„Statue auf dem Stehtisch“. Die New Yorker Art-/Post-Punk-Band Bodega veröffentlichte ihre Single „Statuette On The Console“ insgesamt in n...

Bodega - Broken Equipment


„Statue auf dem Stehtisch“. Die New Yorker Art-/Post-Punk-Band Bodega veröffentlichte ihre Single „Statuette On The Console“ insgesamt in neun Sprachen, darunter auch die deutsche. Und es ist schon höchst charmant zu hören, wie dabei mit Wörtern wie „plündern“, „Stehtisch“, „kriegst“ oder „Therapeut“ gerungen wird. Ob es aber auch zu höheren Bewertungen bei Platten vor Gericht führen wird?


 


Das Debütalbum „Endless Scroll“ polarisierte hier 2018 und erhielt Wertungen zwischen 5,5 und 8 Punkten. Seitdem haben Ben Hozie (Gesang, Gitarre) und Nikki Belfiglio (Gesang) die „Shiny New Model“ EP (2019) veröffentlicht und Veränderungen im Bandgefüge vorgenommen: Madison Velding-VanDam (Gitarre), Adam See (Bass) und Tai Lee als Steh-Schlagzeuger ergänzen das Duo aktuell. 

Die vielleicht berühmteste Steh-Schlagzeugerin war Maureen Tucker und spielte einst bei The Velvet Underground. Dem Song „All Past Lovers“ ist ziemlich gut anzuhören, wie sehr Bodega diese Band schätzen. Weitere New Yorker Bands, die den Sound von Bodega beeinflusst haben sind sicherlich The Rapture, Parquet Courts, The Strokes, Sonic Youth, Television und Ramones. 

„Broken Equipment“ ist als hot pink Vinyl erschienen. Im Vereinigten Königreich gibt es zwei limitierte Auflagen: bei Rough Trade (metallic bronze Vinyl; alternative Sleeve - hand screened) und die Dinked Edition bei einigen unabhängigen Plattenläden (clear teal Vinyl; glow in the dark Cover + Bonus FlexiDisc). 




 


Allein das hitverdächtige "Doers" stellt sich gegen Leistungsdruck, Selbstoptimierung und den Drang, dazuzugehören, und lässt die Gitarre am Ende ordentlich rauschen. "It's making me bitter, harder, better, stressed out!" Also getreu dem Motto: Burn-out won't tear us apart again. "My need for critique is lost in my body", moniert Belfiglio dann in "Territorial call of the female" auf einem Joy-Division-Gedächtnis-Track und begleitet von den Balzgeräuschen gefiederten Urwaldgetiers – denn sich nur für den "male gaze" in Schale zu schmeißen, war in Retrospektive nicht gerade die klügste Entscheidung. (…)
Ab und an, wie in "Statuette of the console" oder dem ohrwurmigen "All past lovers", driften die New Yorker mehr in Richtung vollmundigen Indie-Rocks ab, was gerade bei Belfiglios Gesang dann ein bisschen nach The Breeders oder anderem eher zurückhaltenden Riot Grrrl klingt. Oder aber die Beat-Maschine ballert noch ein gutes Stück fieser wie in "No blade of grass", passend zu dessen zickigem Text. Dass nach all dem Gezeter mit "After Jane" ein folkig-versöhnliches Akustik-Finale stattfindet, das auch zu einer gänzlich anders gelagerten Platte gehören könnte, kann man sowohl als das Bedienen gängiger Konventionen als auch einen letzten Stinkefinger betrachten.






Darüber hinaus spielen Bodega sich in diverse Launen, das reicht von selbstkritischen feministischen Betrachtungen und bandinternen Liebeserklärungen bis zu einer „Vorlesung“ über den römischen Stoiker Seneca. Über die Strecke der zwölf Songs muss die Band zwar etwas Kraft lassen, BROKEN EQUIPMENT steht aber als ein Album da, das Fans von Squid und Parquet Courts interessieren sollte. Nur die Pop-Ballade „After Jane“ zum Finale hätten Bodega sich sparen sollen.


Bodega in Deutschland:
25.04.22 München, Hansa 39 (Feierwerk)
26.04.22 Köln, Bumann & Sohn
27.04.22 Hamburg, Molotow

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