Vor zwei Jahren veröffentlichten Susanne Freytag und Claudia Brücken ihr Album „ The Heart Is Strange “ unter dem Namen xPropaganda, da die ...

Propaganda - Propaganda


Vor zwei Jahren veröffentlichten Susanne Freytag und Claudia Brücken ihr Album „The Heart Is Strange“ unter dem Namen xPropaganda, da die Namensrechte für Propaganda weiterhin bei Ralf Dörper, der die Band 1982  in Düsseldorf gründete, und Michael Mertens liegen. Die ursprüngliche Besetzung (zusätzlich mit Andreas Thein) hielt nur bis 1987, denn kurz nach der Veröffentlichung von „A Secret Wish“ (1985) sollte es schon zu Rechtsstreitigkeiten mit ihrem Label (ZTT) kommen. Beim Nachfolger „1234“ (1990) war eigentlich nur noch Michael Mertens, der aber auch einige gemeinsame Kompositionen mit Ralf Dörper sowie die Stimme von Susanne Freytag auf zwei Songs nutzte, Teil ein neu aufgestellten Version von Propaganda.

Für Trevor Horn traten vier Fünftel des Original-Lineups 2004 noch einmal live auf, sporadische Konzerte in unterschiedlichen Konstellationen folgten. 2013 verstarb Andreas Thein. Danach gab es gemeinsame Kooperationen der beiden Damen unter den Namen Duel bzw. xPropaganda, sowie der beiden Herren, die seit 2015 Ideen austauschten und erstmals im Mai 2024 einen gemeinsamen neuen Song als Propaganda veröffentlichten. 

Als Sängerin für „Propaganda“ fand das Duo die Britin Thunder Bae, ein weiterer Mitstreiter ist der Komponist und Pianist Volker Bertelmann, der unter dem Künstlernamen Hauschka bekannt ist. Die 8 Songs des Albums bewegen sich zwischen Synthpop, der sowohl mit 80ies Touch („Purveyor Of Pleasure“) als auch modernerem Klangbild („They Call Me Nocebo“) aufwarten kann, düsteren Trip Hop („Distant“) und cineastischem Elektropop („Love:Craft“). Ein Song, das dramtische, über 7 Minuten dauernde „Dystopian Waltz“, bleibt instrumental, ein weiteres Lied ist eine Coverversion: „Wenn ich mir was wünschen dürfte“, eine Komposition von Friedrich Hollaender für den Film „Der Mann, der seinen Mörder sucht“ (1931), die von Marlene Dietrich eingesungen wurde.
  
„Propaganda“ ist über Bureau B als CD und LP (black Vinyl, yellow Vinyl, blue Vinyl) erschienen, die limitierten Auflagen als Doppel-CD und -LP bieten fünf zusätzliche Songs: „Not Good For You“, „Solace In Sin“, „World Out Of Joint“, „I Feel Mysterious“ und „The Calling“.

„The Heart Is Strange“ kam 2022 auf 7,250 Punkte. Diese wird „Propaganda“ überbieten müssen, damit Propaganda besser dasteht als xPropaganda.


 


Propagandas Grundidee, Kraftwerk und Wagner zu fusionieren, wurde mittlerweile enorm erweitert: Mertens schichtet gut abgehangene Sounds aus Klassik und Krautrock, Ambient und New Wave übereinander, mischt Orchester-Instrumente mit aufgepumpten Beats und flottiert zwischen Minimalismus und maximaler Opulenz. Es tönt düster und erhaben. Die unterschiedlichen Elemente verschmelzen zu einer klaren, fließenden Soundstruktur, deren Melodien schnell in den Gehörgängen kleben bleiben.
Sein Partner ist weniger verschmust. Eher ein klinisch kalter Diagnostiker privater und politischer Prozesse. Dörpers Großstadtpoesie kündet von Gesellschaftskritik („Tipping Point“), Nabelschau („Distant“) oder Sex und Sünde („Purveyor Of Pleasure“). Das obligatorische Gitarrensolo stammt nicht von David Gilmour, sondern vom wohl besten heimischen Saitenvirtuosen Marcus Wienstroer. Wie überhaupt alles an dieser Platte „Made in Düsseldorf“ ist: Artwork, Videos, Fotos (im Nordpark), Mastering (Kai Blankenberg) etc.
Gastsängerin Thunder Bae verpasst den betagten Herren eine gehörige Frischzellenkur. Sie ist mit einer so wandelbaren wie ausdrucksvollen Stimme gesegnet. (…)




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