Die erste Vorladung (VII) Personalien: Die Frankfurter Band startete 2012 als Trio und ist mittlerweile zu einem Quintett angewachsen: Marti...

Newmen - Futur II


Die erste Vorladung (VII)

Personalien:
Die Frankfurter Band startete 2012 als Trio und ist mittlerweile zu einem Quintett angewachsen: Martin Heimann, Jörg Schmidt, Joel Ameloot, Simon Rauland Timm und Kroner sind Newmen.

Tathergang:
„Futur II“ stellt, nach „Rush Hush“ (2014) und „Soft Wave“ (2018) bereits das dritte Album der Band dar, deren Mitglieder aktuell in Frankfurt und Berlin wohnen. Aufgenommen wurde es jedoch in der Abgeschiedenheit der Rhön, denn dort haben Newmen ihr Ferienhaus in ein eigenes Studio umfunktioniert.
Futur II“ ist am 17. September als LP erschienen.

Plädoyer:
Bei der Internetrecherche zu dem Begriff Newmen stößt man zuerst einmal auf eine gleichnamige Firma, die High-End Fahrrad-Komponenten aus Aluminium und Carbon produziert. Das stellt auch eine schöne Verbindung zu den begeisterten Fahrradfahren von Kraftwerk her, die offensichtlich die großen Vorbilder der Newmen sind. Besonders toll war für diese sicherlich, dass sie für den Song „Futur I“ Wolfgang Flür, von 1973 bis 1986 Mitglied der klassischen Kraftwerk-Besetzung, gewinnen konnten. Viel näher kann man dem Kraftwerk-Sound kaum noch kommen.     
Vor knapp 3 Jahren sahen wir Newmen einmal als Vorband von The Notwist und schon damals ließen mich ihre häufig instrumentalen Songs, die mit Begriffen wie Krautpop und Retro-Futurismus gut umschrieben sind, an Kraftwerk, frühe OMD oder Public Service Broadcasting denken. Gelegentlich erwischte man sich, wie auch beim aktuellen Album, bei dem Gedanken, dass etwas mehr Prägnanz und mehr Gesang den Songs gut tun würden.

Zeugen:

Da schwirren Synthesizer-Arpeggios umher und werden Songs mit perlenden Gitarren garniert, während sich Bass und Schlagzeug in bester Neu!-Tradition unbeirrt im Loop drehen: Newmen rollen sich selbst den roten Teppich aus und schlendern währenddessen schon tiefenentspannt drüber.
Anstatt daraufhin lautstark an die Theke zu drängen, schieben sie lieber lässig schamlos pumpende Grooves unter das Gewirr flötender Schaltkreise. Ob im schimmernden Caravan oder gemeinsam mit Ketty van Doln auf Seven Suns bleibt dabei genug Zeit, um den unverkrampft ins Feld geführten Vorbildern hinterherzuträumen: Fordissimo lässt an Kraftwerk-Lyrics à la „Vor uns liegt ein weites Tal / Die Sonne scheint mit Glitzerstrahl“ denken, doch dieser schnurrende Kraut-Motor fühlt sich auf der Tanzfläche wohler als am Fließband. Wer spitzfindig sein muss, hängt dem siebenminütige Instrumental, das an den Future-Jazz von L’Eclair oder Mildlife erinnert, also noch ein „Post-“ vorne dran. 

In den starken Momenten finden sich auf hier, wie auch schon auf dem Debütalbum „Rush Hush“ von 2014, starke Songs, die fesseln und auf die Tanzfläche ziehen. Und dabei trotzdem nicht auf den nächsten Clubhit schielen – „Caravan“ etwa ist zu langsam, als dass er sich den Dance-Kommerz-Verdacht einhandeln könnte.
“Futur II” klingt fast wie Roosevelt, nur weniger aufgedreht. Oft brauchen die Tracks von Newmen, um ihren Sog zu entwickeln: Schicht für Schicht bauen die Jungs ihre Sound-Gebilde, lassen die endlosen Loops ihre Wirkung entfalten und sich mal über sechs oder sieben Minuten hinweg entwickeln.
Beim Instrumental „Fordissimo“ wird daraus irgendwann ein epischer Electronic-Wirbel.
Anderswo, und das sind die Schwächen, wollen die scheinbar ziellosen Instrumentalstücke aber auch nicht wirklich zu Potte kommen. „A Bigger Slash“ ist so ein Titel, der leider ziemlich langweilig geraten ist.
Schade, dass das Album damit endet. Davor bietet „Futur II“ schließlich einige starke Momente.


Indizien und Beweismittel:








 


Ortstermine:
Aktuell keine geplant.

Urteile:
Nun sind die werten Richter gefragt…


3 Kommentare:

  1. Der "Kraftwerk-Song" ragt heraus, ansonsten darf es beim nächsten Mal gern mehr Gesang sein...
    6,5 Punkte

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  2. 8 Punkte: Ich mag ihren eleganten filigranen Retro-Futurismus sehr gerne.

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