Gestern noch auf der "Grand Prix Party" in Hamburg, heute hier.
Chemisch gesehen wird bei Reaktionen eine "Aktivierungsenergie" benötigt, um von einem Zustand in den anderen zu gelangen. So war es auch bei Mando Diao. Bis zum (bis heute) international erfolgreichsten Album "Give me fire!" im Jahr 2009 war das Bandgefüge recht stabil. 2012 überraschten die Schweden mit "Infruset", dem ersten Album in ihrer Muttersprache. Das kam zumindest in Schweden hervorragend an. Kurz zuvor tobten sich die beiden Sänger Gustav Norén und Björn Dixgård bereits bei Caligola aus. Die Fragzeichen über den Köpfen vieler Fans wurden mit "Aelita" im Jahr 2014 noch größer. Diese drei Alben waren m. E. die Aktivierungsenergie, die ich eingangs erwähnte. Gustaf Norén verließ die Band, und so musste Mando Diao für "Good times" erstmals mit nur einem Frontman auskommen, neben ihm blieb noch Bassist Carl-Johan Fogelklou als weiteres Gründungsmitglied erhalten.
Das nun veröffentlichte achte Album heißt "Good times" und daher beginne ich auch mit den relativ guten Nachrichten: Es ist weniger schlecht als "Aelita". Die einen oder anderen Electro-Beats klingen noch durch, aber die Band hat sich wieder in Richtung Mainstream-Rock orientiert. Mit "All the things" und "Shake" sind auch radiotaugliche Hits enthalten, welche den einen oder anderen Fan aus "Dance with somebody"-Zeiten locken könnten. "Dancing all the way to hell" gefiel mir auf Anhieb gut. Titel wie "Break us", "Good times" und "Without love" sorgen auf der anderen Seite für einen durchwachsenen Eindruck. Nach den missglückten Experimenten kann man der Band kaum vorwerfen, dass sie sich wieder an den alten Erfolgen orientieren. Wirklich spannend klingt "Good times" aber so nicht. Aber wie gesagt, besser als "Aelita"...
Das Video zu "All the things":
"Shake":
Da die beiden Sänger ähnlich klangen, dürfte das Live-Erlebnis nicht wesentlich getrübt werden:
- 23.06. Southside Festival
- 25.06. Hurricane Festival
- 21.11. Dortmund
- 23.11. Berlin
- 24.11. Köln
- 25.11. Hamburg
- 29.11. München
- 01.12. Wiesbaden
Jene Menschen, welchen Mando Diao als die rotzfrechen Bravo-Bengel mit dem Garagenbandsound in Erinnerung geblieben sind, die sie bei Erscheinung von „Bring ‘em in“ waren, werden sich an dem Deckmantel des Pop, der über „Good Times“ liegt, wohl stören. Das sind jene, die „Black Saturday“ tatsächlich für einen Billy Idol-Song halten und an denen die Vertonung der Gedichte des schwedischen Lyrikers Gustaf Fröding auf „Infruset“ oder das Musikprojekt „Caligola“ vorbeigegangen sind. Mando Diao haben seit Beginn verschiedene Stilrichtungen ausprobiert. Ein weiteres Experiment war nach der tiefen Zäsur, die der Weggang Noréns bedeutete, zu erwarten. Das ist mit dem Hauch Blues gelungen, den der Einsatz von Backgroundsängerinnen dem Album gibt und am verlotterten Achtziger-Charme gescheitert. Nach einer Gewöhnung an die neue Bandkonstellation ist den Schweden ein besserer Ausgang ihres nächsten Experiments zu wünschen.
5,5 Punkte
AntwortenLöschenZumindest wieder ein Rock-Album, wenn auch kein besonders gutes. 5 Punkte
AntwortenLöschenBesser als "Aelita". 5,5 Punkte
AntwortenLöschen