Die erste Vorladung (V)
Personalien:
Aus Dublin stammt die 26-jährige Orla Joan Gartland.
Tathergang:
Von ihrer ersten Single bis zu ihrem ersten Album sollten 10 Jahre vergehen. Dazwischen liegen mehrere veröffentlichte EPs (samt ersten Charterfolgen) sowie über 21 Millionen Aufrufe ihres YouTube-Kanals.
Selbstbewusstsein war bei Orla Gartland sicherlich vorhanden, so dass sie ihre Debütalbum nahezu selbst produzierte. Und der Erfolg gibt ihr Recht: „Woman On The Internet“ ist am 20. August erschienen und erreichte Platz 3 in Irland sowie Platz 10 im Vereinigten Königreich.
„Woman On The Internet“ bietet 11 Songs in knapp 39 Minuten und ist als CD, Kassette und LP (black Vinyl, orange Vinyl, marbled blue cream Vinyl) erhältlich.
Plädoyer:
Auch wenn Orla Gartland Joni Mitchell und Regina Spektor als ihre Einflüsse benennt, so hat ihr Debütalbum nicht nur zarten Folk und klugen Pianopop sondern auch krachigen Alternative Rock und modernen Pop im Angebot. „Woman On the Internet“ begeistert mich annähernd so, wie vor einigen Jahren „Made Of Bricks“ von Kate Nash.
Von der irischen Singer/Songwriterin wird man in der Zukunft noch hören - und wir möchten bitte nicht 10 Jahre auf das zweite Album warten.
Zeugen:
Im Verlauf des Albums singt die Irin, die nun in London lebt, von Copy-Paste-Persönlichkeiten, Traurigkeitsheuchler*innen („all of my heroes are way more sad than me“) und – beinahe atemlos – von Zombies, die keine komplett bösen Typen sein mögen, aber in Gestalt von Testosteron-Monstern dauernd blödsinniges Zeug machen: „I hate it, I hate it, I hate it, I hate it!“ Orla Gartland, Mitte 20, überführt den Furor von Fiona Apple und die Klugheit von Regina Spektor in Modern Pop, wobei bestimmte Stücke poltern und krachen dürfen oder ihre folkige Grundstruktur behalten.
Aber wer ist denn nun diese Frau im Internet? Gartland selbst schreckt zwar nicht vor TikToks & Insta-Stories zurück, meint damit aber wohl vor allem die graue Masse an perfekten Körpern, perfekten Leben, perfekten Stimmungen bei den Influencer:innen. “I heard it from a woman on the internet, she told me to eat well and try to love myself” heißt es so noch in “More Like You”, worauf das lyrische Ich nur kleinlaut darum bittet, mehr so zu sein wie die anderen. Struggle, die wohl die meisten aus den sozialen Netzwerken kennen. Aber: Gartland gesteht sich zwar Schwächen und Zweifel ein, setzt der ganzen Shitshow in “Pretending” aber auch ein Ende. Auch hier tritt die Frau aus dem Internet wieder als heuchlerisches Gegenüber auf. Als Partner in Crime darf das Patriarchat in “Zombie!” auch noch eine Klatsche abbekommen. Der Sound ist natürlich auch hier: sehr tanzbar.Ob im ruhigen Stück vom Ende einer Liebe (“Do You Mind?”), einem straighten Rock-Sound gegen unangenehme Familienbande (“Bloodline Difficult Things”) oder der akustischen Hilfesuche nach einer helfenden Hand (“Madison”) – Gartlands Stimme wie Songwriting sind auf einem immens hohen Niveau.
Indizien und Beweismittel:
Ortstermine:
Aktuell keine auf dem europäischen Festland bekannt, sie sollen aber in Planung sein…
Urteile:
Nun sind die werten Richter gefragt…
Um es mit den Worten von Colleen Green zu sagen: Cool!
AntwortenLöschen8 Punkte
7,5 Punkte
AntwortenLöschenStarkes Debüt, knapp 8 Punkte
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