„Omoiyari“ konnte sich Ende 2019 bei Platten vor Gericht den 8. Platz sichern und war mein persönliches Album des Jahres.
Dieses Kunststück wird Kaoru Ishibashi mit dem fünften Studioalbum seines Projektes Kishi Bashi nicht wiederholen können.
Denn auf „Kantos“ verabschiedet er sich vom symphonischen Folkpop des Vorgängers und experimentiert der Multiinstrumentalist mit tanzbarem, säuselndem Synthpop, der in seinen schlimmsten Momenten an Empire Of The Sun („Late Night Comic“) denken lässt. Schlimmer sind selbstverständlich noch die funky 70ies Disco-Songs, vor allem, wenn sie mit Bossa Nova-Rhythmen und Flöten angereichert („Analógico Brasil“), mit Saxofon bestückt („Lilliputian Chop“) oder mit Rap-Parts versehen werden („Make Believe“).
Und was soll „Escape From Knossos“sein, progrockender 80er Jahre Sci-Fi-Soundtrack? Und Dieter Bohlen singt entzückt im Falsett-Refrain von „Icarus IV“ mit, während er nach seinem VHS-Band von „Captain Future“ sucht.
Auf der Habenseite lassen sich der Kammerpop von „Call It Off“ und das an Hot Chip erinnernde „Colorful State“ verbuchen.
„Kantos“ ist als CD und LP (purple Vinyl, solar gold Vinyl) erhältlich.
Kishi Bashi in Deutschland:
19.11.24 Berlin, Hole44
21.11.24 Hamburg, Nochtspeicher
27.11.24 Köln, Gebäude 9
02.12.24 München, Backstage Halle
In seiner eigenen Musik werden die schwülstigen Streicherklänge zu Wächtern der Tanzfläche. „Tokyo Love Story (Love Story Wa Totsuzen Ni)“, das Bashi auf Japanisch singt, verpackt komplexe Akkorde in quirlige Gefälligkeit. Ein Song für verliebte Anime-Helden.Stärker ist „Make Believe“, ein lässiger Midtempo-Groove, der Daft Punk ein Lächeln auf die Roboterhelme zaubern würde. Der Bass springt von einer Oktave zur nächsten, eine Disco-Gitarre schrubbt dazu, dazwischen ein Rap von der Aktivistin Linqua Franqa: „If you’re cool with it then I’m cool with it.“ Eine Hymne an die Umgänglichkeit.
7 Comments
Leider stellenweise etwas gruselig. Verständlich, dass Kishi Bashi neue Wege probiert. Aber dieser ist ein Irrweg. Vielleicht kann ich diese Tour doch skippen. 7 Punkte
AntwortenLöschenIch werde auch passen, Ingo.
AntwortenLöschen5,5 Punkte
AntwortenLöschenSchade. 6 Punkte.
AntwortenLöschenMehr als 6 Punkte sind das leider nicht.
AntwortenLöschenSo befremdlich einige Songs sein mögen, eingepasst in sein Gesamtwerk ergibt es im Konzert Sinn: "Chiba Funk" ein Ausrufezeichen zum Start, "Colourful state" der Übergang zwischen "Carry on Phenomenon" und "I am the Antichrist to you", "Escape from Knossos" und "Icarus IV" (mein Favorit auf dem Album) werden als Rockoper mit griechischen Göttern an den Instrumenten und einem Icarus mit großen Flügeln mittendrin aufgeführt. Das mag auf größeren Bühnen einen Tick besser funktionieren als im Gebäude 9, traf aber den Nerv zwischen Irrsinn und Ironie. Mit "Hahaha Pt. 2" gelang selbst von dort die Rückkehr in die "Normalität" um dann in eine Dance Party während "Lilliputian chop" und "The ballad of Mr. Steak" zu münden. Erleuchtet durch diese Messe erhöhe ich auf 7 Punkte.
AntwortenLöschenÄh 7,5 Punkte
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