Ja, wir wollten etwas rockiger in den September starten - aber gleich mit einer Band, die zwischen Black Metal, Metal, Screamo, Post-Rock un...

Deafheaven - Infinite Granite


Ja, wir wollten etwas rockiger in den September starten - aber gleich mit einer Band, die zwischen Black Metal, Metal, Screamo, Post-Rock und Shoegaze changiert? 

Nein, keine Angst, denn Deafheaven verabschieden sich für ihr fünftes Album „Infinite Granite“ so ziemlich von allen Stilmitteln, für die sie die Black Metal-Gemeinde so verehrte, und liefern eine nahezu lupenreines Shoegaze-Album ab. Ein paar mal muss Sänger George Clarke natürlich noch laut schreien, was nichts ist im Vergleich zum wütenden bis enttäuschten Aufschreie alter Fans ob des Stilwechsel. Mit dazu beigetragen hat sicherlich auch die bewusste Wahl des Produzenten, denn Justin Meldal-Johnsen arbeitete zuvor in dieser Funktion mit M83, The Raveonettes, Wolf Alice, Metric, School Of Seven Bells oder Jimmy Eat World zusammen. 

Das Ganze lässt mich ein wenig an den Wandel bei Alcest und deren „Shelter“ (2014) denken und passt auf einem Mixtape stilistisch recht gut zwischen diese und „The Great Dismal“ (2020) von Nothing. Beide Platten konnten übrigens bei Platten vor Gericht am Ende des Jahres die Top 20 erreichen.

Infinite Granite“ bietet 9 Songs in knapp 54 Minuten und ist als CD und Schallplatte erhältlich. Die Doppel-LP gibt es als Cloudy Blue, Transparent Light Blue, Neptune Blue und Granite Silver Vinyl sowie als Picture Disc. Konsequenterweise hätten sie sich Black Vinyl gespart.


 


Wer bereits zur ersten Single ‘Great Mass Of Color’ über den spärlichen Einsatz von (Black) Metal-Elementen jammerte, wird auch am Rest des Albums keine Freude haben. Besagter Titel zählt zu den härtesten auf INFINITE GRANITE und ist mit ‘Villain’ und ‘Mombasa’ einer von gerade mal dreien, in denen überhaupt noch gutturales Geschrei zum Einsatz kommt. Stattdessen wird zum maximalen Shoegaze-Rundumschlag ausgeholt und der Hörer mit sanft-verträumten Hymnen à la ‘Shellstar’ oder ‘Other Language’ eingelullt. Auch um Hits ist INFINTE GRANITE nicht verlegen – so sind Nummern wie ‘Lament For Wasps’ oder ‘The Gnashing’ enorm zugänglich und streunern in ihren härteren Momenten in Post Rock-Gefilden, ohne sich der Grenze zum schwarzmetallischen Terrain auch nur zu nähern.


 


Die Frage ist: Geht das auf? Bleiben Deafheaven eine Klasse für sich (und das waren sie bis dahin), oder haben sie sich selbst zu einer Ride/Slowdive-Kopie zurechtgeschrumpft, die ohne den Namen Deafheaven auf Festivals zur Mittagszeit auftreten würde? Erstaunlich genug: Ersteres ist der Fall. Die Band versteht ihren neuen Sound nicht als Geste, sondern als Möglichkeit, Dinge zu erkunden, die bislang kaum eine Rolle gespielt haben: sensible Harmonien und subtile Dynamiken.
Kleine Effekte schichten sich auf, bis der Klangraum gefüllt ist, Echos und Hall füllen die letzten Lücken aus. (…) Deafheaven perfektionieren diese Soundvision: INFINITE GRANITE erzählt vom Traum, mit Hilfe der Musik der Gravitation zu entkommen. Pink Floyd und die Krautrocker hatten dieses Ziel, Slowdive und die Shoegazer auch, jetzt heben die Ex-Metaller ab. Schöne, neue Deafheaven-Welt.




3 Kommentare:

  1. Ich musste auch direkt an Alcest denken.

    "Infinite Granite" kommt allerdings nicht ganz an "Shelter" heran:

    8 Punkte

    AntwortenLöschen
  2. Vermutlich das einzige Album der Band, das ich mir anhören kann, kleine Schrei-Atacken ausgeblendet.
    7 Punkte

    AntwortenLöschen
  3. Die Shoegaze-Beimischung ist für mich kein Zugewinn. 7 Punkte

    AntwortenLöschen