Wann wäre eigentlich der passende Zeitpunkt gewesen, um Mando Diao aufzulösen (von Seiten der Band) bzw. zu ignorieren (als Musikfan)? Während Gustaf Norén, Gründungsmitglied/Sänger/Gitarrist der Band, fand, dass es nach dem obskuren Nebenprojekt Caligola und dem siebten Album „Ælita“ nun wirklich gut sei, halten die Fans in Schweden und Deutschland Mando Diao auch weiterhin die Treue, auch wenn die Spitzenpositionen der Charts zuletzt nicht mehr erreicht werden konnten. Mit „Good Times“ schafften sie es vor zwei Jahren gerade noch die Top Ten ihrer Heimat zu erreichen, während diese hierzulande knapp verfehlt wurden.
Den richtigen Zeitpunkt haben aber sowohl Mando Diao als auch ihre Fans verpasst, denn nach „Give Me Fire!“ (2009) hätte am besten jemand gezündelt, damit uns der schwedisch sprachige Folk von „Infruset“, den Synth-Pop-Quatsch von „Ælita“ und auch der dröge Rock von „Good Times“ erspart worden wäre. Wie ich darauf komme und was all diese Platten eint? Auf ihren Plattenhüllen sind jeweils nackte menschliche Oberkörper (und mehr) zu sehen. Ist das ein versteckter Hinweis, der uns sagen will „Lasst die Finger von Mando Diao Alben mit entblößten Körpern“? Ja, genau so ist es.
Kommen wir zu „Bang“ und der Frage, ob auch das kürzlich erschienene neunte Alben der Schweden in diese Kategorie zu zählen ist. Und erneut ist die Antwort ein deutliches „Ja“, auch wenn diese Tatsache mit einem durchnässten Hemdchen zu verschleiern versucht wird. Vermutlich wurde hier nur ein kleiner Ausschnitt aus einem Foto genommen und drumherum sind eigentlich massenhaft nackte Menschen zu sehen! Denn der altbackene, wenig abwechslungsreiche aber zumindest druckvolle Rock von Björn Dixgård, ebenfalls Gründungsmitglied/Sänger/Gitarrist der Band, und Kollegen kann nur wohlwollen als zeitlos, erdig, direkt oder dreckig bezeichnet werden.
Rock’n’Roll-Riffs und Leidenschaft. Es gibt Schreisingsang an vielen Ecken und Enden und Derivate aus dem Bluesrock der 70er-Jahre hier, eine Ballade ist auch dabei, verschleppt, hymnisch („Long Long Way“). Aktuelleren Entwicklungen der Rockmusik verweigern sich Mando Diao doch hörbar. (…)
Über ein paar Umwege sind Mando Diao inzwischen bei einer feinen Parodie dessen angekommen, was sie in ihrem ersten Rockleben produzierten (…).
(musikexpress)
"BANG" gerät definitiv wilder als die letzten Veröffentlichungen, die Band definiert den Begriff jedoch auch vollkommen anders als zu Zeiten ihres Debüts. Ja, sie erhöhen die Anzahl der Rock-Riffs und wagen sich an alte, verstaubte Zerr-Pedale, unsauber gespielte Akkorde und aggressiv klirrende Becken sind jedoch nicht aufzufinden. Im Laufe ihrer Bandgeschichte weicht die emotionale, barbarische Kreativität dem erotischen Rhythm-Fanatismus mit simplen, exakten Drums, einem kompakten Bass und abgestoppten Gitarren-Riffs. Eine Entwicklung, wie sie auch die Arctic Monkeys vollzogen haben, nur, dass Alex Turner nicht schreit.
(laut)
Mando Diao unterwegs:
22.11.19 Hamburg – Sporthalle
23.11.19 Wiesbaden – Schlachthof
24.11.19 AT-Wien – Arena
26.11.19 CH-Zürich – Xtra
28.11.19 Dresden – Alter Schlachthof
29.11.19 München – Tonhalle
30.11.19 Köln – Palladium
01.12.19 Berlin – Columbiahalle
5,5 Punkte
AntwortenLöschenWesentlich weniger schlimm als befürchtet. Da meine niedrigen Erwartungen übertroffen wurden, gibt es 6 Punkte.
AntwortenLöschenMando Diao haben leider den richtigen Zeitpunkt für ihre Auflösung verpasst. 5 Punkte
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