(…) Das ist deswegen so bemerkenswert, weil die Scheibe ein sehr geschlossenes Klangbild besitzt, das nicht unwesentlich davon geprägt ist, dass Gitarrist Anders (der auch als Produzent tätig ist) aufgrund einer Rückenkrankheit eine ganz eigene Art entwickeln musste, auf eine besonders "weiche" Art Gitarre zu spielen. Das fügt sich dann ganz wunderbar federnd in die hübsch umeinanderfließenden Keyboard-Glissandi, die - neben Carolines Genrespezifisch mädchenhaftem Elfengesang und gelegentlich auch einer Herrenstimme - die Basis des gemeinsamen Tuns bilden.Tatsächlich hört sich das ganze Album an, als sei es in einem Rutsch eingespielt worden und es hätte überhaupt keine Probleme technischer Art gegeben. Dass Vivii dabei wirklich hübsche, melodische New Wave Klangwolken-Songs mit einer melancholischen - und teilweise sogar düsteren - Dreampop-Note schreiben können und sich dazu wirklich spannende Arrangements ausdenken, die angenehm an die besten Arbeiten etwa von Talk Talk erinnern und dabei doch nicht retro sind, sollte natürlich auch nicht unerwähnt bleiben. Und: Diese Montagsscheibe kommt ganz ohne laute Töne oder gar aggressive Zwischentöne aus.
Wenn sich eine Band nur montags für gemeinsame Aufnahmen treffen kann und ihr Album daraufhin „Mondays“ nennt, dann gehört es sich auch, das...
ViVii - Mondays
„Läuft hier Del Amitri?“ Mit dieser Frage überraschte mich diese Woche meine Freundin. Ich will nicht behaupten, dass hier sonst gar keine ...
Del Amitri - Fatal Mistakes
›All Hail Blind Love‹ ist ein Hit-Kandidat, die Ballade ›Otherwise‹ bewegt, in anderen Stücken stecken Blues und Folk, wieder andere handeln von Tücken des Musikerdaseins oder altersbedingter Sorge. Und Justin hat nach wie vor eine Meinung zu den Dingen, im achtminütigen Finale ›Nation Of Caners‹ wettert er rastlos gegen Raubbau und Randale. Alles läuft flüssig, es gibt keinen Füller. Dieses Klasse-Comeback darf man nicht verpassen.
(…) weil Del Amitri immer noch das tun, was sie in den 80erund 90er-Jahren so gut beherrschten, dass sie immerhin sechs Millionen Platten verkauften: kleine, unaufgeregte Poprocksongs schreiben, die sich in genau den richtigen Momenten selbstbewusst aufpumpen, manchmal mit dicken Powerchords, bisweilen mit großen Refrains, mal mit kleinen Beweisführungen der eigenen Folk-Kenntnisse.Die Texte umtänzeln dabei Klischees („Musicians And Beer“) weinen bittersüße Gegenwartstränen („Close Your Eyes And Think Of England“) und hadern mit der Vergänglichkeit („I’m So Scared Of Dying“). Inszeniert wird all das in einem sehr analogen Sound, der sich auf das richtige Zusammenspiel von Vocals und Gitarren-Arrangements konzentriert.
Im Juni 2019 verstarb Philippe Cerboneschi im Alter von 52 Jahren in Paris. Bekannt wurde er unter dem Namen Phillipe Zdar als Mitglied des ...
Sons Of Raphael - Full-Throated Messianic Homage
Was lange währt, wird endlich gut. Das Debüt von Sons Of Raphael fühlt sich an wie eine wilde Achterbahnfahrt durch verzerrte Gitarren, dumpf abgemischten Gesang und Melodien, die mal völlig entgleisen („He Who Makes The Morning Darkness“, „Siren Music“) und mal die Zuhörer auf den Boden der Tatsachen zurückholen.Klischees, rote Fäden oder ansonsten abgedroschene Elemente gibt es auf „Full-Throated Messianic Homage“ hingegen nicht. Die zehn Songs spielen sich alle im gleichen Nostalgie-Wahn ab. Dem Duo gelingt es trotzdem, einige Facetten unterzubringen.Und vor allem schaffen es Sons Of Raphael, Elektro-Möglichkeiten von heute mit psychedelischen Verzerrungen und zurückhaltenden bis extrovertierten Gitarrenparts von „damals“ zu kombinieren. In „Yeah Yeah Yeah“ trifft genau das alles zusammen.
Mit "Revolution" geht es vielversprechend los. Die Drummachine treibt den Song an, darüber legen die Brüder eine dichte Wall of Sound, die den recht dünnen Gesang immer wieder zu verschlucken droht. Dabei lohnt sich das genaue Hinhören oder Mitlesen sehr, denn die Texte der wortgewandten Raphaels sind gewitzt und ausgeschmückt mit zahlreichen Bibel-Verweisen. (…)Ähnlich überzeugend kommen "Siren Music", "Devil Devil" und "Yeah Yeah Yeah" daher, die ebenfalls besonders in den Refrains mitreißen. "Siren Music" begeistert mit seinem wundervollen Soundscape und mit rumpelnden Drums. "Devil Devil" ist dann am besten, wenn der Song sich öffnet. Da heißt es z.B.: "Your momma is a devil" "Yeah Yeah Yeah" schließlich erinnert ganz leicht an Bowie, vielmehr aber an Unknown Mortal Orchestra. (…)So bleibt "Full-Throated Messianic Homage" am Ende ein Album, das viel Potential erkennen lässt, gleichzeitig aber seinen Eigensinn etwas zu sehr ausreizt, um einen vollkommen mitzunehmen. Die gelungenen Stücke machen dafür umso mehr Hoffnung, dass der große Wurf der Sons Of Raphael noch bevor steht.(laut)
10 Fakten zum neuen Album von Gruff Rhys : 1. Gruff Rhys hat wohl einen kreativen Schub: 2018 erschien „Babelsberg“, 15 Monate später folgte...
Gruff Rhys - Seeking New Gods
Rhys hat seine neue Songsammlung zwar aus der literarischen Begegnung mit dem Berg im Grenzgebiet von Nordkorea und China und seiner Begeisterung für Mythologie entwickelt, man wird auf diesem Album aber nicht allzu arg mit Geologie und Geschichte konfrontiert. Der Songwriter übersetzt seine Assoziationen dazu quasi bergab in eine sehr sonnige Flachland-Songsammlung. Er jubelt uns gleich zu Beginn einen der einnehmendsten Soft-Popsongs unter, die er je geschrieben hat, im „Mausoleum Of My Former Self“ werden feierliche Tex-Mex-Trompeten mit einem ultrabeschwingten Chor dekoriert.Weiter geht es mit Yacht-Pop-Aneignungen in „Can’t Carry On“ und dem kunstvollen Titeltrack, dessen Refrain einer bislang unveröffentlichten Steely-Dan-Ausgrabung entstammen könnte. Und so rückt der ostasiatische Berg immer weiter aus dem Fokus, vorne steht die Leidenschaft für Pop, die sich über die Gipfel spannt. Was eine kleine Volte aus dem Repertoire des Schlitzohrs Gruff Rhys sein dürfte.
Erst im letzten Jahr stand der Serienplattenveröffentlicher Luke Haines (The Auteurs, Black Box Recorder) hier vor Gericht, gemeinsam mit se...
Luke Haines - Luke Haines In… Setting The Dogs On The Post Punk Postman
Justin Bieber (und so fangen ja nicht all zu viele Plattenvorstellungen hier an) verhinderte vor zwei Wochen, dass die 22-jährige Marie Ulve...
Girl In Red - If I Could Make It Go Quiet
Der Opener „Serotonin“ übers Glückshormon-Down liefert zwar auch ihren Signatursound, die huschenden, hallenden Gitarren, aber zudem erobert sich Girl In Red bei hochgekurbeltem Tempo mit Ad-Lips, Rap, Bombast-Synthies und extratiefen Billie-Eilish-Bässen neues Terrain – und beweist neue Wendigkeit in den Vocals. Im aufbrausenden „Did You Come“ fragt Girl In Red ihre Geliebte, ob die bei einer anderen schon 20 Mal gekommen sei.Doch wenn Girl In Red sich ärgert, verzweifelt sie zumeist an ihrer eigenen Unsicherheit, die ja der eigentliche Quell der Eifersucht ist. Auch „Body And Mind“ handelt, trotz Britney’esker Dance-Grooves, von der Schwierigkeit, sich selbst zu lieben. Dass Girl In Red am Ende aber immer nur über sich selbst singt, das ist dann auch nicht wahr: „Hornylovesickmess“ und „Midnightlove“ erzählen dieselbe Liebeskrise aus der Sicht zweier verschiedener Personen. (…)Girl In Red hat ihre Klangpalette der letzten Jahre noch mal erweitert, deshalb bleibt man nach einer Runde Emo-Achterbahn am liebsten angeschnallt und fährt gleich noch ein paar Mal. Ja, so wird das was mit den Klickzahlen, auch beim Album.
Der knautschige, immer etwas bettwarme Flausch-Indie, für den Girl in Red bislang stand, ist auf "If I Could Make It Go Quiet" also manchmal überraschend wuchtig, pompös, wütend - und ja, auch gut frisiert. Er funkelt, drückt und pumpt. Die Klaviere haben Pathos, die Drums federn hüftlocker davon. An ein paar Stellen rappt Ulven sogar - und das überhaupt nicht schlecht. Außerdem scheint sie vor Arbeitsbeginn noch mal viel Nullerjahre US-Indierock nachgeschlagen zu haben. An ein paar (sehr wenigen) Stellen sk8er-boit die Musik deshalb etwas. Ein paar der frühen Fans gefällt das nicht so gut.
Frankreich, Litauen, Ukraine. Das waren meine persönlichen Favoriten beim gestrigen Eurovision Song Contest. Auf den weiteren Plätzen folgte...
Hooverphonic - Hidden Stories
Wobei man natürlich merkt, warum “The Wrong Place”, dieses herrlich morbide Stück über einen miesen One-Night-Stand, der Song geworden ist, der für Rotterdam ausgewählt wurde. Er baut sich auf, er hat Ausstrahlung und er erzählt eine ungewöhnliche Geschichte.Verstecken muss sich dahinter allerdings keines der anderen Stücke. “Belgium In The Rain” nimmt dabei sogar Bezug auf die Herkunft der Band und ist ein zugleich warmes und vergiftetes Kompliment, mit dem das Gegenüber bedacht wird. “You’re like Belgium in the rain. A little strange”, heißt es darin unter anderem.Tracks wie “Thinking About You” oder “One Big Lie” sind einfach wunderbar aufgebaut und halten die Spannung, auch dank der bereits gelobten Geike Arnaert. Und auch mit coolem Sound wie bei “Circus” können Hooverphonic punkten.Ein spätes Highlight auf “Hidden Stories” ist “Full Moon Duel”, das tatsächlich nach einem staubigen Western-Duell klingt. “How did you get under my skin?”, fragt eine Zeile darin und das fragt man sich beim Hören das Albums unweigerlich auch. Denn der Sound von Hooverphonic geht unter die Haut und macht einfach sehr viel her – ganz egal ob auf der ESC-Bühne, im Radio oder alleine daheim am Plattenspieler.
In ihrer neuseeländischen Heimat waren The Chills in den 80ern und 90ern eine viel beachtete Band, die mit „Submarine Bells“ (1990) sogar P...
The Chills - Scatterbrain
Letztlich aber nehmen diese Songs in den Arm. Da kann es schon mal fast filmmusikalisch-theatralisch werden wie auf dem opulenten „You’re Immortal“. Dort und auf dem anschließenden „Little Alien“ klingen sogar Morricone-Sounds an, gewissermaßen zwischen einschüchternden Kauri-Bäumen und wildem Südpazifik, „Worlds Within Worlds“ mit fast Stereolab’scher Lässigkeit, die ihrerseits große Chills-Fans waren.(Kaput)
Ein ganz kleines bisschen abgeklärter und souveräner als früher klingen die Songs, aber das sei dem Künstler geschenkt. Mit Streichern, Bläsern und aufwändigen Backing Vocals ist das schwebende, schrullige und melancholische ein Stück weit einer Erbaulichkeit gewichen, die vor dem Hintergrund der Bandbiographie umso mehr Strahlkraft besitzt. Das letzte Stück „Walls Beyond Abandon“ leitet dann endgültig Phillipps‘ späten Triumph ein: ein Juwel, eine Hymne, tatsächlich ein makelloser „Heavenly Pop Hit“.(NEØLYD)
10. Crowded House - Dreamers Are Waiting (180g, Blue Vinyl) (4.6.2021) 9. Wolf Alice - Blue Weekend (LP) (4.6.2021) 8. Kings Of Convenience ...
10 Schallplatten, die uns gut durch den Juni bringen
„Aber wissen Sie, Gospel ist nicht der Sound, der Klang – es ist die Botschaft. Wenn es von Jesus Christus handelt, ist es Gospel.“ (Edwin H...
Natalie Bergman - Mercy
„Aber wissen Sie, Gospel ist nicht der Sound, der Klang – es ist die Botschaft. Wenn es von Jesus Christus handelt, ist es Gospel.“(Edwin Hawkins)
Musikalisch gegossen in eine weiche Umarmung aus psychedelischem Folk, Diana-Ross-Soul und wabernden Dub-Einflüssen, bei grandios geerdetem Songwriting. Bergmans Melodien sind einfach, ohne dabei je an Ausdruck einzubüßen. Verdammt viel hätte schiefgehen können auf MERCY – angefangen bei der überstrapazierten Retro-Ästhetik und der Gefahr, mit diesem christlichen Glaubensbekenntnis in die pathetisch-kitschige Ecke des Christian Rock diverser Freikirchen zu rutschen.Aber das, was Bergmanvor jeder Stolperfalle rettet, ist ihre Aufrichtigkeit. Jedes „Sweet Jesus“ und „Praise the Lord“ singt sie mit vollem Ernst. MERCY fußt in Bergmans ganz realer Trauerarbeit und klingt am Ende doch warm und sonnendurchflutet. Vielleicht ist MERCY eher ein Album über Hoffnung.
Die 10 schönsten Sammlerstücke zu „ Daddy’s Home “ aus dem Shop von St. Vincent : 1. Der Daddy's Home vintage trucker hat für ca. 40 ...
St. Vincent - Daddy’s Home
Nicht dass ein Retroeindruck entsteht: Sie spielt nur mit den jeweiligen Markern, mit schwammigen und sumpfig vermoosten E-Pianos, mit schwelgerischen Chormotiven, schwabblig wabernden Synthies und natürlich ihren meisterlich prozessierten Gitarren, die sie als quarkige Riffs hineinschiebt, als schnörkligen Stuck, als glitschige Slide. Der Gesamtgroove ist immens, aber ebenso hart kantig wie jachtartig fließend oder bedroht schwurbelig. Wie zuletzt hat Jack Antonoff mitproduziert, der – wie bei Lana Del Rey – Geschichte anspielen kann, ohne nostalgisch zu werden. Wo Del Rey im Starsumpf L.A. nach Sinn und Tiefe sucht, stolpert „Down and Out Downtown“ durchs wilde New York zwischen Bowery und Studio 54, zwischen Lou Reed und Chic, von Drogenkitsch zu Koksglam, im Siebziger-via-Dreißiger-Anzug oder in Schmuddelpelz und Negligé des Covers, Mascara verschmiert, Nylons voller Laufmaschen. (…)„Daddy’s Home“ ist weitgreifend, hochintelligent, überfrachtet. Doch das Schönste, ach Quatsch, Wunderbarste an diesem neuen Album ist, wie lässig sie den irren Ehrgeiz überspielt.
Insgesamt fühlt sich "Daddy's Home" wie eine Schatztruhe an, die einige grandiose Erinnerungsstücke zu Tage fördert, immer stil- und selbstbewusst dargeboten. Bei aller Zitierfreude wirkt das Album aber nie nostalgisch verklärend. St. Vincent gelingt das Meisterwerk, das sie uns bis zum jetzigen Zeitpunkt schuldig geblieben ist.(Laut)
Die Grammy-Gewinnerin ist schließlich im Herzen noch immer eine Rebellin, auch wenn ihre wilden Gitarren-Eskapaden endgültig der Vergangenheit angehören. Stattdessen spielt sie nun eine auf der ganzen Platte präsente E-Sitar, die vor allem das größte Highlight "Down and out downtown" bereichert. Clarks Songwriting mag nicht mehr ganz so zwingend wie früher erscheinen, doch es fasziniert und beeindruckt, wie konsequent sie auf "Daddy's home" einen vielschichtig realisierten Kosmos erschafft. Ihre undefinierbare Identität gewinnt eine neue Facette und fast wirkt es so, als hätte die Künstlerin selbst die Kontrolle darüber verloren. Über den Großteil seiner sechseinhalb Minuten scheint "Live in the dream" auf Nebelschwaden der sterbenden Sonne entgegen zu gleiten, doch die Supernova, die sich im gleißenden Finale entlädt, ist aus dem eigenen Inneren heraus gewachsen. "I can't live in the dream / The dream lives in me.“
Neulich explodierte Twitter, als festgestellt wurde, dass bei Rock am Ring bei aktuell 27 bestätigten Bands bisher 2 Musikerinnen und 107 Mu...
Sophia Kennedy - Monsters
Kennedy lässt ihren Songs mehr Raum für Improvisationen, die Musik wirkt psychedelisch entgrenzt, manche Töne sind absichtlich schräg und schief, ab und zu furzt ein elektronisches Modul tolldreist irgendwo hinein, »Seventeen« tuckert auf dem ganz billigen Bossa-Preset einer Heimorgel dahin. Dann wieder wird das Schwebende, mitternächtlich Surreale plötzlich von echten, handfesten Drums geerdet wie in »Chestnut Avenue« oder »I'm Looking Up«, das wohl vom Tod ihres Vaters vor zwei Jahren handelt.Es geht um Transzendenz im Angesicht von Trauer, Verlust und Apokalypse. Oft gleitet die Protagonistin dieser durch den Äther rauschenden Tracks über alles Irdische hinweg, im Limbo zwischen Leben und Sterben, bis das Gefühl für oben und unten erlösend verloren geht wie im Jazzfunk-Trip »Up« – neben »I Can See You« der vielleicht eindeutigste Hit dieses Albums.(Spiegel)
Wenn man sich die 13 Tracks auf MONSTERS anhört, bebt, pluckert, rauscht es ständig bedrohlich. Da stellt sich ein Prickeln ein, das man gut in Bauch, Füßen, Händen merkt. Es gibt dieses Grunddröhnen, über das Kennedy mit der Selbstverständlichkeit einer Priesterin singt. Nur zu gerne folgt man ihr in die Abgründe, die sie in ihren Lyrics heraufbeschwört. (…)Schrille Affengeräusche, Alien-artige Soundscapes und die Ansage, viele würden ihre Probleme wie gut zu pflegende Haustiere behandeln (in „Frances“), lassen die Nackenhaare senkrecht stehen und zig Fragezeichen auftauchen. Wenn eine im Dunkeln mit einer Taschenlampe unter dem Kinn anderen Geschichten erzählen sollte, dann Sophia Kennedy. Sie weiß, wie man Anspannung, Atmosphäre und dabei einzigartige Schönheit erschafft.
Den Auftakt des Albums macht der Song „Animals Will Come“, todestrunken und auf wankelmütigen Gitarren – mit Tieren, die das Knochenmark auslutschen. Auweia! Sophia Kennedy singt aus Sicht einer sterbenden Person. Das Stück behandelt Vergänglichkeit und Verwesung. (…)Textlich also, aber auch musikalisch ist „Monsters“ starker Tobak: Kam beim Debütalbum das Songwriting offenkundig entspannt vom Klavier her, wird man bei „Monsters“ auf allen Frequenzen klangbefeuert. Gerade „Animals Will Come“ besticht gerade als Kontrapunkt, bei dem das Songwriting offenkundig von Kennedys Gesang her aufgefädelt wird. Mense Reents, der wieder mit ihr produziert hat, improvisiert die Gitarren. (…)Konventionen sind Monster, die sich nicht aushalten lassen: Kennedy erteilt ihnen mit ihrer Musik eine deutliche Absage.(taz)
Als Mensch, der nicht anderen Menschen dabei zusieht und hört, wie sie via YouTube die Lieder wiederum anderer Menschen nachsingen, ist dodi...
dodie - Build A Problem
Da die englische DIY-Musikerin und YouTuberin, die nach eigener Aussage an einer Depersonalisations-/Derealisations-Störung leidet, auch sonst offenherzig die eigene mentale Gesundheit exorziert, ist es nur folgerichtig, dass auf ihrem Debütalbum der Gesang ganz im Fokus steht: nah und verletzlich und immer wieder im vielstimmigen Zwiegespräch mit sich selbst.Dabei zoomt Clark teils unverhofft vom Tagebuch-Format hoch auf Cinemascope und zurück, während sie zwischen intimem Bedroom-Folk, perkussiv getriebenem Indie-Pop und kammerorchestraler Schwelgerei mit Klarinette und Streichern changiert. „So please step inside my soul“, lädt Dodie in „Rainbow“ ein, das vielen Menschen in der LGBTQ+-Community aus dem Herzen sprechen dürfte. Bei einem eigenwilligen, ehrlichen und betörenden Werk wie BUILD A PROBLEM tut man das gerne.
„Build A Problem“ ist ein sehr ruhiges Album, es ist verträumt und nachdenklich. Der Engländerin gelingt eine angenehme Kombination aus Singer/Songwriter-Sound und orchestralen Klängen, die aber nie zu aufdringlich werden.Wie die Vorab-Singles „Cool Girl“ und „I Kissed Someone (It Wasn’t You)“, beginnen die Tracks häufig simpel mit Gitarre und Gesang, bauen sich mit Streichern und Blasinstrumenten langsam auf, erschaffen atmosphärische Welten und zum Ende löst sich alles wieder auf.Manchmal entwickeln sich die Songs, wie z.B. „Sorry“ und „When“, dabei in eine Richtung, die sie nach Musik aus einem Disney-Film klingen lässt. Passt aber auch gut zur Geschichte einer Protagonistin, die versucht, mithilfe der Musik zu sich selbst zu finden.
10 Fakten zum neuen Album von Paul Weller : 1. Die Veröffentlichung von „On Sunset“, Paul Wellers fünfzehntem Soloalbum, liegt noch kein Jah...
Paul Weller - Fat Pop (Volume 1)
It’s to Weller’s credit that these more plaintive and introspective tracks sit so smoothly aside ‘Fat Pop’’s more playful experiments. It means that for the second time in less than a year he’s released a record that can sit safely among the best of his long career.(NME)
Lean, precise and purposeful, its 12 tracks whistle by in little more than 35 minutes; its production, in keeping with the limitations of lockdown, is deliberately pared down. There are other flutters of experimentation – the title track is an unfastened groove that struts like Ian Dury on a mystical funk trip – but it’s the simple melodic strength that binds the songs together.
Und wieder eine Band, die vor einigen Jahrzehnten, als die Genrebezeichnungen Dreampop und Shoegaze noch taufrisch waren und man in zahlreic...
White Flowers - Day By Day
Sonically speaking, though, it appears instead to have taken most of its cues from the dream-pop canon. Comparisons with Beach House are inescapable on a level that goes much deeper than their boy-girl pairing and enigmatic aesthetic; everything from their woozy guitar tone and skyward synths to Katie Drew’s swooning vocals and the general sense of the ethereal on ‘Day by Day’ recalls the Baltimore outfit. (…)The tracks are built to the same profile - swirling electronics, crisp percussion, cooed turns from Drew - with ‘Night Drive’ and ‘Stars’ in particular possessing the feel of quietly unsettling lullabies, ones that would have made White Flowers shoe-ins at Twin Peaks’ Roadhouse. In actuality, though, the most interesting moments emerge when they push beyond these self-imposed parameters; the sprawling soundscape of the title track, for instance, or the unpredictable, shape-shifting ‘Portra’, which evokes Portishead. This is a slick debut, albeit one that suggests better is to come if White Flowers can get out from under the weight of their influences.(DIY)
In und rund um Manchester gibt es mehrere Orchester, diese heißen etwa The Hallé, The Manchester Camerata oder auch The BBC Philharmonic. Ab...
Manchester Orchestra - The Million Masks Of God
Jetzt ist mehr Schmerz im Spiel. Haupthintergrund ist der Tod des Vaters von Gitarrist Robert McDowell. Zur Aufarbeitung kommt es in ›Angel Of Death‹ mit energischem Beat, Post-Punk-Atmo und trotzerfülltem Aufbäumen im Refrain. Epische Wucht macht sowohl ›Keel Timing‹ als auch ›Bed Head‹ zum Ereignis.Ausgleichend wirkt die Vorliebe für den sensiblen Tonfall eines Paul Simon, besonders in ›Telepath‹. Der finale Aufschrei in ›The Internet‹ erinnert an Michael Stipe. Produzentin Catherine Marks leitet in jeder Phase mit sicherer Hand und Feingefühl. Diese Band wird mit jedem Album besser.
Auch wenn einige Songs besonders herausstechen, entfaltet sich die ganze Magie des Albums nur beim kompletten Hören.Ein solcher Song ist beispielsweise das druckvolle „Keel Timing“, das das Quartett Stück für Stück aufbaut, bevor es sich in einige Sekunden Introvertiertheit flüchtet, nur um am Ende nochmal richtig aufzudrehen.Doch es sind nicht nur die fließenden Übergänge, die die Songs miteinander verbinden, sondern besonders die immer wiederkehrenden Zitate:Sei es der an „Keel Timing“ anmutende Melodiebogen in „Bed Head“, dessen Zitat sich in eine gänzlich andere Richtung entwickelt, oder die Textzeile aus „Keel Timing“, das in völlig neuem musikalischem Gewand einen weiteren Auftritt in „Dinosaur“ hat.Manchester Orchestra ist mit „A Million Masks Of God“ ein musikalisches Meisterwerk gelungen, an dem man noch lange seine Freude haben wird. Denn selbst nach mehrmaligem Hören eröffnen sich immer wieder neue Zusammenhänge, die manifestieren, mit welcher Akribie und Raffinesse Manchester Orchestra eine Lanze für das Format des Albums brechen.
Obwohl Jasmine van den Bogaerde erst 24 Jahre alt ist, hat sie bereits drei erfolgreiche Alben veröffentlicht und sich nach einer Schreibblo...
Birdy - Young Heart
Das erste richtige Stück der Platte, nach einem Klavier-Intro, ist "Voyager". Ein spärlich eingesetztes Klavier, zwischen akustischer Gitarre und seichtem Beat, untermalt die Geschichte, die sie erzählt. Dass sie sich sicher ist: Zeit für eine Trennung und aufmachen zu Neuem. "Loneliness" erzählt schon mit deutlich voluminöserem Sound von den Konsequenzen und ersten Zweifeln. Und so hangelt sich das Album von Schmerz und Sehnsucht, von Fernweh zur Heimatverbundenheit, zu Hoffnungen und zur Suche nach sich selbst und dem, was da kommen mag. Ständig neue Gefühle, die immer wieder neu einzuordnen sind. "Echos through my heart", schallt es wieder und wieder im Stück "Deepest lonely" und bleibt, zweistimmig und von einem durchdringenderem Beat, tatsächlich länger hängen. Der fulminante Refrain erinnert dabei sogar ein wenig an Florence & The Machine. Der Titeltrack, das letzte Stück des Albums, erzählt von nicht aufhören wollender Liebe und lässt den Gedanken zu, dass sie den Prozess des Verarbeitens vielleicht noch gar nicht so ganz abgeschlossen hat.
War das Vorgängeralbum „Beautiful Lies“ von BIRDY noch eine Demonstration produktionstechnischer Grandezza, in der die Subtilität der Kompositionen zuweilen regelrecht von zeitgemäßen Produktionstricks überwältigt wurde, so ist „Young Heart“ eine ungleich vielschichtigere, facettenreichere und transparentere Angelegenheit geworden, mit der sich BIRDY zum Einen auf ihre Roots bezieht (etwa mit der Chopin-Interlude „Waltz In A Minor“), sich vor allen Dingen aber auch anderen Stilistiken als dem bombastischen Piano-Pop inspirieren lässt. Insbesondere der nachdenklich/melancholische Unterton des Albums wirkte sich da förderlich aus.
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