In unserem Sammelalbum taucht Sascha Ring gleich zweifach auf: Das Bild mit der Nummer 228 ziert „The Devil’s Walk“ (2011) von seinem So...

Apparat - LP5


In unserem Sammelalbum taucht Sascha Ring gleich zweifach auf: Das Bild mit der Nummer 228 ziert „The Devil’s Walk“ (2011) von seinem Soloprojekt Apparat, „Moderat“ (2009), der Zusammenschluss von Modeselektor und Apparat, taucht einige Seiten später als Sammelbildchen mit der Nummer 270 auf. Also nicht in meinem Sammelalbum, denn dieses Bild fehlt mir noch.

Nachdem zuletzt zwei weitere Alben von Moderat erschienen waren, steht seit dem 22. März das fünfte Album von Apparat in den Plattenläden. Die schlicht „LP5“ betitelte Platte kann in der limitierten Auflage als pink vinyl käuflich erworben werden. Sascha Ring kombiniert vertrackte Rhytmen, die in Richtung Techno tendieren, mit Ambient artigen, elektronischen Soundcollagen und analogen (Orchester-)Klängen, so dass man den Großteil der Songs, etwa „Dawan“ oder „Heroist“, stilistisch auch sehr schön Alben von Thom Yorke, Atoms For Peace oder Moderat zuordnen könnte. 

Auf gesangliche Gastbeiträge, wie dem von Soap&Skin auf dem aus der Netflix-Serie „Dark“ bekannten „Goodbye“, verzichtet Sascha Ring diesmal, dafür bedient er sich ausgiebig bei AutoTune und sonstigen Stimmverzerrern, so dass man auch gut James Blake und Justin Vernon in die obige Aufzählung mit aufnehmen könnte („Caronte“). In Momenten, in denen der Stille die gleiche Bedeutung zugesprochen wird wie den wenigen Tönen („EQ_Break“, „Outlier“), darf man auch gern über den Einfluss von Talk Talk sinnieren. 

Luftig und lockend sind: Die Kopfstimme von Sascha Ring, die Molltonarten, die akustischen, extrem editierten Klangquellen wie Cello, Trompeten, Flügel und Schlagzeug, verdichtet in einem hyperelektronischen Raum, der mit wattigen Mitten und wohligen Bässen ausgekleidet ist. Geradezu frei atmen dagegen die Strukturen der Songs, die von Ambient zum Kunstlied und dann wieder in kurze, aber üppig flankierte Beatstrecken morphen. Ganz schön was los hier!
(…) Die analogen Instrumente zittern mal kalt, während die Synthies wärmen - das ist eine von mehreren Umdeutungen, die Sascha Ring fortlaufend vornimmt und wieder verändert. Das Prinzip der Wiederholung, sonst oft so zentral in der elektronischen Musik, weicht dem Primat des Werdens und Fließens.
So deutlich die Streicher des Cellisten Philipp Thimm auf "LP5" in die Klanglandschaften wandern, sie dominieren nie den Track, es klingt stets nach mehreren Spuren in Richtung Ziel. In "Caronte" übernehmen die Celli rund zwei Minuten den Beat, bevor die Reise handfester fortgesetzt wird, um dann schließlich mit Posaune und Trompete still zu enden. Bei vielen Künstlern würden solche Bögen wie Unentschiedenheit klingen, wie die Angst vor dem Scheitern. Anders bei Apparat: Die Fülle zeugt von Können, und vom Wissen darum, dass das allein nicht reicht.
(Spiegel)




War THE DEVILS WALK von 2011, vom Theater-Soundtrack KRIEG UND FRIEDEN abgesehen das letzte Apparat-Album, noch durch ein großes Rauschen geprägt, ist LP5 minimalistisch geworden. Es feiert die Reduktion, setzt die Töne bewusster und lässt sie vor allem, jeden einzelnen, für sich stehen. Was angesichts der kleinen Orchesterbesetzung sicher eine Herausforderung war. Aber eine offenkundig befreiende.
Das ist manchmal gefälliger, als man sich wünscht, meistens aber tatsächlich: schön. Die Kontraste setzt vor allem die Rhythmus-Arbeit, die teils von Battles-Drummer John Stanier beigetragen wird. Und dass Apparat noch immer einen Groove findet, der die Kammermusik auf einen Open-Air-Floor zerrt, beweist er in großartigen Tracks wie „Brandenburg“ oder dem Finale „In Gravitas“.
(musikexpress)

Apparat in Deutschland unterwegs:
16.04.2019 München – Alte Kongresshalle

18.04.2019 Hamburg – Kampnagel
23.04.2019 Leipzig – Täubchenthal

10.05.2019 Berlin – Tempodrom



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