Heute und morgen schnell ein Beth-Doppelschlag: Zunächst die Französin Jehnny Beth, die eigentlich Camille Berthomier heißt. Mit ihrem Partner Johnny Hostile gründete sie das Duo John & Jen, bekannter ist sie als Sängerin der Band Savages und vor fünf Jahren erschien mit „To Love Is To Live“ ihr erstes Soloalbum, das bei Platten vor Gericht 7,833 Punkte erzielen und damit am Ende des Jahres auf Platz 16 landen konnte. Außerdem war sie in Radio und TV als Moderatorin aktiv, brachte zusammen mit Johnny Hostile ein Buch heraus, gründete ihr eigenes Label und spielte in Filmen („Anatomie eines Falls“) und Serien (aktuell ist sie in „Hostage“ auf Netflix zu sehen) mit.
„You Heartbreaker, You“ ist ihr zweites Soloalbum, das aber komplett in Zusammenarbeit mit Johnny Hostile entstand: Das Duo komponierte und produzierte gemeinsam, Jehnny sang, Johnny spielte Bass, Schlagzeug, Gitarre und Synthesizer. Heraus kamen 9 Songs, die sie in unter 28 Minuten quer durch Post-Punk, Elektrorock, Metal, Noise und Industrial zerren und dem Hörer zwischen den brachialen, lärmenden Attacken auf die Gehörgänge keine Verschnaufpause gönnen.
„I See Your Pain“ heißt der letzte Song - ob Jehnny Beth damit mich beim Durchstehen dieses Albums meint?
„You Heartbreaker, You“ ist über Fiction Records als CD und LP (black Vinyl, white Vinyl, black and white special effect Vinyl) erschienen.
Jehnny Beth in Deutschland:
22.10.25 München, Strom
26.10.25 Berlin, Kantine am Berghain
Für alle, die erwarten, dass sie es den Leuten nun ein wenig einfacher machen würde, hat Beth einen Magenschlag parat: Der erste Track „Broken Rib“ ist Industrial-Metal wie aus den Neunzigern: manisches Flüstern, tonnenschwere Riffs, panikerzeugende Geräusche. Ein Song, so komfortabel wie eine Wanderung in kurzen Hosen durchs Distelfeld.Und das ist erst der Anfang. Sie sei nicht gut für die Leute, stellt Jehnny Beth in einen Songintro fest, und belegt das mit „Obsession“, das TripHop im Tricky-Style mit Metal-Gitarren vermengt und kurz in einem Industrial-Inferno im Stil von Ministry aufflammt. In diesem Song taucht auch der Albumtitel auf: Jehnny Beth singt YOU HEARTBREAKER, YOU als kalter Rachengel. Wärme? Fehlanzeige. Stattdessen der Beinahe-Hardcore von „Stop Me Now“ oder „High Resolution Sadness“ – und am Ende ein Stück, das die Haltung des Albums perfekt zusammenfasst: „I See Your Pain“. Ein Album wie eine Zumutung.