
Das siebte Studioalbum "Dig Out Your Soul" ist die erste Veröffentlichung der Brit-Pop-Helden seit "Lord Don't Slow Me Down", dem Soundtrack zum gleichnamigen Roadmovie. Es erscheint als erstes neues Oasis-Album auch international auf dem bandeigenen Label Big Brother. Auf dem Produzentenstuhl saß erneut Dave Sardy, die Aufnahmen fanden in den Abbey Road-Studios in London statt, wo alle vier Bandmitglieder am Entstehungsprozess beteiligt waren. (...)Dennoch markiert die Arbeit an der neuen Platte einen Wendepunkt. Dazu Noel Gallagher: "Ich wollte Musik schreiben, die groovt und sich vom traditionellen Strophe-Refrain-Mittelteil-Schema unterscheidet. Ich war auf der Suche nach einem hypnotisierenden Sound, einer treibenden Kraft." Dass die Suche erfolgreich war, zeigt "Dig Out Your Soul" in aller Deutlichkeit.
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1. Bag It Up
„Dig Out Your Soul“ startet mit einem sich monoton wiederholenden Gitarren-Rif aus dem ein klassischer Oasis Rocker erwächst, der vor allem gegen Ende zu beeindrucken weiß, wenn Noels Gitarre in einem bombastischen Crescendo kulminiert. Mit staunend offenem Mund sitzt man da und fragt sich, was als nächstes kommt.
2. The Turning
Der zweite Song birgt die ersten Überraschungen in sich: Wir hören einen funky Groove, dazu ein Piano, das aus Radioheads „Everything In Its Right Place“ stammen könnte, Chöre im Refrain, die an „Standing On The Shoulder Of Giants“-Zeiten denken lassen und zum Schluss mit einem „Dear Prudence“-Gitarrenpart eine erste Beatles-Reminiszenz.
3. Waiting For The Rapture
„Waiting For The Rapture“ wird geprägt von einem vor sich hin stampfenden Glam Rock Groove und einer White Stripe-artigen Gitarre, die im Mittelteil auch ein wenig „Helter Skelter“ sein darf. Auch der dritte Song stammt aus der Feder Noel Gallaghers, der nun zum ersten Mal den Gesangspart übernimmt und dabei im Refrain in ungewohnte Höhen abdriftet.
4. The Shock Of The Lightning
Die erste Single aus dem Album erinnert an die frühen Zeiten von Oasis und könnte durchaus auch auf „Definitely Maybe“ oder „Morning Glory“ zu finden sein. Ein an „Rock & Roll Star“ erinnernder, treibender Beat, Liams herausragender Gesang mit den typisch lang gezogenen Vokalen, lauter psychedelischer Gitarren-Sound und eine Strophe („Come in come out tonight“), die mindestens so eingängig und prägnant ist wie der Refrain („Love is a time machine, up on silver screen“). „The Shock Of The Lightning“ kann sich mit den besten Oasis Singles messen.
„The Shock Of The Lightning“ Video
5. I'm Outta Time
Eine Piano-Ballade, von Liam geschrieben und John Lennon gewidmet. Das hätte man sich beim Hören auch denken können. Sicherlich seine beste Komposition bisher und ein wahrscheinlicher Single-Kandidat. Noel trägt ein wundervolles George Harrison-Gedächtnis-Gitarrensolo bei.
6. (Get Off Your) High Horse Lady
In Interviews sagte Noel, dass er eigentlich zwei Songs aus dem Album austauschen wollte (natürlich nur, weil zwei andere noch viel besser waren, nun aber schon für den Nachfolger fertig sind) - ob dieser dabei war?
Wir hören im bluesigen, sich langsam dahin schleppenden „(Get Off Your) High Horse Lady“ Oasis soundmäßig bis aufs Minimum reduziert: eine rumpelnde Gitarre, einen Handclap-artigen Beat und Noels durch diverse Effekte verzerrte Stimme. Sehr experimentell, sicherlich sehr umstritten.
7. Falling Down
Das Album-Highlight und gleichzeitig der letzte Noel-Song auf „Dig Out Your Soul“. „Falling Down“, im großartigen Chemical Brothers-Remix bereits auf der B-Seite von „The Shock Of The Lightning“ zu hören, ist Noels Antwort auf „Tomorrow Never Knows“ und seine persönliche Version von „Setting Sun“. Perfekt.
"The true follow-up to What's the Story Morning Glory, completing the elusive and perfect rock'n'roll trilogy that began with Definitely Maybe."
Alan McGee
8. To Be Where There's Life
Bei
Oasis herrscht eine Demokratie mit Diktator, also dürfen, so hat Noel beschlossen, auch die übrigen Bandmitglieder Songs beisteuern. Mal sehen, was sie auf den folgenden Nummern so zu bieten haben:
Aus Gem Archers „To Be Where There’s Life“ ist der Albumtitel entnommen. Es kommt erneut sehr rhythmusorientiert daher, könnte mit seinem psychedelischen Einschlag auch von The Verve stammen und lässt aufgrund seines Sitar-Einsatzes unvermeidlich an George Harrisson denken.
9. Ain't Got Nothin'
Liam zeichnet sich für diesen kurzen, von The Who beeinflussten Rocker verantwortlich, der nach 2 Minuten 14 bereits wieder vorbei ist und keinen bleibenden Eindruck hinterlässt.
„For me, the past four post-Morning Glory albums never captured the magic of the first two. Songs from the past five albums had moments of pop reverberations and incredible songwriting, but were never complete statements. With Dig Out Your Soul, the notorious Oasis brothers have found their mojo. It's back, without a doubt.“
Alan McGee
10. The Nature Of Reality
Spätestens bei Andy Bells „The Nature Of Reality“, einem weiteren bluesorientierten Rocker, stellen sich zwei Fragen:
1. Was macht Andy Bell eigentlich mit all den guten Songs, die er seit dem Ende von Ride bzw. Hurricane #1 einfach geschrieben haben muss? Auf Oasis Alben oder Single B-Seiten landeten sie jedenfalls nicht.
2. Warum trägt Noel eigentlich nur sechs Songs zu diesem Album bei? Wo sind die tollen „Stop The Clocks“ oder „I Wanna Live In A Dream In A Record Machine“ gebleiben, die im Internet kursierten?
11. Soldier On
Einen guten Abschluss bildet Liams bassgetriebenes „Soldier On“. Begleitet von einer Melodica treibt der Song dahin, wiederholt Liam den Titel mantraartig.
„The Beatles and the (Rolling) Stones released 'Revolver' and 'Beggar's Banquet' respectively, both were album number seven, and 'Dig Out Your Soul' is on a par of with both in terms of classic songwriting.“
Alan McGee
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