Bianca Cassidy sprechsingt mit krächzender Stimme irgendetwas über Dämonen, Teufel und Schamanen, dazu pluckert ein Beat, knarzt eine Gi...

CocoRosie - Put The Shine On


Bianca Cassidy sprechsingt mit krächzender Stimme irgendetwas über Dämonen, Teufel und Schamanen, dazu pluckert ein Beat, knarzt eine Gitarre, klimpert ein Klavier, heult eine Sirene, zwitschern Vögel und wird ein Blechblasinstrument malträtiert, während Sierra Cassidy dramatisch um Gnade fleht und dies mit opernhaftem Belcanto-Gesang untermalt. 
Willkommen in der ebenso wundervollen wie wahnsinnigen Welt von CocoRosie!

Wir befinden uns gerade erst am Ende von „Mercy“, einem von 12 neuen Stücken, die uns CocoRosie auf ihrem siebten Album präsentieren. „Put The Shine On“ ist eine kunterbunte Revue, eine spinnerte Spielwiese an schrägen Ideen, ein innovatives Sammelsurium an unterschiedlichen Stilen sowie Instrumenten (oder was die Cassidy-Schwetsern dafür halten) und herrlich verrückt wie wir es uns von CocoRosie erhoffen. Man weiß gar nicht, wofür man sie mehr lieben muss, den wunderbaren Hit „Restless“ oder die Idee, mitten in diesem Song einen Hahn krähen zu lassen.




Manche Menschen ziehen eine Wurzelbehandlung einem CocoRosie-Album vor. Lieber ein kurzer Schmerz als nerviges Gezappel auf Albumlänge. Derartige Aversionen sind dem kindlichen Spieltrieb der beiden Schwestern zuzuschreiben, die als CocoRosie seit 16 Jahren gemeinsam musizieren.  (…)
Andernorts rappelt und zappelt es immer noch im Karton, wie eine Montessori-Klasse auf Zucker. Doch das Leben und seine Prüfungen verleihen den Songs der Schwestern eine Schwere, die ihnen gut ansteht. Nach fünf Jahren Absenz hat sich innerfamiliär und thematisch einiges auf gestaut. Von psychischen Erkrankungen und Scheidungen ist die Rede, und die Mutter der Schwestern ist gestorben. Noch auf dem Totenbett hat sie für den Song Ruby Red einen finalen Gastbeitrag eingesungen. (…)
Sosehr ihr Stilmischmasch manchmal fordern mag, über die volle Distanz erblüht daraus auf Put the Shine On wieder eine eigene Ästhetik, eine eigene Schönheit. (…)
Wer da immer noch lieber zum Zahnarzt geht, dem ist echt nicht mehr zu helfen. Ein schönes Album.
(Der Standard)






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