Wenn sich eine Band nur montags für gemeinsame Aufnahmen treffen kann und ihr Album daraufhin „Mondays“ nennt, dann gehört es sich auch, das...


Wenn sich eine Band nur montags für gemeinsame Aufnahmen treffen kann und ihr Album daraufhin „Mondays“ nennt, dann gehört es sich auch, dass die Gerichtsverhandlung zu dieser Platte an einem Montag beginnt.

Hinter ViVii stecken das Ehepaar Caroline und Emil Jonsson sowie ihr Freund, Gitarrist und Produzent Anders Eckeborn. Das schwedische Trio stand mit seinem Debütalbum „ViVii“ bereits 2019 gemeinsam hier vor Gericht und landeten letztendlich bei 7,000 Punkten.   

Dass sie nur am ersten Tag der Woche zusammen ins Studio gehen konnten, lag daran, dass sie den Rest der Woche ihren eigentlichen Jobs auf einem Friedhof (Emil), als Wirtschaftsberaterin (Caroline) und Buchhalter (Anders) nachgehen mussten. So wurde der Montag für sie zum schönsten Tag der Woche.

Dieses Gefühl möchten ViVii nun mit uns teilen und führen uns höchst entspannt in die neue Woche ein: Das Ehepaar teilt sich auch die harmonischen Gesangspart auf den 10 Dreampop-Songs, die von sanften, analogen Synthesizer-Klängen untermalt werden, dazu pluckern unaufgeregt elektronische Beats und wird die akustische Gitarre gezupft und gestreichelt, so dass sich „Mondays“ in der Schnittmenge zwischen Club 8 und Fleetwood Mac wiederfindet.


 


(…) Das ist deswegen so bemerkenswert, weil die Scheibe ein sehr geschlossenes Klangbild besitzt, das nicht unwesentlich davon geprägt ist, dass Gitarrist Anders (der auch als Produzent tätig ist) aufgrund einer Rückenkrankheit eine ganz eigene Art entwickeln musste, auf eine besonders "weiche" Art Gitarre zu spielen. Das fügt sich dann ganz wunderbar federnd in die hübsch umeinanderfließenden Keyboard-Glissandi, die - neben Carolines Genrespezifisch mädchenhaftem Elfengesang und gelegentlich auch einer Herrenstimme - die Basis des gemeinsamen Tuns bilden. 

Tatsächlich hört sich das ganze Album an, als sei es in einem Rutsch eingespielt worden und es hätte überhaupt keine Probleme technischer Art gegeben. Dass Vivii dabei wirklich hübsche, melodische New Wave Klangwolken-Songs mit einer melancholischen - und teilweise sogar düsteren - Dreampop-Note schreiben können und sich dazu wirklich spannende Arrangements ausdenken, die angenehm an die besten Arbeiten etwa von Talk Talk erinnern und dabei doch nicht retro sind, sollte natürlich auch nicht unerwähnt bleiben. Und: Diese Montagsscheibe kommt ganz ohne laute Töne oder gar aggressive Zwischentöne aus.




„Läuft hier Del Amitri?“  Mit dieser Frage überraschte mich diese Woche meine Freundin. Ich will nicht behaupten, dass hier sonst gar keine ...


„Läuft hier Del Amitri?“ 

Mit dieser Frage überraschte mich diese Woche meine Freundin. Ich will nicht behaupten, dass hier sonst gar keine Bands erkannt werden, aber eine, bei der mir das vermutlich nicht gelungen wäre, das ist es wert festgehalten zu werden. 
Von Del Amitri sind mir genau drei Songs bekannt: Das wundervolle, mich immer an die Beatles erinnernde „Nothing Ever Happens“, welches der schottischen Band 1990 fast ihren einzigen Top Ten Hit im Vereinigten Königreich beschert hätte (#11) und „Don’t Come Home To Soon“, mit der sie die schottische Fußball-Nationalmannschaft mit wahlweise hoffnungsvollem oder leicht spöttischem Unterton 1998 zur WM nach Frankreich schickten. Schottland schied sieglos in der Vorrunde aus, aber die Single kam auf Platz 1 in der Heimat. Erst beim Blick auf die Liste der Singles und nach einem kurzen Besuch bei YouTube wurde mir klar, dass ich auch „Always The Last To Know“ kenne, immerhin ihre einzige Single, die in Deutschland charten konnte (#56). 
Meine Freundin kennt zwei komplette Alben. Vermutlich „Waking Hours“ (1989) und „Change Everything“ (1992). Von der Existenz des Debütalbums aus dem Jahr 1985 sowie drei weiterer bis 2002 veröffentlichter Platten wusste die häusliche Del Amitri-Expertin nichts.

„Ja, die haben nach fast 20 Jahren Funkstille ein neues Album namens „Fatal Mistake“ veröffentlicht. Produziert hat es Dan Austin (Biffy Clyro, Doves), der das Quintett die Songs nahezu live und ohne modernen Schnickschnack einspielen ließ. Herausgekommen sind 13 Songs, die eingängigen britischen Gitarrenpop, der an Travis und The Beatles denken lässt, mit US-Folkrock (à la Crosby, Stills, Nash & Young) kombiniert und sich beißende Kritik in Richtung Vereinigtes Königreich nicht verkneift („Close Your Eyes And Think of England“). „Fatal Mistakes“ kannst du dir als CD, Kassette und LP (black Vinyl oder in der limitierten Auflage als white Vinyl) kaufen.“   

Das wäre meine Antwort auf die eingangs gestellte Frage meiner Freundin gewesen, wäre ich nicht zu perplex gewesen.


 


›All Hail Blind Love‹ ist ein Hit-Kandidat, die Ballade ›Otherwise‹ bewegt, in anderen Stücken stecken Blues und Folk, wieder andere handeln von Tücken des Musikerdaseins oder altersbedingter Sorge. Und Justin hat nach wie vor eine Meinung zu den Dingen, im achtminütigen Finale ›Nation Of Caners‹ wettert er rastlos gegen Raubbau und Randale. Alles läuft flüssig, es gibt keinen Füller. Dieses Klasse-Comeback darf man nicht verpassen.


 


(…) weil Del Amitri immer noch das tun, was sie in den 80erund 90er-Jahren so gut beherrschten, dass sie immerhin sechs Millionen Platten verkauften: kleine, unaufgeregte Poprocksongs schreiben, die sich in genau den richtigen Momenten selbstbewusst aufpumpen, manchmal mit dicken Powerchords, bisweilen mit großen Refrains, mal mit kleinen Beweisführungen der eigenen Folk-Kenntnisse.
Die Texte umtänzeln dabei Klischees („Musicians And Beer“) weinen bittersüße Gegenwartstränen („Close Your Eyes And Think Of England“) und hadern mit der Vergänglichkeit („I’m So Scared Of Dying“). Inszeniert wird all das in einem sehr analogen Sound, der sich auf das richtige Zusammenspiel von Vocals und Gitarren-Arrangements konzentriert. 


 


Im Juni 2019 verstarb Philippe Cerboneschi im Alter von 52 Jahren in Paris. Bekannt wurde er unter dem Namen Phillipe Zdar als Mitglied des ...


Im Juni 2019 verstarb Philippe Cerboneschi im Alter von 52 Jahren in Paris. Bekannt wurde er unter dem Namen Phillipe Zdar als Mitglied des Duos Cassius sowie als Produzent für Hot Chip, Franz Ferdinand, Phoenix, Sebastian Tellier oder Two Door Cinema Club. Nun erscheint, fast zwei Jahre nach seinem Tod, mit „Full–Throated Messianic Homage“ das von ihm gemischte Debütalbum von Sons Of Raphael.

Eine leichtfüßige Frenchpop-Note hört man bei den Brüdern Loral und Ronnel Raphael tatsächlich gelegentlich heraus, erschwert jedoch durch eine Palette an bunt schillerndem, orchestralem, sonderbar verdrehtem Psychedelic Pop und Rock. The Beatles trifft MGMT, The Beach Boys trifft Phoenix, Serge Gainsbourg trifft Portugal. The Man. 

Zum Mythos von „Full–Throated Messianic Homage“ gehört neben einer jahrelangen Entstehungsgeschichte auch, dass man darauf Frank Sinatras Schlagzeug, Brian Wilsons Vibraphon oder eine Echo Unit, die sich einst im Besitz von Quincy Jones befand, hören kann, und dass ein zufälliger Tipp auf ein NBA-Spiel dem Duo genug Geld einbrachte, um ein 35-köpfiges Orchester samt Chor aufzunehmen.


 


Was lange währt, wird endlich gut. Das Debüt von Sons Of Raphael fühlt sich an wie eine wilde Achterbahnfahrt durch verzerrte Gitarren, dumpf abgemischten Gesang und Melodien, die mal völlig entgleisen („He Who Makes The Morning Darkness“, „Siren Music“) und mal die Zuhörer auf den Boden der Tatsachen zurückholen.
Klischees, rote Fäden oder ansonsten abgedroschene Elemente gibt es auf „Full-Throated Messianic Homage“ hingegen nicht. Die zehn Songs spielen sich alle im gleichen Nostalgie-Wahn ab. Dem Duo gelingt es trotzdem, einige Facetten unterzubringen.
Und vor allem schaffen es Sons Of Raphael, Elektro-Möglichkeiten von heute mit psychedelischen Verzerrungen und zurückhaltenden bis extrovertierten Gitarrenparts von „damals“ zu kombinieren. In „Yeah Yeah Yeah“ trifft genau das alles zusammen.


  


Mit "Revolution" geht es vielversprechend los. Die Drummachine treibt den Song an, darüber legen die Brüder eine dichte Wall of Sound, die den recht dünnen Gesang immer wieder zu verschlucken droht. Dabei lohnt sich das genaue Hinhören oder Mitlesen sehr, denn die Texte der wortgewandten Raphaels sind gewitzt und ausgeschmückt mit zahlreichen Bibel-Verweisen. (…)
Ähnlich überzeugend kommen "Siren Music", "Devil Devil" und "Yeah Yeah Yeah" daher, die ebenfalls besonders in den Refrains mitreißen. "Siren Music" begeistert mit seinem wundervollen Soundscape und mit rumpelnden Drums. "Devil Devil" ist dann am besten, wenn der Song sich öffnet. Da heißt es z.B.: "Your momma is a devil" "Yeah Yeah Yeah" schließlich erinnert ganz leicht an Bowie, vielmehr aber an Unknown Mortal Orchestra. (…)
So bleibt "Full-Throated Messianic Homage" am Ende ein Album, das viel Potential erkennen lässt, gleichzeitig aber seinen Eigensinn etwas zu sehr ausreizt, um einen vollkommen mitzunehmen. Die gelungenen Stücke machen dafür umso mehr Hoffnung, dass der große Wurf der Sons Of Raphael noch bevor steht.


10 Fakten zum neuen Album von Gruff Rhys : 1. Gruff Rhys hat wohl einen kreativen Schub: 2018 erschien „Babelsberg“, 15 Monate später folgte...


10 Fakten zum neuen Album von Gruff Rhys:

1. Gruff Rhys hat wohl einen kreativen Schub: 2018 erschien „Babelsberg“, 15 Monate später folgte „Pang!“, 2020 legte er am Record Store Day „(Don't) Welcome The Plague As A Blessing / The Babelsberg Basement Files“ in limitierter Auflage als LP  nach und in diesem Jahr stehen sein siebtes Soloalbum „Seeking New Gods“, ein Buch namens „Resist Phony Encores!“ und der Soundtrtack „Almond and the Seahorse“ auf dem Programm.

2. „Seeking New Gods“ wurde von Gruff Rhys produziert und von Mario Caldato jr. gemischt. Dieser ist bekannt für seine Zusammenarbeit mit den Beastie Boys („Paul’s Boutique“, „Check Your Head“ und „Ill Communication“) und war sowohl für Gruff Rhys solo („Candylion“ und „Hotel Shampoo“) als auch seine Band Super Furry Animals („Phantom Power“ und „Lovekraft“) tätig. Aufgenommen wurde das Album in Bristol und der Mojave Wüste. 

3. Für das Artwork von „Seeking New Gods“ wurde ebenfalls auf einen alten Bekannten zurückgegriffen: Der Designer John Mark James war ebenfalls sowohl für Gruff Rhys solo („Pang!“) als auch seine Band Super Furry Animals („Phantom Power“, „Rings Around The World“ und „Mwng“) tätig. 

4. Der Berg, der die Plattenhülle ziert, ist der Mount Paektu (deutsch: Paektusan) und hätte sich eigentlich sein eigenes „10 Fakten…“ verdient. Für Gruff Rhys liefert er den Ursprung eines losen Konzeptalbums:

Rhys hat seine neue Songsammlung zwar aus der literarischen Begegnung mit dem Berg im Grenzgebiet von Nordkorea und China und seiner Begeisterung für Mythologie entwickelt, man wird auf diesem Album aber nicht allzu arg mit Geologie und Geschichte konfrontiert. Der Songwriter übersetzt seine Assoziationen dazu quasi bergab in eine sehr sonnige Flachland-Songsammlung. Er jubelt uns gleich zu Beginn einen der einnehmendsten Soft-Popsongs unter, die er je geschrieben hat, im „Mausoleum Of My Former Self“ werden feierliche Tex-Mex-Trompeten mit einem ultrabeschwingten Chor dekoriert.
Weiter geht es mit Yacht-Pop-Aneignungen in „Can’t Carry On“ und dem kunstvollen Titeltrack, dessen Refrain einer bislang unveröffentlichten Steely-Dan-Ausgrabung entstammen könnte. Und so rückt der ostasiatische Berg immer weiter aus dem Fokus, vorne steht die Leidenschaft für Pop, die sich über die Gipfel spannt. Was eine kleine Volte aus dem Repertoire des Schlitzohrs Gruff Rhys sein dürfte.

5. Im März wurde „Loan Your Loneliness“ als erster Vorbote aus dem Album verschickt. Insgesamt bietet „Seeking New Gods“ 9 Lieder, die 42:19 Minuten laufen.


 


6. „Seeking New Gods“ ist als CD und LP erhältlich. Exklusiv bei Rough Trade gibt es die Schallplatte als Cream Vinyl, die weniger limitierte Auflage erscheint auf Dark Green Vinyl.

7. In unabhängigen Plattenläden im Vereinigten Königreich gibt es wieder einmal eine so genannte Dinked Edition der LP: Light Green / Dark Green Splatter Vinyl, Bonus Track Flexi Disc, 10” Signed Print, Mountain Die Cut Envelope Style Sleeve, Belly Band, Machine Foil Numbered, Limited pressing of 1200.


 


8. „Can’t Carry On“ und „Mausoleum Of My Former Self“ folgten im April und Mai noch vor der Albumveröffentlichung als Videos. Auf eine reguläre Single-Veröffentlichung wurde verzichtet, vermutlich, da nur seine erste Solo-Single 2005 in die UK Charts einziehen konnte: eine Woche auf Platz 81 steht für „Gwn Mi Wn“ / „Ni Yw Y Byd“ zu Buche.  


 


9. Bei Metacritic steht aktuell keine Soloalbum von Gruff Rhys so gut da wie die neue Platte: 
„Yr Atal Genhedlaeth“ 69/100 Punkte (2005)
„Candylion“ 80/100 Punkte (2007)
„Hotel Shampoo“ 74/100 Punkte (2011)
„American Interior“ 79/100 Punkte (2014)
„Babelsberg“ 82/100 Punkte (2018)
„Pang!“ 80/100 Punkte (2019)
„Seeking New Gods“ 85/100 Punkte (2020)

10. Bis Anfang November sind 13 Festivalauftritte und Konzerte geplant - jedoch ausschließlich im Vereinigten Königreich.


Erst im letzten Jahr stand der Serienplattenveröffentlicher Luke Haines (The Auteurs, Black Box Recorder) hier vor Gericht, gemeinsam mit se...


Erst im letzten Jahr stand der Serienplattenveröffentlicher Luke Haines (The Auteurs, Black Box Recorder) hier vor Gericht, gemeinsam mit seinem Partner in Crime Peter Buck (R.E.M.). 7,333 Punkte und Platz 72 standen am Ende des Jahres für „Beat Poetry For Survivalists“ zu Buche.

Möglicherweise blieb eine Zusammenarbeit von Haines und Buck übrig, denn beim Opener des Albums „Luke Haines In… Setting The Dogs On The Post Punk Postman“ sind erneut beide zu hören. Dass Haines nicht nur ein Faible für Geschichte (und Geschichten) hat, sondern auch für die deutsche Historie, hat er mit seinem Projekt Baader Meinhof bereits 1996 bewiesen. Nun eröffnet „Ex Stasi Spy“ sein neuestes Werk und wurde auch als erste Single ausgewählt: 


 


Möglicherweise ist es auch ein Resultat aus der Zusammenarbeit mit Peter Buck, dass Luke Haines wieder Gefallen an Gitarrenmusik gefunden und diese in den Mittelpunkt der 11 Songs / 35 Minuten stellt, mal akustisch, mal glam rockig, mal - um dem Albumtitel gerecht zu werden - post punkig. 
Ausnahmsweise ist die aktuelle Platte kein Konzeptalbum geworden, sondern kreist um so unterschiedliche Themen wie den Ostblock („Ex Stasi Spy“), den Dichter Ivor Cutler („Ivor On The Bus“), deutsche U-Boot-Kapitäne („U Boat, Baby“), Mao & Nixon („Two Japanese Freaks Talking About Mao And Nixon“), kein Publikum in Liverpool zu haben („Never Going Back To Liverpool“), mit der Radikalfeministin Andrea Dworkin zu schwimmen („Andrea Dworkin’s Knee“) und eine Fabel über ein selbstmordgefährdetes Paar, das zufällig aus zwei Kürbissen besteht („Yes, Mr Pumpkin“).

„Luke Haines In… Setting The Dogs On The Post Punk Postman“ ist als CD und limitierte LP über Cherry Red Records erschienen.


Justin Bieber (und so fangen ja nicht all zu viele Plattenvorstellungen hier an) verhinderte vor zwei Wochen, dass die 22-jährige Marie Ulve...


Justin Bieber (und so fangen ja nicht all zu viele Plattenvorstellungen hier an) verhinderte vor zwei Wochen, dass die 22-jährige Marie Ulven Ringheim in Norwegen mit ihrem Debütalbum auf Platz 1 der Charts gelangen konnte. Aber auch außerhalb ihrer Heimat wurde vom girl in red Notiz genommen: Platz 19 in Deutschland, Platz 7 in Großbritannien und Platz 67 in den USA sind u.a. für „If I Could Make It Go Quiet“ verbucht.

Dabei war ein Album längst überfällig, denn mit „I Wanna Be Your Girlfriend“ wurde 2017 bereits eine erste girl in red Single veröffentlicht. „We Fell In Love In October“ führte im folgenden Jahr zu ersten Charterfolgen und reichlich Aufmerksamkeit in der LGBTQ-Community und auf allen Social Media-Kanälen.

Mentale Gesundheit, Queersein und unerfüllte Liebe sind die Themen dieses kunterbunten Pop-Albums, das aufgrund seiner schillernden Vielfalt (experimenteller Gitarrenpop trifft elektronische Beats trifft eingängige Refrains trifft Rap-Einlage) unterschiedlichste Hörergruppen abholt. Dua Lipa und Billie Eilish können sich schon einmal warm anziehen ob der neuen norwegischen Konkurrenz. Aber letztere ist bereits Fan und ihr Bruder Finneas auch in die Entstehung der Hitsingle „Serotonin“ involviert.


 


„If I Could Make It Go Quiet“ ist als Red Vinyl, Black and White Vinyl, Black & Red Vinyl und Blue Vinyl erschienen.


  


Der Opener „Serotonin“ übers Glückshormon-Down liefert zwar auch ihren Signatursound, die huschenden, hallenden Gitarren, aber zudem erobert sich Girl In Red bei hochgekurbeltem Tempo mit Ad-Lips, Rap, Bombast-Synthies und extratiefen Billie-Eilish-Bässen neues Terrain – und beweist neue Wendigkeit in den Vocals. Im aufbrausenden „Did You Come“ fragt Girl In Red ihre Geliebte, ob die bei einer anderen schon 20 Mal gekommen sei.
Doch wenn Girl In Red sich ärgert, verzweifelt sie zumeist an ihrer eigenen Unsicherheit, die ja der eigentliche Quell der Eifersucht ist.  Auch „Body And Mind“ handelt, trotz Britney’esker Dance-Grooves, von der Schwierigkeit, sich selbst zu lieben. Dass Girl In Red am Ende aber immer nur über sich selbst singt, das ist dann auch nicht wahr: „Hornylovesickmess“ und „Midnightlove“ erzählen dieselbe Liebeskrise aus der Sicht zweier verschiedener Personen. (…)
Girl In Red hat ihre Klangpalette der letzten Jahre noch mal erweitert, deshalb bleibt man nach einer Runde Emo-Achterbahn am liebsten angeschnallt und fährt gleich noch ein paar Mal. Ja, so wird das was mit den Klickzahlen, auch beim Album.


 


Der knautschige, immer etwas bettwarme Flausch-Indie, für den Girl in Red bislang stand, ist auf "If I Could Make It Go Quiet" also manchmal überraschend wuchtig, pompös, wütend - und ja, auch gut frisiert. Er funkelt, drückt und pumpt. Die Klaviere haben Pathos, die Drums federn hüftlocker davon. An ein paar Stellen rappt Ulven sogar - und das überhaupt nicht schlecht. Außerdem scheint sie vor Arbeitsbeginn noch mal viel Nullerjahre US-Indierock nachgeschlagen zu haben. An ein paar (sehr wenigen) Stellen sk8er-boit die Musik deshalb etwas. Ein paar der frühen Fans gefällt das nicht so gut.


Frankreich, Litauen, Ukraine. Das waren meine persönlichen Favoriten beim gestrigen Eurovision Song Contest. Auf den weiteren Plätzen folgte...


Frankreich, Litauen, Ukraine. Das waren meine persönlichen Favoriten beim gestrigen Eurovision Song Contest. Auf den weiteren Plätzen folgten bei mir isländischer Nerdpop, finnischer und italienischer Rock und belgischer Trip Hop. Bis auf den zuletzt genannten Beitrag lagen auch alle Künstlerinnen und Künstler in der Gunst der Zuschauer und Jurys weit vorn, für Hooverphonic reichte es jedoch nur zu einem enttäuschenden 19. Platz, was man bei der Reaktion auf das Zuschauervoting deutlich sehen konnte. Hoffentlich ist das Trio am Ende des Jahres mit dem Abschneiden von „Hidden Stories“ bei Platten vor Gericht zufriedener.

Hooverphonic wurden 1995 als Quartett gegründet, jedoch sind nur noch Raymond Geerets (Gitarre) und Alex Callier (Bass, Keyboards) durchgehend in der Band aktiv. Gerade auf der Position der Sängerin gab es zahlreiche Wechsel. Erst am 9. November 2020 wurde die Rückkehr von Geike Arnaert, die zwischen 1997 und 2008 bereits bei Hooverphonic sang, bekannt gegeben. 

„Hidden Stories“ ist das elfte Studioalbum von Hooverphonic, dem wie drei seiner Vorgänger der Sprung auf Platz 1 der Charts in Belgien gelang. Auch in den Niederlanden konnte regelmäßig in die Hitlisten eingezogen werden, aber das war es auch. In Deutschland schaffte noch kein Album der Band eine Platzierung in den Charts. 
Gestern traten Hooverphonic mit dem Lied „The Wrong Place“ beim ESC an, das erneut in Belgien gut ankam und als deren fünfte Single die Top Ten (#7) erreichte. Dieser Wettbewerb war aber für den düsteren, filmischen Trip Hop Song über einen schief gelaufenen One-Night-Stand dann doch der falsche Ort.


 


„Hidden Stories“ bieten klassischen Trip Hop im Stile von Portishead („A Simple Glitch Of The Heart“), cinematischen Desert Noir-Pop á la Lana Del Rey oder Still Corners („If You’d Really Know Me“, „Full Moon Duel“) und luftig-eingängigen Indiepop („Thinking About You“, „Lift Me Up“), der auch schön nach Saint Etienne oder Dubstar laufen könnte. Unter den 10 Songs fehlen die im letzten Jahr veröffentlichten Singles „Release Me“, das Belgien bei ausgefallenen ESC 2020 hätte vertreten sollen, und „Summer Sun“ (beide noch mit der Sängerin Luka Cruysberghs aufgenommen) sowie „Mad About You“, welches eine Jubiläums-Neuaufnahme ihrer 2000er Single war.


Wobei man natürlich merkt, warum “The Wrong Place”, dieses herrlich morbide Stück über einen miesen One-Night-Stand, der Song geworden ist, der für Rotterdam ausgewählt wurde. Er baut sich auf, er hat Ausstrahlung und er erzählt eine ungewöhnliche Geschichte.
Verstecken muss sich dahinter allerdings keines der anderen Stücke. “Belgium In The Rain” nimmt dabei sogar Bezug auf die Herkunft der Band und ist ein zugleich warmes und vergiftetes Kompliment, mit dem das Gegenüber bedacht wird. “You’re like Belgium in the rain. A little strange”, heißt es darin unter anderem.
Tracks wie “Thinking About You” oder “One Big Lie” sind einfach wunderbar aufgebaut und halten die Spannung, auch dank der bereits gelobten Geike Arnaert. Und auch mit coolem Sound wie bei “Circus” können Hooverphonic punkten.
Ein spätes Highlight auf “Hidden Stories” ist “Full Moon Duel”, das tatsächlich nach einem staubigen Western-Duell klingt. “How did you get under my skin?”, fragt eine Zeile darin und das fragt man sich beim Hören das Albums unweigerlich auch. Denn der Sound von Hooverphonic geht unter die Haut und macht einfach sehr viel her – ganz egal ob auf der ESC-Bühne, im Radio oder alleine daheim am Plattenspieler.


Hooverphonic (möglicherweise) auf Tour:
27.09.21 Köln, Die Kantine
28.09.21 München, Technikum
29.09.21 Berlin, Heimathafen Neukölln



In ihrer neuseeländischen Heimat waren The Chills in den 80ern und 90ern eine viel beachtete Band, die mit „Submarine Bells“ (1990) sogar P...


In ihrer neuseeländischen Heimat waren The Chills in den 80ern und 90ern eine viel beachtete Band, die mit „Submarine Bells“ (1990) sogar Platz 1 der Charts erreichte. Der Ruhm strahlte jedoch noch nicht einmal bis nach Australien stark genug, denn dort blieb das Album auf Rang 90 hängen. Dennoch die höchste Chartplatzierung, die The Chills jemals außerhalb von Neuseeland erreichen sollten.

Nachdem 19 Jahre keine neuen Alben veröffentlicht wurden, kehrten The Chills 2015 mit „Silver Bullets“ zurück und fanden auch wieder in eine dreijährige Veröffentlichungs-Spur zurück. Nach „Snow Bound“ (2018) folgte nämlich nun „Scatterbrain“, das insgesamt siebte Album der Band. Und auch die Begeisterung für ihre alten Helden kehrte  bei „den Kiwis“ zunehmend zurück: Platz 12, 9 und 4 stehen für die drei Comeback-Platten zu Buche.  

Man würde es Martin Phillipps, der die Band 1980 in Dunedin gründete und allen persönlichen oder finanziellen Widerständen trotzend weiterführte, wünschen, dass auch der Rest der Welt ob des musikalischen Outputs in Verzückung gerät. Verdient hätten es The Chills sowieso - und dies gilt auch für „Scatterbrain“, wie folgende Kritiken belegen:    

Letztlich aber nehmen diese Songs in den Arm. Da kann es schon mal fast filmmusikalisch-theatralisch werden wie auf dem opulenten „You’re Immortal“. Dort und auf dem anschließenden „Little Alien“ klingen sogar Morricone-Sounds an, gewissermaßen zwischen einschüchternden Kauri-Bäumen und wildem Südpazifik, „Worlds Within Worlds“ mit fast Stereolab’scher Lässigkeit, die ihrerseits große Chills-Fans waren.

Ein ganz kleines bisschen abgeklärter und souveräner als früher klingen die Songs, aber das sei dem Künstler geschenkt. Mit Streichern, Bläsern und aufwändigen Backing Vocals ist das schwebende, schrullige und melancholische ein Stück weit einer Erbaulichkeit gewichen, die vor dem Hintergrund der Bandbiographie umso mehr Strahlkraft besitzt. Das letzte Stück „Walls Beyond Abandon“ leitet dann endgültig Phillipps‘ späten Triumph ein: ein Juwel, eine Hymne, tatsächlich ein makelloser „Heavenly Pop Hit“.

„Scatterbrain“ ist als CD und LP mit zweiwöchiger Verspätung auch in Europa erhältlich. Die Schallplatte gibt es als Deep Sea Marble Vinyl, Blue Clear Vinyl und Sky Blue Vinyl.




10. Crowded House - Dreamers Are Waiting (180g, Blue Vinyl) (4.6.2021) 9. Wolf Alice - Blue Weekend (LP) (4.6.2021) 8. Kings Of Convenience ...


10. Crowded House - Dreamers Are Waiting (180g, Blue Vinyl) (4.6.2021)










9. Wolf Alice - Blue Weekend (LP) (4.6.2021)










8. Kings Of Convenience - Peace Or Love (Limited Edition, Indie Retail Exclusive, White Vinyl, 180g) (18.6.2021)










7. The Pains Of Being Pure At Heart - The Pains Of Being Pure At Heart (Black-White-Split Vinyl) (25.06.21)










6. John Grant - Boy From Michigan (2 LPs) (25.6.2021)










5. William Fitzsimmons - Ready The Astronaut (Clear Vinyl) 25.6.2021)










4. Sigur Rós - Valtari (2 LPs) (11.6.2021)










3. James - All The Colours Of You (2 LPs) (4.6.2021)










2. Garbage - No Gods No Masters (Limited Edition, White Vinyl) (11.6.2021)










1. Slut - Talks Of Paradise (180g, Black Vinyl) (18.6.2021)











„Aber wissen Sie, Gospel ist nicht der Sound, der Klang – es ist die Botschaft. Wenn es von Jesus Christus handelt, ist es Gospel.“ (Edwin H...


„Aber wissen Sie, Gospel ist nicht der Sound, der Klang – es ist die Botschaft. Wenn es von Jesus Christus handelt, ist es Gospel.“
(Edwin Hawkins)

Nach dieser Definition ist „Mercy“ ein Gospelalbum. Die Adressaten der ersten vier Lieder: Father/Lord, sweet Jesus, God und wieder Jesus (nicht mehr süß). 

Dass sich Natalie Bergman auf ihrem ersten Soloalbum mit dem Leben, dem Tod und dem ganzen gläubigen Rest auseinandersetzt, hat seinen Ursprung in dem tödlichen Unfall ihres Vaters und ihrer Stiefmutter im Jahr 2019, der von einem betrunkenen Fahrer verursacht wurde. Darauf folgten ihr Rückzug in ein Kloster im Chama Valley in New Mexico sowie der Trost, den sie dort im Glauben fand. 

„Mercy“ ist Trauerarbeit und Hoffnungsschimmer zugleich. Das Album bietet 12 sparsam arrangierte Retro-Folkpop-Songs fern des „Christian Rock“ -  auch wenn das Plattencover Übles vermuten lässt. Über Jack Whites Third Man Records wurde das Album von Natalie Bergman, die ansonsten mit ihrem Zwillingsbruder Elliot in der Band Wild Belle singt, auf CD und LP veröffentlicht. Die Indie records store deluxe Version auf blauem Vinyl liefert - gepriesen sei der Herr! - auch eine andere Plattenhülle. 




 


Musikalisch gegossen in eine weiche Umarmung aus psychedelischem Folk, Diana-Ross-Soul und wabernden Dub-Einflüssen, bei grandios geerdetem Songwriting. Bergmans Melodien sind einfach, ohne dabei je an Ausdruck einzubüßen. Verdammt viel hätte schiefgehen können auf MERCY – angefangen bei der überstrapazierten Retro-Ästhetik und der Gefahr, mit diesem christlichen Glaubensbekenntnis in die pathetisch-kitschige Ecke des Christian Rock diverser Freikirchen zu rutschen.
Aber das, was Bergmanvor jeder Stolperfalle rettet, ist ihre Aufrichtigkeit. Jedes „Sweet Jesus“ und „Praise the Lord“ singt sie mit vollem Ernst. MERCY fußt in Bergmans ganz realer Trauerarbeit und klingt am Ende doch warm und sonnendurchflutet. Vielleicht ist MERCY eher ein Album über Hoffnung.






  Die 10 schönsten Sammlerstücke zu „ Daddy’s Home “ aus dem Shop von St. Vincent : 1. Der Daddy's Home vintage trucker hat für ca. 40 ...

 


Die 10 schönsten Sammlerstücke zu „Daddy’s Home“ aus dem Shop von St. Vincent:

1. Der Daddy's Home vintage trucker hat für ca. 40 €.




2. Der Daddy’s Home vintage tip & strip pen für ca. 6 €.




3. Die exclusive Cream Cassette with Green Label für ca. 12 €.




4. Der Live in the Dream Silk Scarf (ca. 63 x 63 cm) für ca. 35 €.




5. Das exclusive 8-Track Format für ca. 41 €. Zufällig ausgewählte Gehäusefarbe in den Optionen Rot, Grün, Weiß, Grau und Schwarz. Limitierte Auflage von 500 Stück weltweit.




6. Die Daddy’s Home Candle für ca. 41 €. Mattschwarze 400 g Kerze in zweiteiliger Geschenkbox. Umweltfreundlicher Baumwolldocht. Leder-Duft.




7. Die Daddy’s Home LP für ca. 30 €. Gatefold Jacket, includes 11x22 Poster, exclusive Colored Vinyl.




8. Der Down n' out Motel Style Key Chain für ca. 6 €. 




9. Die Daddy’s Home Picture Disc für ca. 35 €. Limitierte Auflage von 2000 Stück weltweit.




10. Die Daddy’s Home Halskette für ca. 30 €. Vergoldete Kette (ca. 46 cm) mit Daddy-Anhänger und verstellbaren Clips auf der Rückseite. 






 


Nicht dass ein Retroeindruck entsteht: Sie spielt nur mit den jeweiligen Markern, mit schwammigen und sumpfig vermoosten E-Pianos, mit schwelgerischen Chormotiven, schwabblig wabernden Synthies und natürlich ihren meisterlich prozessierten Gitarren, die sie als quarkige Riffs hineinschiebt, als schnörkligen Stuck, als glitschige Slide. Der Gesamtgroove ist immens, aber ebenso hart kantig wie jachtartig fließend oder bedroht schwurbelig. Wie zuletzt hat Jack Antonoff mitproduziert, der – wie bei Lana Del Rey – Geschichte anspielen kann, ohne nostalgisch zu werden. Wo Del Rey im Starsumpf L.A. nach Sinn und Tiefe sucht, stolpert „Down and Out Downtown“ durchs wilde New York zwischen Bowery und Studio 54, zwischen Lou Reed und Chic, von Drogenkitsch zu Koksglam, im Siebziger-via-Dreißiger-Anzug oder in Schmuddelpelz und Negligé des Covers, Mascara verschmiert, Nylons voller Laufmaschen. (…)
„Daddy’s Home“ ist weitgreifend, hochintelligent, überfrachtet. Doch das Schönste, ach Quatsch, Wunderbarste an diesem neuen Album ist, wie lässig sie den irren Ehrgeiz überspielt.


 


Insgesamt fühlt sich "Daddy's Home" wie eine Schatztruhe an, die einige grandiose Erinnerungsstücke zu Tage fördert, immer stil- und selbstbewusst dargeboten. Bei aller Zitierfreude wirkt das Album aber nie nostalgisch verklärend. St. Vincent gelingt das Meisterwerk, das sie uns bis zum jetzigen Zeitpunkt schuldig geblieben ist.

Die Grammy-Gewinnerin ist schließlich im Herzen noch immer eine Rebellin, auch wenn ihre wilden Gitarren-Eskapaden endgültig der Vergangenheit angehören. Stattdessen spielt sie nun eine auf der ganzen Platte präsente E-Sitar, die vor allem das größte Highlight "Down and out downtown" bereichert. Clarks Songwriting mag nicht mehr ganz so zwingend wie früher erscheinen, doch es fasziniert und beeindruckt, wie konsequent sie auf "Daddy's home" einen vielschichtig realisierten Kosmos erschafft. Ihre undefinierbare Identität gewinnt eine neue Facette und fast wirkt es so, als hätte die Künstlerin selbst die Kontrolle darüber verloren. Über den Großteil seiner sechseinhalb Minuten scheint "Live in the dream" auf Nebelschwaden der sterbenden Sonne entgegen zu gleiten, doch die Supernova, die sich im gleißenden Finale entlädt, ist aus dem eigenen Inneren heraus gewachsen. "I can't live in the dream / The dream lives in me.“




Neulich explodierte Twitter, als festgestellt wurde, dass bei Rock am Ring bei aktuell 27 bestätigten Bands bisher 2 Musikerinnen und 107 Mu...


Neulich explodierte Twitter, als festgestellt wurde, dass bei Rock am Ring bei aktuell 27 bestätigten Bands bisher 2 Musikerinnen und 107 Musiker auf den Bühnen stehen werden. Dieses Missverhältnis wurde zurecht angeprangert. 

Ginge es auch anders? Mit Sicherheit, jedoch kenne ich mich zu wenig im Bereich Rock /Heavy Metal aus, um konkrete Vorschläge für das Festival unterbreiten zu können. Aber es ist dennoch ein guter Anlass, die eigene Auswahl an vorgestellten Platten einmal kritisch zu hinterfragen. 

Bisher wurden 91 Alben im Jahr 2022 vorgestellt, darunter befinden sich 16 weibliche Solokünstlerinnen (Lana del Rey, Mine, Masha Qrella usw.) und 14 männliche Solokünstler (Chris Garneau, James Levy, PeterLicht usw.). Bei den Bands ist das Verhältnis bei Weitem nicht so ausgewogen: 40 Bands mit nur männlichen Musikern (Mogwai, The Notwist, Teenage Fanclub usw.) stehen nur 2 Bands mit ausschließlich weiblichen Mitgliedern entgegen (Goat Girl, First Aid Kit), hinzu kommen 19 Bands, die mindestens eine Musikerin haben (Middle Kids, Grouplove, Pale Waves, Deacon Blue usw.). 
Selbstverständlich sind im künstlerischen und technischen Prozess einer Plattenaufnahme wesentlich mehr Menschen, wie etwa Produzenten, Tontechniker, Studiomusiker usw. involviert und diese sind vermutlich zum allergrößten Teil männlichen Geschlechts. Lässt man diesen Aspekt außen vor, kommen wir auf 20% Plattenvorstellungen von weiblichen Künstlerinnen, 21% gemischt geschlechtliche Bands und 59% männliche Künstler.     


Unsere heutige Künstlerin ist in diese Quote schon eingerechnet: Sophia Kennedy stammt aus den Baltimore und lebt in Hamburg. Passend zum Albumtitel darf ihr Pop, der Elemente von Elektro, Folk, Trip Hop, R&B und Hip Hop absorbiert, als spooky bezeichnet werden. Wie bei ihrem selbstbetitelten Debütalbum wurde die Platte von ihrem Partner Mense Reents (Die Goldenen Zitronen) produziert und wird erneut mit Kritikerlob nur so überhäuft:

Kennedy lässt ihren Songs mehr Raum für Improvisationen, die Musik wirkt psychedelisch entgrenzt, manche Töne sind absichtlich schräg und schief, ab und zu furzt ein elektronisches Modul tolldreist irgendwo hinein, »Seventeen« tuckert auf dem ganz billigen Bossa-Preset einer Heimorgel dahin. Dann wieder wird das Schwebende, mitternächtlich Surreale plötzlich von echten, handfesten Drums geerdet wie in »Chestnut Avenue« oder »I'm Looking Up«, das wohl vom Tod ihres Vaters vor zwei Jahren handelt.
Es geht um Transzendenz im Angesicht von Trauer, Verlust und Apokalypse. Oft gleitet die Protagonistin dieser durch den Äther rauschenden Tracks über alles Irdische hinweg, im Limbo zwischen Leben und Sterben, bis das Gefühl für oben und unten erlösend verloren geht wie im Jazzfunk-Trip »Up« – neben »I Can See You« der vielleicht eindeutigste Hit dieses Albums.




 


Wenn man sich die 13 Tracks auf MONSTERS anhört, bebt, pluckert, rauscht es ständig bedrohlich. Da stellt sich ein Prickeln ein, das man gut in Bauch, Füßen, Händen merkt. Es gibt dieses Grunddröhnen, über das Kennedy mit der Selbstverständlichkeit einer Priesterin singt. Nur zu gerne folgt man ihr in die Abgründe, die sie in ihren Lyrics heraufbeschwört. (…)
Schrille Affengeräusche, Alien-artige Soundscapes und die Ansage, viele würden ihre Probleme wie gut zu pflegende Haustiere behandeln (in „Frances“), lassen die Nackenhaare senkrecht stehen und zig Fragezeichen auftauchen. Wenn eine im Dunkeln mit einer Taschenlampe unter dem Kinn anderen Geschichten erzählen sollte, dann Sophia Kennedy. Sie weiß, wie man Anspannung, Atmosphäre und dabei einzigartige Schönheit erschafft.




 


Den Auftakt des Albums macht der Song „Animals Will Come“, todestrunken und auf wankelmütigen Gitarren – mit Tieren, die das Knochenmark auslutschen. Auweia! Sophia Kennedy singt aus Sicht einer sterbenden Person. Das Stück behandelt Vergänglichkeit und Verwesung. (…)
Textlich also, aber auch musikalisch ist „Monsters“ starker Tobak: Kam beim Debütalbum das Songwriting offenkundig entspannt vom Klavier her, wird man bei „Monsters“ auf allen Frequenzen klangbefeuert. Gerade „Animals Will Come“ besticht gerade als Kontrapunkt, bei dem das Songwriting offenkundig von Kennedys Gesang her aufgefädelt wird. Mense Reents, der wieder mit ihr produziert hat, improvisiert die Gitarren. (…)
Konventionen sind Monster, die sich nicht aushalten lassen: Kennedy erteilt ihnen mit ihrer Musik eine deutliche Absage.
(taz)




Als Mensch, der nicht anderen Menschen dabei zusieht und hört, wie sie via YouTube die Lieder wiederum anderer Menschen nachsingen, ist dodi...


Als Mensch, der nicht anderen Menschen dabei zusieht und hört, wie sie via YouTube die Lieder wiederum anderer Menschen nachsingen, ist dodie bisher komplett an mir vorbei gegangen. Anders als an ihren rund 2 Millionen Subscribern, die allein bei YouTube für 350 Millionen Aufrufe ihrer Videos sorgten.

Dorothy Miranda Clark, so der bürgerliche Name der mittlerweile 26-jährigen Engländerin, musiziert seit 2011 über das Internet und hat in den letzten fünf Jahren drei EPs selbst veröffentlicht, die zunehmend erfolgreicher wurden: „Intertwined“ (2016) erreichte Platz 35 der UK-Charts, „You“ (2017; #6) und „Human“ (2019; #5) kletterten in die Top Ten.

Nun gibt es mit „Build A Problem“ das Debütalbum von dodie, das etwas mehr als drei Jahre nach ihrer ersten Autobiographie über das eigene Label Doddleoddle erschienen ist. CD, Deluxe CD (mit Bonus Demo Tracks), LP (black Vinyl + Picture Disc) und Cassette werden sicherlich massenhaft über die Ladentheken gehen, da auch ihr Produzent Joe Rubel (Ed Sheeran, James Blunt, Passenger) weiß, was die Käufer hören wollen.  
 
Die DIY-Künstlerin trägt ihr Herz auf der Zunge und dreht ihr Innerstes nach Außen. Dazu säuselt sanfter Folkpop, der einerseits recht schlicht instrumentiert ist (akustische Gitarre, Ukulele, Piano, Percussion) und ihre Stimme auf mehrern Ebenen schichtet, und andererseits auch die Streicher groß aufspielen lässt, so dass auch Fans von Feist oder Kate Bush zukünftig öfter auf dodies YouTube-Kanal schalten werden.


 


Da die englische DIY-Musikerin und YouTuberin, die nach eigener Aussage an einer Depersonalisations-/Derealisations-Störung leidet, auch sonst offenherzig die eigene mentale Gesundheit exorziert, ist es nur folgerichtig, dass auf ihrem Debütalbum der Gesang ganz im Fokus steht: nah und verletzlich und immer wieder im vielstimmigen Zwiegespräch mit sich selbst.
Dabei zoomt Clark teils unverhofft vom Tagebuch-Format hoch auf Cinemascope und zurück, während sie zwischen intimem Bedroom-Folk, perkussiv getriebenem Indie-Pop und kammerorchestraler Schwelgerei mit Klarinette und Streichern changiert. „So please step inside my soul“, lädt Dodie in „Rainbow“ ein, das vielen Menschen in der LGBTQ+-Community aus dem Herzen sprechen dürfte. Bei einem eigenwilligen, ehrlichen und betörenden Werk wie BUILD A PROBLEM tut man das gerne.


 


„Build A Problem“ ist ein sehr ruhiges Album, es ist verträumt und nachdenklich. Der Engländerin gelingt eine angenehme Kombination aus Singer/Songwriter-Sound und orchestralen Klängen, die aber nie zu aufdringlich werden.
Wie die Vorab-Singles „Cool Girl“ und „I Kissed Someone (It Wasn’t You)“, beginnen die Tracks häufig simpel mit Gitarre und Gesang, bauen sich mit Streichern und Blasinstrumenten langsam auf, erschaffen atmosphärische Welten und zum Ende löst sich alles wieder auf.
Manchmal entwickeln sich die Songs, wie z.B. „Sorry“ und „When“, dabei in eine Richtung, die sie nach Musik aus einem Disney-Film klingen lässt. Passt aber auch gut zur Geschichte einer Protagonistin, die versucht, mithilfe der Musik zu sich selbst zu finden.




10 Fakten zum neuen Album von Paul Weller : 1. Die Veröffentlichung von „On Sunset“, Paul Wellers fünfzehntem Soloalbum, liegt noch kein Jah...


10 Fakten zum neuen Album von Paul Weller:

1. Die Veröffentlichung von „On Sunset“, Paul Wellers fünfzehntem Soloalbum, liegt noch kein Jahr zurück, da gibt es bereits eine neue Platte: „Fat Pop (Volume 1)“ erscheint nur 10 Monate und 12 Tage nach seinem Vorgänger. Seinen persönlichen Rekord konnte Paul Weller jedoch nicht ganz brechen. Zwar lagen zwischen seinen ersten beiden Solo-Alben, „Paul Weller“ (1992) und „Wild Wood“ (1993), 12 Monate und 5 Tage, aber die ersten beiden Alben seiner Band The Jam, „In The City“ und „This Is The Modern World“, kamen 1977 von nur innerhalb 182 Tagen heraus. 

2. Einen weiteren Rekord konnte Paul Weller zuletzt einstellen: Ebenso wie John Lennon und Paul McCartney gelangen ihm Nummer Eins-Alben in fünf aufeinander folgenden Dekaden: „The Gift“, 1982 (The Jam), „Our Favourite Shop“, 1985 (The Style Council), „Stanley Road“, 1995, „Illumination“, 2002, „22 Dreams“, 2008, „Sonik Kicks“, 2012, und „On Sunset“, 2020.


 


3. Weder mit The Jam und The Style Council noch als Solokünstler erreichte Paul Weller die Top 10 der Album Charts in Deutschland. „On Sunset“ kam letztes Jahr bis auf Platz 11 - ob am 21. Mai sein erstes Top Ten-Album in Deutschland verkündet wird?

4. „Fat Pop (Volume 1)“ bietet 12 Songs in 38:58 Minuten. Damit ist sein sechzehntes Soloalbum auch sein kürzestes und unterbietet die 40:44 Minuten von „Heavy Soul“ (1997).


 


5. „Fat Pop (Volume 1)“ steht seit dem 14. Mai in den Plattenläden - und zwar als CD, Kassette und LP. Wem das reguläre Album zu kurz geraten ist, der kann zur 3 CD Box (Papersleeves in Stülpdeckelbox) bzw. zum Deluxe Vinyl Boxset (Heavy weight black 3 LP Clamshell Boxset) greifen: CD 1: Standard-Album, CD 2: Mid-Sömmer Music (Live in London 2020), CD 3: 6 Bonus-Tracks. 

6. Freunde der Schallplatte haben die Wahl zwischen black Vinyl, red Vinyl, yellow Vinyl, orange Vinyl und der Picture LP. Zudem gibt es ein stark limitiertes 7’’ Boxset (Heavy weight black 6x7" Lift-off Lid Boxset) von „Fat Pop (Volume 1)“.

7. Bei Metacritic stehen zwar erst 5 Reviews zu Buche, aber in diesen kommt „Fat Pop (Volume 1)“ auf 86/100 Punkten. Zusammen mit „A Kind Revolution“ ist dies der Spitzenplatz unter den Paul Weller Alben dieses Jahrtausends.

It’s to Weller’s credit that these more plaintive and introspective tracks sit so smoothly aside ‘Fat Pop’’s more playful experiments. It means that for the second time in less than a year he’s released a record that can sit safely among the best of his long career.
(NME)

Lean, precise and purposeful, its 12 tracks whistle by in little more than 35 minutes; its production, in keeping with the limitations of lockdown, is deliberately pared down. There are other flutters of experimentation – the title track is an unfastened groove that struts like Ian Dury on a mystical funk trip – but it’s the simple melodic strength that binds the songs together.

8. Die Aufnahmen fanden, wie „On Sunset“, im Black Barn Recording Studio in Surrey statt. Und auch das Produzenten-Team blieb identisch: Paul Weller selbst und Jan Kybert (Oasis, New Order, Björk).

9. „Cosmic Fringes“ und „Glad Times“ waren im Februar bzw. März die ersten Vorboten aus dem Album, „Shades Of Blue“ wurde im letzten Monat als erste Single aus „Fat Pop (Volume 1)“ ausgekoppelt und mit einem Video versehen:


 


10. Aktueller Stand bei den wieder und wieder verschobenen Deutschland.Konzerten:
23.05.22 Dortmund, FZW
24.05.22 Berlin, Huxleys
25.05.22 Hamburg, Docks
27.05.22 Köln, Live Music Hall
28.05.22 Frankfurt, Batschkapp


Und wieder eine Band, die vor einigen Jahrzehnten, als die Genrebezeichnungen Dreampop und Shoegaze noch taufrisch waren und man in zahlreic...


Und wieder eine Band, die vor einigen Jahrzehnten, als die Genrebezeichnungen Dreampop und Shoegaze noch taufrisch waren und man in zahlreichen Plattenläden neue Alben von Cocteau Twins, Curve oder Slowdive kaufte, als Geheimtipp gleich mit in die Einkaufstasche gewandert wäre. 

Katie Drew (Gesang, Keyboards) und Joey Cobb (Gitarre, Schlagzeug, Keyboards, Programming) stammen aus Preston, haben in London studiert und 2018 ihre erste Single veröffentlicht. Dann wurde Tough Love Records auf das Duo aufmerksam und sie konnten gemeinsam mit Jez Williams von der Band Doves in dessen Studio in Manchester gehen und sich unter professionellen Bedingungen an die Umsetzung ihrer eigenen Soundästhetik begeben. Denn neben den genannten Bands schlagen elektronische Klänge und Beats auch immer wieder den Bogen zu Portishead oder Burial.

„Day By Day“ sowie „Night Drive/Porta“ wurden letztes Jahr als Vorboten auf die erste Platte als limitierte 12’’ Singles veröffentlicht und positiv aufgenommen. Nun liegt das 10 Song starke Debütalbum der White Flowers vor, welches eine Atmosphäre erschafft, die mit Adjektive wie nebulös, düster, monochrom und ätherisch treffend umschrieben ist. 

„Day By Day“ ist als CD und LP (blue vinyl) erhältlich. Zudem gibt es bei britischen Plattenläden noch eine Dinked Version: white vinyl, bonus white 7” (2 non-album tracks), 14 page booklet/zine, hand numbered, fold-out sleeve and limited pressing of 600.


Sonically speaking, though, it appears instead to have taken most of its cues from the dream-pop canon. Comparisons with Beach House are inescapable on a level that goes much deeper than their boy-girl pairing and enigmatic aesthetic; everything from their woozy guitar tone and skyward synths to Katie Drew’s swooning vocals and the general sense of the ethereal on ‘Day by Day’ recalls the Baltimore outfit. (…)
The tracks are built to the same profile - swirling electronics, crisp percussion, cooed turns from Drew - with ‘Night Drive’ and ‘Stars’ in particular possessing the feel of quietly unsettling lullabies, ones that would have made White Flowers shoe-ins at Twin Peaks’ Roadhouse. In actuality, though, the most interesting moments emerge when they push beyond these self-imposed parameters; the sprawling soundscape of the title track, for instance, or the unpredictable, shape-shifting ‘Portra’, which evokes Portishead. This is a slick debut, albeit one that suggests better is to come if White Flowers can get out from under the weight of their influences.
(DIY)









In und rund um Manchester gibt es mehrere Orchester, diese heißen etwa The Hallé, The Manchester Camerata oder auch The BBC Philharmonic. Ab...


In und rund um Manchester gibt es mehrere Orchester, diese heißen etwa The Hallé, The Manchester Camerata oder auch The BBC Philharmonic. Aber keines nennt sich Manchester Orchestra, denn hierbei handelt es sich um ein Quartett aus Atlanta, das seit 2004 existiert und um Andy Hull (Gesang, Gitarre, Piano) zahlreiche Wechsel im Lineup zu verkraften hatte. Die bisherigen sechs Alben wurden in unterschiedlichen Konstellationen aufgenommen, auch wenn „The Million Masks Of God“ nun eben so wie sein Vorgänger „A Black Mile To the Surface“ (2017) im Zusammenspiel von Andy Hull mit Robert McDowell (Gitarre, Keyboards), Tim Very (Schlagzeug) und Andy Prince (Bass) entstand. Das lässt auf eine gute Platzierung bei Platten vor Gericht hoffen, denn „A Black Mile To The Surface“ verfehlte vor vier Jahren nur kann knapp das Treppchen und belegte mit 8,200 Punkten Platz 4.

Zwischen pastoralem, cineastischem Folkrock und opulentem, experimentellem Alternative Rock entfaltet „The Million Masks Of God“ nun seine majestätischen Schwingen und präsentiert sich auch hinsichtlich seiner Tonträger-Auswahl als titelverdächtig. Lässt man CD und Kassette einmal außen vor, gibt es folgende Varianten der Schallplatte zu kaufen: Black Vinyl, Moon White Vinyl, Marbled Blue Flame Vinyl, Light Blue Vinyl, Pink & White Colored Vinyl, Sea Blue Vinyl, Violet Vinyl, Transparent With Pink + Blue (Secret Glow In The Dark Jacket), Transparent With Pink + Blue (Secret Glow In The Dark Jacket) und White with Blue Jay Vinyl (180g LP enclosed in 36-page hard cover book containing lyrics, photographs and artwork from the album).


 


Jetzt ist mehr Schmerz im Spiel. Haupthintergrund ist der Tod des Vaters von Gitarrist Robert McDowell. Zur Aufarbeitung kommt es in ›Angel Of Death‹ mit energischem Beat, Post-Punk-Atmo und trotzerfülltem Aufbäumen im Refrain. Epische Wucht macht sowohl ›Keel Timing‹ als auch ›Bed Head‹ zum Ereignis.
Ausgleichend wirkt die Vorliebe für den sensiblen Tonfall eines Paul Simon, besonders in ›Telepath‹. Der finale Aufschrei in ›The Internet‹ erinnert an Michael Stipe. Produzentin Catherine Marks leitet in jeder Phase mit sicherer Hand und Feingefühl. Diese Band wird mit jedem Album besser.


 


Auch wenn einige Songs besonders herausstechen, entfaltet sich die ganze Magie des Albums nur beim kompletten Hören.
Ein solcher Song ist beispielsweise das druckvolle „Keel Timing“, das das Quartett Stück für Stück aufbaut, bevor es sich in einige Sekunden Introvertiertheit flüchtet, nur um am Ende nochmal richtig aufzudrehen.
Doch es sind nicht nur die fließenden Übergänge, die die Songs miteinander verbinden, sondern besonders die immer wiederkehrenden Zitate:
Sei es der an „Keel Timing“ anmutende Melodiebogen in „Bed Head“, dessen Zitat sich in eine gänzlich andere Richtung entwickelt, oder die Textzeile aus „Keel Timing“, das in völlig neuem musikalischem Gewand einen weiteren Auftritt in „Dinosaur“ hat.
Manchester Orchestra ist mit „A Million Masks Of God“ ein musikalisches Meisterwerk gelungen, an dem man noch lange seine Freude haben wird. Denn selbst nach mehrmaligem Hören eröffnen sich immer wieder neue Zusammenhänge, die manifestieren, mit welcher Akribie und Raffinesse Manchester Orchestra eine Lanze für das Format des Albums brechen.