Die erste Vorladung (VI)
Personalien:
Nach Julia Jacklin kommen wir zu einer zweiten, zwei Jahre jüngeren australische Singer/Songwriterin: Stella Donnelly.
Tathergang:
2017 veröffentlichte Stella Donnelly mit „Thrush Metal“ ihre erste EP über das australische Indie Label Healthy Tapes und heimste zuhause zahlreiche Preise ein. Das in den USA ansässige Label Secretly Canadian wurde auf die Künstlerin aufmerksam und legte ein Jahr später die EP mit einem zusätzlichen Lied neu auf. Seit heute steht mit „Beware Of The Dogs“ ihr Debütalbum in den Plattenläden (olivgrünes Vinyl). Unter den 13 Songs befindet sich mit „Boys Will Be Boys“ nur ein Titel von der EP, der aber neu eingespielt wurde. Aufgenommen wurde „Beware Of The Dogs“ unter Regie des Produzenten Dean Tuza und mithilfe einer aus Freunden zusammengestellten Band: Jennifer Aslett (Bass), Talya Valenti (Schlagzeug) und George Foster (Gitarre).
Plädoyer:
Dafür, dass sie in der High School in einer Coverband stand, die Lieder von Green Day nachspielte, hat es Stella Donnelly weit gebracht. „Beware Of The Dogs“ spannt einen Bogen zwischen charmantem Gitarrenpop, warmem Folk und widerborstigem Dreampop. Einen guten ersten Eindruck liefern weiter unten die Indizien und Beweismittel „Tricks“, „Lunch“ und „Boys Will Be Boys“. „Beware Of The Dogs“ sei Fans von Suzanne Vega, Billy Bragg, Kate Nash und The Cardigans empfohlen.
Zeugen:
Mit eingängigen, aber forschen Passagen in „Tricks“, in Jeff Buckley-Manier bei „Allergies“ und partikular im feinsten Jingle-Jangle-Stil in „Season’s Greetings“. Stella Donnelly verpackt ihre Wut in schöne, pittoreske, teilweise einlullenden Klänge, wie in „Watching Telly“, einem Manifest auf die Selbstbestimmung des eigenen, weiblichen Körpers. Den Abschlusstrack „Face It“ singt sie gar auf so betörende Weise wie einst Audrey Hepburn „Moon River“. Mit ihrem Debütalbum „Beware Of The Dogs“ reiht sich Stella Donnelly neben Julia Jacklin in die Garde der wichtigsten Vertreterinnen des australischen Songwriter-Indie-Pop ein.
(Sounds and Books)
Auf ihrem Debütalbum präsentiert sich warmherziger Folk-Pop, der sich – umgarnt von Stellas lieblichem Organ – nur selten in Bereiche vorwagt, in denen besungene „Dogs“ nicht nur bellen, sondern auch beißen.
So richtig stören tut man sich an der oberflächlichen Geschmeidigkeit aber nicht. Stella und ihre Band haben den Dreh nämlich raus. Da, wo es vermeintlich an Ecken und Kanten fehlt, stopfen die Protagonisten alle Löcher mit liebreizenden Melodien und aufwühlender Drama-Lyrik.
Es geht um alle Facetten der Liebe, aber auch um grabschende alte Männer („Old Man“) und gesellschaftliche, zwischen Hass und Ohnmacht pendelnde Spiegelbilder („Boys Will Be Boys“). Stella Donnelly nimmt kein Blatt vor den Mund. Kein Thema ist zu gewagt, keine Harmonie ist zu viel: Hier passt alles zusammen.
(Musikblog)
Indizien und Beweismittel:
Ortstermine:
11.04.2019 Berlin, Badehaus
12.04.2019 Hamburg, Molotow Skybar
15.04.2019 Köln, Yuca
Urteile:
Nun sind die werten Richter gefragt…
Sehr schönes Album ohne Durchhänger. 8,5 Punkte
AntwortenLöschen7 Punkte
AntwortenLöschenDas Album wird (und auch mit Recht) in zahlreichen Bestenlisten auftauchen. Von mir gibt es knappe 7,5 Punkte
AntwortenLöschen7 Punkte
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