Tatsächlich hatten die hiesigen Musikfans sehr früh ein Gespür für die Musik von Jimmy Eat World , denn „Clarity“ sicherte sich 1999 in ...

Jimmy Eat World - Surviving


Tatsächlich hatten die hiesigen Musikfans sehr früh ein Gespür für die Musik von Jimmy Eat World, denn „Clarity“ sicherte sich 1999 in Deutschland als erstes Album der Band eine relevante Position in den Charts (#47). Erst der Nachfolger „Bleed American“ konnte 2001 Dank der Hit-Single „The Middle“ (USA #5) in die US-Charts Einzug halten (#31). Hierzulande kam das Album sogar auf Rang 20.

Jim Adkins (Gesang, Gitarre), Zach Lind (Schlagzeug), Tom Linton (Gitarre) und Rick Burch (Bass) gelang mit den beiden Nachfolgenden Alben „Futures“ (2004; #6) und „Chase The Light“ (2007; #5) der endgültige Durchbruch in ihrer Heimat. 

Dennoch bleiben für mich weiterhin „Bleed American“ und vor allem „Clarity“ ihre Referenzalben. Beim Hören eines neuen Albums von Jimmy Eat World - und mit „Surviving“ sind wir und sie mittlerweile bei Platte Nummer 10 angelangt - überlege ich daher immer, welche Songs auch auf diesen beiden Alben eine gute Rolle hätten spielen können.

Auf „Surviving“ passen für mich der packende Titelsong, „Criminal Energy“, „Love Never“ sowie „Diamond“ als Alternative Rock-Songs gut zu „Bleed American“, während der Emo-Pop von „Delivery“ eher „Clarity“-affin ist. Die Quote der beliebigen bis okayen Lieder („Recommit“ oder auch „All The Way (Stay)“ aufgrund seines eben so nervigen wie überflüssigen Saxophon-Einsatzes) und Skip-Kandidaten („555“, das ich beim Blind Date eher Panic At The Disco oder Konsorten zugeschrieben hätte, und das Prog-Rock-Finale „Congratulations“) ist auf „Survivor“ überschaubar.

„Surviving“ erschien am 18. Oktober als CD und LP (schwarzes Vinyl, bei unabhängigen Plattenläden auch weißes Vinyl) und 10 Songs in knapp 37 Minuten. Fans werden sicherlich bedauern, dass mit „Love Never“ nur eine Neuaufnahme der im letzten Jahr veröffentlichten Single „Love Never / half heart“ den Weg auf das Album gefunden hat.




Dass "Surviving" unabhängig davon völlig ungezwungen klingt, ist nach einem Vierteljahrhundert Bandgeschichte mit zehn vorangegangenen Alben umso beachtlicher. Das schwelgerische, geringfügig gedrosselte 'Delivery' ist neben 'Love Never' und 'One Mil' eine relative Ruheoase in einem fast ungebrochen energetischen Liederreigen, der keinerlei Leerlauf aufweist, sondern eine Fülle regelrechter Hook-Wunder, angefangen beim College-Rocker 'Diamond' mit seinem ironischen Text über die Single 'All The Way (Stay)' mit kuriosem wie famosem Saxofon-Part kurz vor Schluss bis zum elektronisch verbrämten Kuriosum '555' mit seinem überraschendem Cold-Wave-Flair, das zum Ende im fiebrigen Beinahe-Dance-Rocker 'Congratulations' erneut aufgegriffen wird.
(Musikreviews)




"Surviving" steht als Ganzes für Jimmy Eat Worlds wiederentflammte Lust am Rock, für die lautesten und knarzigsten Songs seit "Bleed American" – und das in überraschender Konsequenz. Nicht nur das vorab schon bekannte "Love never" offenbart seine kleinen, dreckigen Gitarrenlicks nach und nach nur zu gern. "One mil" übt sich nach besinnlichem Beginn in hymnischem Paukenschlagen und schrammt knapp an einer Refrain-Orgie vorbei. Absolut packend gelingt "Diamond", denn wegen solch unwiderstehlicher Refrain-Haken liebt man diese Band. Ein ebenso strahlendes Paradebeispiel für die dem Vierer meist ureigene Stimmung zwischen Melancholie und Euphorie ist natürlich auch die Auskopplung "All the way (Stay)", die sich spätestens mit dem genialen Saxofon im Schlusspart selbst veredelt.
(Plattentests)



4 Kommentare: