Drei Dinge, mit denen ich so gar nicht rechnete:  1. Dirk Darmstaedter spielt ein Konzert in unserem Wohnzimmer. Check. So geschehen im Mai ...

The Jeremy Days - Beauty In Broken


Drei Dinge, mit denen ich so gar nicht rechnete: 
1. Dirk Darmstaedter spielt ein Konzert in unserem Wohnzimmer. Check. So geschehen im Mai 2016
2. The Jeremy Days nach vielen Jahren noch einmal live sehen. Check. So geschehen Ende 2019.
3. The Jeremy Days veröffentlichen nach 27 Jahren wieder ein neues Album. Check. So geschehen am 25. März 2022.

„Beauty In Broken“ heißt das sechste Album der Jeremy Days, die Dank ihres Live-Comebacks auch als Band wieder zusammen und Lust am gemeinsamen Musizieren fanden. Dirk Darmstaedter (Gesang, Gitarre), Jörn Heilbut (Gitarre), Louis C. Oberlander (Keyboard) und Stefan Rager (Schlagzeug) müssen zwar ohne ihren früheren Bassisten Christoph M. Kaiser auskommen, teilen sich aber dafür auf den neuen Songs erstmals gemeinsam die Songwriter Credits. Während der Corona-Pandemie entstanden in wöchentlichen Zoom-Meetings 11 Lieder, die nun als CD und LP erhältlich sind. Fans werden von dem harmonischen Gitarrenpop nicht enttäuscht werden: „Beauty In Broken“ und „The Deep Dark Night“ bilden die Highlights unter den wenigen temporeichen Songs, „For The Lovers“, „Blue New Year“ und „Behind The Sky“ sind deren balladeske Gegenstücke. „Stupid November“ erschreckt etwas mit seinem überlangen Gitarrensolo. Ob Dirk Darmstaedter im Video ein Top-Model heiratet und der Gitarrist minutenlang vor einen einsamen Kirche in einer Wüste posen darf bevor der November Regen ein dramatisches Ende einleitet? Nein, vor diesem wird der Song langsam ausgeblendet.

Die Schallplatte konnte man im Shop von The Jeremy Days signiert und mit persönlicher Widmung versehen bestellen. In unserem Haushalt favorisierten die Menschen „Wir versprechen ein Wohnzimmerkonzert bei euch zu spielen…“ oder „Für den tollsten Dirk, den wir kennen“, die beiden Katzen wollten unbedingt „Die beiden Besitzerinnen dieser Schallplatte kommen auf unser nächstes Plattencover“. Leider zogen sich die häuslichen Diskussionen so in die Länge, dass die Widmungs-Option irgendwann verstrichen war. Schade. Aber zumindest mein Bruder war schnell genug:



Im August kann man The Jeremy Days übrigens wieder live sehen:
18.08.2022 Remscheid, Schützenplatz (Eventgarten Festival)
23.08.2022 Berlin, Frannz
24.08.2022 Dresden, Beatpol
25.08.2022 Hannover, Musikzentrum
26.08.2022 Hamburg, Mojo
27.08.2022 Nürnberg, Club Stereo
29.08.2022 München, Strom
30.08.2022 Stuttgart, Im Wizemann Club


Die Songs suchen stets den Weg zur großen Melodie, klingen zuweilen etwas moderner, knüpfen aber auch an den Sound der früheren Jdays an. (…) Trotz der Distanz haben Dirk Darmstädter und seine Jungs immer wieder intime Momente geschaffen und manch einer auf Papier doch recht schlicht anmutenden Song Idee, eine gewisse Seele und einen unnachahmlichen Drive verpasst. Bestes Beispiel dürfte hier wohl der zunächst simpel daherkommende Track Stupid November sein, welcher in seiner Endfassung so catchy klingt, dass man sich ihm einfach nicht entziehen kann. Ähnlich verhält es sich mit Blue New Year, der wohl die stärksten 80s-Anleihen in sich trägt. 
Im Unterschied zu früheren The Jeremy Days-Platten ist Beauty In Broken als Gemeinschaftswerk entstanden. Erstmals waren alle Bandmitglieder in den Songwriting-Prozess mit eingebunden. Das Ergebnis sind schließlich sehr detailliert ausgearbeitete Nummern wie Lassos Of Love oder The Deep Dark Night, welche vor allem auf musikalischer Ebene überzeugen.  


 


Das federleichte Piano von „For The Lovers“ legt sich gemeinsam mit Dirk Darmstaedters Gesang wie eine schützende  Glocke über alle Liebenden, versprüht das leichtfüßige „Breathe“ unwiderstehliche Aufbruchsstimmung , grüßen zwischen dem Refrain von „The Deep Dark Night“ ABC, klappern die Saiten eingangs von „Tear Me Up“ ein paar Chris-Issac-Gedächtnis-Akkorde, reicht der Platz auf der „Postcard“ kaum für die dort verfassten Emotionen aus.
Bei so viel harmonischen Arrangements ist es halb so schlimm, wenn „Stupid November“ ein bisschen überhitzt, sich klebrige Background-Chöre und ein forsches Gitarrensolo zum Fury-In-The-Slaughterhouse-Karaoke verabreden.
Den Spannungsbogen hoch zu halten, gelingt zwar nicht auf die Gesamtlaufzeit, aber mit „Beauty In Broken“ landen The Jeremy Days zweifellos einen der Überraschungscoups des Jahres.


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