F**k PledgeMusic. Wie kann man eine so gute Idee nur so dermaßen in den Sand setzen, Künstler sowie deren Fans betrügen und damit das Vertrauen in ähnliche zukünftige Plattformen zu zerstören?
Ich muss hier gar nicht großartig aufrollen, dass die Crowdfunding-Plattform PledgeMusic Zahlungen von Fans für zukünftige Veröffentlichungen eingestrichen, diese aber nie an die entsprechenden Künstler weitergeleitet hat. Ich kann nur ergänzen, dass ich für das neue Album von Sleeper bezahlt habe ohne dafür jemals einen Gegenwert erhalten zu haben. An eine Rückerstattung meines im September 2018 geleisteten Obolus glaube ich schon längst nicht mehr. Die Band trägt selbstverständlich keine Schuld und ich kann mich damit trösten, dass ich nur eine limitierte Schallplatte vorab bezahlt habe und nicht etwa ein Wohnzimmerkonzert!
Aber kommen wir zu „The Modern Age“: Sleeper haben während ihrer aktiven Zeit (zwischen 1993 und 1998) drei Alben veröffentlicht („Smart“, 1995, „The It Girl“, 1996, „Pleased To Meet You“, 1997), die ich auch heute noch gern höre. Zumindest die ersten beiden. Mit „Inbetweener“, „Delicious“, „Sale Of The Century“ oder „What Do I Do Now?“ sprangen dabei einige Singles heraus, die in keiner Britpop-Bestenliste fehlen dürfen.
Nachdem der Britpop-Hype abgeklungen und die Verkaufszahlen stark rückläufig waren, löste sich die Band auf, um erst 19 Jahre später wieder gemeinsam aufzutreten. Offensichtlich hat diese Erfahrungen den drei Gründungsmitgliedern Louise Wener (Gesang, Gitarre), Jon Stewart (Gitarre) und Andy Maclure (Schlagzeug) sowie Neuzugang Kieron Pepper, der Diid Osman am Bass ersetzt, so viel Spaß bereitet, dass man sich an die Aufnahmen eines vierten Albums begab.
Mit „The Modern Age“ knüpfen Sleeper tatsächlich klanglich an ihrem Debütalbum an, so dass größtenteils raue Gitarren-Klänge gegenüber den Keyboard-Sounds dominieren, ohne jedoch die Ruppigkeit des ersten Elastica-Albums zu erreichen. Vielleicht hätten Louise Wener & Co. im Studio noch einen Schritt weiter in diese Richtung gehen sollen, denn so plätschern und pluckern „Car Into The Sea“ oder „Big Black Sun“ doch etwas belanglos und blutleer vor sich hin und fallen im Vergleich zu „Paradise Waiting“, der ersten Single „Look At You Now“ oder „Cellophane“ deutlich ab. So bleibt ein solides Comeback-Album, das nicht die schlechteste Veröffentlichung von Sleeper darstellt.
Musikalisch schließen Sleeper (übrigens heute wie damals unter der Regie von Produzent Stephen Street) ziemlich genau dort an, wo sie mit ihrem ersten Album "Smart" weiland begannen. Das ist deswegen wichtig zu wissen, weil es hier dann wohl nicht um eine Fortsetzung, sondern um einen Neustart geht. Denn "Smart" war wesentlich quirliger, spritziger und edgier als die konventionelleren Nachfolgewerke. Und im wesentlichen implementieren Sleeper das Konzept von "Smart" auch auf "The Modern Age". Die rockigeren Töne sind dabei noch rockiger, die poppigen Elemente catchy und clever arrangiert und die inhaltliche Rotzigkeit von damals wurde auf das aktuelle politische Klima upgedated. Kurzum: Fans von damals, die sich noch an Sleeper erinnern können, werden hier bestens bedient. Für alle anderen dürfte das Ganze fast schon retroselig rüberkommen.
(Gästeliste)
Denn wenn man sich danach nochmal "Inbetweener", "Sale of the century" und die anderen bekannten Lieder von früher anhört, merkt man wieder: Diese Songs sind nicht unbedingt besser, aber sie waren der Sound der Zeit, sie waren erfolgreich, und Sleeper waren eine junge, neue Band, und um diese Dinge ging es bei Britpop nun einmal in nicht unerheblichen Maße. Auf "The modern age" sind Sleeper nichts davon, den nostalgischen Trip von Brexit-Britannia nach Cool-Britannia kann man ihnen dennoch nicht verdenken. Mehr als akzeptabel ist der Soundtrack dazu nicht.
(Plattentests)
7 Punkte
AntwortenLöschenEin willkommenes und solides Comeback. Ebenfalls 7 Punkte
AntwortenLöschen6 Punkte
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