous like a month’s worth of rain, the Dundalk five-piece have spared no expense in creating immersive, cavernous spaces of shoegazing, post-punk splendour. ‘I Am You’’s nightmarish beauty, the near perfect stillness of ‘Blue Chalk’, or the crash-bang gushes of ‘In Shade’ stand out as among the album’s finest examples of Just Mustard’s mastery of tension and time. Haunted throughout by screeching guitars - sounding as much like screaming underground trains as guitars - sinewy basslines and stony drum textures, cutting divinely though it all are Katie Ball’s intimate vocal displays. Her sky-searing voice, matched with a seductively elliptic lyrical bite, offers a blinking light of human purity within such guttural and grimacing industrial soundscapes. Honing the epic of ‘Disintegration’-era Cure, during the Bloodiest of Valentines ‘Heart Under’ snugs right into that stream of dissonant rock currently emerging from the Emerald Isle - Gilla Band and tour buddies Fontaines DC among them. And isn’t the world a better place for it?
(DIY)







Ruby McKinnon war noch nicht volljährig, da hatte sie bereits ihr in der Garage ihres Vaters aufgenommenes Debütalbum („Fever Dreams“, 2016) veröffentlicht und eine Krebsdiagnose erhalten. Die Erfahrungen im Kampf gegen die Krankheit verarbeitete sie im erneut selbstveröffentlichten „Baby Teeth“ (2018). 

Mittlerweile ist die Kanadierin 24 Jahre alt und bei ihrem dritten Album, das sich zwischen verletzlichem Dreampop, melancholischem Folkpop und kunstvollem Bedroom Pop bewegt, angekommen. Für „The Shark In Your Water“ hält sie die auditiven und visuellen DIY-Zügel fest in ihren Händen, ist aber mittlerweile bei der Nettwerk Music Group untergekommen, so dass auch erstmals eine physische Veröffentlichung (dark blue Vinyl) der Musik von Flower Face erfolgen wird. 

„The Shark In Your Water“ ist laut Aussage der Künstlerin „an exploration of the self and how that is impacted and transformed by trauma, grief, love, heartbreak and the struggle of identity“ und Freunden von Weyes Blood, Azure Ray, Daughter, Phoebe Bridgers und Mazzy Star zu empfehlen.




 


Als musikalisches Setting hat sich Ruby einen Mix aus Dream-, Art-, Indie- und Kook-Pop ausgesucht, den sie mal folkig/verträumt, mal rockig und mal psychedelisch aufgebohrt interpretiert. Ihr besonderes Talent als Dichterin offenbart sie mit einer von blumigen Metaphern und traumähnlichen Sequenzen durchzogenen, lyrisch/poetischen Sprache, mit der sie eigene Erlebnisse - in Songs wie "Sugar Water" oder "Spiracle" auch noch mal mit Bezug auf ihre Krankheitsphase - aber auch Referenzen aus Literatur, Film und Natur zu einem schlüssigen, poetischen Kosmos verquickt. Manche Formulierungen und Phrasen lassen dabei eine Eleganz erkennen, die ihr Landsmann Leonard Cohen wohl auch nicht verblüffender und schöner hinbekommen hätte - wobei Ruby aber definitiv eine ganz eigene, feminine Note zuzuschreiben ist.
(Gästeliste)


 


FLOWER FACEs Selbstfindungs-Songs funktionieren demzufolge auf wesentlich mehr Ebenen als es klassische Reflexionen Gleichaltriger tun. Die im Titel des Albums besungenen Haie im Wasser sind in diesem Sinne jene Umstände, mit denen sich die Zwanzigjährige auf der Suche nach ihrer Identität konfrontiert sah und die sie oft genug in eine Opferrolle zu pressen drohte, für die sie sich aber nicht auserkoren sah.
Kaum zu glauben, dass hierbei (weitestgehend) sanftmütige, friedfertige, melancholische Balladen und versöhnlich/harmonische Popsongs entstanden. Auch wenn es ihr nicht darum geht, als 'Poster-Child' für irgendetwas zu gelten: Die Begegnung mit dem Tod verleiht ihren Songs eine Tiefe, welche sie ansonsten zweifelsohne kaum zum Ausdruck hätte bringen können.
(Musikreviews)









Als vor mehr als 30 Jahren Elizabeth Fraser ihre Gesangs-Kapriolen erklingen ließ und Hope Sandoval uns zum Träumen verführte, als die Madchester Bewegung tanzbare Beats und Gitarrenmusik fusionierte und Musiker versonnen auf ihre Schuhe glotzten, da hatte Annie Hamilton noch nicht das Licht der Welt erblickt. Dennoch sind die oben genannten Einflüsse auf das Debütalbum der Australierin nicht von der Hand zu weisen.

Von 2012 bis 2018 war Annie Hamilton Mitglied in der Band Little May, verließ diese aber für eine Solo-Karriere und ihr eigenes, nachhaltiges Mode Label. Die Bekanntschaft zu Aaron Dessner, der in die Entstehung der beiden Alben ihrer früheren Band als Produzent und Musiker involviert war, verhalf ihr zum Angebot, The National auf Konzerten in Australien zu begleiten. Die Pandemie kam dazwischen, sorgte aber auch - nach zahlreichen Singles und EPs in den letzten Jahren - für die Entstehung von „The Future Is Here But It Feels KInda Like The Past“.


 


Musikalisch ließ sie dabei ihren Vorlieben für 90's Grunge-Rock, Psychedelia, New Wave Sounds und Dreampop in einem poppigen Umfeld freien Lauf. 
Eine Prise Glamour, die sich nicht nur auf die optische Inszenierung bezieht, sondern auch musikalisch mit gewissen Glamrock-Anleihen bemerkbar macht und ein sicheres Gespür für gelungene klangliche Experimente, die der ganzen Produktion ein erdiges Flair verleiht (und in Songs wie „Labyrinth“ geradezu despektierliche Ausma0e annimmt), runden das Ganze ab. Sie möge es nicht, wenn etwas zu glatt klinge, meint ANNIE HAMILTON dazu. Und das ist „The Future Is Here But It Feels Kinda Like The Past“ denn auch deutlich anzuhören.
(Musikreviews)


  


Wenn etwa ein spannend zerfaserter Chor-Reigen das Finale von “Pieces Of You” einleitet, die vielen Sound-Schichten von “Bad Trip” plötzlich ganz mitreißend ineinander fließen oder die Stimmen in “Night Off” melancholisch gedoppelt werden, springt das Herz direkt etwas höher.
Auch im Referenz-Zirkus vollführt Hamilton eine echte Glanzleistung. Denn unter dem Deckmantel einer gewissen Schwermut lassen sich ganz unterschiedliche Stile ausmachen:
Im Opener “Providence Portal” bricht Hamiltons Stimme noch wie Adrianne Lenker, während die Stimmfarbe eher an Julien Baker erinnert. “Exist” klingt dann mit Streichern und elektrischem Drive nach einer Tegan-And-Sara-Reinkarnation. Und für “Labyrinth” scheint eine lässige Björk Patin zu sein.
Am Ende ist “the future is here but it feels kinda like the past” ein geschmackvolles Kleinod, das sicherlich keine großen Runden drehen wird, aber dafür umso mehr mitreißen kann.
(Musikblog)




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