Heute feiert "No Protection", das zweite Album von Massive Attack seinen 25. Geburtstag. Herzlichen Glückwunsch! Ein gu...

Revision: Massive Attack



Heute feiert "No Protection", das zweite Album von Massive Attack seinen 25. Geburtstag. Herzlichen Glückwunsch!

Ein guter Grund für uns, um nach Morrissey, U2, The Smashing Pumpkins, a-ha, Talk Talk und The Cure auch Massive Attack mit einer Revision zu ehren.


BLUE LINES

1991, Wild Bunch/Virgin (9 Songs, 45:04 Minuten)



Dirk:
1991 hörte ich hauptsächlich „Achtung Baby“ (U2), „Out Of Time“ (R.E.M.), „Leisure“ (Blur),  „The Beast Inside“ (Inspiral Carpets), „Seven“ (James), „Fox Base Alpha“ (Saint Etienne), „Screamadelica“ (Primal Stream), „Bandwagonesque“ (Teenage Fanclub), „Just For A Day“ (Slowdive), „Today Forever EP“ (Ride) und „Loveless“ (My Bloody Valentine).
Da gab es keinen Platz für eine Formation aus Bristol, die schleppende Beats mit Soul, Dub, Reggae und Rap kombinierte und das definierte, was später Trip Hop genannt werden sollte. Natürlich kannte ich von MTV das Video zu „Unfinished Sympathy“, aber bevor Shara Nelson die Straße herunter gegangen war, hatte ich meistens schon umgeschaltet. Auch im Nachhinein (und ich hatte schließlich bis jetzt 28 Jahre Zeit) habe ich „Blue Lines“ nicht zu schätzen gelernt und vergebe an einen Klassiker nur 

5,5 Punkte


Ingo:
1991 schlug mein Herz für Grunge. Wenn auf MTV das Video zu “Unfinished sympathy” lief, war es für mich eine ärgerliche Störung zwischen “Smells like teen spirit”, “Alive” und den anderen rockigen Hits dieses Jahres. Erst später war ich “reif” genug für Trip Hop und dieses fantastische Debüt. Die hypnotisierenden Rhythmen des Openers “Safe from harm”, der trockene Titel “Five man army” und “Daydreaming” sind nur drei Beispiele für die durchweg packenden Songs dieses Albums. “Blue lines” begründete ein Genre, welches erst etwas später mit “Trip Hop” auch einen Namen fand. Das Künstlerkollektiv The Wild Bunch war zum Zeitpunkt der Veröffentlichung schon Geschichte, aber aus diesem gingen neben Massive Attack auch der noch am Debüt beteiligte Tricky, Nellee Hooper (der u. a. zu Björks “Debut” beitrug”) und Andrew Vowles hervor. Dieser hatte bereits 1989 bei Neneh Cherrys Debüt “Raw like sushi” die Hände im Spiel. So viel Kreativität war kaum zu beherrschen, “Blue lines” kanalisierte zumindest einen Teil der Ideen und der Energie. Die Zeit hat diesem Album nicht geschadet. Hätte ich “Blue lines” 1991 gehört, wäre es mir bestenfalls 6 Punkte wert gewesen. 

Heute gibt es 8 Punkte.  


Oliver:
Meine musikalischen Lieblinge des Jahres 1991 waren Teenage Fanclub, Ned’s Atomic Dustbin, Blur, Chapterhouse, Pixies und vermutlich auch Nirvana. Von Massive Attack kannte ich bewusst nur Unfinished Sympathy und Safe From Harm. Dem kompletten Album widmete ich mich erst später – dafür aber umso intensiver.

8,5 Punkte


Volker: -


Gesamturteil: 7,333 Punkte





PROTECTION

1994, Circa/Virgin (10 Songs, 48:57 Minuten)



Dirk:
Bereits das Plattencover von „Protection“ zeigt einerseits eine Verbindung zu „Blue Lines“ und andererseits eine Weiterentwicklung auf: Der Bandname erscheint in der gleichen Schriftart (Helvetica Heavy Italic) und die Reste der früheren, nun verbrannten Plattenhülle sind noch zu sehen. 
Mit Tracy Thorn („Protection“) konnte eine neue interessante Stimme hinzu gewonnen werden, Craig Armstrong spielt Piano („Weather Storm“) und mit „Karmacoma“ gibt es einen hypnotisch-faszinierenden Song, der zu meinen fünf liebsten Massive Attack Songs zählt. Damit hatte „Protection“ für mich drei Highlights, die „Blue Lines“ nicht zu bieten hatte.

7 Punkte


Ingo:
Poppiger, ähnlich vielseitiger und verschleppter nutzt Massive Attack mit “Protection” die Tatsache aus, dass Trip Hop inzwischen tatsächlich einen Namen hat und im Mainstream angekommen ist. Auch 1994/95 hatte MTVs Playlist noch Einfluss auf mich. Zwischen Green Day, The Offspring, The Smashing Pumpkins, Soundgarden, Bush und anderen war die Single “Protection” zwar weniger störend als “Blue lines”, aber auch einfach einen Tick zu lahm, um mich zu packen. Inzwischen kann ich “Karmacoma”, “Spying glass”, “Heat miser” und “Euro child” durchaus etwas abgewinnen. An die Dichte des Debüts kommt das Album aber nicht heran. 

7 Punkte


Oliver:
Meine musikalischen Lieblinge des Jahres 1994 waren Oasis, Suede, Shed Seven, Gene – offensichtlich sehr brit-poppig. Die frisch betitelte Schublade Trip Hop war aber keinesfalls eine Parallelwelt. Britpop-Compilations enthielten durchaus Songs von Bands wie Portishead und auch Massive Attack. Karmacoma war da ein sehr beliebter Kandidat. Aber auch hier beschäftigte ich mich erst später mit dem kompletten Album.

8 Punkte


Volker: -


Gesamturteil: 7,333 Punkte





MEZZANINE

1998, Circa/Virgin (11 Songs, 635:29 Minuten)



Dirk:
Das erste Nummer Eins-Album von Massive Attack ist auch mein liebstes. Daher war es auch selbstverständlich, dass ich dieses Jahr zur Live-Aufführung in die Frankfurter Festhalle gefahren bin, vor allem da Elizabeth Fraser, die auf dem Album „Teardrop“, „Black Milk“ und „Group Four“ singt, mit auf Tournee war. Sehr spannend war zu hören, dass Massive Attack nicht nur ihr düsterstes Album spielten, sondern auch Songs, die dessen Entstehung beeinflussten und als Samples auf der Platte zu hören sind, wie etwas „10:15 Saturday Night“ von The Cure (in „Man Next Door“), „I Found A Reason“ von The Velvet Underground (in „Risingson“) oder „Rockwrok“ von Ultravox (in „Inertia Creeps“).

8 Punkte


Ingo:
Taucht dieses Album in irgendeiner Alben-Bestenliste des Jahres 1998 nicht auf? Das Album besticht durch seine homogene Grundstimmung und die Tatsache, dass jeder Song für sich ein Hit ist. 

9,5 Punkte


Oliver:
Meine musikalischen Lieblinge des Jahres 1998 waren Puressence, Belle & Sebastian, Pulp, Craig Armstrong und (taadaa!) Massive Attack. Stop! Craig Armstrong hat auch einen Tusch verdient – war er doch schon als Komponist und Arrangeur für einige Songs vom Vorgängeralbum Protection verantwortlich. 1998 bekam ich jedenfalls die massive Breitseite der Band und ihres Umfeldes ab – was sich auch in der Bewertung niederschlägt: 

9 Punkte


Volker: -


Gesamturteil: 8,833 Punkte





100TH WINDOW

2003, Virgin (9 Songs, 73:52 Minuten)



Dirk:
Obwohl mit Sinéad O’Connor eine meiner liebsten Stimmen dabei ist, kann sie es auch nicht wirklich heraus reißen, obwohl ihre drei Songs natürlich noch zu den Höhepunkten des Albums zählen. Der Alleingang von Robert Del Naja versucht fehlende Melodien durch Überlängen zu kompensieren (der kürzeste Song ist die Single „Special Cases“ mit über 5 Minuten), vieles pluckert düster vor sich hin, ohne die Klasse von „Mezzanine“ zu erreichen, und als Hörer fragt man sich, warum Damon Albarn, wenn man ihn schon einmal im Studio hat, nur kaum identifizierbare Backing Vocals hinzu steuern darf („Small Time Shot Away“).

6 Punkte


Ingo:
Und dann war da nur noch Robert Del Naja. Ohne Andrew Vowles, Grant Marshall und ohne Samples fehlen einige der Elemente, die Massive Attack auf den ersten drei Alben erfolgreich gemacht hatten. Trotz Gästen wie Horace Andy, Damon Albarn und Sinéad O’Connor wirkt “100th Window” wenig inspiriert und beiläufig. Den Eindruck eines Soundtracks wird das Album über die gesamte Spielzeit nicht los. Daher war Massive Attacks Beteiligung am Soundtrack zu “Danny The Dog” ein Jahr später auch ein logischer Schritt. Für “100th Window” gibt es von mir 

6 Punkte.


Oliver:
Es mäandert. Punktemäßig sind wir uns da einig.

6 Punkte


Volker: -


Gesamturteil: 6,000 Punkte





HELIGOLAND

2010, Virgin (10 Songs, 52:31 Minuten)



Dirk:
Obwohl Massive Attack auf den vier Vorgängern schon tolle Songs („Karmacoma“ oder „Teardrop“, „Inertia Creeps“) und wundervolle Gastsängerinnen (Elizabeth Fraser, Tracey Thorn, Sinéad O’Connor) zu bieten hatten, präsentierten sie uns das Highlight erst auf „Heligoland“: „Paradise Circus“ mit Hope Sandoval (Mazzy Star) - meine liebste Single aus dem Jahr 2010. Das nach der Insel Helgoland benannte Album ist das „organischste“ der Band und bietet zudem mit Tunde Adebimpe (TV On The Radio), Damon Albarn (Blur), Guy Garvey (Elbow) und Martina Topley-Bird sowie dem offensichtlich unverzichtbaren Horace Andy gleich eine ganze Armada an Gaststimmen auf. 

7,5 Punkte


Ingo:
Eigentlich wollte ich zu “Heligoland” voranstellen, dass sich dieses Album erfreulicherweise weniger nach Soundtrack anhört als “100th window”. Und schwupps wird mir beim erneuten Anhören bewusst, dass der Song “Paradise circus” der Titelsong zur BBC-Serie “Luther” ist.  Aber es ist der Titelsong und die Serie ist sehenswert. Tatsächlich enthält “Heligoland” fast durchweg vollwertige Songs und mehr Ideen als “100th window”. Vor allem die beeindruckende Liste der Gäste lässt die Vermutung von Eintönigkeit gar nicht erst aufkommen: Horace Andy ist wieder mit von der Partie, Damon Albarn, Guy Garvey, Hope Sandoval, Mazzy Star, Tunde Adebimpe von TV On The Radio und Martina Topley-Bird (die bereits mit Tricky gearbeitet hat, auch da schließt sich wieder ein Kreis) geben sich ebenfalls die Gesangsehre. An Instrumenten finden sich Musiker von Portishead, Beak und auch hier Damon Albarn. Die Grundstimmung des Albums erinnert über weite Strecken sogar an “Mezzanine”, aber zwölf Jahre später entfacht sie nicht mehr die gleiche Wirkung. Trotzdem ist “Heligoland” ein gelungenes Werk. 

7 Punkte


Oliver:
Sehr gelungenes und schön düsteres Album, welches allerdings nicht ganz an das “Frühwerk” heranreicht. “Splitting The Atom”, “Paradise Circus” und “Atlas Air” sind gern gehörte Höhepunkte und kurz habe ich überlegt, meine damals gezückte Note um einen halben Punkt zu erhöhen. Es bleibt aber bei…

7,5 Punkten


Volker: -


Gesamturteil: 7,333 Punkte


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