Real Estate - The Main Thing

Unauffälliges, durchschnittliches Dahinplätschern. So lauteten die zusammengefassten verbalen Urteile der Plattenrichter vor drei Jahren zu „In Mind“, dem vierten Album von Real Estate. Oder in Punkten ausgedrückt: 5,75. 

Offensichtlich waren die harschen Kritiken hier für das Quintett aus Ridgewood , New Jersey, Grund genug, um sich in den Alkohol zu stürzen. Als Ergebnis präsentierten sie in Zusammenarbeit mit der Echo Echo Wine Company ihren eigenen „Signature Wine“ namens „Reality Estates“, der folgendes Bouquet verspricht: Aromas of blackberries and dark cherries in tune with black pepper. Flavors of Satsuma plum, dark chocolate, with medium body and light, silky tannin’s. 

Dementsprechend berauscht starteten sie auch die Arbeiten zu ihren 13 neuen Songs, die 49 Minuten laufen und unter dem Titel „The Main Thing“ veröffentlicht wurden. Ob es das Versprechen auf eine Weinprobe war, das Amelia Meath (Sylvan Esso), Matt Barrick (The Walkmen) und Aaron Johnston (Brazilian Girls) zur Unterstützung ins Studio lockte? Das musikalische Bouquet von „The Main Thing“ lässt sich als wohl temperierten Janglepop mit einer sanft-träumerischen Streicher-Note und einem souligen Sixties-Abgang umschreiben.

Mit nonchalanter Melancholie beginnt „"The Main Thing": Schwelgerisch schön steigert sich der Eingangstrack "Friday" zu einer Indie-Hymne Marke The Shins, Yo La Tengo oder Death Cab For Cutie.
Mit solchen tagträumenden nach den Sixties und Sommerabenden duftenden Songs geht es weiter, der Titeltrack des Albums ist dann schließlich laut Martin Courtney die "inspirative Hymne für jeden, der sich in einer existentiellen Krise" befände. Psychedelisch-psychologisch sozusagen.
Wie das gesamte Album so ist auch dieser Song wahrer Soul, Seelenfutter für Tage an denen man dringend etwas braucht, das einem Geborgenheit und Glück gibt – und das abseits von nervenden Motivationssprüchen oder leerem Kitsch.
(Tonspion)

Real Estate drehen ihren Sound nicht auf links, die Indie-Pop-Koordinaten bleiben stabil. Aber beinahe jedem der 13 Lieder liegt eine Idee zugrunde, die den Sound nach vorne bringen soll. So elegant groovy wie auf „Paper Cup“ klang die Band noch nie, Amelia Meath von Sylvan Esso ist als Gastsängerin dabei, Congas und Streicher sorgen für Soul-Atmosphäre, das Stück klingt wie Curtis Mayfield in Watte, was als Kompliment gemeint ist.
(musikexpress)