Mittlerweile ist es so, dass ich vor einem neuen Album von Coldplay (und in dieser Woche hat die Gerüchte-Küche zu brodeln begonnen oder ist die Promo-Machinerie langsam angelaufen) regelrecht Angst habe: Kann es noch seichter und beliebiger werden? Wann habe ich zuletzt ein Album von Chris Martin & Co. mit Freude gehört? War es „Viva La Vida“ und habe ich die drei folgenden Alben zusammen so oft gehört wie diese 2008 erschienene Platte, die schon qualitativ nicht mehr an die ersten drei Alben von Coldplay heran reichen konnte? Was ist nur aus dieser tollen Band geworden?
Vermutlich wäre ich schon froh, wenn ich auf dem nächsten Album von Coldplay ein an sie erinnerndes Kleinod wie „When We Were Young“ entdecken könnte. Der Song stammt vom morgen erscheinenden Debütalbum eines australischen Duos namens Hollow Coves, das mir bisher unbekannt war, aber mit ihren ersten Songs wie „These Woods“ oder „These Memories“ viele Millionen Aufrufe bei YouTube generieren konnte. Mit 4 weiteren Songs befinden sich diese beiden Lieder auf dem 2017 veröffentlichten Mini-Album „Wanderlust“. Das von Chris Bond (Ben Howard, Xavier Rudd) produzierte „Moments“ liefert 11 neue Songs: Neben weiteren Coldplay-Assoziationen („Anew“, „Adrift“, „Notions“) bieten Ryan Henderson und Matt Carins akustischen Folk-Pop, der wahlweise mit Adjektiven wie zart, intim, unaufgeregt, beseelt, getragen, gefühlvoll oder bodenständig versehen werden kann.
Auch in Deutschland ist man schon auf Hollow Coves aufmerksam geworden, denn einige der im November anstehenden Konzerte sind bereits ausverkauft (München, Hamburg, Köln)oder wurden in größere Hallen hochverlegt (Berlin):
01.11.19 - Berlin, Frannz Club
02.11.19 - Leipzig, Naumanns
04.11.19 - Zürich, Dynamo
05.11.19 - Frankfurt, Nachtleben
08.11.19 - München, Folks
13.11.19 - Hamburg, Nochtspeicher
15.11.19 - Köln, Artheater
Auf „Moments“ werden uns 11 Songs präsentiert, die auf den ersten Blick ohne besondere Höhen und Tiefen auskommen. Es wird auf die ganz großen Momente verzichtet, auf das pompöse Getöse und die sich zuspitzenden Chöre. Dafür wird mit zuckersüßen Melodien, zurückhaltender Bandbegleitung und einem Ohrwurm am nächsten die Dose der kleinen Hymnen geöffnet, die sich kaum mehr schließen lässt.
Songs wie das schon erwähnte „Anew“, When we where young“, aber auch „Borderlines“ und „The Open Road“ kommen zwar nicht ohne das übliche Roadtrip-Klischee aus, nutzen dieses aber wunderbar für sich und schaffen eine wohlige Wärme.
Für mich eine absolute Albumempfehlung!
(handwritten mag)
Es ist dieser wohlige Mix aus tiefer Geborgenheit und schwungvoller Leichtigkeit, der in jedem der Songs auch kunstvoll musikalisch eingefangen wird. Anew beispielsweise überzeugt durch einen ruhigen Aufbau, unterstützt von einem Coldplay-reminiszenten Orgelsound zu Beginn sowie gezupften Gitarrenparts, um sich dann ab dem dritten Vers in eine rhythmisch getragene Pop-Hymne zu verwandeln. Etwas balladenartiger geht es dann im später folgenden Patience oder auch dem daran anschließenden Adrift zu, wo sich die zurückhaltende Gesangsstimme in ein harmonisch orchestriertes Klangbild aus Gitarren, Streichern und Drums einfügt und eine getragene Atmosphäre erzeugt.
(Bedroomdisco)
6 Punkte
AntwortenLöschen6,5 Punkte. Ich bin etwas spendierfreudiger als Olly.
AntwortenLöschenKann man nebenbei gut hören. 6,5 Punkte
AntwortenLöschen6
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