Platten vor Gericht
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Yeah! Endlich werden die Vorstellungen einiger übersehener Platten nachgeholt, denn viel Neues haben der November und Dezember traditionell nicht zu bieten.

Yeah Yeah! Und dann direkt ein Album mit dem man einerseits nicht unbedingt rechnen konnten und das andererseits von der Kritik hoch gelobt wurde. „Cool It Down“ ist das erste Lebenszeichen der Yeah Yeah Yeahs seit „Mosquito“ und dessen Veröffentlichung liegt bereits neun Jahre zurück. Bei Metacritic steht das Album zurzeit bei einem Metascore von 82/100 Punkten. In kurzen 32 Minuten zeigen Karen O, Nick Zinner und Brian Chase, dass die Zeiten des knackigen Garage Rock weit hinter ihnen liegen, denn Synthesizer dominieren den Sound der 8 Songs, so dass sich „Cool It Down“ ideal eignet, um hinter „Formentera“ von Metric auf die zweite Seite einer Kassette aufgenommen zu werden. Nur was macht man mit den verbleibenden 13 Minuten Band?

Yeah Yeah Yeahs! So ganz allein war das Trio nicht im Studio: Perfume Genius sing auf „Spitting Off The Edge Of the World“, das zurecht als erste Single ausgewählt wurde, mit, Money Mark spielt auf zwei Songs Synthesizer (was auch sonst), ein Streicherorchester namens Urban Soul veredelte zwei Lieder (darunter „Burning“, das dem orchestralen Pop des letzten Albums von Karen O nahe steht) und mit Dave Sitek, Justin Raisen und Andrew Wyatt sorgten gleich drei renommierte Produzenten für einen satten und abwechslungsreichen Klang. Dieser kann auf zahlreichen LP-Varianten genossen werden: black Vinyl, yellow opaque Vinyl, red Vinyl, 3 colour stripe (red, yellow, blue) Vinyl, clear with red & blue splatter Vinyl, purple & pink swirl Vinyl und blue, yellow & white twister Vinyl.


 


Das mit neun Songs und gerade mal gut 30 Minuten Spielzeit sehr kompakte „Cool it down“ rückt die Klimakrise ins Zentrum: Für ihren Sohn vermisst Karen O unsere dem Untergang geweihte Welt, und es ist das radikale Aufbegehren der Jugend, das zwischen all der Hilflosigkeit und dem Zorn auch Raum für Hoffnung schafft. Tanzbare Songs wie „Wolf“ und besonders „Burning“ gehen locker auf Augenhöhe mit dem Yeah-Yeah-Yeahs-Klassiker „Heads will roll“, doch es sind vor allem Stücke wie „Lovebomb“ und „Fleez“, bei denen sie im Spoken-Word-Gesang einen eindringlichen Ausdruck für ihre persönlichen Texte findet.
(Kulturnews)


  


Doch "Cool it down" kann's nicht nur gesellschaftskritisch: "That's where we dance to ESG", erklärt das ausgelassene "Fleez", das sich als durch die Kunsthalle groovender Funk-Post-Punk-Hybrid auch akustisch vor den Legenden aus der South Bronx verneigt. Warum es solche Auflockerungen nicht noch häufiger gibt, ist der einzige Vorwurf, den sich das Album auf hohem Niveau gefallen lassen muss. Man kauft Yeah Yeah Yeahs noch immer alles ab: Sie bilden weiterhin das Totem einer gleichzeitigen Unnahbarkeit und Aufrichtigkeit, wirken wie freundliche Aliens, die sich kaum in Schubladen stecken lassen, bei denen man aber auch nie Angst haben muss, in fiese, ironische Stolperfallen gelockt zu werden. Die Albernheit war den dreien schon immer ernst, weswegen es trotz aller musikalischen Hochklasse etwas irritiert, wenn diesem frostig-humorlosen Art-Pop eine solche fehlt. Doch wenn im finalen "Mars" das Eis taut und Orzolek ein Gedicht für ihren kleinen Sohn vorträgt, wissen wir: Yeah Yeah Yeahs sind auch deshalb noch eine der relevantesten Bands ihrer Indie-Generation, weil sie sich nicht gegen das Erwachsenwerden wehren.
(Plattentests)






Jetzt kann Christina Riley aufhören, ihre Daumen zu drücken: Es hat geklappt, ihre Platte „Fingers Crossed“ steht vor Gericht. Zwischen Straftat (Veröffentlichung am 21. Januar) und Verhandlung (28. November) ist zwar einige Zeit vergangen, aber lang nicht so viel wie zwischen der ersten und bis dato letzten Veröffentlichung von Artsick, einer auf 100 Exemplare limitierten Single vom Juni 2018.

Christina Riley spielte von 2012 bis 2017 (und damit bis zur Auflösung) in der Band Burnt Palms und gründete anschließend Artsick mit dem Schlagzeuger Mario Hernandez (Kids On A Crime Spree, Ciao Bella) und der Basistin Donna McKean (Lunchbox, Hard Left). In Oakland, Kalifornien wurden gemeinsam mit dem Produzenten Tim Brown die 11 Songs des Debütalbums aufgenommen, die via Slumberland Records als CD, Kassette und LP (light aqua blue Vinyl) veröffentlicht wurden.

„Fingers Crossed“ bietet rumpelnd-sonnigen Indiepop, scheppernd-schrägen Indierock und fuzzig-melodiösen Punkpop für Fans von Taluah Gosh bis Vivian Girls. 


With Fingers Crossed, Artsick provide us with a record that is a tight and sharp expression of anxiety that carries with it an infectious energy that will have you bouncing alongside without hesitation. The infectiousness of the band is hard to not marvel at as they are able to combine uncomfortable feelings with a bright yet spiky and spunky attitude that blends flawlessly. Riley has managed to create an album that blows off a lot of steam, one with so many moments of wild melodies that will be hard to shake from your head for hours after listening. This record has a charm that is hard to fully elucidate without experiencing all of its jittery pop magic for yourself, which honestly should be mandatory for everyone.
(Post-Trash)










Düstere Texte in samtweichem Dreampop gewickelt. „Shadows“, „Broken“ oder „I Feel Like Shit And I Wanna Die“ heißen die Lieder, die Joachim Liebens ersonnen und dabei vermutlich das Verschmelzen von The Cure, DIIV und MGMT im Sinne gehabt hat.

Der Belgier ist der kreative Kopf hinter The Haunted Youth, die mittlerweile zu einem Quartett angewachsen sind. Live dürften die Lieder im erweiterten Bandgefüge etwas mehr Dynamik entwickeln, was ihnen auf dem Album - beispielsweise bei „Broken“ oder „Coming Home“ - recht selten gelingt. Einzig mit dem abschließenden, schlichten LoFi-Folk-Song „Fist In My Pocket“ durchbricht Liebens das eingangs beschriebene Soundkonzept.

Anfang November ist mit „Dawn Of The Freak“ das Debütalbum auf CD und LP erschienen. Seit Januar 2021 wurden fünf Singles veröffentlicht, die The Haunted Youth auch international viel positive Resonanz, Radioeinsätze und Aufnahme in Playlisten eingebracht haben und sich alle auf „Dawn Of The Freak“ wiederfinden. 




 


Manches wirkt ein bisschen schüchtern unausgereift wie "Stranger", ein Song, der mit zart treibendem Bass vor sich hin schwebt, aber nirgendwo andockt – fremd eben. Anderes ist wiederum sehr auf Ohrwurm gestrickt wie "Broken", ein Melodierausch, der The Daysleepers und DIIV umarmt.
"Dawn Of The Freak" ist ein Debüt-Album, das viele Versprechen gibt, aber (noch) nicht alle einlöst. Ein Werk, das selbst im Teenie-Stadium steckt und deshalb voller Widersprüche ist – einerseits rebellisch, andererseits doch gefallen will.
Manchmal wirkt es wie Pastiches aus dem Pop-Poesiealbum, herzchenverziert und herzzerreißend. Der Mut zur Radikalität, die eigene Düsternis ohne nebelverhangene Vintagevorbilder zu beschreiben, ist (auch noch) nicht da, dafür glitzert der unerschütterliche Optimismus der Jugend charmant unter der Oberfläche.
Die besungenen Dämonen in den Lyrics werden mittels Reverb, Hall und anderen Effekten ausgetrieben. Insofern ist dieser Erstling ein Trost für alle Freaks da draußen, die in zwischen Nostalgie und Sci-Fi ihren Platz im Jetzt suchen.
(laut)









Kaum hatten die Sportfreunde Stiller aufgehört „’54, ’74, ’90 usw.“ zu gröhlen, schon wurde die deutsche Nationalmannschaft der Herren zum vierten Mal Fußball Weltmeister. Das hätten wir also schon viel früher haben können!

Aktuell gröhlt niemand mit und das mag am peinlichen Auftritt bei der WM 2018 liegen oder an der Entscheidung die gerade stattfindende WM nach Katar zu vergeben. Vermutlich beides.
Aktuell haben aber auch die Sportfreunde Stiller wieder ein neues Album veröffentlicht und da man jetzt guten Gewissens eben nicht Deutschland gegen Japan schauen muss, ist vielleicht ein wenig Zeit für „Jeder nur ein X“.

Schon beim Opener „I’m Alright“ ist man versucht, doch lieber zur Fernbedienung des Fernsehers zu greifen (Katar hin oder her) und fragt sich, warum im Radio nur in der Textzeile „Kleiner Pimmel, kleine Eier, jeden Tag die gleiche Leier“ etwas ausgepiepst wird und nicht gleich der ganze Song. So alright ist dieser Ska-Pop-Song nämlich gar nicht. Hätte aber auch schlimmer kommen können, Reggae zum Beispiel oder Rap. Das holen leider „Früher war schon“ und „Drama mit dem Karma“ nach. Noch nicht einmal der obligatorische Fußball-Song will gelingen: Womit hat „Ibrahimovic“ diesen sich an modernen Elektro-Pop anbiedernden Song verdient? 

Bleiben wir im Fußball-Jargon: Obwohl „Jeder nur ein X“ gleich mit 15 Songs (plus 3 alternativen Versionen/Remixen) aufwartet, ist das Aufstellen einer ersten Elf, auf der alle Position gut und gleichwertig besetzt sind, leider nicht möglich. 

Die beste Plattenkritik, die ich finden konnte, liest sich wie folgt, danach wird es ein Debakel: 

Wer die Band kennt, der weiß, dass gute Laune und der Weg dahin immer gern gesehen Gäste auf ihren Reisen durch die Rock- und Pop-Welten sind. Im Herbst 2022 steht diesbezüglich ein Song wie “Hand In Hand” ganz oben auf der Liste. Ein cooler groove und satte Gitarren im Refrain machen jetzt schon Lust auf sommerliche Festival-Ekstasen.
Auch die ausgetüftelte Parkbank-Schnitzereien huldigende Punkrock-Nummer “Du Bist Eine Bank” geht gut ins Ohr, ebenso der vielleicht lustigste Anti-Angst-Song ever namens “Ibrahimovic”. Man schmunzelt einfach gerne beim Kopfnicken.
Am Ende bleibt irgendwie alles beim Alten, was im Fall von “Jeder Nur Ein X” als Kompliment zu verstehen ist. Die Sportfreunde Stiller bleiben die Sportfreunde Stiller: unterhaltsam, am Puls der Zeit und immer für einen tieferen Gedankengang gut. Also wegen mir können die drei Südlichter in Zukunft gerne wieder im Zwei-Jahres-Rhythmus ins Studio spazieren.
(MusikBlog)


 


2,5/5 Sterne im Rolling Stone: 
Das achte Album versucht quasi eine Quadratur des Kreises: schon Rockpop für Millionen, aber auch amtlich. Ein Song, über das Erwachsenwerden, heißt „Candlelight & Hardcore“ – ein Widerspruch, in dem sie letztlich stecken bleiben.


 


2/6 Sterne im Musikexpress: 
Nun sind „die Sportis“, wie sie ja irgendwie immer noch heißen, längst sehr doll erwachsen, können sich aber auch auf ihrem achten Album nicht entscheiden, ob sie als staatstragende Stadionrockgruppe oder Quatschband alt werden wollen. Also probieren sie sich einmal mehr durch Großraumhallenpunk, hüftsteifen Elektrorock und Off-Beat-Songs, die grooven wie ein Männertag am Baggersee, während der Peter mal grönemeyernd was vom Menschsein und -bleiben erzählt, mal die Welt leutselig auffordert: „Seht her, seht her, seht her, das ist spektakulär“.
Ja, das ist schon alles albern. 


 


2/10 Punkte bei Plattentests:
In "Drama mit dem Karma" versucht sich Sänger Peter Brugger zu allem Überfluss auch noch an Rap-Einlagen – für das Fernsehgarten-Publikum oder als Special Guest bei der Helene-Fischer-Show vermutlich heißer, innovativer Scheiß, für den Rest einfach nur stümperhafter Unfug.
Am beeindruckendsten ist "Jeder nur ein X" in der absoluten Konsequenz, mit der Sportfreunde Stiller gute Ansätze zu malträtieren wissen. "Ich scheiss' auf schlechte Zeiten" gönnt sich ein paar fiepsige Synths, solides Songwriting und verweigert sich zunächst der Hymnenhaftigkeit – bis dann zum Grande Finale plötzlich ein Kinderchor einsetzt und in der Nachspielzeit doch noch das Eigentor gekonnt verwandelt. Ähnliches passiert auch auf "Juunge": eigentlich ein flotter Sommersong. Aber Pustekuchen, Pfeifchöre en masse rausgeholt, und ab dafür. Und wenn "Candlelight & Hardcore" dann über das "Raubtier vom Dancefloor" sinniert, mag man auch einfach nicht mehr. "Jeder nur ein X" wirkt wie ein Fließbandprodukt der allerschlimmsten Sorte. Einfach mal alles zusammengeschmissen, was irgendwie da war – die Menge wird's schon fressen. Kein Herz, kein Charme, nur Plattitüden und Oberflächlichkeiten.






Weilt man in der Toskana, sollte man auch dem pittoresken Städtchen Lucca einen Besuch abstatten. Musikfreunden ist der Name der Stadt möglicherweise wegen des Lucca Summer Festivals bekannt, das im Sommer hochkarätige Acts unterschiedlichster Musikrichtung nach Italien lockt. In den letzten Jahren traten dort an einzelnen Abenden Liam Gallagher, Paul McCartney, The Rolling Stones oder Nick Cave & The Bad Seeds auf.

Ob Iacopo Bertelli auch einmal in seiner Heimatstadt auf der großen Bühne stehen wird? Vielleicht vor einem Auftritt von O.M.D., a-ha, Tears For Fears oder Pet Shop Boys, denn hier würde der 80er Jahre Synth-Pop des Italieners stilistisch recht gut passen. 
Noch besser passt er aber in die Playliste der Regensburger Sublime-Tanzveranstaltung irgendwo zwischen neuere Bands wie Black Marble, M83, Graveyard Club, Chromatics und Tempers oder als Verbindungsstück zu deren Helden der 80er Jahre, wie New Order, Talk Talk, A Flock Of Seagulls, The Human League und Gary Numan. Man kann es nun schon erahnen, M!R!M, so der Name von Bertellis Soloprojekt, wurde uns erneut von Kerstin ans Herz gelegt. 
Sollte sich aber „Desert Love“ auf den Plattenteller der Sublime-DJs mogeln, dann erwarte ich, dass danach andere Italo-Disco-Klassiker von Righeira, Hypnosis, Miko Mission, Martinelli oder Valerie Dore anschließen. (Und schon wird Volker hellhörig).  

„Time Traitor“ ist das vierte Album von M!R!M / von Bertelli, der in London lebt und sich dort Jack Milwaukee nennt. Es ist bereits im April erschinen und als LP auf black Vinyl oder red Vinyl erhältlich.









Fast wäre es um „Ants From Up There“ geschehen gewesen und Black Country, New Road hätten die Spitzenposition bezüglich der höchsten Wertung verloren. Nein, natürlich nicht bei Oliver, denn wie sollen seine 10 Punkte auf der nach oben eben nicht offenen Richterskala übertroffen werden!

Ich rede vom Metascore von Metacritic, denn dort führt „Ants From Up There“ mit 92/100 unter den hier vor Gericht gestellten Platten (Rosalia und Nova Twins liegen insgesamt betracht noch besser). Aber „And In The Darkness, Hearts Aglow“ ist dem Album aktuell mit 90/100 Punkten dicht auf den Fersen.

Das fünfte Album von Weyes Blood ist, nach „Titanic Rising“, der zweite Teil einer Trilogie und wurde erneut über Sub Pop veröffentlicht. Und wenn man bei dem Label an grungigen Gitarrenrock denkt, dann liegt dieses, in orchestralem 70ies Sounds schwelgende Alben ziemlich weit davon entfernt. Denn hier säuseln die Chöre, zwitschern die Vögel, perlt das Piano und wird dazu mit den Fingern geschnippst oder die Harfe gezupft.   

Freunde des melancholischen Softrocks, des wehmütigen Folks oder des sanften Kammerpops können „And In The Darkness, Hearts Aglow“ als CD und Kassette käuflich erwerben, oder zu folgenden Schallplatten-Auflagen greifen: red Vinyl, purple translucent Vinyl, pink Vinyl, clear Vinyl. pearlescent Vinyl und natürlich black Vinyl. 

Weyes Blood in Deutschland:
26.01.23 Berlin, Festsaal Kreuzberg
03.02.23 Köln, Kulturkirche


 


Die Instrumente klingen klar und schön, die Arrangements sind opulent, aber nie geschäftig. Mering hat erneut mit Jonathan Rado von der Band Foxygen als Produzent gearbeitet, einem Fachmann für analog glänzende Sounds. Über Piano, Gitarre, Orgel und Harfe thront Merings Stimme, die wirklich zu den großen unserer Zeit gehört. So viel Tiefe und Trost in dieser Stimme. Musik als Trost, als verbindende Kraft, ist ein zentraler Gedanke bei Mering, ein Ausdruck ihrer Spiritualität. „I can’t tell where you end/ Oh, and where I begin“ ist vielleicht der Schlüsselsatz des Albums.
(Rolling Stone)


 




Kein verspäteter Aprilscherz sondern Stoff für die Nebel umhüllte Tanzfläche der Dark Disco. 

Dumpf pluckernde Beats aus der Drum-Machine, der monotone und sonore Gesang von Jasmine Golestaneh und die eisigen Synthie-Sounds sowie verhallten Gitarren von Eddie Cooper prägen den hypnotischen Sound von „New Meaning“. Wer bei Schlagwörtern wie Synthpop, Darkwave, Gothic und Chillwave hellhörig wird, sollte „New Wave“ eine Chance geben. 

Das New Yorker Duo Tempers hat sein neues Album selbst produziert und am 1. April via Dais Records auf CD und LP (black Vinyl, aqua ice Vinyl, opaque white Vinyl, clear Vinyl und marble smoke Vinyl) veröffentlicht. 

Die Macher der Regensburger Sublime-Veranstaltungsreihe integrieren Tempers sicherlich irgendwo zwischen Siouxsie And The Banshees und New Order und spendieren den Tänzern sicherlich eine Extraportion Nebelschwaden. Daher gehören Kerstin, welche u.a. die Vorstellung von „New Meaning“ anmahnte, die letzten Worte vor den Urteilen:

Sinnlich, schummrig und schimmernd: Schon der erste Track "Nightwalking" des New Yorker Duos Tempers, auf deren viertem Album "New Meaning" zieht einen schlafwandlerisch sicher in ihre schillernde Nachtmusik. (…)
Dabei klingen die beiden manchmal wie eine verlangsamte Version von Boy Harsher, eine klirrendere Variante von Chromatics oder wie ein verschollener Hit von Siouxsie And The Banshees aus den Eigthties wie im unglaublich einnehmenden Ohrwurm "Unfamiliar". In dem Song geht es um die Idee des Fortschritts und Fremdartigkeiten, die man annehmen sollte, um eine Toleranz gegenüber dem Ungewohnten aufzubauen. Ihre selbstbenannte "Nocturnal Music" ist jedenfalls ein guter Soundtrack dafür, denn sie ist zugleich introspektiv und intensiv. (…)
Die Songs sind gemacht für Menschen, die nachts aufleben, die im zitternden Strobo und irrealen Nebel Halt in Klängen suchen, den Alltag ausblenden und das Innere ausleuchten.
(laut)










10 Fakten zum neuen Album von The Smashing Pumpkins:

1. Der volle Titel des zwölften Albums von The Smashing Pumkins lautet „Atum: A Rock Opera In Three Acts“ und dieser verrät bereits, dass es in drei Teile unterteilt ist, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten veröffentlicht werden. 

2. „Atum: Act One“ wurde am 15. November 2022 veröffentlicht, „Atum: Act One“ folgt am 31. Januar 2023 und „Atum: Act Three“ am 23. April 2023. Wer gut aufgepasst hat, hat erkannt, dass zwischen jeder Veröffentlichung 11 Wochen liegen. Apropos 11:

3. Alle drei Teile bestehen aus 11 Songs. Das erste Drittel läuft 40:21 Minuten, das zweite 44:03 Minuten und das letzte 53:45 Minuten. Summiert bekommen die Fans von Billy Corgan & Co. im nächsten halben Jahr 138:09 Minuten neue Musik. 

4. Am 23. April 2023 kommen auch die Freunde der physischen Tonträger auf ihre Kosten, auch wenn die erste Auflage (limitiert auf 1333 Exemplare) des Box-Sets bereits ausverkauft ist. Für 225 US Dollar gab es vier schwarze 180g LPs, ein dickes Buch mit Texten, Illustrationen usw. und fünf 7’’-Singles mit 10 zusätzlichen und exklusiven unveröffentlichten Songs. 

5. Aber es gibt ja auch noch das von Billy Corgan (Gesang, Gitarre, Bass, Keyboards), James Iha (Gitarre), Jeff Scroeder (Gitarre) und Jimmy Chamberlin (Schlagzeug) unterschriebene, ebenfalls auf 1333 Stück limitierte Box-Set. Für 499 US Dollar gibt es, neben den Unterschriften, als einzigen Unterschied zur ersten Box, die Schallplatten auf Milky Way Grey Vinyl.

6. Wer nicht so tief in die Taschen greifen möchte bekommt „Atum: A Rock Opera In Three Acts“ im April auch als 3-fach CD oder 4 Lps für rund 20€ bzw. 70€. Außerdem gibt es im Plattenladen eures vertrauens auch noch die limitierte Indie Exclusive Auflage auf farbigem Vinyl.

7. Geplant war das Konzeptalbum, welches der Tradition von „Mellon Collie And The Infinite Sadness“ (1995) und „Machina/The Machines Of God“ (2000) folgt, bereits vor einigen Jahren. Dann warfen die Rückkehr von Gitarrist James Iha und eine gemeinsame Tournee die Pläne durcheinander. Die COVID-19 Pandemie durchkreuzte wiederum die Tourneepläne, so dass sich Billy Corgan in den letzten beiden Jahren doch wieder diesem projekt widmen konnte. Einige Songs entstanden bereits parallel zu „Cyr“ (2020), so dass Corgan auch hier als alleiniger Produzent fungiert.

8. Wenn Billy Corgan an die Tradition von „Mellon Collie And The Infinite Sadness“ sowie „Machina/The Machines Of God“ denkt, dann wünscht er sich vermutlich, dass „Atum: A Rock Opera In Three Acts“ auch an deren Chart-Erfolge anknüpfen kann: In den USA standen Platz 1 sowie Platz 3 zu Buche. Ein Top Ten Album hatten die Smashing Pumpkins zuletzt vor zehn Jahren mit „Oceania“ (#4), „Cyr“ strandete vor zwei Jahren auf Rang 86.

9. Mit „Beguiled“ wurde am 25. September eine erste Single aus „Atum: A Rock Opera In Three Acts“ veröffentlicht. Diese befindet sich jedoch nicht auf dem ersten, nun veröffentlichten 11-Song-Zyklus, sondern auf dem zweiten.
„Beguiled“ erreichte Platz 20 der US Alternative Airplay Charts, Platz 12 der US Mainstream Rock Charts und Platz 11 der US Rock Airplay Charts. 


 


10. Das One-Shot-Video zu „Beguiled“ entstand unter Regie von Linda Strawberry, die bereits mehrmals mit Billy Corgan & Co. zusammenarbeitete. Es wurde direkt live über TikTok gestreamt und nicht gefilmt und nachbearbeitet. Das Video zeigt eine Mischung aus Live-Performance der Band, Performance-Künstlern, Tänzern und verschiedenen Freunden und Familienmitgliedern der Band, die auf die feststehende Kamera zugehen.



 

10 Fakten zum neuen Album von Phoenix:

1. Während der COVID-19 Pandemie nahmen Phoenix ihr siebtes Studioalbum in Paris, und zwar im Musée des Arts décoratifs, einem Kunstgewerbemuseum im nördlichen Flügel des Louvrepalastes, auf.

2. Für das Artwork von „Alpha Zulu“ zeichnen sich Pascal Teixeira und Liz Hirsch verantwortlich. Es zeigt einen Ausschnitt aus dem Gemälde „Madonna mit dem Kind und singenden Engeln“ (oder auch „Madonna mit Lilien und acht Engeln“) von Sandro Botticelli, das um 1477 entstanden und in der Gemäldegalerie am Kulturforum Potsdamer Platz in Berlin zu sehen ist. Passend dazu ist auch das Video von Pascal Teixeira zum Titelsong gehalten:


 


3. Die Inspiration für den Albumtitel erhielt Thomas Mars während einer Turbulenz im Flugzeugfunk: „Alpha Zulu“ stammt aus dem ICAO-Alphabet, das auch als phonetisches Alphabet der NATO bekannt ist. Alpha würde phonetisch für den Buchstaben A und Zulu für den Buchstaben Z verwendet.

4. Auf „Alpha Zulu“ fungieren Phoenix selbst ohne Unterstützung von Außenstehenden als Produzenten. Inspiriert wurden sie jedoch von ihrem ehemaligen Produzenten Philippe Zdar, mit dem sie auf „United“ (2000), „Wolfgang Amadeus Phoenix“ (2009) und „Bankrupt!“ (2013) zusammen arbeiteten und der 2019 verstarb. 

5. 5 Jahre, 4 Monate und 26 Tage sind seit „Ti Amo“, dem letzten Album von Phoenix, vergangen. Damit wurde die Länge der Wartezeit zwischen „Bankrupt!“ und „Ti Amo“ (4 Jahre, 1 Monat und 18 Tage) getoppt.


 


6. „Alpha Zulu“ bietet 10 Songs in 35:23 Minuten. Damit ist es das kürzeste Album von Phoenix, die sich auch auf ihren übrigen Studioalben immer recht kurz gefasst haben: Nur „Bankrupt!“ lief länger als 40 Minuten. Auch in den Charts performt „Alpha Zulu“ unterdurchschnittlich: In Frankreich reichte es nur zu Rang 44 - die schlechteste Platzierung für Phoenix in ihrer Heimat seit dem Debütalbum, in Deutschland gelang (erstmals seit „United“) nicht einmal der Einzug in die Top 100, was auch daran liegen könnte:

7. „Alpha Zulu“ ist als CD und Kassette seit dem 4. November käuflich zu erwerben. Freunde der Schallplatte müssen sich noch bis zum 13. Januar 2023 gedulden. Die reguläre LP erscheint auf black Vinyl und steckt im Klappcover, über die Homepage der Band kann man die Platte auf metallic gold Vinyl vorbestellen, zudem gibt es eine farbige Version bei unabhängigen Plattenläden und blue Vinyl bei Urban Outfitters. 


 


8. Bereits 2020 erschien der Song „Identical“ im Rahmen von Sofia Coppolas Film „On The Rocks“ als Single. Die nun hier vorliegende Albumversion läuft nicht nur 3:13 Minuten sondern 5:02. Dieses Jahr folgten „Alpha Zulu“, „Tonight“ (zusammen mit Ezra Koenig von Vampire Weekend) und „Winter Solstice“ als weitere Singles. 


  


9. Bei Metacritic sind alle Alben - bis auf das Debüt - gelistet. Der MMetascore liegt zwischen 70/100 Punkten („Ti Amo“) und 82/100 Punkten („Wolfgang Amadeus Phoenix“). Dieser wird nun von „Alpha Zulu“ mit 85/100 Punkten übertroffen.

Die Spontaneität ist greifbar: „The Only One“ mit himmlischer Regentropfen- Percussion dürfte ihr größter Zuckerwattemoment seit Langem sein, „After Midnight“ wird zu einer ähnlich eleganten Treibjagd wie „Too Young“, „All Eyes On Me“ enthält Spuren von EBM. Derweil versüßt Ezra Koenig (Vampire Weekend) als erster Gastsänger „Tonight“. Alles wie im Rausch und – auf der Höhe der Zeit!
(Rolling Stone)

Schwermütige Melodien und Gedanken sind seit jeher Teil der Phoenix-DNA, sie stehen dabei in der Tradition des French Pop, bei dem Lebensfreude und große Traurigkeit miteinander kommunizierende Stimmungen sind. Auf ALPHA ZULU klingt die Melancholie zum Beispiel bei „The Only One“ an, das an die blubbernden Hits der Pet Shop Boys erinnert.
Das finale Stück „Identical“ galoppiert zwar, bietet aber eine traurige Melodie, zuvor ist „Winter Solstice“ der Höhepunkt der Phoenix’schen Schwermut, ein Hilfeschrei nach mehr Licht und Geschichten mit gutem Ende. Schnelle, clevere Pop-Momente zwischen Moderne und Eighties gibt es zwar auch.
(musikexpress)

10 . Eines der noch 16 anstehenden Konzerte von Phoenix wird auch in Deutschland stattfinden: Am 20. November 2022 gastieren sie in der Berliner Columbiahalle.



„Besser als die letzten Teenage Fanclub Platten.“ (Oliver)

Den diesjährigen Teenage Fanclub Soundalike Award hatten wir schon für den Postversand vorbereitet, um ihn für „The Third Wace Of….“ an The Boys With The Perpetual Nervousness zu verschicken. Doch da warfen die norwegischen Rekordsieger noch unerwartet ihren Hut in den Ring.

Der Hut ist natürlich aus Vinyl und eigentlich eine Schallplatte, die den Titel „Follow Me Home“ trägt. Das Plattencover kann mit Stickern versehen werden, die dem Album beiliegen. 

Die 12 Songs bieten nostalgischen Janglepop, der gelegentlich in Richtung Psychedelia kippt, die Gitarren zwischendurch einmal wüten lässt und in den richtigen Momenten Tatsteninstrumente einbaut. Wo Teenage Fanclub zu ihren besten Zeit mit gleich drei unterschiedlichen Sängern aufwarten konnten, ist ihr Pfund, mit dem I Was A King wuchern können, die Stimme von Anne Lise Frøkedal und man weiß gar nicht, ob man den Titelsong, „Growing Wild“ oder „Leave“ als herausragendes Besipiel nennen soll. 

Vielleicht letzteren Song, denn diesen haben Frode Strømstad und Anne Lise Frøkedal, die sich diesmal größtenteils als Duo präsentieren, nun (nach „Grand Hotel“, 2021 und „You Love It Here“, 2016) zum (mindestens) dritten Mal in unterschiedlichen Fassungen auf ein Album gepackt. Ist es die begeisterung für das eigene Werk oder das Streben nach dem perfekten Teenage Fanclub Song und Sound?       







Unter dem etwas beliebigen Titel „High School“ wurden die gleichnamigen Memoiren von Tegan und Sara Quin, die 2019 erschienen sind, in Form einer achtteiligen Miniserie verfilmt. Zu sehen ist diese seit Mitte Oktober bei Amazon Freevee. Jedoch noch nicht in Deutschland.


 


Aber deutsche Fans des kanadischen Duos müssen keine Tränen vergießen, denn sie können sich mit „Crybaby“, deren zehnten Studioalbum vertrösten. 
Die 12 Lieder wurden gemeinsam mit dem Produzten John Congleton (The Killers, Angel Olsen, Sharon Van Etten, Alvvays, Death Cab For Cutie) aufgenommen und sind das erste wirklich neue Material von Tagan And Sara seit „Love You To Dearth“ (2016).
Wenn der Großteil der süßlichen, quirligen Pop-Songs der Eiscreme auf dem Plattencover entspricht, dann werden die wenige und dezenten Ausflüge in Richtung Rock und Punk wohl durch die Klinge symbolisiert. 

Passend dazu erscheint die Schallplatte als Vanilla Opaque Vinyl, Orange Sherbet Vinyl und Neapolitan (Brown/White/Pink) Vinyl.


Tegan and Sara believe they never make the same record twice. While Crybaby is its own project and holds its own ground in their discography, remnants of previous eras of the duo are heard throughout, contributing to its nostalgic quality for longtime listeners. The lead single “Fucking Up What Matters” sounds like it could have been, in another life, included on 2004’s So Jealous, just with less mainstream hooks. Likewise, “Yellow” could’ve been part of Heartthrob, and any number of other tracks like “I Can’t Grow Up”, “Smoking Weed Alone”, “This Ain’t Going Well”, or “Sometimes I See Stars”, could have been from the resurrected high school era of Hey, I’m Just Like You. But they’re not: they exist as their own separate body of work on Crybaby and remind listeners of how far they’ve come as a group, as it’s the album’s biggest strength.
(PopMatters)






It jumps from angst-y, punky anthems ("Fucking Up What Matters") to rollicking pop full of yearning and pain ("Smoking Weed Alone'") sweetly sings through the heartache ("Faded Like a Feeling,") gets big and glossy ("Under My Control"), and swerves into jumpy new wave quirkiness ("I'm Okay.") Every song sounds like an alternate world hit single; a few of them are the equal of anything T&S have done yet. "Pretty Shitty Time" is an amazing propulsive track that somehow turns having an awful time into a loop-filled, sad EDM banger; "I Can't Grow Up" is a mature take on punk-pop that folds in vocal effects, swaths of synths, and some truly impassioned vocals courtesy of Tegan at her fieriest, and a classic Sara ballad ("All I Wanted") that somehow makes a corny drum loop sound good. Must be the beauty of the melody and the restrained passion. Maybe the best song -- and one destined for a career-spanning greatest-hits set -- is "Yellow." It's a big and bold ballad, sort of a distant relative of the Verve's "Bittersweet Symphony" but with very personal lyrics and the kind of chorus that sneaks back into your brain over and over for days, maybe even weeks. Like the rest of the record, it's mature music played with the energy and passion of youth, full of experience and tenderness but never complacent. It's no wonder that the duo have inspired so much devotion: They have never lost the inspiration behind their music and Crybaby is one more shining example of that.
(All Music)








Das schwedische Quartett Melby rechnet offensichtlich mit mehr LP- als CD-Verkäufen, denn auf ihrer Bandcamp-Seite gibt es die Schallplatte (white Vinyl) in einer limitierten Auflage von 500 Exemplaren und vom optischen Datenträger nur 300 Stück.

Als Matilda Wiezell (Gesang, Gitarre), Teo Jernkvist Zürcher (Schlagzeug), David Jehrlander (Bass, Synthesizer) und Are Engen Steinsholm (Gitarre, Synthesizer) vor drei Jahren ihr Debütalbum veröffentlichten, war die Resonanz auf „None Of This Makes Me Worry“ bei Platten vor Gericht einhellig, aber nicht berauschend: gleich dreimal wurde das Täfelchen mit „6 Punkte“ gezückt. 

Ob uns Melby mit „Looks Like A Map“ mehr in ihren Bann ziehen können? Der Pressetext formuliert es so: „Die Musik, die dabei entsteht, entwickelt einen Hauch von Zauberei, manchmal sanft wie Rauch, manchmal verschlungen und traumverloren, manchmal laut aufbrechend und explosiv. Trotzdem sind das Herz und die Seele der Band gleich geblieben.“ 
Annähernd gleich geblieben ist ja auch das hässliche Plattenhülle, in der diese elf luftigen und leichtfüßigen Indiepop-Songs stecken. 

Vielleicht gibt Ingo ein Extrapünktchen für den Einsatz eines Saxophons („Hammers“, „Music Should Feel“) und Volker überrascht mit (s)einer Wertung…







Die Veröffentlichung der ersten EP von Nouk, „Aurora“, liegt bereits vier Jahre zurück. Dass man auf das Debütalbum der fünf Musiker aus Dresden bzw. Leipzig so lang warten musste, liegt möglicherweise an der Pandemie, ganz sicher aber auch daran, dass sie noch in unterschiedlichen Bands (Oliciá, Collector, Tiefsaits) oder Orchestern (Gewandhaus Leipzig, Stegreif Orchester) aktiv sind. Diese Kombination aus vermeintlicher U- und E-Musik kann man auch „Figures Afloat“ anhören.

Anna-Lucia Rupp (Gesang, Keyboards), Max Grüner (Gitarre, Gesang), Alma Stolte (Cello), Maria Körner (Viola) und Felix Demeyere (Schlagzeug) liefern auf den 12 Songs eine kunstvolle, nicht immer leicht zugängige Mischung aus Kammerpop, Artpop und Indietronic mit gelegentlichen Ausflügen in Richtung Jazz und Klassik. Je nach Song würden Nouk in einer Playlist gut zu Sophie Hunger („Artificial Lake“), Ólafur Arnalds („Wachsende Ringe“), Efterklang („Oceans“) oder José Gonzalez („Mantra“) passen. 












Schwarz, weiß und grün. Passend zu den Hosenanzügen, die Klara und Johanna Söderberg auf dem Cover ihres fünften Studioalbums tragen, sind auch die Vinyl-Farben gewählt. Vielleicht hätten sich die Schwestern auch für  ein Foto, das nicht aus der Frosch-Perspektive gemacht wurde, entscheiden sollen… Aber das ist schließlich Geschmackssache.

Genau wie die deutlich Richtung Pop verschobene Musik von „Palomino“, die First Aid Kit gemeinsam mit Björn Yttling (von Peter Bjorn and John) und ihrem Produzenten Daniel Bengtson in dessen Stockholmer Studio ersonnen haben. Zwischen Radio-Pop („Angel“) sowie nostalgischen 70ies Klängen („Turning Onto You“, „Ready To Run“) und 80ies Sounds („A Feeling That Never Came“) wächst nur noch vereinzelt, von Bläsern (selten) und Streichern (häufig) umgeben, das ein oder andere kleine Folk-Pflänzchen („Fallen Snow“). Auf „Wild Horses II“ zeigen die beiden Schwestern, was sie bei ihrem Leonard Cohen-Tribute „Who By Fire“ gelernt haben.  

First Aid Kit in Deutschland:
04.02.23 Berlin, Columbiahalle
05.02.23 Hamburg, Gruenspan
11.02.23 Köln, Die Kantine


 


PALOMINO besticht dennoch durch seine Vielseitigkeit und Einflüsse: der monumentale Gesang wird in „Fallen Snow“ leicht bröcklig und weckt Feist-Assoziationen, „A Feeling That Never Came“ erinnert mit seinen scheppernden Hi- Hats an die 80er und prominente Basslines wie in „Turning Onto You“ an Fleetwood Mac. Dass die Nostalgie hier und da in Disney-Romantik kippt, stört überhaupt nicht, und genau das macht die elf Songs zu gutem Pop.
(musikexpress)


  


Weshalb der echte Reiz von „Palomino“ eher in den Songs liegt, die das nicht so unbedingt wollen und es gerade deshalb tun. Andererseits, wer ließe sich nicht doch gern von diesen Sister-Harmonies überwältigen, auch in der jubilierenden Fluchtparole „Ready To Run“? Hinter der Ekstase warten Stücke wie „Turning Onto You“, das uns samt George-Harrison-Gedächtnisgitarre in die weich gebettete Uh‑huh-Wunderwelt des Frühsiebzigerradios entführt.
Wie „Fallen Snow“, das einen irischen Folk-Vibe mit Stehaufmännchen-Pop verwebt und wie nebenbei mit dem Wissen aufwartet, dass Liebe nur aus Erkenntnis hinter der Projektion wächst: „When you think I’m not watching, I can see the bleakness in your smile.“ Daran anknüpfend das melodramatisch wogende „Nobody Knows Me“ oder die trotzige Liebeshoffnung „The Last One“ im Cinemascope-Format. Streicher willkommen! Bläser ebenso. Dosierung und Dramaturgie stimmen meist.
(Rolling Stone)


 


Songs wie "Ready to run", "The last one" und auch die Vorab-Single "A feeling that never came" spulen die bekannten Trademarks des Duos auf Autopilot ab und versprühen dabei weder sonderlich viel Inspiration, noch raffinierte Spielfreude – es wirkt beinahe so, als wolle man nach der vierjährigen Bandpause erstmal möglichst bedacht und abgesichert agieren. Zudem schleichen sich im Albumverlauf gar einige recht ärgerliche Gurken ein. "Nobody knows" kleistert sämtliche Klangwände mit kitschigen Streichern zu, versucht sich an der ganz großen emotionalen Geste, verliert sich dabei aber im Nirgendwo. In eine ähnliche Kerbe schlägt "The last one", das ebenfalls am übertriebenen Kitsch scheitert und dabei auch noch einen schönen Gesangspart von Johanna Söderberg mehr oder weniger verschenkt.
Dankenswerterweise zeigen die beiden Schwedinnen aber an ebenso vielen Stellen, dass sie nach wie vor tolle Songs schreiben können. 
(Plattentests)


 




10 Fakten zum neuen Album von Benjamin Clementine:

1. Wer weiß, wie lang seine Fans noch auf das dritte Album von Benjamin Clementine hätten warten müssen, wenn keine Pandemie gekommen wäre! Zwischen der Veröffentlichung von „I Tell A Fly“und „And I Have Been“ vergingen 5 Jahre und 29 Tage.

2. „And I Have Been“ wurde hauptsächlich im Sommer 2020 in Clementines Haus in Ojai, Kalifornien aufgenommen, bevor zusätzliche Aufnahmen in London (Metropolis Studios, Love Electric Studios und den RAK Studios) folgten. Benjamin Clementine nahm nahezu alle Instrumente im Alleingang auf und fungierte als Sänger, Komponist sowie Produzent.

3. Benjamin Clementine nennt „And I Have Been“ jedoch gar nicht sein drittes Album, sondern spricht von einem ersten Teil, der zweite soll Anfang 2023 erscheinen. Gerüchteweise soll es sich insgesamt um eine Trilogie handeln. Und jetzt müssen seine Fans ganz stark sein: Clementine deutete an, dass er plant, sich danach von der Musik zurückzuziehen, um anderen Interessen nachzugehen.

4. Welche Interessen könnten das sein? Auf seiner Homepage sieht man neben dem Reiter „Musik“ auch die für „Poesie“ und „Film“. 2021 hatte er beispielsweise einen kurzen Auftritt in Denis Villeneuves „Dune“ als „The Herald of the Change“. Oder er konzentriert sich auf seine Familie, denn mittlerweile ist er mit der Sängerin Flo Morrissey verheiratet und beide haben zusammen zwei Kinder (Julian Jupiter Richard Sainte-Clémentine und Helena Clementine), die Ende 2017 und 2019, also nach der Veröffentlichung seines letzten Albums, geboren wurden, was auch die lange Wartezeit erklären könnte. 

5. Flo Morrissey ist als Sängerin auch auf „And I Have Been“, das 12 Songs in 37:22 Minuten bietet, zu hören. Weitere Musiker sind Axel Ekermann Bass) und Martha Montenegro (Prog Drums) sowie das Akan Symphony Orchestra.

6. Und jetzt müssen die Fans von Benjamin Clementine noch einmal ganz stark sein: „And I Have Been“ hat bisher keine physische Veröffentlichung erfahren! Vielleicht wird sich dies ändern, wenn „Part Two“ und (vielleicht)  „Part Three“ erschienen sein werden… 


 


7. Bereits im Juli veröffentlichte Benjamin Clemtine mit „Copening“ und „Weakend“ die ersten beiden Songs aus „And I Have Been“. Im August („Genesis“) und September („Delighted“) folgten zwei weitere Singles.


 


8. Nachdem sein Debütalbum „At Least For Now“ bis auf Platz 37 im Vereinigten Königreich klettern konnte, gelang „I Tell A Fly“ nicht der Sprung in die Charts. Bei der rein digitalen Veröffentlichung über Clemetines eigenes Label Preserve Artists dürfte es für „And I Have Been“ ähnlich aussehen.


 


9. Es gibt doch Grund zu Freude für die Fans von Benjamin Clementine: Bei Metacritic schneiden seine ersten beiden Alben nicht so gut ab wie „And I Have Been“: „At Least For Now“ (2015; 75/100 Punkten), „I Tell A Fly“ (2017; 80/100) und „And I Have Been“ (2022; 81/100).


Melodies abound, orchestral elements trade off with electronics, and Clementine’s still-startling voice, an elastic tenor capable of shock and awe as well as succour, is front and centre.
That doesn’t mean this record goes down smooth, though. So much of Clementine’s graceful music comes from a place of pain. Tracks like the Parisian-leaning waltz Genesis, or the stark opener Residue, tackle Clementine’s complex heritage. But everyday Sisyphean universals are well represented on piano ballads such as Copening or the string-laden Delighted. Difference, meanwhile, is a meditation about making a difference in the world, a song that’s as rueful as it is catchy.
(The Guardian)

And I Have Been, though more digestible than his previous works, fully enlivens the mundane aspects of life. Matters unexplored on other projects are excavated humbly here, and he speaks about them with sheer earnestness and honesty, a signature quality that has granted him numerous accolades. When he wishes us a good time in “Weakend,” a combination of weekend and weakened, it touches our hearts on a different level; at the scariest times, how can weekends, which should relate to relaxation, bliss, and peace, seem so ominous and turbulent that they weaken our spirits? Clementine inspects the world with a different lens that we normally use; he is a compass of diverse perspectives. And I Have Been might not arrive at his top shelf, but it is an integral art that sheds light on his once darkened and uncharted territories.
(The Line Of Best Fit)


10. Jetzt dürfen sich die Fans von Benjamin Clementine gleich noch einmal freuen: Er wird für drei Konzerte nach Deutschland kommen. Das sind die Termine:
13.09.23 Hamburg, Laeiszhalle
14.09.23 Berlin, Tempodrom
15.09.23 Frankfurt, Alte Oper



Kinder, wie die Zeit vergeht! Ist es wirklich schon mehr als 12 Jahre her, dass Dan Mangan mit „Nice, Nice, Very Nice“ hier die Herzen im Sturm eroberte und bis auf Platz 3 unserer Jahrescharts preschte?

Vier Studio-Alben („Oh Fortune“, „Club Meds“, „More Or Less“ und die Coverversionen-Platte „Thief“) und eine Pandemie später liegt „Being Somehwere“ vor. Mit seinen 9 Songs in 31 Minuten ist es etwas knapp geraten, was auch den begeschränkten Aufnahmemöglichkeiten während der COVID-19 Pandemie geschuldet ist. Denn während Dan Mangan in seiner kanadischen Heimat war, saß Drew Brown von OneRepublic, seit einigen Jahren sein musikalischer Partner als Produzent, Mixer, Komponist und Musiker, in Chicago. So konnten, laut Mangans Aussage, sich Probleme, die sonst in zwanzig Minuten gelöst worden wären, wenn sie gemeinsam in einem Raum gewesen wären, über sechs Monate hinziehen. Genug Zeit für Mangan, um genau Protokoll über die erschwerten Bedingungen zu führen: „571 E-Mails. 100+ Stunden am Telefon und Tausende von Textnachrichten. Nur drei Tage, die man in zweieinhalb Jahren Fernarbeit persönlich zusammen verbracht hat.“ 

Der Vorteil war jedoch, dass auch andere Musiker, die rund um den Globus verteilt ebenfalls fest saßen, ihren Teil zu „Being Somewhere“ beitragen konnten. Zu nennen wären exemplarisch Joey Waronker (R.E.M., Beck, Atoms For Peace) am Schlagzeug, Thomas Bartlett (The National, Taylor Swift) an Mellotron, Piano und Synthesizern, Jason Falkner (Beck, St. Vincent) an der Gitarre, Kevin Drew (Broken Social Scene) an Synthesizern oder Mary Lattimore an der Harfe. 

„Being Somewhere“ soll sich laut Mangan anfühlen wie „die innere Beuge eines vertrauten Ellbogens im Nacken, eine tröstende Umarmung. Diese Songs sind zärtlich und entfalten sich wie ein überfälliges Gespräch mit einem lieben Freund.“

Lasst ihr euch von Dan Mangan in den tröstenden Arm nehmen? 


 


Sämtliche Songs dieses Albums suggerieren tatsächlich das Gefühl eines guten Freundes, der nicht zwingend anwesend sein muss, um eine emotionale Stütze in schwierigen Zeiten zu sein. 
Dass Songs wie „In Your Corner (for Scott Hutchinson)“ dann vor allem dank ihres intimen, minimalistischen Ansatzes direkt ans Herz gehen, zeugt von der stets präsenten Ehrlichkeit, welche DAN MANGAN in jeden Ton seiner Musik legt.
(Musikreviews)


  


„Being Somewhere“ packt unterschiedlichste existenzielle Gedanken beim Schopfe und webt sie in eklektische Folk-Melodien ein. Der Kanadier präsentiert sein bisher bewegendstes und irgendwie auch fragilstes Album. Als Hörer*in wird man förmlich dazu gezwungen, innezuhalten, dem sanften Klang der Platte zu lauschen und sich damit auseinanderzusetzen, welchen Wert man den Dingen um einen herum zumisst. Tracks wie „Just Know It“, „All Roads“ oder „Fire Escape“ schaffen den oft schwierigen Balanceakt zwischen Zugänglichkeit und Bedeutsamkeit mit Bravour. Sie wirken zu keiner Zeit aufgesetzt, sondern schaffen es, durch viele verspielte Elemente – seien es Loop-Harmonien, Gesangsechos oder programmierte Effekte – die Neugier zu wecken und eine Spannung aufzubauen, die bis zum letzten Takt der LP anzudauern vermag.
(einen hab ich noch)


 


Dan Mangan live in Deutschland:
22.11.22 Hamburg, Nochtspeicher 
23.11.22 Berlin, Frannz Club 
25.11.22 Schorndorf, Manufaktur 
04.12.22 Köln, Gebäude 9 


2014 versuchten es Unkle Bob bereits einmal hier bei Platten vor Gericht. Die 2003 gegründete schottische Band hatte zu diesem Zeitpunkt diesen Begriff eigentlich gar nicht mehr verdient, da Rick Webster die Bandmitglieder in (un)schöner Regelmäßigkeit austauschte. „Embers“ war ihr drittes Album, erreichte 6,667 Punkte und Urteile wie „so lala“ (Volker) und „Snow Patrol würde damit eine Million Alben verkaufen.“ (Dirk).

Nach „The Deepest Sea“ (2016) gab es eine Pause für Unkle Bob, in der sich Rick Webster wohl besann und 2020 - nach 9 Jahren Unterbrechung - die restlichen Originalmitglieder wieder zusammen trommelte. 
Rick Webster (Gesang, Gitarre), Stuart Cartwright (Gitarre, Banjo), Ron Yeadon (Schlagzeug), Geoff Widdowson (Klavier, Orgel, Synthesizer) und Chloe Peacock (Bass, Ukulele) beließen es nicht bei der noch im gleichen Jahr veröffentlichten Single „Safety Net“, sondern nahmen ein komplettes Album auf. Neben Rick Webster fungierte als Produzent Saul Davies, der diesen Job auch 2006 beim Debütalbum inne hatte und ansonsten zur Band James gehört. Gleich für vier der elf Songs wurden noch externe Musiker hinzu gezogen, um Streichinstrumente einzuspielen.

„Invisible“ sollte es nicht, wird aber vermutlich für viel zu viele Menschen unsichtbar bleiben. Ich wiederhole mich gerne: „Snow Patrol würde damit eine Million Alben verkaufen.“ Und selbst Volker wird feststellen: „so lala“ ist hier gar nichts.


 


Invisible is an album that flows and draws you in, one in which the many emotions of the songs wash over you as they take you on a journey. It is similar in some ways to the work of fellow Scot, Edinburgh born songwriter Ross Wilson, better known as Blue Rose Code.
The penultimate Transatlantic Canvas is about drummer Ron Yeadon meeting his Californian-born wife, Michelle and falling in love. At its core is a story of a teenager departing her family home for pastures new. The album closes with The Girl Who Stole The Boy From Scotland, an acoustic folky piece sung beautifully by bassist Chloe Peacock. It’s a high point of an already fantastic album, and something I’d liked to have heard more of.
It’s another breathtaking album from a band who deserve to be more than a best-kept secret.
(Louder Than War)





Das aus Isreal stammende Duo Lola Marsh musste zuletzt aufgrund der Pandemie seine Europa-Tournee unterbrechen, was dazu führte, dass Sängerin Yael Shoshana Cohen und Multi-Instrumentalist Gil Landau in ihren Wohnungen bereits am Nachfolger von „Someday Tomorrow Maybe“ (2020) arbeiten konnten.

Dieser trägt den Titel „Shot Shot Cherry“ und zeigt das Duo weniger wehmütig und folkig als zuvor. „Love Me On The Phone“ ist ein eingängiger Pop-Song und „Shot Shot Cherry“ sowie „Run Run Baby“ sind zudem definitiv darauf aus, Tanzflächen zu füllen. Lola Marsh setzen mehr auf Synthesizer und Elektro-Klänge, können aber dennoch nicht aus ihrer Haut, so dass einige Lieder, wie beispielsweise „If You Wanna Be My Lover“, von Melancholie durchtränkt sind. 

Hält denn kein Song die Folk-Fahne hoch? Doch, das akustische „Because Of You“. Bestehen die klanglichen Parallelen zu Wolf & Moon fort? Ja, man höre nur „Never Grow Up“. Gibt es wieder Lieder, die man eher Lana Del Rey zuschreiben würde? Selbstverständlich, einfach bei „Satellite“ die Probe aufs Exempel machen.


 


„Never Grow Up“ beschäftigt sich – wie der Titel schon vermuten lässt – in verträumter Leichtigkeit mit dem Wunsch, niemals erwachsen zu werden und „Run Run Baby“ nimmt einen in Form von pulsierendem Beat und treibenden Sound mit zum Tanzen in den Club.
Somit ist „Shot Shot Cherry“ buchstäblich eine Achterbahn der Emotionen und schafft es nach traurigen, wehmütigen Balladen mit lebensbejahenden Up-Tempo-Nummern, die Wolken aus den Köpfen der Hörer*innen wieder zu verjagen.
Lola Marsh zeigen also nicht nur auf Soundebene, sondern auch in Sachen Atmosphären und Gefühlstiefe enorme Weiterentwicklung und erweitern die bandeigene DNA auf dem neuen Album um weitere Facetten – und zwar vollkommen organisch und ohne sich dabei zu verlieren.
(MusikBlog)


 


Das Terrain, welches LOLA MARSH auf dem neuen Album „Shot Shot Cherry“ beackern, sind im Wesentlichen Variationen klassischer Boy-Meets-Girl-Geschichten und deren Gegenpart, der Break-Up-Song. Allerdings entwickeln YAEL SHOSHONA und GAEL gegen Ende der Scheibe eine gewisse sozialkritische Dynamik, die man fast schon nicht mehr erwartet hätte. Ist der vorletzte Song „This Is Not The End“ noch einer der erwähnten Trennungssongs, so geht es im letzten Track „End Of The World“ tatsächlich um die Klimakrise und deren Folgen. Obwohl SHOSHONAs Stimme sich nicht unbedingt für den klassischen Protestsong anbietet, wäre diese Zielrichtung doch ein interessanter Weg in die Zukunft, der die Musik von LOLA MARSH über den bloßen Unterhaltungsfaktor hinaus interessant machen könnte.
(Musikreviews)


 



 

Aufgrund der Pandemie hatte Ásgeir Trausti Einarsson offensichtlich viel Zeit zum Komponieren und Aufnehmen: 2020 erschien das Album „Bury The Moon“ (bzw. sein in isländischer Sprache gehaltenes Gegenstück Sátt“), im anschließenden Jahr folgte die EP „The Sky Is Painted Gray Today“ und seit Ende Oktober steht „Time On My Hands“ in den Plattenläden.

Wer entspannten, elektronisch verfremdeten Folk samt Falsettgesang zu schätzen weiß, der sollte nach der CD oder LP (black Vinyl oder glow in the dark Vinyl) Ausschau halten.

„Snowblind“ ist tanzbarer Elektro-Pop, auf „Vibrating Walls“ überrascht Ásgeir mit vertrackten Rhythmen und - wie u.a. auch „Blue“ - mit Blechbläsern, „Borderland“ lässt an Thom Yorkes Solo-Veröffentlichungen denken, „Giantless“ bringt eine spannende Spur Opulenz und Dramatik ins Geschehen ein, „Like I Am“ ist leider ein R’n’B-Langweiler und mit „Limitless“ folgt abschließend eine akustisch gehaltene Ballade.


 


Ásgeir hat schon immer mit elektronischen Elementen geflirtet und sich als Großmeister darin etabliert, eine wunderschöne Melange aus Akustik und Elektronik zu erschaffen, bei denen man die Weiten Islands förmlich vor seinem inneren Auge vorbeiziehen sieht.
Darin ist auch „Time On My Hands“ keine Ausnahme. Vielmehr räumt Ásgeir den elektronischen Elementen auf seinem vierten Album noch größeren Raum ein, wie Songs wie „Borderlines“ oder „Snowblind“ beweisen, die sich mit einem poppigen Refrain im Gehörgang festsetzen und einen sogar kurz nach den Tanzschuhen greifen lassen.„Giantness“ weckt gar Radiohead-Assoziationen.
Diese leichte Verlagerung könnte auch daran liegen, dass Ásgeir zum ersten Mal in der Karriere seinem Produzenten freiere Hand gelassen hat, sich so mehr auf das Songwriting konzentrieren konnte und laut eigener Aussage damit seine Komfortzone verlassen hat. Der Mut hat sich gelohnt.
(MusikBlog)


 



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