Als Freund von Bestenlisten würde es mir recht schwer fallen, meine Top 5 Lieblingsalben von Saint Etienne zu benennen. Auf LP habe ich mit...

Saint Etienne - I’ve Been Trying To Tell You


Als Freund von Bestenlisten würde es mir recht schwer fallen, meine Top 5 Lieblingsalben von Saint Etienne zu benennen. Auf LP habe ich mittlerweile acht der neun Alben nachgekauft, lediglich „So Tough“ (1993) fehlt noch - was den Verdacht nahe legt, dass es in meinen Augen (bzw. Ohren) das schwächste Album von Sarah Cracknell, Bob Stanley und Pete Wiggs ist.

Diesen Rang hat sich aber nun Album Nummer 10 gesichert. „I’ve Been Trying To Tell You“ versucht uns zu erzählen, dass Cracknell keine Zeit oder Lust für Texte hatte und statt dessen immer wieder Einzeiler wiederholt (oder gar nicht singt) und dass Stanley und Wiggs mit zahlreichen Samples aus Pop-Songs (u.a. Tasmin Archer, Lighthouse Family, Samantha Mumba oder Natalie Imbruglia) und Field Recordings hantierten, um verträumte, ambientartige, dubbige, chillwavige Soundlandschaften zu kreieren. Da schließt sich auch ein wenig der Kreis zu „So Tough“, das einen ähnlichen Weg einschlug, aber mit „You’re In A Bad Way“, „Avenue“ oder „Hobart Paving“ mindestens drei gute Songs an Bord hatte. „I’ve Been Trying To Tell You“ probiert uns zu sagen, dass es wie eine Single B-Seiten-Compilation klingt. 


 


TripHop-Beats, vergessene R’n’B-Hits, Café-del-Mar-Kulissen. Sarah Cracknell singt dazu keine Lyrcis, sondern Catchphrases und Slogans, Zeug wie „here it comes again“ oder „a love like this again“ – sinnlose, unschuldige Zeilen.

Sängerin Sarah Cracknell nennt das zehnte Album des Trios „both dreamy and atmospheric“, und schon die ersten Takte des Eröffnungsstücks geben ihr recht, wenn man von einem in Hall getauchten Cembalo empfangen wird und sich im Weiteren ein fast pastoraler Klang entfaltet. „Pond House“ spielt mit einem Massive-Attack-artigen TripHop-Beat, während Natalie Imbruglia im Loop „Here it comes again“ singt. Der Ambient-Song „Little K“ wird von Vogelgezwitscher durchschwirrt, in „Blue Kite“ dämmert eine Fiedel und ihre vielstimmigen Echos. „Penlop“ evoziert Bilder vom Strand, ein bisschen wie in der Bacardi-Werbung, aber vor allem wie im Video zu Chris Isaaks „Wicked Game“.

Die Arrangements werden im weiteren Verlauf durch dezente Samplereinlagen mit den Stimmen und Sounds des betrachteten Zeitraums durchflutet, wird die Repetition in „Pond House“, in dem Cracknell zu einem hypnotischen Dub-Bass immer wieder mit „Here it comes again“ die Erinnerung triggert, Mittel zum Zweck.
Die Stimmung von „Fonteyn“ kommt Traumsequenzen aus David-Lynch-Filmen nahe, wird „Little K“ zu einem Stück Dream-Pop at its best, flattert der „Blue Kite“ instrumental durch melodiöse Schwerelosigkeit, schwelgt die Gitarrenlinie von „I Remember It Well“ in bittersüßer Melancholie wie „Penlop“ ein wenig Bristol-Trip-Hop transportiert.




3 Kommentare:

  1. Mir würden sogar noch ein, zwei schwächere Alben einfallen, als dieses hier. Ich gehe auch mit Dirks Meinung zu "So Tough" nicht ganz konform (sollte sich sein naheliegender Verdacht denn bestätigen...).

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  2. Definitiv auf dem letzten Platz in meinem persönlichen Saint Etienne Album-Ranking.
    6 Punkte

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