Dass Konstantin Gropper auch ein Faible zum Elektropop mit 80ies-Touch hat, bewies er 2016 mit der „Born With Too Much Love (The Collected C...


Dass Konstantin Gropper auch ein Faible zum Elektropop mit 80ies-Touch hat, bewies er 2016 mit der „Born With Too Much Love (The Collected Confessions Of Zoltán D.)“ EP und zuletzt auf „Funny Treats“ (2020), dem Titelsong zur zweiten Staffel von „How To Sell Drugs Online (Fast)“, bewiesen. Auf „Amen“, dem sechsten Album von Get Well Soon, führt er diese Vorliebe fort: „My Home Is My Heart“ hätte Ende der 80er / Anfang der 90er Jahre gut eine Single der Pet Shop Boys sein können - und damals waren Tennant & Lowe noch richtig gut. „This Is Your Life“ und „One For Your Workout“ tendieren in eine ähnliche Richtung.

Selbstverständlich gibt es auch wieder den gewohnt orchestralen Get Well Soon-Sound, der Drama, Pathos, Chöre, Bläser und Streicher in Majuskeln schreibt, zu hören. „I Love Humans“, „Mantra“ und „Our Best Hope“ seien hier exemplarisch genannt und besonders hervorgehoben. 

Was Konstantin Gropper eben so „gelungen“ ist wie das Plattencover und die Wahl seiner dazu passenden türkis-blauen und pinken Anzüge: der häufige Einsatz der Kopfstimme sowie das experimentelle „Us vs Evil“ (eher Blur vs Flaming Lips). 

Get Well Soon live:
24.04.2022 München, Muffathalle

26.04.2022 Berlin, Huxley’s Neue Welt

27.04.2022 Hamburg, Gruenspan

28.04.2022 Köln, Gloria Theater

29.04.2022 Frankfurt, Zoom

07.05.2022 Bochum, Zeche

08.05.2022 Stuttgart, Im Wizemann


 


Das zeitweise Albtraumhafte seiner Musik auf „The Horror“ weicht folgerichtig einem durchweg zugänglicheren Sound. Der fällt naturgemäß bei Gropper auch weiterhin mal orchestral-pompös wie im Opener „A Song For Myself“ aus. Grandezza-Pop zwischen Rufus Wainwright und Father John Misty. In „My Home Is My Heart“ findet er unverhohlen die tanzbare Popnähe zu den Pet Shop Boys und verführt uns mit ausladenden Disco-Hooks.
Seine Liebeserklärung an den Menschen, „I Love Humans“, indes fällt getragener aus und gönnt sich einige von Gropper so häufig verwendete Cinemascope-artige Arrangements. „Our Best Hope“ übertreibt es schon fast mit Überwältigungs-Sounds, während (…) „Mantra“ zu den schönsten, jemals von Get Well Soon komponierten Songs gehört. Der Schwermut hingegen verfällt Gropper in „Richard, Jeff & Elon“, vertrackter und experimenteller die Klänge in „Us vs. Evil“. Mal wieder viel los auf einem Get-Well-Soon-Album, das einige großartige Tracks und mit „Accept Cookies“ noch ein absolutes Highlight als Closer zu bieten hat.


 


Natürlich ist auch auf „Amen“ jeder der Songs bis aufs Letzte auskomponiert. Der Unterschied zum bisherigen Schaffen Groppers ist, dass die Songs nicht mehr ganz so ineinandergreifen, wie auf den Vorgängern. Denn „Amen“ wirkt im direkten Vergleich zu seinen Vorgängern aus der Vogelperspektive zunächst abwechslungsreicher, bisweilen eklektischer. Die musikalische Färbung des Albums ist weniger eindeutig, man wird an verschiedenste Plätze der Erinnerung geführt.
In der Single „One for the Workout“ führt uns Gropper seine Interpretation von energischem Synthie-Pop vor, während über das Drumming in „Chant En Disenchant“ sicherlich auch irgendein Roots-Mitglied Sozialkritik rappen könnte. „Amen“ wirkt einfach weniger einheitlich als die Vorgänger, aber man sollte sich davor hüten, das als Nachlässigkeit zu deuten – das Thema des Albums wird von Gropper schlicht und ergreifend breiter ausgefächert als auf den Vorgängern, das geht in der Makroperspektive dann bisweilen zu Lasten der inhaltlichen Tiefe, die wir von Get Well Soon Alben sonst gewöhnt sind.


 



Drei Dinge, mit denen ich so gar nicht rechnete:  1. Dirk Darmstaedter spielt ein Konzert in unserem Wohnzimmer. Check. So geschehen im Mai ...


Drei Dinge, mit denen ich so gar nicht rechnete: 
1. Dirk Darmstaedter spielt ein Konzert in unserem Wohnzimmer. Check. So geschehen im Mai 2016
2. The Jeremy Days nach vielen Jahren noch einmal live sehen. Check. So geschehen Ende 2019.
3. The Jeremy Days veröffentlichen nach 27 Jahren wieder ein neues Album. Check. So geschehen am 25. März 2022.

„Beauty In Broken“ heißt das sechste Album der Jeremy Days, die Dank ihres Live-Comebacks auch als Band wieder zusammen und Lust am gemeinsamen Musizieren fanden. Dirk Darmstaedter (Gesang, Gitarre), Jörn Heilbut (Gitarre), Louis C. Oberlander (Keyboard) und Stefan Rager (Schlagzeug) müssen zwar ohne ihren früheren Bassisten Christoph M. Kaiser auskommen, teilen sich aber dafür auf den neuen Songs erstmals gemeinsam die Songwriter Credits. Während der Corona-Pandemie entstanden in wöchentlichen Zoom-Meetings 11 Lieder, die nun als CD und LP erhältlich sind. Fans werden von dem harmonischen Gitarrenpop nicht enttäuscht werden: „Beauty In Broken“ und „The Deep Dark Night“ bilden die Highlights unter den wenigen temporeichen Songs, „For The Lovers“, „Blue New Year“ und „Behind The Sky“ sind deren balladeske Gegenstücke. „Stupid November“ erschreckt etwas mit seinem überlangen Gitarrensolo. Ob Dirk Darmstaedter im Video ein Top-Model heiratet und der Gitarrist minutenlang vor einen einsamen Kirche in einer Wüste posen darf bevor der November Regen ein dramatisches Ende einleitet? Nein, vor diesem wird der Song langsam ausgeblendet.

Die Schallplatte konnte man im Shop von The Jeremy Days signiert und mit persönlicher Widmung versehen bestellen. In unserem Haushalt favorisierten die Menschen „Wir versprechen ein Wohnzimmerkonzert bei euch zu spielen…“ oder „Für den tollsten Dirk, den wir kennen“, die beiden Katzen wollten unbedingt „Die beiden Besitzerinnen dieser Schallplatte kommen auf unser nächstes Plattencover“. Leider zogen sich die häuslichen Diskussionen so in die Länge, dass die Widmungs-Option irgendwann verstrichen war. Schade. Aber zumindest mein Bruder war schnell genug:



Im August kann man The Jeremy Days übrigens wieder live sehen:
18.08.2022 Remscheid, Schützenplatz (Eventgarten Festival)
23.08.2022 Berlin, Frannz
24.08.2022 Dresden, Beatpol
25.08.2022 Hannover, Musikzentrum
26.08.2022 Hamburg, Mojo
27.08.2022 Nürnberg, Club Stereo
29.08.2022 München, Strom
30.08.2022 Stuttgart, Im Wizemann Club


Die Songs suchen stets den Weg zur großen Melodie, klingen zuweilen etwas moderner, knüpfen aber auch an den Sound der früheren Jdays an. (…) Trotz der Distanz haben Dirk Darmstädter und seine Jungs immer wieder intime Momente geschaffen und manch einer auf Papier doch recht schlicht anmutenden Song Idee, eine gewisse Seele und einen unnachahmlichen Drive verpasst. Bestes Beispiel dürfte hier wohl der zunächst simpel daherkommende Track Stupid November sein, welcher in seiner Endfassung so catchy klingt, dass man sich ihm einfach nicht entziehen kann. Ähnlich verhält es sich mit Blue New Year, der wohl die stärksten 80s-Anleihen in sich trägt. 
Im Unterschied zu früheren The Jeremy Days-Platten ist Beauty In Broken als Gemeinschaftswerk entstanden. Erstmals waren alle Bandmitglieder in den Songwriting-Prozess mit eingebunden. Das Ergebnis sind schließlich sehr detailliert ausgearbeitete Nummern wie Lassos Of Love oder The Deep Dark Night, welche vor allem auf musikalischer Ebene überzeugen.  


 


Das federleichte Piano von „For The Lovers“ legt sich gemeinsam mit Dirk Darmstaedters Gesang wie eine schützende  Glocke über alle Liebenden, versprüht das leichtfüßige „Breathe“ unwiderstehliche Aufbruchsstimmung , grüßen zwischen dem Refrain von „The Deep Dark Night“ ABC, klappern die Saiten eingangs von „Tear Me Up“ ein paar Chris-Issac-Gedächtnis-Akkorde, reicht der Platz auf der „Postcard“ kaum für die dort verfassten Emotionen aus.
Bei so viel harmonischen Arrangements ist es halb so schlimm, wenn „Stupid November“ ein bisschen überhitzt, sich klebrige Background-Chöre und ein forsches Gitarrensolo zum Fury-In-The-Slaughterhouse-Karaoke verabreden.
Den Spannungsbogen hoch zu halten, gelingt zwar nicht auf die Gesamtlaufzeit, aber mit „Beauty In Broken“ landen The Jeremy Days zweifellos einen der Überraschungscoups des Jahres.


Kurz nach der Veröffentlichung des Debütalbums „ Happy To Be Here “ löste Barrie Lindsay die Band Barrie auf. Vielleicht war sie dann doch n...


Kurz nach der Veröffentlichung des Debütalbums „Happy To Be Here“ löste Barrie Lindsay die Band Barrie auf. Vielleicht war sie dann doch nicht so glücklich als Teil eines Quintetts hier zu sein, denn die Songs hatte sie schließlich allein komponiert und gesungen sowie größtenteils eingespielt und produziert. Sicherlich nicht glücklich war Barrie mit dem Ergebnis bei Platten vor Gericht, denn gerade einmal 5,667 Punkte standen Ende 2019 für „Happy To Be Here“ zu Buche.

Jetzt versucht es Barrie solo mit „Barbara“ erneut. Das Album trägt als Titel ihren eigentlichen Vornamen und fußt auf den sehr persönlichen Pfeilern Liebe und Trauer. Denn in relativ kurzem Zeitabstand lernte sie ihre jetzige Frau, die Musikerin Gabby Smith, kennen und erfuhr, dass sich der Gesundheitszustand ihres an Lungenkrebs leidenden Vaters dramatisch verschlechtert hatte. Mit einem Sammelsurium an Instrumenten, wie Hackbrett, Mandoline, Klarinette, Flöte, Cello, Trompete und der Harfe ihrer verstorbenen Großmutter, begab sie sich an die Umsetzung der 11 Songs, die wir nun auf „Barbara“ hören. Erneut war der Ansatz, das Album allein einzuspielen, jedoch stand ihr Gabby Smith hilfreich zur Seite. Der Indiepop ist weniger luftig-seicht geraten als auf dem Vorgänger, reichhaltiger instrumentiert und schaut gelegentlich sogar einmal bei New Wave und Synth-Pop vorbei. Barrie Lindsay selbst nennt Frankie Cosmos, Big Thief und  Adrianne Lenker als aktuelle Einflüsse für „Barbara“, das als CD, Kassette und LP erschienen ist. Neben black Vinyl gibt es auch zwei limitierte Auflagen der Platte: aqua blue Vinyl und blue and white Splatter Vinyl.




 


Das Ergebnis ist ein kunterbuntes, stilistisch ausbalanciertes Indie-Pop-Album mit charmanten New Wave-, Disco- und Club-Referenzen. Denn eines hat BARRIE in der Pandemie gelernt: Wenn diese erst mal vorbei ist, wird es einen großen Nachholbedarf in Sachen Tanzfreude geben. (…)
„Barbara“ (…) ist also insofern deutlich persönlicher angelegt, als das vorausgehende Band-Werk. Das bedeutet nicht, dass es sich dabei um eine Sammlung intimer Balladen handelt, sondern nur, dass auch die quirligen Dance-Pop-Tracks inhaltlich solide geerdet daherkommen. Die Entscheidung BARRIE LINDSAYs, sich für ihr neues Album stärker auf sich selbst zu konzentrieren, war jedenfalls genau die richtige.







Also sprach Zustra: Mit orchestralem Artpop, melancholischem Dreampop und dramatischem Elektropop möchte ich Fans von Kate Bush, Florence + ...


Also sprach Zustra: Mit orchestralem Artpop, melancholischem Dreampop und dramatischem Elektropop möchte ich Fans von Kate Bush, Florence + The Machine und Hundreds für mein Debütalbum begeistern. Gesagt, getan.  

„The Dream Of Reason“ heißt die Sammlung der 12 Songs, deren Plattencover an „El sueño de la razón produce monstruos“, eine Radierung von Francisco de Goya angelehnt ist. Tatsächlich sagt die in Berlin lebende kroatische Künstlerin Ariana Zustra dazu: „Mich reizt dieses Spannungsfeld zwischen Realität und Traum und die Frage, was eigentlich die verhängnisvollere Illusion ist: Das Folgen einer Fantasie oder der Glaube an die eigene Vernunft“.

Keine Fantasie ist, dass „The Dream Of Reason“ in einer winzigen Auflage als LP (Exclusive original vinyl of my debut album. Limited to 100 units. Each copy of this first edition is an individual item, because it is handmade. Extras: Personalized handwritten letter.) erschienen ist, die nur über die Bandcamp-Seite von Zustra zu beziehen ist. Bitte jetzt begeistern lassen:




 


Songwriterischer Intellekt, der mit Referenzen und direkten Zitaten nicht geizt und mitunter auf Kroatisch und Französisch transportiert wird, trifft auf schöne, keineswegs überladene Klangkulissen, die an The xx („Walking On The Moon”), Austra (der Titeltrack) und weitere Granden emotionaler Popmusik erinnern, ohne als bloße Kopien daherzukommen. Das liegt vor allem daran, weil stets ein ziemlich einzigartiges Pathos mitschwingt. Eines, das man so selten zu hören bekommt.


 


In einem nachtschattigen Art- und Dreampop-Setting mit moderatem Doom-Potential findet Zustra stets den Weg zum Abgrund - nicht notwendigerweise um hineinzuspringen, sondern eher, um über dessen unergründliche Tiefe zu resümieren. Die Versatzstücke, aus denen ihre Musik besteht, sind heutzutage hinlänglich bekannt und etabliert - was dazu führt, dass man in Zustras Songs zumindest die Geister von David Lynch, Lana Del Rey oder Florence + The Machine herumwabern hört. Was nicht bedeutet, dass Zustra ohne eigenen Anspruch agiert und insbesondere auch als Songwriterin und als Arrangeurin findet sie zu einer gelungenen Balance zwischen poppiger Eingängigkeit, inhaltlicher Relevanz und emotionalem Gehalt.







Dem Genrebegriff „Cowboy Pop“ bin ich bisher noch nicht begegnet. Wikipedia nutzt diesen jedoch bei der Umschreibung von Widowspeak , der au...


Dem Genrebegriff „Cowboy Pop“ bin ich bisher noch nicht begegnet. Wikipedia nutzt diesen jedoch bei der Umschreibung von Widowspeak, der aus Brooklyn, New York stammenden Band von Molly Hamilton (Gitarre, Gesang) und Robert Earl Thomas (Gitarre), die seit 2010 zusammen mit wechselnden weiteren Musikern musizieren und diesen Monat ihr sechstes Album herausgebracht haben. An der Entstehung von „The Jacket“ waren noch Michael Stasiak (Schlagzeug), J.D. Sumner (Bass), Michael Hess (Piano, Orgel), Homer Steinweiss (Mellotron, Produktion) und Chris Coady (Mixing) beteiligt.

Die Begriffe „Dreampop“, „Americana“, „Slowcore“ und „Folkrock“ sind bei der Umschreibung des beruhigenden, gelegentlich etwas eintönigen, nostalgischen Sounds von Widowspeak aufgrund der Nähe zu Mazzy Star, Cat Power und Lana Del Rey definitiv ebenfalls angebracht. Der Gedankengang „New Yorker Band und schwarze Lederjacke ist gleich rumpelnder Indierock oder Post-Punk“ führt hier also nicht zum Ziel, denn diese Lederjacke hat ganz offensichtlich Fransen an den Ärmeln. 

The Jacket“ ist als CD, Kassette und LP erschienen, in der limitierten Auflage als white Vinyl.


 


Die Balance zwischen dem Raus-da der alten Rockmusik und dem Sich-Verkriechen mit den Instrumenten bekommt die Band auch über weite Strecken ihres sechsten Albums ziemlich gut hin, es gibt seltsam schillernden Country-Rock hier, der zum leicht krängenden Psychedelic Pop wird, Widowspeak überfahren den Mittelstreifen zwischen den Genrespuren unentwegt, ohne den Verkehrsfluss zu gefährden.




“While You Wait” ist ein gutes Beispiel für das simple, aber effektive Rezept, das Widowspeak immer wieder neu verwenden: eingängig, mit viel Popappeal. Und trotz aller Zartheit besitzt der Song eine alte, knorrige Wurzel, die tief ins Erdreich geht und an eine andere Band erinnert, deren Name sich gerade entzieht. „True Blue“ glänzt dagegen mit einem taumeligen Malkmus-Gedenksolo. Im Titelsong kratzt eine ungeduldige Gitarre die filigranen Melodieblüten endlich ganz auf und bringt sie halt auf diesem Wege zum Leuchten. Thomas scheint ohnehin seine ganz eigenen Pfade durch die Platte zu schlagen. Grobmaschiger denn je umsäumt er Hamiltons Gesang mit ausgefranzten Akkorden und scharfem Twang. 


 


Wer kritisiert, die angedeuteten Ausbrüche seien nicht konsequent genug ausformuliert, hat die Gleichförmigkeit als ästhetisches Prinzip nicht verstanden. Dream Pop ist kein Genre, das uns mitreißen, sondern eines, das uns fixieren will – und das uns, aller kleinen Risse und Realitätsdurchlässe zum Trotz, in einen Trostkokon hüllt, in dem nichts anderes als das vage Gefühl zählt. In einem der besten Momente lädt Hamilton zum "Slow dance" ein, tritt als Avatarin einer flüchtigen Zuneigung auf, die nie spurlos verschwindet: "When you wake / Feeling will be gone / The world has moved on / But you know that you were loved / Let that be enough." Mit Widowspeak ist es wie immer mehr als genug.


  10. Spiritualized - Everything Was Beautiful (Limited Edition, Coloured Vinyl) (22.4.2022) 9. Wet Leg - Wet Leg (Limited Edition, Transluc...


 

10. Spiritualized - Everything Was Beautiful (Limited Edition, Coloured Vinyl) (22.4.2022)






9. Wet Leg - Wet Leg (Limited Edition, Translucent Yellow Vinyl) (8.4.2022)






8. Archive - Call To Arms & Angels (Limited Edition, Gold Vinyl, 3 LPs) (29.4.2022)






7. The Reds, Pinks & Purples - Summer At Land's End (Green Vinyl) (15.4.2022)






6. Bloc Party - Alpha Games (Limited Indie Retail Exclusive Edition, Solid Red Vinyl) (29.4.2022)






5. Whimsical - Melt (Limited Edition, Black Ice And Violet Splatter Vinyl) (1.4.2022)






4. Nation Of Language - A Way Forward (LP) (8.4.2022)






3. Shout Out Louds - House (LP) (29.4.2022)






2. Inspiral Carpets - Devil Hopping (Limited Edition, Red Vinyl) (15.4.2022)






1. Fontaines D.C. - Skinty Fia (2 LPs, 180g, Deluxe Edition, 45 RPM) (22.4.2022)







Bereits zu High School Zeiten gründeten Rob Grote, Mark Larson, Connor Jacobus und Braden Lawrence im kleinen Städtchen Lititz in Pennsylvan...


Bereits zu High School Zeiten gründeten Rob Grote, Mark Larson, Connor Jacobus und Braden Lawrence im kleinen Städtchen Lititz in Pennsylvania die Band The Districts. Mittlerweile sind 13 Jahre vergangen und das Quartett kann auf fünf gemeinsame Alben zurückblicken. Das von Joe Chiccarelli (Morrissey, The Strokes, The Shins, Broken Social Scene) produzierte „Great American Painting“ stellt dennoch eine Art Einschnitt dar, denn Jacobus hat die Band mittlerweile in aller Freundschaft verlassen.

Das Bild, das uns The Districts von Amerika malen, glänzt nicht in Pastelltönen (wie etwa die limitierte Schallplatte auf pink Vinyl), sondern zeigt auch die Schattenseiten wie Gentrifizierung, Waffengewalt und Kapitalismus auf. 
Auf „Great American Painting“ ist auch nicht alles gold, was auf dem Plattencover so schön glänzt: Bei Metacritic steht das Album nur bei 66/100 Punkten und damit der niedrigsten Bewertung in der Bandgeschichte. Ob es am deutlichen Schritt in Richtung Pop liegt? „Outlaw Love“, das zusammen mit Clementine Creevy von Cherry Glazerr eingespielt wurde, könnte auch von Future Islands stammen, und „Do It Over“ oder „I Want To Feel It All“ lassen einen an 80er Jahre Bands wie Simple Minds oder Icehouse denken. Zackiger Indierock ist hier deutlich in der Minderheit („White Devil“).   


 


(…) this is an album that speaks of revelations and looking towards the future, all tightly wound into a neat parcel of tracks that you’ll likely want to listen to over and over again. It’s easy for bands to stay in the safety realms of a genre and continue to deliver similar-sounding albums, but The Districts have evolved into something bigger and brighter with their fifth release. Turns out Great American Painting is pretty great.


 


This simplistic notion is best evidenced in the lead single 'I Want To Feel It All' - a breathless whirlwind emerging through sparkling synths, inspired by an acid trip. From his acid tower, Grote details his yearning to experience absolutely everything and the restrictions holding him back. The textures in this track are gorgeous, as is the album's opener - 'Revival Psalm'. Synths bob in and out amongst Grote's jangly vocals and guitar toplines - instrumentation reminiscent of LCD Soundsystem's later oeuvre.
A strong foundation, 'Revival Psalm' is closely followed by the measured 'No Blood'. Don't be fooled by the optimistic tone, though, 'No Blood' sings of gun violence - a long-standing anxiety of Grote's after he was locked-in during a performance on the night of the Paris terrorist attack. The power in this track boosts its aural simplicity, which unveils the feeling behind the final refrain: 'there's no blood left in this town.' White Devil' in comparison, verges on dad rock with a half-hearted political message that, in the context of the album, feels shorter than its peers.  





10 Fakten zum neuen Album von Placebo : 1. Da waren es nur noch zwei: Brian Molko (Gesang, Gitarre) und Stefan Olsdal (Bass) stehen erstmals...


10 Fakten zum neuen Album von Placebo:

1. Da waren es nur noch zwei: Brian Molko (Gesang, Gitarre) und Stefan Olsdal (Bass) stehen erstmals ohne Schlagzeuger da: In den ersten Jahren ergänzten Robert Schultzenberg (1994-1995, 1995-1996) bzw. Steve Hewitt (1994, 1995, 1996-2007) sie zum Trio, von 2008 bis 2015 war Steve Forrest ihr dritter Mann. 

2. Sieben Alben wurden als Trio aufgenommen, zuletzt „Loud Like Love“, das 2013 veröffentlicht wurde. Zwischen „Loud Like Love“ und „Never Let Me Go“ vergingen 8 Jahre, 5 Monate und 9 Tage. 

3. Im Verlauf von 8 Jahren haben Placebo sonst eher 4 Alben veröffentlicht, zuletzt reichte es nur für einen neuen Song: „Jesus’ Son“ war mit drei Coverversionen auf der „Life's What You Make It“ EP bzw. auf der Best of-Compilation „A Place For Us to Dream“ (2016) erschienen.


 


4. Exakt 8 Jahre nach „Loud Like Love“ wurde mit „Beautiful James“ die erste Single aus „Never Let Me Go“ veröffentlicht. In den Charts konnte sich der Song nicht platzieren, somit bleiben „Nancy Boy“ und „Pure Morning“ die erfolgreichsten Singles von Placebo, da sie jeweils Platz 4 Im Vereinigten Königreich erreichen konnten. In Deutschland ist „Too Many Friends“ (2013; #14) ihre einzige Top 30-Single.  


 


5. Hinsichtlich der Alben bleibt in Großbritannien das Debütalbum „Placebo“ (1996) mit Rang 5 am erfolgreichsten. In Deutschland kamen ihre letzten fünf Alben unter die ersten vier, „Battle For The Sun“ sogar auf Platz 1. Ihre größte Fangruppe haben Placebo wohl in Frankreich, denn sowohl „Black Market Music“ (2000) als auch „Sleeping With Ghosts“ (2003), „Meds“ (2006) und „Battle For The Sun“ (2009) erreichten Platz 1 der Charts.

6. „Never Let Me Go“ bietet nun 13 neue Lieder an, die 57:35 Minuten laufen.  Damit ist es das längste Album der Bandgeschichte, wenn man berücksichtigt, dass die ersten drei Alben jeweils einen Hidden Track nach 10 Minuten Stille aufweisen.


 


7. „Never Let Me Go“ ist als CD (sowie einer Deluxe Auflage), Kassette (in den Farben Blau, Rot oder Grün) und als Doppel-LP (black Vinyl im Klappcover) erschienen.

8. Von der Schallplatte gibt es fünf limitierte Auflagen: Transparent Red Vinyl, Transparent Violet Vinyl, Transparent Green Vinyl, Amethyst Vinyl und Pink Vinyl.


  


9. Mit „Surrounded By Spies“, „Try Better Next Time“ und „Happy Birthday In The Sky“ veröffentlichten Place im Zwei-Monats-Rhythmus weitere Singles aus ihrem neuen Album, das

10. Am Erscheinungstag des des Album (25.03.22) spielen Placebo eine „Intimate Album Release Show“ im Berliner Metropol. Im Herbst werden sie „Never Let Me Go“ auf sechs Konzerten in Deutschland live präsentieren. Das sind die Termine:
01.10.22 Frankfurt, Festhalle
04.10.22 Stuttgart, Hanns-Martin-Schleyer-Halle
06.10.22 Berlin, Mercedes-Benz Arena
22.10.22 Hamburg, Barclays Arena
26.10.22 München, Olympiahalle
07.11.22 Köln, Lanxess Arena


Mit Blushing hatten wir vor einigen Tagen bereits eine Shoegaze-Band aus Austin, Texas vorgestellt, nun kommt eine weitere hinzu, die in de...


Mit Blushing hatten wir vor einigen Tagen bereits eine Shoegaze-Band aus Austin, Texas vorgestellt, nun kommt eine weitere hinzu, die in den USA auch gemeinsam mit ihnen auf Tournee sein wird. Jedoch anders als diese und die aus der selben Stadt kommenden Ringo Deathstarr setzen Letting Up Despite Great Faults weniger auf Gitarrenwände und Noise-Ausbrüche, als auf sanften, warmen, tanzbaren Indiepop. Elektronische Klänge stellen eine nicht von der Hand zu weisende Nähe zu New Order dar, die ebenfalls einen Sänger haben, dessen Stimme (aus Gründen) nicht zu sehr in den Vordergrund gemischt wurde. Aber die Nutzung der Gitarre soll hier nicht in Abrede gestellt werden: So markant wie auf dem neuen, von Simon Scott (Slowdive) abgemischten Album war sie bisher noch nicht zu hören, beispielsweise auf „Self-Portrait“ oder „Gemini“:


 


„IV“ ist, man kann es bereits vermuten, das vierte Album der Band nach „Letting Up Despite Great Faults“ (2009), „Untogether“ (2012) und „Neon“ (2014). Zumindest die letzten beiden Platten stehen bereits bei mir im Schrank, auch wenn sie ohne Label veröffentlicht wurden, was einen Kauf über Bandcamp inklusive Versand- und Zollgebühren notwendig machte. Auch das neue Album, auf das man 8 Jahre warten musste, ist dort als translucent green Vinyl erhältlich. Wer mehr von der Band von Mike Lee (Gesang, Gitarre, Programming), zu der aktuell noch Annah Fisette (Gitarre, Keyboards, Gesang), Kent Zambrana (Bass) und Daniel Schmidt (Schlagzeug) gehören, kann auch noch zu mehreren EPs (digital oder auf CD erschienen) greifen: „Movement“ (2006), „Paper Cush“ (2011) und „Alexander Devotion“ (2017). 

The opening track Kisses is a synth laden cacophony of dream like instrumentals that really give it an otherworldly quality. It is uplifting, buoyant and the perfect way to ease you into a shoegaze album.  
Corners Pressed has some excellent guitar riffs that put me in mind of The Cure but without feeling like a direct copy. Softly, Bravely demonstrates the band using different guitar effects. It has much more treble and an almost classic rock and roll sound. Gorgeous is a harder hitting track, and a great example of the way synth can be used to make a song heavier. New Ground is definitely one of the standouts for me on this album. I found the beat very infectious, and the song’s message about how the fear of change can ultimately damage your relationships is very poignant. 
Curl is an instrumental interlude with very rich and complex sounds that was a refreshing palate cleanser for the final track Self Portrait. With Self Portrait they definitely saved the best for last in my opinion, the song has several traits of pop punk with catchy guitar riffs and some excellent drum fills that give this song a bit more punch than previous tracks. 
So, while this album does have some excellent instrumental merits, there are unfortunately some drawbacks. The vocals on this album are underwhelming, it could be argued that shoegaze vocalists are supposed to be sedate due to the nature of the music, but I have heard artists in similar genres exhibit more passion. You’ll notice that I haven’t mentioned too much about the lyrical aspects of this album and that’s because I often couldn’t make them out. There is either too much mumbling or the wall of fuzzy sound overpowering them.  
(MMH)


 


Yes, their fourth record, and all Letting Up’s hallmarks are here to hear, the warmth from opener “Kisses” to closer “Self-Portrait”, the soft, high atmospherics of “Gorgeous”, and more. It’s never going to bowl you over, with songs blending together rather than standing out, and will likely remain a niche style, but is lovely from start to finish.
Soft, sweet sounds will always have a market, even if they will always only have that market. Unless you’re My Bloody Valentine at like All Tomorrow’s Parties, they’re never going to headline a festival with nice relax. But it’s nice all the same.
(QRO)



Vor wenigen Tagen hat das Maifeld Derby sein Line Up finalisiert und es ist stilistisch mannigfaltig geraten: Bonobo, Caribou, King Gizzard...


Vor wenigen Tagen hat das Maifeld Derby sein Line Up finalisiert und es ist stilistisch mannigfaltig geraten: Bonobo, Caribou, King Gizzard And The Lizard Wizard, Mac DeMarco, Sampa The Great, Kettcar und Kings Of Convenience sind die Headliner des kleinen aber feinen Festivals. Mich persönlich reizt jedoch das zeitgleich stattfindende Best Kept Secret Festival mehr, so dass es nicht, wie noch im letzten Jahr, zu einem Besuch in Mannheim kommen wird. 

Im letzten September lockten mich noch Alex Mayr, Drangsal, Efterklang und The Notwist dorthin. Bei sommerlichen Temperaturen sahen wir auch einen kurzen Ausschnitt des Auftritts von Plàsi. Mittlerweile hat der Schwede mit griechischen Wurzeln nach mehreren EPs sein eigentliches Debütalbum veröffentlicht. „Foreign Sea“ wird vom Titelsong eröffnet, auf dem Mikael Bitzarakis gleich seine Nähe zu Nick Drake demonstriert. Sehr schön ist auch das dazugehörige Video geraten:


 


Für das folgende „Under My Skin“ packt er vermutlich seine Flamenco-Gitarre aus, so dass man sich an den Singer/Songwriter Charlie Cunningham oder José González erinnert fühlt. Hier, wie auch auf „I Wish You Heard Me“ und „Far From Home“, setzt er das Stilmittel des Summens ein. Fast so schön wie auf Madonnas „Frozen“. Dieser Song war auch von sanfter Elektronik unterfüttert, welche Plàsi beim anschließenden „14 Days“ ebenfalls einbaut. Obwohl wir auf den 13 Songs eher leisen Folk-Tönen lauschen, muss man schon genau hinhören, um dezente Keyboard- oder Bläser-Passagen wahrzunehmen. Die gezupften Streicher auf „How Do You Know“, einem tollen Kammerpop-Duett mit Aisha Badru, stellen hier eine Ausnahme dar. Auf „One Last Night“ hören wir mit Rosemary & Garlic weitere Gaststimmen. Das abschließende „Until Midnight“ lässt ein Akkordeon zum Einsatz kommen und auch aufgrund der französischen Wörter im Text steht es dem Chanson recht nah. 


 


Welchen Künstlern des diesjährigen Maifeld Derbys der Schwede nahe steht? Dies ist leicht zu beantworten: den beiden Norwegern, die das Festival am Sonntag mit ihren akustischen Gitarren abschließen werden.

Als CD ist „Foreign Sea“ bereits im Februar erschienen, die LP folgt am 29. April.      




  Wenn man sich die Urteile zu den letzten vier Alben von Dashboard Confessional hier ansieht, fragt man sich, warum man sich überhaupt noc...

 

Wenn man sich die Urteile zu den letzten vier Alben von Dashboard Confessional hier ansieht, fragt man sich, warum man sich überhaupt noch mit dem Output von Chris Carrabba auseinander setzen sollte. „Dusk And Summer“ (2006; 5,875 Punkte), „The Shade Of Poison Trees“ (2007; 5750 Punkte), „After The Ending“ (2009; 7,250 Punkte) und „Crooked Shadows“ (2018; 6,167 Punkte) sammelten in der Regel Bewertungen mit einer 5 oder 6 vor dem Komma ein. Nur Volker zückte, in Erinnerungen an frühere Konzerte schwelgend, 2009 einmal die 8 Punkte und hob den Durchschnitt dadurch deutlich an. Aber Begeisterung kam einfach keine mehr auf.

Für „All The Truth That I Can Tell“ konzentrierte sich Chris Carrabba auf seine Anfangstage: emotionale, fast ausschließlich zur Akustikgitarre vorgetragene, persönlich geprägte Texte bilden das Grundgerüst des Albums, dessen Artwork gut gewählt ist. Nur gelegentlich („Pain Free In Three Chords“, „The Better Of Me“) hört man, dass Dashboard Confessional nicht nur eine Ein-Mann-Band ist. Während einen die schnelleren, kraftvolleren Songs wie „Burning Heart“ oder „Sunshine State“ packen können, lassen einen die ruhigeren und sanfteren Stücken, wie etwa die zu lang geratenen „Me And Mine“ und der Titelsong, etwas schulterzuckend zurück.  

Ob „All The Truth That I Can Tell“, das in Deutschland auf black oder blue/green Vinyl erhältlich ist und in den USA noch zahlreiche weitere Auflagen bietet ("Cold Night" Transparent Blue Vinyl, Baby Pink Vinyl, "Burning Heart" Black In Red Vinyl und "Sunshine State“ Gold Nugget Vinyl), wieder besser abschneiden wird als seine direkten Vorgänger? Bei Metacritic ist „All The Truth That I Can Tell“ (72/100) tatsächlich das erste Album seit „A Mark, A Mission, A Brand, A Scar“ (2003; 77/100), das einen Metascore mit einer 7 beim Zehner erreicht.  


 


Ehrlichkeit heißt für Chris Carrabba zuzugeben, dass er gescheiterten Beziehungen hinterhertrauert („Burning Heart“), dass er einige Entscheidungen bereut, die er in der Vergangenheit getroffen hat (Titelsong), dass er seine Familie liebt („Me And Mine“), dass er findet, dass man das Leben leben soll („ Here’s To Moving On“), und dass er trotzdem ziemlich sentimental wird, wenn er daran zurückdenkt, wie es war, jung zu sein: „I was young/ And you were young/ And we had young ideas/ And they were brilliant“, verrät er in „Young“.
Carrabba ist 46 Jahre alt, auf dieser Platte klingt er aber wie ein viel älterer Mann, der wehmütig sein Leben Revue passieren lässt. Und das Ehrlichste an dem Album ist eigentlich die Schlichtheit der Arrangements, die oft nicht mehr zu bieten haben als schrammelnde Akustikgitarren.





  10 Fakten zum neuen Album von Marillion : 1. Das 20. Album von Marillion trägt den Titel „An Hour Before It’s Dark“, dauert jedoch nicht 6...


 
10 Fakten zum neuen Album von Marillion:

1. Das 20. Album von Marillion trägt den Titel „An Hour Before It’s Dark“, dauert jedoch nicht 60 Minuten, sondern nur 54:10. 

2. Das Album bietet 7 Titel an, die höchst unterschiedliche Laufzeiten haben: „Während „Only A Kiss“ bereits nach 39 Sekunden vorbei ist, dehnt sich „Care“ über 15:18 Minuten aus. Vier Songs dauern über 7 Minuten („Be Hard On Yourself“, „Reprogram the Gene“, „Sierra Leone“ und „Care“) und sind jeweils in 3 bis 5 Unterkapitel unterteilt, so dass digital insgesamt 18 Stücke angezeigt werden. 

3. Nur „Misplaced Childhood“ (1985) erreichte im Vereinigten Königreich Platz 1 der Charts. Der Nachfolger „Clutching At Straws“ kam zwei Jahre später auf Platz 2. Dieses Kunststück wiederholte nun „An Hour Before It’s Dark“ und wurde damit zum neunten Top Ten Album von Marillion. 
In Deutschland war „Clutching At Straws“ (#3) bisher das erfolgreichste Album der Band. Bisher, denn nun wurde es von „An Hour Before It’s Dark“ (#2) übertrumpft. Damit kommen Marillion in Deutschland auf sechs Alben, welche die Top Ten erreichten.

Wenn auch nicht mit dem Dampfhammer doziert wird, sind Coronavirus, Erderwärmung sowie allgemeine menschliche Existenzsorgen und -nöte lyrisch präsent und werden von Marillion in vier opulenten wie melancholischen Song-Suiten verarbeitet, die gewohnt wohl austariert zwischen anspruchsvoll und eingängig changieren.
Höhepunkt ist dabei ganz klar das an den Schluss gestellte, dringliche 15-Minuten-Epos ‘Care’, welches gekonnt Peter Gabriel mit den Simple Minds und ätherischen Heldensoli fusioniert. Aber auch kommerzielleren Rock-Song-Konventionen Folgendes wie etwa ‘Murder Machines’ weiß zu imponieren. Allein schon deshalb, weil Sänger Steve Hogarth (zu all der ansonsten auf diesem Album an den Tag gelegten stimmlichen Versalität) in besagtem Track seinen inneren Roy Orbison zu entdecken scheint. Für ­Marillion hat die Stunde also noch längst nicht geschlagen.

4. „An Hour Before It’s Dark“ ist in zahlreichen physischen Varianten veröffentlicht worden. Freunde des Digitalen können zwischen der CD im Digipack, einem Set aus CD und DVD (mit einem 48 kHz/16Bit WAV-Stereo-Mix, einem DTS 754-Surround-Mix und Video-Inhalten, darunter eine Dokumentation über die Entstehung des Albums und eine Performance von »Murder Machines« in den Real World Studios, sowie einem CD-Booklet mit Songtexten) und einer Blu-Ray (mit einem 96 kHz/24Bitt WAV Hi-Res Stereo-Mix, einen DTS Master Audio Surround-Mix und HD-Video-Inhalten, einschließlich einer Dokumentation über die Entstehung des Albums und einer Performance von »Murder Machines« aus den Real World Studios sowie einem Booklet mit Songtexten) wählen. 

5. Analog-Freunde haben die Wahl zwischen einer Kasette, der Doppel-LP auf schwarzem 180g-Vinyl im Gatefold-Cover mit bedruckten Innenhüllen, die die Songtexte enthalten und der limitierten Doppel-LP auf Orange Vinyl im Gatefold-Cover.

6. Das Rundum-Glücklich-Paket liefert(e) das Boxset für 176 €, das neben diversen Tonträgern noch folgendes im Angebot hat(te): USB stick containing the hi-res mix of the album, signed certificate, large format artwork booklet, Postcards (x7), Lyric book, Plectrums (x3), Playing cards. 
Der ungewöhnlichste Merchandise-Artikel, der nicht im Boxset enthalten ist, dürfte der „An Hour Before It's Dark“ Rubik Cube sein:



7. Marillion signierten über drei Tage hinweg 12 000 Tonträger für ihre Fans. Das sah so aus:


 


8. Als Singles wurden vorab „Be Hard On Yourself“ und „Murder Machines“ ausgekoppelt. Chart-Erfolge sind nicht verbucht. Es bleibt also bei vier Top Ten Singles im Vereiniten Königreich: „Kayleigh“ (1985; #2), „Lavender“ (1985; #5), „Incommunicado“ (1987; #6) und „You’re Gone“ (2004; #7).


 


9. Das Album wurde von Marillion gemeinsam mit Michael Hunter produziert, der seit „Somewhere Else“ (2007) für alle Alben der Band (mit-)verantwortlich war.

10. In Deutschland sind für dieses Jahr 5 Konzerte von Marillion angekündigt. Das sind die Termine:
03.11.22 Stuttgart, Liederhalle
04.11.22 Berlin, Tempodrom
06.11.22 Bremen, Pier 2
07.11.22 Frankfurt, Jahrhunderthalle
09.11.22 Oberhausen, Turbinenhalle


Nebelmaschine an, Ohrenstöpsel rein: In wenigen Wochen darf man wieder live dabei zusehen, wie A Place To Bury Strangers auf deutschen Bühn...




Nebelmaschine an, Ohrenstöpsel rein: In wenigen Wochen darf man wieder live dabei zusehen, wie A Place To Bury Strangers auf deutschen Bühne das Feld zwischen Post-Punk, Shoegaze und Noise-Rock beackern. In München (30.03.22), Münster (05.04.22), Berlin (12.04.22) und Köln (13.04.22) gastiert das Trio, um sein zuletzt von Anfang Februar auf Mitte März verschobenes Album „See Through You“ zu präsentieren. 

Dabei hat sich Mastermind Oliver Ackermann (Gesang, Gitarre) neue Mitstreiter gesucht und sich im letzten Jahr auf der „Holograms“ EP mit ihnen warm gespielt (obwohl deren Mixtur aus brachialem Gitarren-Krach und eindimensionalem, emotionslosem Gesang zu monotonen bis schäppernden Beats so gar nichts Wohliges und Wärmendes in sich trägt): Sandra Fedowitz (Schlagzeug) und John Fedowitz (Bass), die zusammen die ebenfalls großartige Band Ceremony bilde(te)n, wüten nun gemeinsam mit ihm auf dem sechsten Album von A Place To Bury Strangers als gelte es „Isn’t Anything“ (My Bloody Valentine) und „Automatic“ (The Jesus And Mary Chain) in den Schatten zu stellen. Das abschließende „Love Reaches Out“ dürfte als Verbeugung in Richtung Joy Division verstanden werden. 

Offensichtlich ist das Trio äußerst produktiv, denn nach den 5 Songs der EP (22 Minuten) bekommen wir nun weitere 13 Lieder in knapp 53 Minuten serviert. „See Through You“ ist nun auch als CD und LP (black Vinyl, in der limitierten Auflage als yellow black marble Vinyl) erhältlich.    


 


Die 13 Tracks versöhnen Ackermanns Vorliebe für Klangexperimente durch selbst entwickelte Gitarreneffekte mit bestechenden Songwriting-Qualitäten, wobei A PLACE TO BURY STRANGERS ihre stilistische Palette so zwanglos zum Setzen bunter Akzente verwenden wie selten zuvor. Der knarrende Opener ´Nice of You to Be There for Me´ tackert gemeinsam mit ´Dragged in a Hole´ und ´My Head Is Bleeding´ hypnotisch in Ostinatos Math-Rock-Gefilden, wohingegen ´Let´s See Each Other´ und ´So Low´ krachige Space-Rock-Raketen mit subtilem Melodie-Antrieb ins All schießen.
In ´I Disappear (When Youre Near)´ wird Shoegaze-Behäbigkeit in bleiernen Doom gegossen, und das Bass-betonte ´Broken´ verschränkt die Soundästhetik des Post Punk mit einem spleenigen Rockabilly Groove, wohingegen ´I Don´t Know How You Do It´ als Kombination von wattig weichem Slowdive-Indie-Pop mit ranzigen Riffs aus dem Garage Rock der 1970er zu kombinieren scheint.
Bei all dieser Vielfalt und Nuanciertheit - grell wirkt auf "See Through You" einzig und allein die offensichtlich ganz bewusst auf Krawall gebürstete Produktion - fungiert Ackermanns kein Wässerchen trüben könnende Stimme als kittendes Element; ihr ist es zu verdanken, dass man dieses wunderliche Klangchamäleon jederzeit als dieser Band und keiner anderen zugehörig erkennt.




„Statue auf dem Stehtisch“. Die New Yorker Art-/Post-Punk-Band Bodega veröffentlichte ihre Single „Statuette On The Console“ insgesamt in n...


„Statue auf dem Stehtisch“. Die New Yorker Art-/Post-Punk-Band Bodega veröffentlichte ihre Single „Statuette On The Console“ insgesamt in neun Sprachen, darunter auch die deutsche. Und es ist schon höchst charmant zu hören, wie dabei mit Wörtern wie „plündern“, „Stehtisch“, „kriegst“ oder „Therapeut“ gerungen wird. Ob es aber auch zu höheren Bewertungen bei Platten vor Gericht führen wird?


 


Das Debütalbum „Endless Scroll“ polarisierte hier 2018 und erhielt Wertungen zwischen 5,5 und 8 Punkten. Seitdem haben Ben Hozie (Gesang, Gitarre) und Nikki Belfiglio (Gesang) die „Shiny New Model“ EP (2019) veröffentlicht und Veränderungen im Bandgefüge vorgenommen: Madison Velding-VanDam (Gitarre), Adam See (Bass) und Tai Lee als Steh-Schlagzeuger ergänzen das Duo aktuell. 

Die vielleicht berühmteste Steh-Schlagzeugerin war Maureen Tucker und spielte einst bei The Velvet Underground. Dem Song „All Past Lovers“ ist ziemlich gut anzuhören, wie sehr Bodega diese Band schätzen. Weitere New Yorker Bands, die den Sound von Bodega beeinflusst haben sind sicherlich The Rapture, Parquet Courts, The Strokes, Sonic Youth, Television und Ramones. 

„Broken Equipment“ ist als hot pink Vinyl erschienen. Im Vereinigten Königreich gibt es zwei limitierte Auflagen: bei Rough Trade (metallic bronze Vinyl; alternative Sleeve - hand screened) und die Dinked Edition bei einigen unabhängigen Plattenläden (clear teal Vinyl; glow in the dark Cover + Bonus FlexiDisc). 




 


Allein das hitverdächtige "Doers" stellt sich gegen Leistungsdruck, Selbstoptimierung und den Drang, dazuzugehören, und lässt die Gitarre am Ende ordentlich rauschen. "It's making me bitter, harder, better, stressed out!" Also getreu dem Motto: Burn-out won't tear us apart again. "My need for critique is lost in my body", moniert Belfiglio dann in "Territorial call of the female" auf einem Joy-Division-Gedächtnis-Track und begleitet von den Balzgeräuschen gefiederten Urwaldgetiers – denn sich nur für den "male gaze" in Schale zu schmeißen, war in Retrospektive nicht gerade die klügste Entscheidung. (…)
Ab und an, wie in "Statuette of the console" oder dem ohrwurmigen "All past lovers", driften die New Yorker mehr in Richtung vollmundigen Indie-Rocks ab, was gerade bei Belfiglios Gesang dann ein bisschen nach The Breeders oder anderem eher zurückhaltenden Riot Grrrl klingt. Oder aber die Beat-Maschine ballert noch ein gutes Stück fieser wie in "No blade of grass", passend zu dessen zickigem Text. Dass nach all dem Gezeter mit "After Jane" ein folkig-versöhnliches Akustik-Finale stattfindet, das auch zu einer gänzlich anders gelagerten Platte gehören könnte, kann man sowohl als das Bedienen gängiger Konventionen als auch einen letzten Stinkefinger betrachten.






Darüber hinaus spielen Bodega sich in diverse Launen, das reicht von selbstkritischen feministischen Betrachtungen und bandinternen Liebeserklärungen bis zu einer „Vorlesung“ über den römischen Stoiker Seneca. Über die Strecke der zwölf Songs muss die Band zwar etwas Kraft lassen, BROKEN EQUIPMENT steht aber als ein Album da, das Fans von Squid und Parquet Courts interessieren sollte. Nur die Pop-Ballade „After Jane“ zum Finale hätten Bodega sich sparen sollen.


Bodega in Deutschland:
25.04.22 München, Hansa 39 (Feierwerk)
26.04.22 Köln, Bumann & Sohn
27.04.22 Hamburg, Molotow

10 Fakten zum neuen Album von The Boo Radleys : 1. 1999 lösten sich The Boo Radleys auf, 2021 fand die Wiedervereinigung statt. Jedoch fande...


10 Fakten zum neuen Album von The Boo Radleys:

1. 1999 lösten sich The Boo Radleys auf, 2021 fand die Wiedervereinigung statt. Jedoch fanden Simon „Sice“ Rowbottom (Gesang, Gitarre), Tim Brown (Bass, Keyboards) und Rob Cieka (Schlagzeug) ohne ihren einstigen Haupt-Songwriter und Gitarristen Martin Carr wieder zusammen.

2. Am 19. Oktober 1998 wurde „Kingsize“, das sechste Album der Boo Radleys veröffentlicht, am 11. März 2022 stand der Nachfolger „Keep On With Falling“ in den Plattenläden. Zwischen den beiden Termin vergingen 8544 Tage. 

3. Bis auf das erste Album „Ichabod And I“ (1990; Action Records) erschienen alle Alben über Creation Records. Das neue Album wird über das eigene Label BooSTR Records veröffentlicht. Schlagzeuger auf dem ersten Album von The Boo Radleys war übrigens Steve Hewitt, der diesen Job von 1996 bis 2007 bei Placebo inne hatte.

4. Das Album besteht aus 11 Songs, die 42:14 Minuten laufen. 

5. Letztes Jahr erschien die „A Full Syringe And Memories OF You“ EP mit vier Liedern, von denen sich nur der Titelsong auf „Keep On With Falling“ wiederfindet.


 


6. Die drei fehlenden Songs der EP kann man alternativ auch über die limitierte Deluxe Edition des Albums käuflich erwerben, die auf einer zweiten CD noch einen weiteren Song („Thieves Like Us“) sowie fünf „Alternative Versions“ anbietet.

7. Freunde der Schallplatte können neben der regulären Auflage (black Vinyl) auch folgende limitierte Platten käuflich erwerben: purple silk Vinyl, cornflower blue Vinyl und white Vinyl.

Opener I’ve Had Enough I’m Out revisits familiar territory by juxtaposing its honeyed, retro indie jangle with, as Sice has explained, lyrics that offer a disavowal of religion, specifically Catholicism: ‘How Many Times/Must I kneel at an altar/That Cost more to build/Than we all have to give’.
This is, refreshingly, a place of unexpected pivots, if not quite as fascinating as 1993’s superb Giant Steps. As an example, not one but two tracks end up with a residual taste of New Order in the ears via the closer Alone Together, while the feeling is even more pronounced on You And Me, whose swooping synths backdrop lyrics overshadowed by the spectre of cancer, but that also embrace hope.
Three-decades-plus of experience means old habits die hard, and the art of sequencing is perhaps even more necessary in the playlist era: with impatience in mind, the pop goodies for fans old and probably still old-ish alike are wisely front loaded.
Turning the jangleometer up to 11, I Say A Lot Of Things piles on the ska-chopping good times, All Along weaves soul psychedelia-lite, but it’s the title-track’s preening Rhodes and pin-sharp harmonies that steal the show, almost lightning striking twice.
Understandably for musicians feeling their way back after more than two decades away, there are things that work, things that almost work, and things that really don’t. The dubby brass of Here She Comes Again ensures that it sits in the second category whilst the meandering rock histrionics of I Can’t Be What You Want Me To Be seem like they’re being forced.


8. Wie nahezu alle Plattenhüllen von The Boo Radleys stammt auch diese vom Illustartor und Designer Stephen A. Wood.

9. Auch beim Album hat man sich dazu entschieden, dem Titelsong ein Video zu spendieren: 


 


10. The Boo Radleys werden ihr neues Album auch live präsentieren, jedoch aktuell nur bei 6 Auftritten im April im Vereinigten Königreich.





Das hohe Gericht tagt regelmäßig, um über die 10 relevantesten Schallplatten des nächsten Monats abzustimmen. Ein Richter überrascht gelegen...


Das hohe Gericht tagt regelmäßig, um über die 10 relevantesten Schallplatten des nächsten Monats abzustimmen. Ein Richter überrascht gelegentlich und hatte für Februar folgenden Favoriten auserkoren: „A Modern Life“ von Lo Moon.

Das Quartett aus Los Angeles existiert seit 2016 und hat zwei Jahre später sein Debütalbum „Lo Moon“ veröffentlicht, das Platz 4 der Billboard „Top Heatseekers“ Charts erreichte und vielfach gelobt wurde. Sänger Matthew Lowell gründete die Band, zu den nach und nach Crisanta Baker (Bass, Keyboards) und Samuel Stewart (Gitarre), der Sohn von Siobhan Fahey (Shakespears Sister) und David A. Stewart (Eurythmics), stießen. Erst 2018 komplettierte ihr Tour-Schlagzeuger Sterling Laws das Lineup, das nun gemeinsam „A Modern Life“ vorlegt.

Nach einem kurzen Intro folgen in den nächsten 36 Minuten neun unaufgeregte, schwelgerische Indiepop-Songs, die im Radio zwischen a-ha, Death Cab For Cutie oder Coldplay nicht negativ auffallen würden. Nur gelegentlich wird der Hörer etwas aus dem Träumen heraus gerissen, wenn es zum Beispiel in „Raincoats“ mal kurzzeitig ein wenig dynamischer und rockiger zugeht oder bei „Expectations“ die Beats etwas schneller und lauter pluckern. 
Hören wir da etwa einen Richter „langweiliger Softrock“ und „Modern life is rubbish“ murmeln und Volker, während er das limitierte braune Vinyl umdreht, mit „Ihr habt Pop nicht verstanden!“ antworten?


 


Neben Hollis, der immer noch für Lowells Gesang Pate steht, klingt das Album oft nach Coldplay, bevor sie sich in poppigere Gefilde verabschiedet haben („Stop“). Der Anfang von „Raincoats“, bevor Lowells einsame Stimme von einem treibenden Beat unterbrochen wird, erinnert an Bon Iver. Ist die Spurensuche erst mal begonnen, gemahnt sogar „Expectations“ an den gleichnamigen Lied von Belle & Sebastian – wenn auch nicht klanglich, behandelt der Song doch dasselbe Thema, nämlich jugendlichen Idealismus.
Ein Feld, das Lo Moon auch auf „Dream never dies“ beackern, dem Track, der ihre Stärken vielleicht am besten zeigt: verletzlicher Text, nostalgische Melodien, ein hymnischer Refrain. „A modern Life“ ist ein durchaus solides Poprock-Album – wenn es gelingt, es durch den Wald aus Anspielungen zu erkennen.




„Gute Platte, böser Richter“, mag sich Betty Dittrich 2013 gedacht haben als ihr Debütalbum hier entweder ignoriert oder mit 3 Punkten („Übe...


„Gute Platte, böser Richter“, mag sich Betty Dittrich 2013 gedacht haben als ihr Debütalbum hier entweder ignoriert oder mit 3 Punkten („Übertrieben niedlich und teilweise schon ziemlich schlimm.“) abgefertigt wurde.
Möglicherweise wollte Betty Dittrich auch nicht, wie in der Plattenvorstellung von „Gute Jungs, böse Mädchen“ vermutet, der seit den 60er Jahren in Deutschland erfolgreichen Tradition „skandinavische Sängerinnen trägt Lieder mit deutschen Texten und charmantem Akzent vor“ von Wencke Myhre (Norwegen), Siw Malmkvist (Schweden) und Gitte Haenning (Dänemark) folgen und setzte diesen Weg nicht mehr fort.

Es blieb ein paar Jahre still um die in Berlin lebende Schwedin Emma Elisabeth Dittrich, die dann unter ihren eigentlichen Vornamen neue Musik mit englischen Texten veröffentlichte. Nach einem Album mit Fremdkompositionen, „Cover Stories“ (2017), folgte das selbst veröffentlichte „Melancholic Milkshake“ (2017). Für das nun erschienene „Some Kind Of Paradise“ konnte das Hamburger Label Clouds Hill gewonnen werden.

In der wirklich nicht netten Plattenvorstellung von 2013 wurde vermutet, dass die Schwedin mit deutschen Wurzeln in ihrer Jugend zu viele Filme mit Conny Froboess, Peter Kraus und Peter Alexander gesehen haben musste, denn anders sei der schlagerhafte 60er/70er Jahre Pop mit niedlich-naiven Texten rund ums Händchenhalten und Küssen (mit Zunge!) schwerlich zu erklären. In Bezug zu „Some Kind Of Paradise“ darf angenommen werden, dass Emma Elisabeth in den letzten Jahren viel Lana Del Rey, Angel Olsen, Sharon Van Etten und Taylor Swift gehört und in der Plattensammlung ihrer Eltern, in der sicherlich „The Mamas & The Papas“ (1966), „Horses“ (1975), „Rumours“ (1977) und „Souper Trouper“ (1980) stehen, gestöbert hat.

Die Veröffentlichung von „Some Kind Of Paradise“ musste zuletzt verschoben werden (die Sache mit den Presswerken), aber mittlerweile ist das Album, das 13 Songs in 47 Minuten bietet, als CD und LP erhältlich. 


 


Erweitert um einige zusätzlich mögliche Inspirationsquellen, erschuf sich EMMA – zumindest auf der musikalischen Ebene – ihre ganz eigenes Indy-Dream-Pop-Universum aus Kling-Klang-Gitarren, Klangwolken, Psychedelia, 60's Hippie-Flair, New-Wave-Ästhetik und klassischem 70's Gitarrenpop. 
Wichtig dabei festzuhalten ist die Tatsache, dass das Ganze nicht als Retro-Projekt angelegt ist, sondern dass EMMA ELISABETH einfach auf die klassischen Tugenden klassischen Songwritings und organischer Produktionstechniken vertraut – kurzum: Ihr Handwerk ernst nimmt. (…)
Das, was EMMA ELISABETH als zeitgenössische Songwriterin auszeichnet, ist sich keine Gedanken über den Hipness-Faktor ihrer Kunst zu machen, auf die klassischen Tugenden zu setzen und sich hemmungslos dem Pop-Gedanken zu widmen, ohne dabei jemals ins Beliebige abzudriften. Das äußert sich auch darin, dass sie ihre naturgegebene skandinavische Melancholia dazu nutzt, ihre poppigen Melodien auf der musikalischen Seite mit der notwendigen Portion Düsternis und Nachdenklichkeit auszubalancieren, was zu einem ausgewogenen Gesamteindruck von „Some Kind Of Paradise“ führt.


 


Ansonsten setzt die Erfolgsformel der Schwedin vor allem auf geschichtete Gesangsharmonien und poppige Beats – keine absolut neuartige Mischung, mag man nun munkeln. Doch bevor man den Mund öffnen kann, entreißt einem die warme Stimmfarbe der Sängerin jeden Zweifel aus der Hand.
Denn da kommt noch hinzu, dass der Indie-Pop gleichzeitig sehr hingebungsvoll orchestriert ist (“Love U Less”) und sich mit einer warmen Dusche aus Folk-Elementen übergießen lässt (“Up In Smoke”). So oder so schafft “Some Kind Of Paradise” immer wieder die ganz großen Momente, in denen man beinahe vergisst, dass es sich hier um ein Solo-Projekt handelt.
Bestes Beispiel dafür ist “Any Storm”, dessen Textzeile “We can survive any storm” schon in der Album-Version aus Tausenden Kehlen zu dröhnen scheint. Die schiere Imposanz eines solchen Stücks vor einem Live-Publikum kann man sich mit einem warmen Gefühl im Bauch vorstellen, während man die zugehörige Platte wiederholt auflegt.