So verschwommen wie das Plattencover ist auch die Musik auf „Born Horses“. Mercury Rev zeigen sich auf ihrem aktuellen Studioalbum höchst d...

Mercury Rev - Born Horses


So verschwommen wie das Plattencover ist auch die Musik auf „Born Horses“. Mercury Rev zeigen sich auf ihrem aktuellen Studioalbum höchst diffus und verwischen Dreampop, Jazz, Psychedelic-Pop, SciFi-Soundtrack, Folk und Ambient miteinander. Dazu schichten Grasshopper & Co. wieder Soundschicht auf Soundschicht auf Soundschicht und lassen Sänger Jonathan Donahue selten seiner angestammten Arbeit nachkommen sondern vielmehr die Texte rezitieren. 

„I dreamed we were born horses waiting for wings“, lautet eine dieser geraunten Zeilen, die dem Album auch seinen Titel verlieh, und genau so wartet man als Hörer, während die 8 Songs sich ausbreiten und an einem vorbei strömen, darauf, dass einem Lied Flügel in Form eines griffigen Refrains wachsen, um einen zu packen und mitzureißen. Dies gelingt zumindest rhythmisch dem abschließenden „There’s Always Been A Bird In Me“.   

Fans von Mercury Rev wurden in den letzten Jahren nicht gerade verwöhnt: Das jüngste Album, „Bobbie Gentry's The Delta Sweete Revisited“ (2019) war lediglich ein Cover-Album mit mehr als einem Dutzend Gastsängerinnen, und für das letzte wirkliche Album der Band („The Light In You“) muss man weitere vier Jahre zurück gehen. 
Und nun dieser ungewöhnliche Trip, der aber zumindest bei Metacritic auf einen Metascore von 80/100 Punkten kommt. 

Born Horses“ zeigt die auf vier Mitglieder zusammengeschrumpften Mercury Rev (Jonathan Donahue, Grasshopper, Jesse Chandler und Marion Genser) und ist als CD und LP (black Vinyl, red & white Swirl Vinyl) erschienen. 


 


Die musikalische Grundanordnung auf BORN HORSES: Jonathan Donahue singt nicht, er spricht, mit seiner hohen, nicht sehr voluminösen Stimme, in Hallgetränkt. Er klingt dabei wie ein Märchenerzähler, der nichts Gutes im Schilde führt, ganz ähnlich wie David Tibet von Current 93.
Die Musik dazu hat sich Grashopper ausgedacht: kitschiger Großstadtjazz, mit Disney-Streichern, wirbelndem Schlagzeug, Chören und einer Trompete, die nächtliche Melodien spielt. Das ist einerseits Erbauungskitsch und komplett over the top, anderseits können einen Stücke wie „Ancient Love“, „Your Hammer, My Heart“ oder „Born Horses“ in Momenten erwischen, in denen diese Nachtfalkenromantik auf direktem Weg ins Herz schießt. Und sich dort festbeißt. 





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