War ja zuletzt ein bisschen wenig Rock bei Platten vor Gericht, oder? Im August erhielten gerade einmal zwei Plattenvorstellungen Labels mit...

The Joy Formidable - Into The Blue


War ja zuletzt ein bisschen wenig Rock bei Platten vor Gericht, oder? Im August erhielten gerade einmal zwei Plattenvorstellungen Labels mit dem Zusatz „Rock“ verpasst, nämlich die beiden Bruce Springsteen-Gedächtnis Alben von The Killers und Bleachers. In den September starten wir Dank The Joy Formidable deutlich rockiger.

Das walisische Trio lässt es auf seinem fünften Album ordentlich krachen („Sevier“, „Gotta Feed My Dog“) ohne die eingängigen Hits („Into The Blue“, „Farrago“) zu vergessen, so dass man sich fragt, warum Wolf Alice oder Garbage zuletzt Platz 1 bzw. 5 der Album Charts im Vereinigten Königreich erreichen konnten, während The Joy Formidable sich mit ihren letzten beiden Alben um Platz 100 herum bewegten. 

Im Gitarre-Bass-Drums-Gewitter lassen The Joy Formidable auch immer wieder Feinheiten aufblitzen, die „Into The Blue“ zu einem abwechslungsreichen Vergnügen werden lassen: „Interval“ wird von einem Piano unterwandert, Bassist Rhydian Dafydd unterstützt („Into The Blue“) oder ersetzt („Somewhere New“) Rhiannon Bryan am Mikrofon, „Back To Nothing“ verdient sich das Shoegaze-Label und „Somewhere New“ huldigt als akustische Ballade möglicherweise dem Aufnahmeort Utah.

Into The Blue“ ist als Download, CD und LP erhältlich. Neben white Vinyl gibt es eine limitierte Auflage auf white marble Vinyl. 


 


Mit der druckvollen Produktion im Rücken stehen The Joy Formidable außerdem Garbage, einer ihrer großen Einflüsse, so nahe wie nie. Man höre hier zum Vergleich “Gotta Feed My Dog”, das obendrein so manchem Biffy-Clyro-Riff das Wasser reicht. (…)
Diese vergleichbare Entschlossenheit stapelt auf dem fünftem Album von The Joy Formidable, binnen zehn Jahren groß angelegten Alternative-Rock mit Shoegaze, der die Songs zielsicher und kniehoch über den Untergrund bläst. „Chimes“ ist einer dieser vorwärts treibenden Rockismen, mit herrlich schwebendem Chorus.


 


Der Opener, der den gleichen Namen wie die LP trägt, bezirzt Hörer*innen mit einem New-Wavigen Intro, das schließlich Platz für eine von Davis‘ gesäuselte, hypnotisierende Melodie einräumt. Laut der Band geht es hier um den Mut, sich für ein neues Unterfangen und neue Erfahrungen, sowie die Freuden des Unerwarteten zu öffnen.
Direkt darauf folgt mit „Chimes“ der nächste Anspieltipp. Mit einer Heaviness, die an frühere Werke der Band erinnert wird hier eine Geschichte, die auf wahren Begebenheiten beruht: Das Windspiel, die „Chimes“ die Davis‘ Großvater bastelte als sie noch ein Kind war, erinnerten sie zu Beginn ihrer Arbeit an „Into The Blue“ ihn, ließen sie seine Präsenz spüren und gaben ihr, allem Zynismus zum Trotz, das Gefühl, dass da jemand eine schützende Hand über sie hält.
Mit „Gotta Feed My Dog” versuchen sie sich an einem Täuschungsmanöver, denn so banal die Aussage des Titels ist, so beinahe avantgardistisch ist der Track dahinter. Rumpelnd, frei von Hooks toben sich The Joy Formidable hier aus und hinterlassen ihr Publikum fragend.
Denn warum diese Band noch vielerorts noch immer Geheimtipp-Status hat, wird vor dem Hintergrund von „Into The Blue“ nicht klarer. Sicher ist jedenfalls, dass dieses Album einen Höhepunkt in einer ohnehin bemerkenswerten Diskographie bildet.




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