Platten vor Gericht
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Von Franz Beckenbauer („Du allein“ und „Gute Freunde kann niemals trennen“) über Petar Radenkovic („Bin i Radi - bin i König“) und Kevin Keegan („Head Over Heels In Love“) bis hin zu Toni Polster & Die Fabulösen Thekenschlampen  („Toni, lass es polstern“) und das Tragische Dreieck (Gerhard Poschner, Fredi Bobic und Marco Haber) mit „Steh auf“. Selbst wenn wir die musikalischen Gesangsausflüge der deutschen Nationalmannschaft außen vor lassen, tappten Fußballer immer wieder in die gesangliche Abseitsfalle. Passiert dies nun auch Jonas David, dem U20-Nationalspieler des Hamburger SV? Müssen sich Zweitligaspieler nun über Plattenverkäufe ihr Gehalt aufbessern?

Nein, denn hier handelt es sich um eine Namensdopplung. Ob der Jonas David, der uns diesen Monat „Goliath“ präsentiert, gut Fußball spielen kann, ist nicht bekannt - aber er selbst ist bekannt mit Matthias Schweighöfer, dem er bereits Songs produzierte oder einen Soundtrack komponierte, mit Stefan Honig und Tim Neuhaus, da er mit diesen im Musikerkollektiv Tour of Tours durch die Lande tourte, mit Revolverheld, da er ihnen bei den Arrangements für ihr MTV Unplugged half, und mit den Machern von Haldern Pop Recordings, da diese nach der „Five Stones“ EP (2017) auch sein aktuelles Album veröffentlichen.

In Sizilien fand der Singer/Songwriter im Herbst 2019 gemeinsam mit seinem Wegbegleiter Rasmus Zschoch und ansässigen Musikern die nötige Ruhe, um seine Song-Skizzen und musikalischen Entwürfe zu fassen zu kriegen und in die Tat umzusetzen. „Goliath“ bietet sanften, gefühlvollen, traumhaften Folk für Freunde von Justin Vernon, Ben Howard bis José Gonzáles.
 
Auf „Goliath“ als Schallplatte („Glorious 180g black vinyl with a carefully designed booklet full of impressions from the journey of Goliath“) muss man sich noch zwei Wochen gedulden, aber vielleicht überbrückt der auf 30 Flaschen limitierte Limoncello, den Joans David im Kooperation mit dem ebenfalls aus Wuppertal stammenden Likör-Unternehmen Schwatt kreiert hat, die Wartezeit.


 


Schon der Opener „Stacles“ birgt eindrucksvollen Schichten und eine gewisse Hymnenhaftigkeit, welche „Goliath“ und vielleicht auch David als Künstler prägen. Der Fokus liegt bei ihm zwar auf der Gitarre, sein Sound ist aber so viel lebendiger als das längst bekannte Saitengeklimper von Liedermacherkollegen.
Mit Piano und sanften Drums („Scari“) bewegt der Sänger sich auf Pop-Spuren und lässt in seinen Songs vor allem die Gefühle sprechen.
Mit „Every Thing“ und „Sorri“ wird es auf dem zweiten Album von Jonas David noch einmal so richtig fragil. Sprachliche Brüche von deutscher auf englischer Sprache („Every Thing“) und sanfte Blasinstrumente („Sorri“) geben hier den Ton an. Besonders herzerweichend ist die oft wiederholte Zeile „Du hast alles was du wolltest von mir“.
(Musikblog)








Elektronisches Fundament, ein paar Gitarren, viele Gastmusiker, einer davon ist Mark Lanegan. Nein, ich beschreibe hier kein weiteres Unkle-Album, sondern das Debüt von Rob Marshall aka Humanist. Als Mitglied von u. a. Lyca Sleep und Exit Calm hat er ca. zwei Jahrzehnte musikalischer Erfahrung genutzt, um fast alle Instrumente seines Solo-Debüts "Humanist" selbst einzuspielen. "Etwas" Unterstützung erhielt er von Musikern / Sängern wie eben Mark Lanegan, Dave Gahan, Rides Mark Gardner, Joel Cadbury (der bereits mit Unkle gearbeitet hat) und vielen anderen.

Das Album war bereits eine ganze Weile vor Veröffentlichung angekündigt und die Liste der Gastmusiker hatte mich neugierig gemacht. Leider kam mir als erster Song "Shock collar" mit David Gahan zu Ohren:


Doch vor allem dank des Gastes Mark Lanegan ist der Rest des Albums weit weniger langweilig. Denn dieser steuert den Gesang zu den starken Titeln "Kindom", "Beast of the nation" und "Skull" bei. "Mortal eyes" mit Carl Hancock Rux und "Shoot kill" mit Jim Jones sind ebenfalls hörenswert. "When the lights go out" mit Mark Gardener sorgt für überraschende (und aus meiner Sicht entbehrliche) Shoegaze-Momente. Aber auch diese stehen zumindest für die Vielseitigkeit des Albums. Für 2020 ist kein Unkle-Album angekündigt. In dieser Lücke macht es sich "Humanist" erst einmal gemütlich.

"English ghosts":


Von mindestens einem Richter wurde das Album sehr wohlwollend aufgenommen und der Runde empfohlen: 

Popmatters:
Considering the number of guest vocalists on the album, Humanist is a remarkably cohesive record. Its high-minded ideals of birth, death, morality, and one's place in an unrelenting world are articulated by a perfectly curated list of singers who have all flown as close to the sun as anyone. Musically it's rich in scope with Marshall pulling in all of his influences from post-punk to breakbeat to indie and krautrock and fitting them together like parts of a puzzle. The result is an album that was definitely worth the wait.

10 Fakten zum neuen Album von Erasure:

1. Erasure existieren seit 1985 und seitdem haben Andy Bell und Vince Clarke 18 Alben veröffentlicht. Alle sind bei Mute Records erschienen.

2. Insgesamt können Erasure - neben der Compilation „Pop! The First 20 Hits“ - auf 4 Nummer-Eins-Alben in ihrer englischen Heimat zurück blicken: Zwischen 1988 und 1994 schafften es „The Innocents“, „Wild!“, „Chorus“ und „I Say I Say I Say“ in Folge bis auf die Spitzenposition. Nachdem ihr letztes Top Ten Album („Cowboy“ (1997) #10) bereits einige Jahre zurück lag, kam ihr letztes Album „World Be Gone“ überraschender Weise wieder bis auf Platz 6. Morgen, am 28. August, ist „The Neon“ eine Woche auf dem Markt und wir werden wissen, ob dieser Erfolg wiederholt werden konnte.

3. „The Neon“ bietet 10 Songs in 37:09 Minuten. Damit ist es nach dem Debüt „Wonderland“ (1986; 37:08) und „The Violent Flame“ (2014; 35:39) das drittkürzeste Album des Duos.


   


4. „The Neon“ kann, neben der Standard CD, auch als Limited Edition Deluxe CD (6 panel foil blocked card pack with 12 page booklet in slipcase with 4 art cards) käuflich erworben werden.

5. Neben der regulären schwarzen Schallplatte gibt es - passend zum Albumtitel - auch noch diese limitierte Auflage: Neon Orange Coloured Vinyl. 

6. Auch Kassetten-Sammler kommen bei „The Neon“ zum Zuge, denn es gibt eine Limited Edition Green Cassette.

Hatte sich das Duo zuletzt ein paar orchestrale Nachdenklichkeiten erlaubt, ist diese Platte ein rundum positiver, beinahe naiver Tritt in den Synthie-Pop-Po, durchaus vergleichbar mit dem jüngsten Album der Pet Shop Boys, HOTSPOT. „Hey Now (Think I Got A Feeling)“ heißt der erste Track, der einfach so tut, als sei 2020 ein stinknormales Jahr. Singt Bell hoch und laut, hat seine Stimme ein paar mehr Brüche als früher, doch das geht in Ordnung.
Super auch, wie Clarke weiterhin total viel Spaß daran hat, alte analoge Keyboards zu verkuppeln und auf diese Art einen Sound zu erschafft, der Mitte der 80er noch nach Zukunft klang, heute hingegen nostalgische Gefühle weckt – an eine Zeit zum Beispiel, in der Synthie-Popsongs wie „Fallen Angel“ noch auf Singles gepresst und millionenfach verkauft wurden.
(musikexpress)

7. Nachdem Erasure in der Vergangenheit bereits mit so renommierten Produzenten wie Flood, Stephen Hague, Martyn Ware oder Gareth Jones zusammengearbeitet haben, entstand „The Neon“ nach langer Zeit („Nightbird“ (2005) und „Union Street“ (2006)) ohne einen externen Produzenten. Die Gesangsaufnahmen fanden in den Maze Studios in Atlanta von Ben H. Allen statt. 

8. Das Foto der Plattenhülle stammt von Edith Bergfors, die zum beispiel auch für die Cover von OnDeadWaves verantwortlich war., und mit ihren Schwestern Anna und Ida das Kreativ-Kollektiv Studio Bergfors bildet.

9. Nachdem die erste Single „Hey Now (Think I Got A Feeling)“ noch ohne richtiges Video auskommen musste, leisteten für das farbenfrohe Video zu „Nerves Of Steel“ über 20 LGBTQIA+-Stars ihren Beitrag: 


   


10. Bei Metacritic sind die letzten 9 Alben von Erasure mit ihren Durchschnitts-Bewertungen gesammelt. Die reichen von 47/100 Punkten („Other People’s Songs“, 2003) bis zu 73/100 Punkten („The Violet Flame“; 2014). Neuer Spitzenreiter in diesem Jahrtausend ist jedoch nun „The Neon“ mit 76/100 Punkten.



Mehr als 10 Jahre war Patrick Krief als Gitarrist bei The Dears tätig und damit in die Entstehung von „Gang Of Losers“ (2006), „Missiles“ (2008) und „Degeneration Street“ (2011), das in Kanada immerhin Platz 37 der Charts erreichen konnte, involviert. Möglicherweise ist Bandgründer Murray Lightburn kein einfacher Charakter, denn seit der Bandgründung 1995 standen neben ihm 22 andere Musiker in der Band.  

Für Krief war 2015 Schluss bei The Dears, nun hat er sein sechstes Album veröffentlicht.  Der Vorgänger, „Dovetale“, kam bei Platten vor Gericht im letzten Jahr auf respektable 7,0 Punkte und besonders spannend wird zu beobachten, wie Patrick Krief nun im direkten Vergleich zu seinen ehemaligen Kollegen abschneidet, die dieses Jahr mit „Lovers Rock“ ihr mittlerweile achtes Album heraus gebracht haben. 

Das Albumcover sowie der -titel deuten es bereits an: Patrick Krief möchte uns auf einen psychedelischen Trip mitnehmen, uns auch ohne Drogen in Trance versetzen und in seiner Musik zu verlieren. Dazu wurde das Album dem Konzept des kontinuierlichen Hörens folgend angelegt, so dass uns Krief im Verlauf von 34 Minuten vom düsteren Opener „I Am The Pillar Of Darkness In Your Life“ bis zum friedlichen, erlösenden „Gyp Million Star“ geleitet. 

Musikalisch drängen sich Vergleiche zu den 70er Jahren auf: Pink Floyd („I Love You Just The Same“, „The Light Between Your Eyes“), aber auch John Lennon oder Leonard Cohen, können hier als Referenzen aufgelistet werden. Vielleicht mag sich der ein oder andere auch von an „Chemical Trance“ balladeske Radiohead, späte Blur oder - es liegt auf der Hand - The Dears erinnert fühlen. Ich würde, wie auch bei Wertungen mit mindestens einer 7 vor dem Komma, nicht widersprechen.

 
 


„I Love You Just The Same“ klingt flehentlich, beginnt wie der Opener sanftmütig. Mollakkorde des Klaviers gemahnen zunächst an Songschmiede wie Bon Iver oder Sufjan Stevens, bevor wir im Finale erneut die zuspitzende Repetition des Songtitels zu verdauen haben. Große (selbstkritische) Gefühle transportiert auch „Man About Lies“. Wabernde Electronica setzt neue Akzente und spätestens jetzt wird klar dass Patrick Krief sein Herzblut mittels einer wirklich einzigartigen Stimme ausschüttet. Sie ist auf eigentümliche Weise körperlicher als jene der meisten sensiblen Barden – vielleicht weil sie so regelmäßig von offensiver Saiten-Artistik zum Abheben eingeladen wird. Basslastig pulsiert der „Line Stepper“, Elektrifiziertes verführt sanft und es verwundert nicht, dass auch hier ein wohl dosierter Saiten-Exzess das Ganze aufreibt. Der Title-Track ist infizierend tanzbarer Reggae-Dub mit schlingernden Gitarren – ein Fremdkörper, der prächtig funktioniert, emotional sogar regelrecht befreit.
(Saarbrücker Zeitung)


   


Besonders stark ist die neue Platte in den wuchtigen, nahezu endlosen Kapiteln. „The Light Between Your Eyes“ knackt sogar die Sechs-Minuten-Marke und häutet sich gleich mehrfach. Wütender, bärbeißiger Rock trifft auf psychedelische Jams, komprimierte Fragilität und Hexerei an der Lead-Gitarre. Hingegen kommt „Line Stepper“ erst recht spät in die Gänge, bäumt sich in aller butterweicher Sorgfalt auf und lässt in der finalen Minute die Sau raus. All das mündet im zarten Hoffnungsschimmer „Never Without You“ mit dem instrumental Wurmfortsatz „Gyp Million Star“. (…)
Das Spiel mit Laut-Leise-Dynamik, die plötzlichen Wendungen, feinen Details – all das verlangt förmlich nach eindringlichem Hörgenuss. Und so blüht Kriefs neues Album auf Raten auf – vielleicht nicht ganz so eingängig und kraftvoll wie „Dovetale“, dafür auf andere Weise energischer, kraftvoller und als Langzeit-Wegbegleiter ausgemacht.
(Beatblogger)


 



10. Die drei ??? - Die drei ??? (Folge 207) - Die falschen Detektive (180g Limited Edition 2 LPs) (25.9.2020)








9. Fenne Lily - Breach (Opaque Yellow Vinyl) (18.9.2020)









8. Tricky - Fall To Pieces (Limited Edition Red Vinyl) (4.9.2020)








7. Doves - Universal Want (Limited Colour LP) (18.9.2020)








6. The Ninth Wave - Happy Days! (Limited Numbered Pink Vinyl EP) (3.9.2020)








5. Prince - Sign O' The Times (Deluxe Edition 4 LPs) (25.9.2020)








4. Anna Von Hausswolff - All Thoughts Fly (LP) (25.9.2020)








3. The Flaming Lips - American Head (Limited Edition 2 LPs) (11.9.2020)








2. The Killers - Imploding The Mirage (180g LP) (11.9.2020)








1. Sufjan Stevens - The Ascension (2 LPs) (25.9.2020)










2017 ließ sich Dave Keuning für unbestimmte Zeit von seinem Job als Gitarrist von The Killers freistellen und veröffentlichte letztes Jahr mit „Prismism“ ein Soloalbum, welches bei Platten vor Gericht nur mäßig Anklang fand (6,500 Punkte). Somit ist „Imploding The Mirage“, das sechste Album der Killers, das erste ohne Keuning.

Seine Aufgaben wurden auf mehrere Personen umverteilt: Mark Stoermer schnappte sich gelegentlich neben dem Bass auch die Gitarre, auch Jonathan Rado von Foxygen, der das Album gemeinsam mit Shawn Everett (The War On Drugs, Julian Casablanca + The Voidz) produzierte, half an diesem Instrument aus und auch Lindsey Buckingham hatte nach seinem Rausschmiss bei Fleetwood Mac offensichtlich Zeit. Beim Songwriting ließen sich Brandon Flowers & Co. gern von bekannten Größen wie Ariel Rechtshaid, Stuart Price oder Alex Cameron, der auch schon an „Wonderful Wonderful“ mitarbeitete, unterstützen. 

Das mehrfach verschobene Album - die LP wird erst am 11. September verfügbar sein - verdient sich das Label Pop/Rock und lässt an Bruce Springsteen („My Own Soul’s Warning“, „Caution“) oder Tom Petty („Blowback“) denken - jedoch an deren 80er Jahre Œuvre. Für „Lightning Fields“ und „My God“ lacht sich Flowers jeweils eine Duett-Partnerin an (K.D.Lang bzw. Weyes Blood), „Fire In Bone“ klingt so, als hätten sich The Killers von Wang Changs „Dance Hall Days“ inspirieren lassen, „When The Dreams Run Dry“ bricht eine Lanze für das Höchstens-9-Lieder-Album und man stelle sich einmal den abschließenden, pompösen Titelsong mit der Stimme von Meat Loaf vor. Das passt wie Fleischbällchen zu Tomatensoße.


 


Die Singles ließen es vermuten, ein gesamter Durchlauf des Albums bestätigt den Eindruck: „Imploding The Mirage“ ist von Flirts mit 80er-Sounds getränkt und problemlos von vorne bis hinten durchhörbar, vor allem, wenn man die teils arg kitschigen Lyrics (zum Beispiel auf „Lightning Fields“) gekonnt zu ignorieren weiß.
Die Platte zwingt einen geradezu, mit dem Fuß zu wippen oder mit den Fingern im Takt zu klopfen. Dabei bleibt sie trotz ihrer Eingängigkeit und ihres Überschwangs unaufdringlich – vielleicht, weil man den Sound jetzt schon seit einer Weile kennt und sich auf nichts Neues einlassen muss.
Das innovativste Album des Jahres ist „Imploding The Mirage“ damit ganz sicher nicht. Wer das von The Killers erwartet hätte, ist aber irgendwie auch selbst schuld – denn die ziehen weiter durch, was sie am besten können:
Und das sind radiofreundliche, spaßige Indie-Ohrwürmer, die obendrein gut gemacht sind.
(Musikblog)


 

Freunden des entspannten, eher schlicht gehaltenen Folks im Stile von Laura Marling, Ane Brun oder Lisa Hannigan können wir heute das zweite Album der 31-jährigen Singer/Songwriterin Siv Jakobsen empfehlen. 

Die Norwegerin veröffentlichte 2015 mit „The Lingering“ ihre erste EP, der zwei Jahre später das viel beachtete Debütalbum „The Nordic Mellow“ folgte. Nun hat sie 12 intime und sanfte Stücke komponiert und diese zusammen mit den Studiotüftlern Chris Bond (Ben Howard, Nick Mulvey) und Zach Hanson (Bon Iver, The Tallest Man On Earth, Waxahatchee) im Verlauf eines Jahres aufgenommen, wobei sich das Team immer wieder Zeit zwischen den Sessions ließ, um die Ergebnisse auf sich wirken zu lassen und den Klang über mehrere Soundschichten hinweg weiter zu entwickeln. Das Ergebnis dieses kreativen Prozesses trägt den Titel „A Temporary Soothing“.


 


 


‘Fight or Flight’ for example is Nordic Folk perfection. It is light, airy and icy in part whilst feeling homely. ‘Shine’ and single ‘Island’ are other excellent examples of this acoustic folk-rock vibe. They all have the potential to be huge hits. Elsewhere Siv channels her voice and the pulse of the music into more folktronica settings. Opener ‘Fear the Fear’ is dark and brooding. Each string and synth creating a haunting nightmare to crawl through. On the flipside ‘From Morning Made to Evening Laid’ explodes into a celebratory rapture for its finale. It feels joyous and full of life. Then there are the songs that feel hopeful and wistful simultaneously. ‘Anywhere Else’ uses violin and lilting oohs to tug at your heartstrings. At the same time, I want to sing proudly alongside Siv as she pushes forward. ‘Only Life’ shares a similar vibe whilst closer ‘I Call it Love’ seems to wrap up the rollercoaster we’ve been on with an affirmation and closing of the book with confidence and finality. 
(Higher Plain Music) 


 


 


Siv Jakobsen (möglicherweise) live in Deutschland: 
22.02.21 Berlin, Privatclub 
24.02.21 Hamburg, Mojo Jazz Café



So pastellfarben wie die Plattenhülle ist auch die Musik auf „Purple Noon“ und der Bandnamen Washed Out würde auch am besten den eigenen Sound beschreiben, wenn man ihn mit weichgespült übersetzen könnte. Aber vielleicht ist bei Temperaturen über 30° C ein aufregungsarmer, entspannter sowie entschleunigter Ritt auf der Chillwave genau das richtige, um die Füße im Pool oder Planschbecken baumeln zu lassen und dazu einen süßlichen Schirmchen-Cocktail zu trinken. 

Mit „Purple Noon“ veröffentlicht Ernest Weatherly Greene Jr. sein viertes Album als Washed Out und zwar beim eher Genre untypischen Label Sub Pop, bei dem auch schon die ersten beiden Alben „Within And Without“ (2011) sowie „Paracosm“ (2013) erschienen waren, die recht erfolgreich in den US Charts reüssieren konnten (#26 und #21). Nur „Mister Mellow“ konnte 2017, über Stones Throw Records erschienen, nicht an diese Erfolge anschließen. 

Ob Washed Out mit „Purple Noon“ wieder in die Erfolgsschiene zurück findet? Wenn man den mittelprächtigen Plattenkritiken glauben mag, dann nicht. Bei Metacritic steht das Album mit seiner 63/100 Wertung sieben bis zehn Punkte hinter seinen Vorgängern zurück.

Wie nicht anders zu erwarten, ist die limitierte Version von „Purple Noon“ als purple Vinyl erhältlich. Aber auch als Kassette, CD oder schwarze LP kann man die 10 Songs käuflich erwerben.


 


PURPLE NOON klingt nach einer Villa am Mittelmeer, nach Drinks zur Mittagsstunde, Nickerchen auf der Veranda, weiteren Drinks vorm Abendessen, das Paradies nach Harald Juhnke also: „Keine Termine und leicht einen sitzen.“ 
Wer bei solchen Gelegenheiten zu den Compilations der Reihe „Café del Mar“ greift, macht keinen Fehler – merkt aber, dass diese Tracks reine Kulisse sind. Ernest Greene hat mehr zu bieten, „Game Of Chance“ klingt, als habe er den unendlich geschmackvollen Soul von Sade durch tausendundeinen Hallraum gejagt. „Time To Walk Away“ besitzt sogar das Potenzial zu polarisieren: Ist dieser Off-Beat-House ein doofer Witz oder eine geniale Innovation? 
(musikexpress) 


 


Da streckt sich der Opener "Too late" im Hotelzimmer mit der netten Aussicht gar nicht erst groß, sondern hüpft von der tollen Dusche fast direkt an die Strandpromenade, um das neue schicke neue Outfit in all seiner pastellfarbenen Pracht zu präsentieren. Wie aus dem Ei gepellt lässt auch "Time to walk away" die Hüften kreisen, während andere mit weniger Geschmeidigkeit noch versuchen, beim Gang im warmen Sand nicht über diverse Sonnenschirme und Eimerchen und die dazugehörigen Kinder zu stolpern. 
Ordentlich was los also. Distanz und Abstand dürfen gern die anderen wahren, Greene hingegen geht herrlich aufdringlich auf Kuschelkurs. Da hinterlässt das smoothe "Paralyzed" den einen oder anderen feuchten Schmatzer am Hals, während "Game of chance" mal eben den Einsteiger-Taucherkurs überspringt und gleich das tiefe Dunkel sucht. Ganz entspannt trocknet der eben noch nasse Leib "Leave you behind" sei Dank dann an der prallen Sonne, während die Gedanken abschweifen zum alten, zurückgelassenen Leben. 
(Plattentests) 


1992 hatten Carter The Unstoppable Sex Machine vermutlich den Zenit ihrer Karriere erreicht: Mit „The Only Living Boy In New Cross“ lieferten sie im April ihre einzige Top Ten Single ab (#7) und im Mai ging das dazugehörige Album „1992 - The Love Album“ sogar an die Spitze der britischen Charts.
Insgesamt konnten Jim Bob und Fruitbat bis 1995 vier ihrer fünf Alben in den Top Ten platzieren. Danach war die Geschichte des Duos fertig erzählt und der Versuch sich als Septett neu zu erfinden scheiterte: „I Blame The Government“ strandete 1998 auf Platz 92 der UK Charts und die Band löste sich auf. 
Seit 2007 spielten Jim Bob und Fruitbat gelegentlich wieder zu zweit, beendeten aber auch dieses Carter USM-Kapitel 2014 endgültig. 

Leslie George Carter (Fruitbat) ist mittlerweile 61 Jahre alt, betreibt weiterhin die Homepage von Carter USM und spielt gelegentlich in den Bands Abdoujaparov, Ferocious Dog und Keith Top Of The Pops & His Minor UK Indie Celebrity All-Star Backing Band. Zur Minor UK Indie Celebrity All-Star Backing Band von Keith Top Of The Pops gehörten neben Fruitbat auch Jimbob sowie Eddie Argos (Art Brut), Luke Haines (The Auteurs), Charlotte Heatherley (Ash), Sarah Nixes (Black Box Recorder), Julia und Simon von The Indelicates usw. usf. 

Jim Bob heißt mit bürgerlichem Namen James Robert Morrison, ihm gehört nicht die Schweizer Firma Jim Bob, die Bekleidung für Firmen und Vereine herstellt, jedoch veröffentlichte er seit 2003 von der Öffentlichkeit unbemerkt zahlreiche Alben und Bücher. Nun gibt es über Cherry Red Records auch ein neues Album namens „Pop Up Jim Bob“, das mit unterschiedlichen Covern als CD und LP erhältlich ist: 



Unter den 11 neue Titel gibt es Jim Bob in Carter USM-Form („Ted TALKS“), Glam Rock-Ausflüge („Barry’s On Safari (In His Safari Suit)“, „KIDSTRIKE!“) oder eine 26-sekündige, punkige Single mit dem treffenden Titel „2020 WTF!“ zu entdecken.


   


Jim Bob war schon immer ein politischer Songwriter. Egal, ob Rassismus in der britischen Army, Kindesmissbrauch oder schlicht der satirische Blick auf die britische Regierung, der Wortwitz seiner früheren Texte ist bis heute ungeschlagen. Und er zieht sich bis heute durch seine Alben, die alleine schon wegen ihrer lyrischen Tiefe den Kauf wert wären. Auch musikalisch ist “Pop Up Jim Bob” vielseitig und ziemlich gut. Ich kenne kein Album von Carter USM oder Jim Bob selbst, in dem es nicht auch schwächere Songs gäbe. Die hohe Hit-Dichte hat dies aber immer irrelevant erscheinen lassen. Diesmal jedoch fehlt der ganz große Hit, dafür ist aber auch kein einziger schlechter Song auf dem Album. 
(I Can Guarantee) 


   


Hat man da was verpasst? Schon, ja. Jim Bob hat ein feines Gespür dafür, die Klippen des modernen Lebens aus der Sicht potenzieller Verlierer zu erzählen, „Ted Talks“ handelt eben nicht vom Checker-Forum, sondern von einem Typen namens Ted, dem niemand zuhört. Was auch seine Gründe hat. Waren die besten Songs von Carter USM rasante Bretter, leistet sich Jim Bob solo viele Zwischentöne: Balladen mit Sprechgesang wie „Truce“, Schlaflieder wie „Big Boy“, US-kritisches wie „#thoughtsandprayers“, vertracktes wie „If It Ain’t Broke“, das an They Might Be Giants erinnert. Das beste Stück der Platte heißt „Jo’s Got Papercuts“, Jim Bob klingt hier wie Indie-Ikone Darren Hayman von Hefner, der Billy Bragg kopiert, da gibt es üblere Referenzen. 
(musikexpress) 


 


1994 hatten die Levellers vermutlich den Zenit ihrer Karriere erreicht: Beim Glastonbury Festival stand die Band aus Brighton als Headliner vor rekordverdächtigen 300.000 Menschen auf der Pyramid Stage und spielten die Lieder aus ihrem #2 Album „Levellers“, das im Sommer zuvor veröffentlicht wurde. Nur in den Charts konnte es also noch etwas höher gehen für Mark Chadwick & Co. und so passierte es auch im folgenden August, als „Zeitgeist“ die Spitze der Charts erstürmte. Die Levellers gehörten in den 90er Jahren in Großbritannien zu den größten Bands und so wurden ihre ersten drei Alben mit Platin ausgezeichnet, die beiden folgenden mit Gold. Erstaunlich, dass ihnen das ohne Hit-Single gelang: „Fifteen Years“ erreichte Platz 11, sieben weitere Singles kamen in die Top 20, aber vor den Top Ten war immer Schluss. Im neuen Jahrtausend schwand der Ruhm und erreichte vermutlich 2005 seinen Tiefpunkt: „Truth And Lies“ strandete auf Platz 102 der UK Charts. 

Seit einigen Jahren wächst das Interesse an den Levellers wieder, denn 2016 tourte man zum 25. Jubiläum ihres vielleicht besten Albums „Levelling The Land“, das ihnen auch den Durchbruch verschaffte, und vor zwei Jahren erschien mit „We The Collective“ eine von John Leckie (The Stone Roses, Radiohead, Muse) produzierte Zusammenstellung mit akustischen Neuaufnahmen ihrer bekanntesten Lieder, die bis auf Platz 12 der Charts kam. 

Jetzt gibt es mit „Peace“ nach 8 Jahren Stille wieder Neukomposition der Levellers. Wie der Phönix aus der Asche werden sie vermutlich nicht aufsteigen, aber offensichtlich gehören zu den magischen Fähigkeit des Vogels auf dem Cover, das wieder einmal vom Bassisten Jeremy Cunningham gemalt wurde, auch der Flug durch die Zeit. Denn mit ihrem Folkrock samt den typischen omnipräsenten Geigenklängen versetzen uns die Levellers wieder zurück in die Mitte der 90er. Die energetischen „Our New Day“ und „The Men Who Would Be King“ wird die Menschen vor den Festivalbühnen (sollte es noch einmal so etwas geben) wild durcheinander wirbeln, „Food Roof Family“ und „Four Boys Lost“, das Jonathan Sevinks Fiddle deutlich positioniert, werden sicherlich auch in Jahren noch auf den Konzert-Wunschlisten der Fans stehen, die eher akustisch-folkigen „Burning Hate Like Fire“ und „Ghosts In The Water“ drosseln das Tempo etwas und immer wieder äußern sie natürlich auch ihre politische Einstellung und linke Weltanschauung. 

Neben den regulären Aufglagen gibt es „Peace“ auch als Doppel-CD mit zahlreichen Bonus-Tracks sowie die Schallplatte als Deluxe Splatter Vinyl oder Super Deluxe 180g Marble Double Vinyl.


   


But towards the end of the album the guys let their hair down, and you’re reminded how great this band can be. The Men Who Would Be King attacks those in power with another shanty-like presence: it’s effortless this time, a massive difference to the moments that feel less natural and forced. Albion & Phoenix carries twin vocals from Mark Chadwick and Simon Friend as its racing chorus nods towards peers The Wonder Stuff, as does the epic closer Our Future that opens to a familiar Eastern-sounding riff before developing into an upbeat, energetic cut that begs for a live audience – if they ever return. We were never going to get another Levelling The Land – of course not – but Peace defies the odds to deserve its place in the band’s burgeoning treasure trove of a catalogue. “The devil is walking the Earth right now,” Chadwick says, and the album reflects the “state of the world,” according to bassist Jeremy Cunningham. This latest collection underlines that Levellers are far from irrelevant even after 30 years, offering up much needed hope in an increasingly bleak world. 
(Music OMH) 


   


The Levellers have never shied away from any subject no matter how raw, personal or sensitive and ‘Peace’ is a release packed with such topics. ‘Burning Hate Like Fire’ urges the listener to slow the wheels for a second, just for a moment, a moment of reflection while looking into your own personal mirror before ‘Born That Way’ marries a seventies Petty riff with that unmistakeable Leveller’s string work and Chadwick’s distinctive delivery. ‘Our New Day’ kicks back against injustice with a bouncing backbone before the ‘Calling Out’ intro whisks in The Cult’s ‘Rain’, U2 with a touch of a disgraced glam rocker prior to Levellers normality returning on this somewhat cliched ditty. The pace slows for the emotive ‘Ghosts In The Water’ before two thrashing minutes of Folk-Punk on the bruising ‘The Men Who Would Be King’. The bands Brighton squat gets a nostalgic hug as ‘Albion And Phoenix’ removes the lead from the roof prior to the forward-looking album closer ‘Our Future’. ‘Peace’ is a chest patting, kiss blowing and reassuring Levellers listen. 
(Original Rock) 


   


 Levellers (vermutlich) live in Deutschland: 
 08.10.21 Köln, Gloria 
13.10.21 Hamburg, Fabrik 
15.10.21 Berlin, Columbia

10 Fakten zum neuen Album von Bright Eyes: 

1. Nach ihrem letzten Konzert am 21. November 2011 versetzten Conor Oberst, Mike Mogis und Nate Walcott ihre Band Bright Eyes in den Ruhezustand. Dieser ist am 21. August, also 9 Jahre, 6 Monate und 6 Tage nach der Veröffentlichung von „The People’s Key“ (2011), beendet. Oberst veröffentlichte in diesem Zeitraum drei Soloalben („Upside Down Mountain“, „Ruminations“ und „Salutations“) sowie jeweils ein Album mit seinen Projekten Desaparecidos („Payola“) und Better Oblivion Community Center („Better Oblivion Community Center“). 

2. „Down In The Weeds, Where The World Once Was“ ist, wenn man die Zusammenstellung „A Collection of Songs Written and Recorded 1995–1997“ (1998) als Debütalbum zählt und auch „A Christmas Album“ (2002) mitrechnet, das zehnte Album von Bright Eyes.


   


3. Nachdem bisher alle Alben von Bright Eyes bei Saddle Creek Records, das Conor Oberst Bruder Justin mit Mike Mogis 1993 (noch als Lumberjack Records) gegründet hatte, erschienen waren, kommt „Down In The Weeds, Where The World Once Was“ über Dead Oceans heraus. Gemeinsam mit Secretly Canadian und Jagjaguwar bildet das Label so eine Art Avengers für Indie-Label namens Secretly Group. 

4. „Down In The Weeds, Where The World Once Was“ beinhaltet 14 Titel, die 54:45 Minuten laufen. Damit weisen zwar fünf der bisherigen Bright Eyes Alben eine längere Laufzeit auf, jedoch bietet nur „A Collection of Songs Written and Recorded 1995–1997“ mehr Lieder.


   


5. „Down In The Weeds, Where The World Once Was“ kann als CD, Doppel-LP oder Kassette käuflich erworben werden. Die limitierte Auflage der Schallplatte kommt auf transparentem rotem und transparentem orangem Vinyl daher, die man durch ein ausgestanztes Loch in der Plattenhülle sehen kann. Die vierte Seite der Schallplatte hat noch eine Besonderheit: Side D contains an animated phenakistoscope etching by Drew Tetz. Viewable from a camera by placing the disc on the turntable under direct light. Viewable to the naked eye through the use of a strobe. 
In Deutschland sind die limitierten LPs „transparent teal + transparent red Vinyl“. 

6. Das Artwork stammt von Zack Nipper. Der Künstler aus Omaha hat bereits zahlreiche Cover für Bright Eyes oder Conor Oberst Nebenprojekt Desaparecidos gestaltet und 2008 der ersten Grammy Award für Saddle Creek Records eingefahren: „Cassadaga“ von Bright Eyes wurde als „Best Recording Package“ geehrt. Auch das nachfolgende „The People’s Key“ wurde ausgezeichnet, und zwar mit dem seit 2005 vergebenen Best Art Vinyl Award.


   


7. „Down In The Weeds, Where The World Once Was“ wurde in den ARC Studios in Omaha sowie in den Electro-Vox und Capitol Studios in Los Angeles aufgenommen, da Oberst in beiden Städten wohnt. In seiner Nachbarschaft wohnen auch Mike Mogis (Omaha) und Nate Walcott (Los Angeles). 

8. Prominente Mitstreiter auf dem Album sind u.a. der Schlagzeuger Jon Theodore (The Mars Volta, Queens Of The Stone Age), am Bass Flea von den Red Hot Chili Peppers und die Sängerin Jesca Hoop. 

9. Als erste Single wurde im März „Persona Non Grata“ veröffentlicht. In einem limitierten Bundle mit „Down In The Weeds, Where The World Once Was“ gibt es „Persona Non Grata“ auch als 7’’ Single (transparent orange with opaque red splatter) und der B-Seite „Flirted With You All My Life“, einem Cover des Vic Chesnutt Songs. Als weitere digitale Singles folgten seitdem „Forced Convalescence“, „One and Done“ und „Mariana Trench“. Der letzt genannte Song erhielt auch ein animiertes Video:


   


10. Auch die Konzerte von Bright Eyes mussten um ein Jahr verschoben werden und finden hoffentlich 2021 statt. Das sind die Termine in Deutschland: 
17.08.21 Hamburg, Große Freiheit 36 
20.08.21 Berlin, Tempodrom 
21.08.21 Frankfurt, Batschkapp 
24.08.21 Köln, Carlswerk Victoria 
27.08.21 München, Muffathalle


Die Liste der Künstler, die ihrem Werk das Schaffen von Víctor Lidio Jara Martinez würdigen und an seinen gewaltsamen Tod durch das putschende chilenische Militär 1973, der erst vier Jahrzehnte später aufgearbeitet wurde, erinnern, ist lang: Joan Baez, The Clash, Simple Minds, U2, Calexico und und und… 

Nun reiht sich auch James Dean Bradfield ein, der 14 Jahre nach „The Great Western“ sein zweites Soloalbum veröffentlicht und sich auf diesem dem Leben und Tod des chilenischen Musikers, Theaterregisseurs und politischen Aktivisten widmet. Die Texte stammen aus der Feder des walisischen Autors Patrick Jones, der nebenbei der ältere Bruder des Manic Street Preachers-Bassisten Nicky Wire ist, und haben teils konkrete biographische Bezüge, teils eher traumhafte und undurchsichtige Stellen. Diese Zusammenarbeit gab es bereits schon einmal, nämlich auf dem Song „Fragments“, der sich auf „Lifeblood“ (2004), dem siebten Album der Manic Street Preachers befindet. 

Neben 10 eigenen Songs präsentiert uns Bradfield auf „Even In Exile“ mit „La Partida“ auch ein Lied von Víctor Jara. Auch wenn einige Titel sehr deutlich nach den Manic Street Preachers, die nächstes Jahr ein neues Album veröffentlichen wollen, klingen („The Boy From Plantation“, „Without Knowing The End (Joan’s Song)“), nimmt sich James Dean Bradfield viel Raum zum Experimentieren („There’ll Come A War“) und seinen zahlreichen musikalischen Einflüssen („Moving Pictures“ von Rush, „Heaven And Earth“ von Kamasi Washington, „Meddle“ von Pink Floyd, „The Marble Index“ von Nico, „Never Stop 2“ von The Bad Plus, „The Beaten Generation“ von The The und die Musik von Alessandro Alessandroni) Tribut zu zollen. Dazu nutzt er vornehmlich die instrumentalen Stücke wie „Seeking The Room With The Three Windows“ und „Under The Mimosa Tree“, die Krautrock auf südamerikanische Folklore auf düstere Elektronik treffen lassen.


   


Stilistisch decken die elf Songs eine beachtliche Bandbreite ab und überzeugen auch dort, wo sie kein unbekanntes Terrain betreten. "The boy from the plantation" trumpft mit dem typischen Manics-Bombast auf, "There'll come a war" erzeugt mit Klavier und Drumcomputer eine Atmosphäre der Beklemmung. Vage vertraut klingt auch "The last song", das nach balladeskem Beginn nicht zu Ende kommen mag, sondern lieber noch einen Ausflug in Richtung Kraut und Progrock unternimmt. Was in der Wahl der Formen und Mittel zunächst vielleicht noch willkürlich wirkt, erweist sich doch als überaus gut an die jeweilige Situation und Stimmung angepasst. Da finden sich einerseits Momente des optimistischen Aufbruchs und der zaghaften Euphorie, andererseits solche der Enttäuschung und Trauer. Das Leben eines musizierenden Revolutionärs, gebannt in ein Album. Nicht frei von Überhöhung und Verklärung, aber gerade deshalb mitunter so mitreißend und ergreifend. 
(Plattentests) 


 



Eine Bredouille bezeichnet eine Verlegenheit, eine Schwierigkeit oder ein Bedrängnis. Dass Helgen mit ihrem zweiten Album hier punktemäßig nicht in die Bredouille geraten werden, dafür wird unser Plattenrichter Volker, der ihr Debütalbum „Halb oder gar nicht“ unter den Top 20 seiner Lieblingsalben 2017 hatte, sorgen. Kein Wunder, denn fluffiger, melodischer deutscher Gitarrenpop/-rock hat ihn schon immer zum fröhlichen Mitwippen gebracht und in den letzten Jahren Herrenmagazin, Isolation Berlin, Von Wegen Lisbeth, Tom Liwa, Mikroboy, Max Prosa, Die Höchste Eisenbahn, Faber, 100 Meter links, Gisbert zu Knyphausen usw. usf. in seine Bestenlisten gespült. 

Ich selbst kannte das Debütalbum gar nicht und habe mich erst letztes Jahr vor dem A Summer’s Tale Festival ein wenig in die Band reingehört. Während ihres Auftritts in Luhmühlen haben mich Helge Schulz (Gesang, Gitarre), Niklas Beck (Bass) und Timon Schempp (Schlagzeug) klanglich sehr an Die Höchste Eisenbahn erinnert. Auf „Die Bredouille“ gelingt ihnen das aufgrund ihres soften, leicht groovigen 70s Flairs teilweise erneut. So zum Beispiel auf „Dumme Ideen“, „Mach dir keine Sorgen“ oder dem instrumentalen „Trick Track“, mit dessen Titel Helgen zeigen, dass sie sich auch mit dem Ursprung des Backgammon Spiels und des Begriffs Bredouille auskennen. Als Anspieltipps hätte ich jetzt neben dem Titelsong genau die Songs vorgeschlagen, die Helgen vorab veröffentlicht und mit einem Video bedacht haben:


   


Ein paar zwingendere, rockige Tracks finden sich zwischendurch ein und lockern das Geschehen auf. „Dumme Ideen“ verlangt förmlich nach Bewegung, gibt sich hibbelig, wippt scheinbar ununterbrochen auf und ab, wirft dazu einen großartigen Refrain ab. Einen solchen hat auch „Die Geigenzähler geigen“, dessen tiefenentspannter Sound irgendwo mit Klaxons und Everything Everything anbandelt. „Woran hat es gelegen“, fragen Helgen im Anschluss. Eigentlich egal, das Gefühlszentrum ist bereits getroffen. Tatsächlich bietet „Die Bredouille“ mehr von allem, wirkt größer und lebendiger als sein bereits packender Vorgänger. Gerade der ohnehin etwas andere Gitarrenpop-Ansatz, der durchaus britische und nordamerikanische Vergleiche mit sich zieht, weiß zu begeistern. Synthetische Einfälle auf Gitarrenbasis, epische Leisetreterei und smoothe Operateure treffen sich zum Reigen der understateten Grandezza. Falls sie es bislang noch nicht gewesen sein sollen, dann eben jetzt: Helgen sind angekommen mit einer der bisher besten Platte des Jahres. Und wie. 
(Beatblogger) 


   


Das von Sounds & Books bereits als Song des Tages vorgestellte „Tschüss“ kristallisiert sich als der alles herausragende Song des Albums. Die elegante, schwermütige und erhabene Ballade schwebt auf sanften Keyboardklängen und vermittelt perfekt den letzten Stoßseufzer des Abschieds und evoziert auf schönste Weise die Einsamkeit. (…) Häufig umweht die Helgen-Songs der Hauch der Sixties-Seventies-Psychedelia, der sich bei „Wie gut, dass du spinnst“ ins feierliche Pathos emporhebt. Das hat alles schlicht Stil und Klasse auf diesem Album. So gut, dass sich Helgen einen verspielt-jazziges Instrumental wie „Trick Track“ leisten können und dabei Westküstenentspanntheit suchen. Als hitverdächtig entpuppt sich das farbenfrohe und schillernde „Der Grashalm im Orkan“, während „Die Geigerzähler geigen“ den Klimawandel auf den Punkt bringt. 
(Sounds & Books) 


   


Helgen (möglicherweise) live: 
24.09.20 Freiburg, Swamp 
25.09.20 CH-Aarau, KIFF 
27.09.20 Langenberg, KGB 
28.09.20 Münster, Pension Schmidt 
29.09.20 Mainz, schon schön 
30.09.20 Leipzig, Täubchenthal 
01.10.20 Dresden, Ostpol 
02.10.20 AT-Wien, Rhiz 
04.10.20 Stuttgart, clubCANN 
05.10.20 München, folks! club 
06.10.20 Nürnberg, club Stereo 
08.10.20 Bremen, Pusdorf Studios 
09.10.20 Husum, Speicher 
10.10.20 Lübeck, Rider’s Café 
12.10.20 Berlin, Privatclub 
13.10.20 Hannover, Lux 
14.10.20 Köln, Tsunami Club 
15.10.20 Düsseldorf, The Tube 
16.10.20 Hamburg, Molotow


Passend zu den sommerlichen August Temperaturen benennen Dizzy ihr zweites Album „The Sund And Her Scorch“. Mit ihrem Debüt „Baby Teeth“ haben sich Sängerin Katie Munshaw und die drei Spencer-Brüder Alex (Gitarre), Mackenzie (Bass) und Charlie (Schlagzeug) bei den Plattenrichtern etwas die Zähne ausgebissen, 6,333 Punkte und ein enttäuschender Platz 199 waren das Ergebnis im Jahr 2018. Zum Trost gab es immerhin den renommierten kanadischen Juno Award für das „Alternative Album of the Year“.

„The Sund And Her Scorch“ bietet sommerlich leichten Indiepop („Good And Right“, „Lefty“), der thematisch mit etwas mehr Schwere daher kommt und sich mit Emotionen, die junge Menschen im Jahr 2020 erleben können, auseinandersetzt. „The Magician“ schildert zum Beispiel den Wunsch von Katie Munshaw eine verstorbene Freundin auf magische Weise wieder zum Leben zu erwecken. 
„Roman Candles“ hätte in den 80er Jahren gute Chancen auf einen Einsatz in einem John Hughes Film gehabt, „Ten“ und „Primrose Hill“ zeigen die ruhigere und melancholischere Seite der Band und „Beatrice“ belegt die Überflüssigkeit von Stimmverzerrern.

„The Sun And Her Scorch“ wurde von Dizzy selbst produziert und in den wurde in den Mechanicland-Studios in Quebec sowie im Keller von Katies Mutter aufgenommen, den Mix übernahm Craig Silvey (Arcade Fire, Florence + The Machine). Das Album bietet 11 Songs, läuft 38:35 Minuten und ist als CD und LP als Coke Bottle Clear Vinyl erhältlich.  
 



Dizzy bleiben dem verträumten Indie-Pop treu, legen dabei aber eine gewaltige Weiterentwicklung hin. Die neuen Songs klingen größer und stärker, noch emotionaler. (…) Mit „The Sun And Her Scorch“ treten Dizzy aus ihrer Comfort Zone heraus und verleihen dem Album mit kleinen Spielereien die nötige Portion Neugier. Hin und wieder trifft man auf unerwartete Samples und Effekte, besonders der Track „Lefty“ lebt davon.
(The Mellow Music)




Man kann aber schlicht konstatieren, dass die Ohren eine gute Zeit mit Dizzy verbringen. Auch "Roman candles" gibt sich alle Mühe, das akustische Äquivalent zu Honig zu sein. Dabei ist es auch hier der Refrain, der aus einem gewöhnlichen einen fantastischen Song macht. Sängerin Katie Munshaw mag keine einzigartige Stimme besitzen, ihr Organ passt jedoch perfekt zu den luftigen Arrangements ihrer Mitstreiter. Das weckt nicht von ungefähr Erinnerungen an Molly Rankin, die bei Alvvays ganz ähnlich verfährt. Das Ergebnis kann sich so oder so hören lassen. Und manchmal wagen Dizzy sogar ein bisschen mehr: "Primrose hill" verzichtet auf das große Hurra und hinterlässt auf diese Weise bleibenden Eindruck.
(Plattentests)





Manchmal muss man eben etwas länger warten. So auch auf die dritte Auflage des Cologne Popfests, dessen dritter Anlauf mittlerweile auf den 19. und 20. März 2021 terminiert wurde. Hoffentlich können My Life Story, Fear Of Men, Even As We Speak & Co. auch an diesem Termin! 

Manchmal muss man eben etwas länger warten. So auch auf ein neues Album von Even As We Speak. Zwischen 1986 und 1993 veröffentlichten die Australier einige Singles, auf Sarah Records folgte ihr Debütalbum „Feral Pop Frenzy“ (1993) und das war’s dann erst einmal.
Im neuen Jahrtausend wurden eine Singles-Compilation („A Three Minute Song Is One Minute Too Long“, 2005) sowie die drei alten Peel Sessions („Yellow Food: The Peel Sessions“, 2014) der nicht mehr aktiven Band nachgeschoben. Für das New Yorker Popfest fand die Band fast in ihrer ursprünglichen Besetzung (minus Paul Clarke) wieder zusammen und brachte mit der „The Black Forest“ EP  und der „Such A Good Feeling“ Single 2017 auch erstmals wieder neue Musik heraus. 

Nun haben Even As We Speak in der Besetzung Matthew Love (Gitarre, Gesang, Songwriting), Mary Wyer (Gesang, Gitarre), Rob Irwin (Bass), Anita Rayner (Schlagzeug) und Julian Knowles (Keyboards, Gitarre, Produktion) tatsächlich ein neues Album veröffentlicht. „Adelphi“ bietet 10 Songs in rund 40 Minuten, die ihre Indiepop/Sarah Records-Tradition nicht verleugnen können, jedoch keineswegs angestaubt klingen. 




There is a fragile and elegant beauty in Even As We Speak‘s new album ‘Adelphi’ that leaves the listener swooning with bliss. The entire architecture of the album is built on graceful, sweet melodies expressed with a purity and naivety that is endearing and enthralling, and is yet imbued with such a sense of world weariness and melancholia. (…)
‘Adelphi’ is a stunning and most welcome return for Even As We Speak: a band that proves yet again that time does not destroy creativity, that innovation and musical expression is not solely within the purview of the young and that talent does not wither through the years.
(Backseatmafia)

  


This extra maturity is represented in a generally dulcet tempo and a sense of cinematic. This essence enables the accentuation of every indie-pop note, every twee-pop side course and the subtle flutter of the jangled melodies seen in stand outs like Child, Blind and Sun to radiate. Equally important, is that this sense of ‘subtle ‘provides the perfect vehicle for Mary Wyer‘s sumptuous vocals to act as a beautiful foundation to the entire album.
As succinctly cited in the release bio, the cult status of this act was undoubtedly arrived at virtue of their tendency to “defy pop contentions” and there is certainly still such a characteristic present.
Tracks like Someone and Signs startle with their dank, electro-pop nuances, Leaves is almost Death by Chocolate level twee-pop and Stronger takes the act into bouncing 60 girl-pop territories. They are all very un-Even As We Speak-like, but then, Even As We Speak have ousually been very un-everything.
(Janglepophub)





Friedemann Weise habe ich vor ein paar Jahren im Vorprogramm von Erdmöbel kennengelernt, da diese einen Narren an ihm gefressen und ihn überall mit hin genommen haben. Sogar in den Westerwald. Weises Ansagen und Geschichten waren wirklich witzig - wären diese doch nicht ständig von seinen Liedern unterbrochen worden! 
Einem größeren Publikum wurde er durch die heute-show bekannt. Auch dort ist er unterhaltsam, singt aber auch nicht. Jedenfalls höchst selten. 

2020 begann damit, dass Australien brannte, dann gab es eine Pandemie, Trump machte Trumpdinge und jetzt ist da auch noch ein neues Album von Friedemann Weise. Der selbst ernannte „King Of Understatement“ ist offensichtlich auch Herr der Trilogie, denn nach The Beatles und Haftbefehl gibt es auch von Weise „Das Weise Album“, nach „Eiermann“ (Klaus & Klaus) und „Telefonmann“ (Helge Schneider) haben wir nun den „Kaffeemann“. 
Vielleicht ist Weise doch eher der „King of Klamauk“:


   


Leider kann man „Das Weise Album“ nicht auf LP kaufen (nur CD) und somit bleibt der Friedemann Weise gebührende Platz im Plattenschrank neben Jürgen von der Lippe und Mike Krüger eben weiterhin verweist, äh, verwaist. 
Aber hinsichtlich seiner limitierten Fanbox macht dem Tausendsassa keiner etwas vor:


   


 „Kaffeemann“ wiederum heißt die erste Single aus dem am 31.07. erscheinenden Album „Das Weise Album“, einem 12 Songs starken Antifolk-Pop-Album zwischen, sagen wir, Adam Green, Neil Innes und Ween. Nun kann Mensch sich natürlich fragen, ob in diesen Zeiten zwischen Covid-19-Pandemie und #Blacklivesmatter ein Song über einen eitlen Barista erscheinen muss. Wir meinen: JA! Denn in der gerösteten Kaffeebohne stecken alle gelebten Widersprüche of life. Von globaler Ausbeutung bis zum Fair Trade – aber nur für die, die es sich leisten können. Vom Eduscho-Stehkaffee bis zum Cold-Brew-Hipster Laden. Von globaler Völkerverständigung bis zur Individualverblödung. Kein guter Krimi ohne Kaffee. 
(soundchecker.koeln) 


 


"Liebeskummer im Sommer" zeigt all die Vorteile auf, die ein gebrochenes Herz in der heißen Jahreszeit so hat: "Du kannst abends länger draußen traurig sein/ Keiner wundert sich im Park über deine Flasche Wein". Mit diesen deprimierenden Zeilen eröffnet Friedemann Weise den Song, der im Vergleich zu "Kaffeemann" spürbar entschleunigt ist und stark nach 80er-Jahren klingt. Die gewohnten Gitarren sind entsprechend mit Filtern und Effekten belegt und mit drückenden Synths umgeben, die in der titelgebenden Hook dann sirenenartig aufheulen. Und auch visuell bezieht sich Friedemann Weise auf die Achziger und die deutsche Fernseh-Landschaft zu dieser Zeit. 
 (Diffus) 


   


So this is Weise: John Lennons Weihnachtslieder-Romantik wird auf Twitter gedreht, ein Gedankensprung bespringt den nächsten, hier noch ein Kassensturzlied: Wenn 68er 68 werden, dort ein Barista-Boogie Woogie, der sich über die übertrieben zelebrierte Kaffee-Kultur lustig macht. Und dann wären wir auch schon wieder bei den ganz großen philosophischen Debatten: Was unterscheidet den Menschen vom Tier? Geld? Das kann's nicht sein. Was dann? Im Song "Kunst" erfahren wir es: "Mozart ist keine Amöbe und Frida Kahlo kein Reh. Ein Pferd ist nicht wie Gert Fröbe und auch nicht Beyoncé. Doch eines unterscheidet uns: Die Kunst, die Kunst, die Kunst.“ 
(br)  

Bei Daniel Blumberg handelt es sich um einen bildenden Künstler und Musiker, der bereits mit seinen ehemaligen Bands Cajun Dance Party und Yuck bei Platten vor Gericht vorstellig wurde oder gemeinsam mit Low musizierte. Sein 2018 über Mute Records veröffentlichtes und hoch gelobtes Soloalbum haben wir hier übersehen - jedoch nicht Volker, der „Minus“ auf Platz 21 seiner persönlichen Jahres-Charts setzte. 

Nun also „On&On“, dem man den künstlerischen Anspruch nicht absprechen kann und folgenden Satz muss ich einfach aus dem Promo-Text zitieren: „On&On ist eine Konsolidierung der von ihm entwickelten dekonstruktiven Liedästhetik, die an der Schnittstelle zwischen konventionellen Songstrukturen und freier Improvisation operiert.“ Soll heißen, dass die neun in Live Sessions entstandenen Slowcore-Songs teilweise recht anstrengend sind und an den Nerven zerren können. 

Und als hätten Daniel Blumberg (Gesang, Gitarre, Mundharmonika) und seine Mitstreiter aus der Londoner Improvisations-Szene um das Jazz-Café Oto (Ute Kanngiesser (Cello), Billy Steiger (Violine), Tom Wheatley (Kontrabass) und Jim White (Schlagzeug)) die Lieder und Melodien nicht schon allein durch Schrammeln und Stöhnen, Rascheln und Rasseln sowie Zupfen und Zirpen zerstückeln können, holen sie sich auch noch Unterstützung durch die experimentelle Musikerin und Sängerin Elvin Brandhi. Gut, dass der Song „On&On“ sich wie ein roter Pfaden durch die Klanginstallation zieht und uns in verschiedenen Variationen („On&On&On“, „On&On&On&On“ und „On&On&On&On&On“) durch das Kunstwerk führt. 
  



Mit ihren disharmonischen Kurzeskalationen aus Drums, Kontrabass und Streichern unterwandern diese konventionelle Pop-Hörgewohnheiten auch auf »On&On« zielsicher. Die Platte beweist aber auch, dass Blumbergs Gespür für schwerelose Melodien die Klinik überlebt hat. Regelmäßig und trotzig bahnt sich seine Stimme einen Weg durch den impressionistischen Nebel aus Improvisation und wirft so ein sanftes Licht auf die nachtschattigen Arrangements seiner Mitmusiker*innen. Zunächst erahnt man die sich zärtlich ankündigende Dämmerung nur; spätestens im Song »Teethgritter« bricht sie sich dann aber endgültig Bahn und Blumberg wirkt – zumindest solange man die Textebene ignoriert – beinahe glücklich.
(Uni Cross)




Bei Daniel Blumberg werden Violinen nicht gestrichen, sondern gekratzt, gezogen oder anderweitig malträtiert. So jedenfalls kann man es sich beim Hören vorstellen.
Ergebnis ist etwa das sperrige „Silence Breaker“, das die Stille mit einer dissonanten Streicherklage bricht. Nicht nur seine zum Markenzeichen gewordenen Klangerkundungen hat sich Blumberg also erhalten, sondern auch seine Melancholie.
Herzstück des Albums ist „Bound“, wenn der Sänger eine gescheiterte Liebesgeschichte reflektiert („It was a mistake / to put that ring on your finger“) und sich die Ballade über sieben Minuten hinweg zu einem mitreißenden Finale hinaufschwingt. Ein Songdiamant aus Blumbergs intimem Gesang, einem sanften Rhythmus und minimaler Instrumentierung.
„On&On“ ist ein Album, das manchmal quält und manchmal berührt. Hinhören lässt es in jedem Fall.
(Musikblog)





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Neue Platten vorstellen, individuelle Urteile fällen und am Ende das Album des Jahres küren.

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