Die Veröffentlichung von „Moon Shaped Pool“ liegt bereits mehr als 8 Jahre zurück. Da muss man als Radiohead-Fan eben nehmen, was man bekomm...

The Smile - Cutouts


Die Veröffentlichung von „Moon Shaped Pool“ liegt bereits mehr als 8 Jahre zurück. Da muss man als Radiohead-Fan eben nehmen, was man bekommt, zum Beispiel „Anima“ (2019) oder „Earth“ (2020), die Solo-Alben von Thom Yorke bzw. Ed O’Brien. Dann schlugen 2022 The Smile auf, das Projekt der Radiohead-Mitglieder Thom Yorke und Jonny Greenwood mit dem Schlagzeuger Tom Skinner. Seit 2021 spielte das Trio Konzerte, im Mai 2022 veröffentlichten sie „A Light For Attracting Attention“ und fanden während weiterer Auftritte auch noch Zeit und Lust für den Nachfolger, der im Januar diesen Jahres erschienen ist.

Offensichtlich blieben am Ende der Sessions in den Abbey Road Studios mit dem Produzenten Sam Petts-Davies neben den 8 Songs von „Wall Of Eyes“ noch einige Lieder übrig oder unvollständig, so dass diese seitdem fertiggestellt und nun als „Cutouts“ nachgeschoben wurden. So ähnlich waren Radiohead vor mehr als zwei Jahrzehnten mit „Kid A“ und „Amnesiac“, zwischen deren Veröffentlichung sogar nur 7 Monate lagen, schon einmal verfahren. 

Der atmosphärisch-ruhige Einstieg in „Cutouts“ mit „Foreign Spies“ und dem von Streichern und Akustikgitarre geprägten „Instant Psalm“ lässt tatsächlich ein wenig an „Amnesiac“ denken. Dem mangelt es etwas an schnelleren, rockigen Songs, ein Fehler, den The Smile Dank „Zero Sum“ und „Eyes & Mouth“, die beide eine jazzige Note mit einbringen, sowie „The Slip“ und „No Words“ nicht wiederholen. 


 


„Cutouts“ ist als CD, Kassette und LP (black Vinyl, white Vinyl) erhältlich. Bei Metacritic ist ein leichter Rückgang des Metascores auf hohem Niveau zu sehen: „A Light For Attracting Attention“ erreichte 86/100 Punkten, „Wall Of Eyes“ kam auf 83/100 und „Cutouts“ steht aktuell bei 82/100.


 


Es ist der luftige State-Of-The-Art-Sound, das Know-how und die Arbeitsweise, die einen wohlig an Can denken lassen. Das Prinzip Bereicherung statt Konkurrenz prägt auch The Smile: Die Männer musizieren gemeinsam und gleichberechtigt. Manche Passagen klingen improvisiert und – auch das war typisch für die Kölner Pioniere – wie in einem einzigen Take aufgenommen. So sehr werden diese reichen, vor Ideen strotzenden CUTOUTS durch Spielfreude und gegenseitige Inspiration bestimmt, dass eine Rückkehr zu Radiohead langsam fraglich wird.


 


Zu große Kunstfertigkeit degradiert den Hörer zum Empfänger und Bewunderer. Manchmal, etwa bei „Bo­dies Lau­ghing“ – mit „Colours Fly“ und „Zero Sum“ einer der besten Songs von „Cut­outs“ –, ist das sogar sehr angenehm. ­Yorkes markante Kopfstimme verliert sich in einem Labyrinth aus Gitarren-Arpeggios, der Rhythmus ist ein arabeskes Drängen, Keyboardflächen heben und senken sich wie fliegende Teppiche. (…)
„Cut­outs“ entführt einen eher in imaginäre schwebende Landschaften. Trotzdem: Auch das dritte Album von The ­Smile ist wieder absolut hörenswert. Man sollte allerdings ein Faible fürs kosmisch Entrückte haben.




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