Chris Martin sprach in einem vielfach zitierten Interview über das Ende von Coldplay, jedoch ist wohl bisher niemandem aufgefallen, dass er sich dabei versprochen hat - außer mir!
„Wir werden nur zwölf richtige Alben machen, das meine ich ernst. Ja, ich verspreche es,“ wird der Sänger beispielsweise im Spiegel zitiert. Später wird noch auf ein älteres Interview verwiesen, in dem er ebenfalls über das Ende von Coldplay und das Danach sprach: „Zugleich deutete er mögliche Kollaborationen mit seinen Bandkollegen Jonny Buckland, 47, Guy Berryman, 46, und Will Champion, 46, an. Das Ergebnis würde sich aber sehr von Coldplay unterscheiden.“
Was Chris Martin aber eigentlich sagen wollte, war: „Wir haben nur vier richtige Alben gemacht, das meine ich ernst.“ Und eine Erklärung für die Belanglosigkeiten, die nach „Parachutes“ (2000), „A Rush Of Blood To The Head“ (2002), „X&Y“ (2005) und „Viva La Vida Or Death And All His Friends“ (2008) noch folgen sollten, liefert er auch: Kollaborationen mit den Bandkollegen Jonny Buckland, 47, Guy Berryman, 46, und Will Champion, 46, deren Ergebnis sich aber sehr von Coldplay unterscheidet.
Nun ist also geklärt, dass es sich bei den folgenden sechs Alben um die Martin Buckland Berryman Champion Collaboration, kurz MBBCC, handelt und strikt vom restlichen Oeuvre der Band zu trennen ist.
Die aktuellen Ergebnisse dieser Kollaboration, die sich erneut sehr von Coldplay unterscheiden, sind ein Aufguss der Ideen aus dem Jahr 2021: Es dreht sich erneut um Himmelskörper, so dass von „Music Of The Spheres Vol. II: Moon Music“ fabuliert wird, die Produzentenriege ist ähnlich geblieben (Max Martin, Oscar Holter, Bill Rahko), ebenso wie das Konzept der Gastmusiker aus den Bereichen Electronic (Jon Hopkins), Hip Hop (Little Simz) und internationaler Pop (Ayra Starr, Elyanna) sowie beliebiger GRoß- uNd klEinschrEibunG oder wörteraneinanderreihung bei den Songtitel oder deren Austausch gegen Emojis. So heißt der Song „Alien Hits / Alien Radio“ beispielsweise „🌈“ und ist fast in einem Atemzug zu nennen mit solchen Großtaten wie „🪐“, „✨“ oder auch „🌎“. Eigentlich erstaunlich, dass MBBCC bisher keinen Song namens „🌈“ hatten, oder? Und sie werden sich sicherlich ärgern, dass sie „Music of the Spheres II“ bereits auf dem Vorgänger verbraten und den Song mit „🌎“ abgekürzt zu haben, jetzt da das letzte Lied auf „🌜🎶“, äh „Moon Music“, nun „One World“ heißt.
Zumindest die physische Veröffentlichung von „Moon Music“ ist rekordverdächtig: Es wird als weltweit erstes Album als 140g EcoRecord rPET LP veröffentlicht. Das bedeutet: Jedes Exemplar enthält neun recycelte PET-Kunststoffflaschen, die aus Haushaltsabfällen gewonnen wurden. Auch bei der CD-Produktion werden neue Nachhaltigkeitsstandards gesetzt. Die Schallplatte gibt es in vier Eco Vinyl Varianten: blue, red, pink und yellow. Der 🌈 wäre also fast erreicht.
Laut den Plattenkritiken ist „Moon Music“ nicht der Topf voll Gold am Ende des 🌈. Bei Metacritic stehen derzeit 60/100 Punkten für das sechste Album von MBBCC zu Buche.
Somehow indulgent and featherlight at once, Coldplay’s 10-track ode to the Unifying Power of Love feels like psychedelia as imagined by a man whose drug of choice is vanilla extract. Songs are lyrically underwritten, pretentiously packaged, and too often bookended by stretches of lilting, soporific ambience. (…)It’s hard to criticise Moon Music without sounding like a miserable cynic, given the album’s bald-faced ethos of goodwill and positivity. But love is a complicated thing, and it requires more eloquence than Martin and co are able to provide.
Along the way, it uses different stories to complete its mission – and approach the subject of love from different angles. On the euphoric ‘feelslikeimfallinginlove’, Martin ignores the possibility of heartbreak, throwing himself deep into a new romance. The acoustic guitar-driven ‘Jupiter’ comes from the opposite side of things – repression rather than liberation, taking its title from the name of a woman who “wasn’t free to be exactly who she ought to be” and “longed to be herself or die”. (…)‘Moon Music’ uses these tales to centre other voices and other lives. The disco groove of ‘Good Feelings’ finds Martin swapping verses with rising Afrobeats singer Ayra Starr. Both narrate the memories of a couple separated by the sea, focusing on the good times past rather than the anxiety of their current moment. (…)By the album’s end, Martin is on the other side – determined to keep holding on. “Whether it rains or pours, I’m all yours,” he promises another over the Beatles-esque piano of penultimate track ‘All My Love’. It’s a beautiful 180 from the way ‘Moon Music’ starts and, as Coldplay’s last “proper” single, a fitting finale of sorts for the band. As the album’s closing track says, “in the end, it’s just love” – what better note could Coldplay’s swan song begin on?(NME)
Gut erkannt, toll vorgestellt, Dirk! Ich hoffe es gibt hier keinen Streit darüber, ob eine aus PET-Flaschen hergestellte Coldplay Platte Up- oder Downcycling ist. Ich finde das Album weniger schlimm als einiger der Alben nach 2008. Daher 5,5 Punkte
AntwortenLöschenIch zücke sogar die 6,5 Punkte-Karte.
AntwortenLöschenSterbenslangweilig. 5 Punkte
AntwortenLöschenAm aller aller schlimmsten sind die Momente, in denen man daran erinnert wird, was das einmal für eine tolle Band war. 5,5 Punkte
AntwortenLöschenMit was richtig Tollem rechne ich da auch nicht mehr, leider. 6
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