Möglicherweise hat eine langsame aber stetige Abwärtstendenz hinsichtlich der Chart-Positionierungen dazu geführt, dass Jake Bugg seinen So...

Jake Bugg - Saturday Night, Sunday Morning


Möglicherweise hat eine langsame aber stetige Abwärtstendenz hinsichtlich der Chart-Positionierungen dazu geführt, dass Jake Bugg seinen Sound hat feinjustieren lassen, indem sein neues Label Sony RCA erfolgreiche Produzenten und Songwriter wie Steve Mac (Ed Sheeran, BTS, James Blunt, Pink, Westlife, One Direction) spendierte. Während sein Debütalbum „Jake Bugg“ (20212) gleich die Spitzenposition im Vereinigten Königreich kaperte, kamen „Shangri „La“ (2013), „On My One“ (2016) und „Hearts That Strain“ (2017) anschließend auf die Plätze 3, 4 und 7. Drastischer liest sich das jenseits seiner englischen Heimat: In Frankreich stehen beispielsweise die Ränge 21, 61, 87 und 165 zu Buche.

Feinjustierung ist freundlich formuliert. Denn den puristischen Singer/Songwriter in der Tradition von Bob Dylan & Co. findet man auf „Saturday Night, Sunday Morning“ nur noch in homöopatischen Dosen. Statt dessen macht das Album seinem Titel alle Ehre und auf dicke Hose, denn fette Beats sollen Bugg wohl nicht nur in frühere Chart-Höhen sondern auch in die Clubs führen. „All I Need“ ist wummernder Mark Ronson-Retro-Pop mit Gospel-Gesang, „Kiss Like The Sun“ könnte der Remix eines verschollenen Songs von The La’s sein, aber würde man nicht lieber das unbehandelte Original hören? Während ist die Piano- und Streicherballade „Downtown“ durchaus gelungen ist, fragt man sich, was aus „Lost“ hätte werden können wenn die Pet Shop Boys oder New Order hier Hand angelegt hätten. „Scene“ wäre gern ein Song der späten Beatles mit George Harrisson-Gedächtnis-Gitarre und „Hey Jude“-Singalong, während „Lonely Hours“ die Sam Fender-spielt-80ies-Rock-Fanecke abgreifen soll.


 


„All I Need“ begrüßt einen mit fußstampfendem, handklatschendem Stadion-Gospel-Pop. Sehr zeitgeistig, aber durchaus auch mitreißend. Näher an seinen Wurzeln ist der Country-Blues-Stampfer „Kiss Like The Sun“ – eine Dampflok in ICE-Geschwindigkeit. Und Lokführer Bugg donnert weiter – von der „Mad World“-ähnlichen Klavierballade zur House-Nummer, von der Synthie-Power-Pop-Hymne zum Wall-of-Sound-Schmachtfetzen.
Buggs fünftes Album hat durchaus gute Hooks und packende Momente. Es ist aber auch ohne Fokus, kitschig und zu offensichtlich auf Hit getrimmt. 


 


„Rabbit Hole“, „Lonely Hours“ und „Lost“ driften dann völlig in Richtung vermeintlichen tanzbaren Pop. Schlecht gealterte und daher längst nicht mehr verwendete Elektro-Beats treffen auf die tiefen Gitarrentöne von Jake Bugg.
Sie finden natürlich auch auf „Saturday Night, Sunday Morning“ ihren Platz. Allerdings reißen weder sie noch sein Gesang bei allen Songs das Ruder rum. Die Ausflüge in den Pop sind zu erzwungen und damit leider auch zu hektisch.
Songwriter-Kunst, die spannende Melodien oder den charmanten Stilmix von Bugg betonen, gibt es auf seinem fünften Alben nur selten. Und weil er seine Power schon am Anfang verfeuert und die beiden Singles „All I Need“ und „Kiss Like The Sun“ in typischer Bugg-Manier dort platziert, sind es die ruhigen Momente, die auch die packenden sind.




3 Kommentare:

  1. Im ersten Durchgang ein wenig vorbei gerauscht, aber dann haben sich die Songs fest gesetzt. Ich mag's

    7,5

    AntwortenLöschen
  2. Ich mag die Lieder, die ich dem Sonntag Morgen zuschreibe, mehr als die der Samstag Nacht.
    6 Punkte

    AntwortenLöschen