Legen wir das neue Album von Bright Eyes auf, jedoch nicht die D-Seite der Doppel-LP ( Black Vinyl, Red & Orange Splatter Vinyl oder Gh...

Bright Eyes - Five Dice, All Threes


Legen wir das neue Album von Bright Eyes auf, jedoch nicht die D-Seite der Doppel-LP (Black Vinyl, Red & Orange Splatter Vinyl oder Ghostly Blue Vinyl), denn auf dieser befindet sich ein Etching: „Five Dices“ ist der gewohnte Sound-Collagen-Einstieg (fallende Würfel und Stimm-Samples ziehen sich übrigens durchs komplette Album), es folgt das beschwingte „Bells And Whistles“, das seinem Titel alle Ehren macht, denn es wird auch ausführlich gepfiffen. Glöckchen wären mir ja lieber gewesen. „El Capitan“ galoppiert in Richtung einer Mariachi Band, deren Zusammentreffen nach 3 Minuten Wegstrecke wird ausführlich gefeiert, „Bas Jan Ader“ schunkelt sich zu Banjo- und Piano-Klängen in den Gehörgängen fest. Als Piano-Ballade startet „Tiny Suicides“, bei der jemand im Studio das Einfügen eine Lap Steel Guitar und jazzige Bläser für eine gute Ideen hielt, am Ende hört man jemanden laut schluchzen, vermutlich wegen der Lap Steel Guitar und der Bläser. 

Zeit zum Umdrehen der ersten Platte: „All Threes“ ist ein Duett mit Cat Power und kommt dem Psychedelic-Pop der Flamping Lips ziemlich nahe, ein kurzer jazziger Piano-Ausflug inklusive. Mit dem Garagenrocker von „Rainbow Overpass“ überraschen Bright Eyes komplett und man würde den Song eher dem Oberstschen Nebenprojekt Desaparecidos zuschreiben wollen. Nun folgt der beste Songs des Albums, „Hate“, der auch auf „Digital Ash In A Digital Urn“ von 2005 eine gute Figur abgegeben hätte und hier als Cliffhanger dienen soll. 

Ach, einen lege ich noch nach, denn „Five Dice, All Threes“ bietet auch noch ein Duett mit Matt Berninger von The National („The Time I Have Left“). Und vielleicht ist doch „Trains Still Run On Time“ das Albumhighlight…

Bright Eyes in Deutschland:
14.11.24 Köln, Carlswerk Victoria
15.11.24 Berlin, Tempodrom
16.11.24 Wangels, Rolling Stone Beach


 


Insgesamt 13 teils sehr unterschiedliche Tracks umfasst das neue Bright-Eyes-Album, ein möglicher Oberbegriff für das stilistische Sammelsurium ist wohl “Folkrock”. Nach diversen anderen Solo-, Band- und Projekt-Unternehmungen wie Monsters Of Folk (mit M. Ward, Mike Mogis und Jim James), Better Oblivion Community Center (mit Phoebe Bridgers), Desaparecidos und Mystic Valley Band kehrt Conor Oberst immer mal wieder zu seinen Ursprüngen zurück (das bisher letzte Bright-Eyes-Werk Down In The Weeds, Where The World Once Was stammt von 2020, davor war sogar neun Jahre Sendepause). Und das ist gut so.


 


Was "Five dice, all threes" aber so besonders bunt macht, ist der Band-and-friends-Vibe, der überall spürbar ist. Das kann erst melancholisch wirken, wenn "The time I have left" als Klavierballade mit Matt Berninger von The National beginnt, dann aber reichlich unernst mit Stimmmanipulation gespielt wird und beide nach gut vorstellbaren drei, vier Gläsern Wein am Ende ein Shalala anstimmen. Oder als jazzig-verträumtes Duett mit Cat Power in "All threes", das behauptet, Jesus wäre in einem Cagefight gestorben und Oberst würde Elon Musk bei einem Würfelspiel in einer Gasse umbringen. Da sind dann wieder diese Lyrics, die man auch in einem ziellosen Gespräch mit einem guten Freund erwarten würde. Und selbst der aufkommende Pessimismus wirkt 2024 positiver als je zuvor, weil er zusammen als Chor auf "Tin soldier boy" erscheint und runtergeschmettert wird: "Our days are numbered / Hear the countdown!" Allgemein gibt es ganz viel gemeinsames Singen und damit verbunden auch Mitsing-Vibe auf dem Jubiläums-Album.





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