Hey was ist denn hier los? Wurde etwa das neue Album von Low übersehen? „ Hey What “ ist der Titel des dreizehnten Albums von Low, auf dem ...

Low - Hey What


Hey was ist denn hier los? Wurde etwa das neue Album von Low übersehen?

Hey What“ ist der Titel des dreizehnten Albums von Low, auf dem Mimi Parker (Schlagzeug, Gesang) und Alan Sparhawk (Gitarre, Gesang) zum dritten Mal in Folge mit dem Produzenten BJ Burton (Bon Iver, Charli XCX) kooperieren. Daher kann „Hey What“ auch als konsequente Fortführung der mit „Ones And Sixes“ (2015) und „Double Negative“ (2018) begonnenen Verfremdung, Verzerrung und Zerstückelung des Lowschen Klangkosmos’ betrachtet werden. Über den experimentellen, teils nervig-noisigen Soundscapes, die oftmals ineinander fließen, thront wie gehabt und als größt möglicher Gegensatz der himmlische Gesang von Parker und Sparhawk. 

„Da ist etwas kaputt“, erklingt es in schöner Regelmäßigkeit hier im Haus, wenn etwa der Opener „White Horses“ erschallt. Das ist nicht ganz falsch, aber Low und Burton haben das Zerbrochene wieder neu zusammengefügt. Das hat sicht- und hörbare Spuren hinterlassen, aber häufig sind es diese kleinen Makel, die wahre Schönheit besonders erstrahlen lässt.  






(…) dann zerbricht der Gesang im ersten Song „White Horses“ unter einstürzenden Gitarrenbauten. Der Wall Of Sound klingt plötzlich, als hätte jemand die Aufnahme mutwillig zerstückelt, aber bald ist da diese Melodie, die über das Stückwerk zu ziehen beginnt, ganz klar und fest.
Low 2021, das ist eine Versuchsanordnung, die sich aus Chaos, Hymne und Momenten des Minimalismus speist, die letzte Minute von „White Horses“ gehört einem sich wiederholenden elektronischen Muster. Die zehn Songs des neuen Albums tun uns nicht den Gefallen, dem Slo-Mo-Indie-Rock der Band einfach ein neues Kapitel hinzuzufügen, Low haben sich und ihr Werk auseinandergenommen und neu strukturiert zusammengesetzt.
(…) Das Album darf in seiner zerstörerischen Schönheit als Kommentar zu einer zerfledderten Zeit gelten, in der Feier und Abgesang kaum mehr zu unterscheiden sind.




 


Den ständigen Drang zur Neuerfindung kann man bei dieser Band gar nicht oft genug loben – von den frühen Slowcore-Großtaten über ein kaputtes Meisterwerk wie "Drums and guns" bis zu den aktuellen Experimenten mit Burton standen Parker und Sparhawk fast drei Jahrzehnte lang nie still. Und doch konservierten sie stets den Kern ihrer minimalistischen Mitternachtsmusik, den sie schlicht aus neuen Winkeln anstrahlen. Wenn sich im fast achtminütigen Herzstück "Hey" die Stimmen um den Pulsschlag des Geräuschs schlingen, um dann ganzheitlich im Ambient-Gleißen zu verglühen, dürfte das alten wie neuen Ohren gleichermaßen die Härchen aufstellen. Gleiches gilt für "Don't walk away", das klingt, als würde man ein 50 Jahre altes Liebesduett aus dem Jenseits empfangen.


Low (möglicherweise) in Deutschland:
03.05.2022 Köln, Kulturkirche Köln

09.05.2022 Hamburg, Uebel & Gefährlich

10.05.2022 Berlin, Festsaal Kreuzberg


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