Ob es eigentlich eine limitierte Auflage der Schallplatte mit alternativem Plattencover gibt: eine Spritze statt einer Pille? Bei dem Bandna...

The Vaccines - Back In Love City


Ob es eigentlich eine limitierte Auflage der Schallplatte mit alternativem Plattencover gibt: eine Spritze statt einer Pille? Bei dem Bandnamen und in diesen Zeiten wäre das doch ganz passend.

Ganz passend ist auch, was The Vaccines - aktuell zu einen Quintett angewachsen (Justin Hayward-Young, Freddie Cowan, Árni Árnason, Timothy Lanham und Yoann Intonti) - auf ihrem fünften Album präsentieren. Schlichten, rumpelnd rockigen und eingängigen Indierock (mit „Peoples’ Republic Of Desire“und „XCT“ als Highlights). 
Aber nicht nur, denn „Back In Love City“ buchstabiert auch Pop - und zwar in Großbuchstaben: Der Titelsong zum Beispiel ist Pop mit Disco-Touch und Twang-Gitarre, den ich mir sehr gut von Kylie Minogue vorstellen könnte, mit der The Vaccines für zwei Jahren das Duett „Lazy“ aufgenommen haben. Und „Alone Star“ kombiniert hüpfende Beats, Duane Eddy-Gitarre und Bläser. 
Diese Diskrepanz spiegelt sich auch in der Wahl des Produzenten wider, denn Daniel Ledinsky  arbeitete einerseits für TV On The Radio, Kent oder Grouplove und andererseits mit Carly Rae Jepsen, Tove Lo oder Blondie zusammen.  


 


Harte Punkrock-Riff s treffen auf Bläsersätze und Twang-Gitarren. An anderer Stelle muss man an je nach Lesart Todd Rundgren oder die Buggles denken. Einige Songs verbinden all das dann noch mit Power Pop der Weezer-Schule. Klar, einige Songs, etwa die Vorab-Single „Alone Star“ mit ihrem schönen Gitarren-Hook, hätte man sich auch ganz gut in der Indie-Disco vorstellen können, einzwängt zwischen den coolsten Tracks von Maximo Park und sagen wir mal The Automatic. So richtig hängen bleibt aber nicht einmal die, und während des Hörens dieses Albums wundert man sich ausdauernd über diesen Kessel Buntes. Das muss man als Band auch erst mal hinbekommen.


 


Der zwingende, forsche Rocker „Peoples‘ Republic Of Desire“ brennt sich sofort ein, denn trotz synthetischer Untertöne gibt sich das Quintett forsch und verschwitzt. Stellenweise klopft man sogar bei Maximo Park an. Für „El Paso“ bemüht man sich hingegen um semi-technoide Lässigkeit und Wave-Elan, irgendwo zwischen den beiden neuesten Killers-Alben platziert. Das Spiel mit musikalischen Extremen und Widersprüchen bekommt den Vaccines prima und wirft Perlen wie das understatete, smoothe „Heart Land“, das zwingende und hibbelige „Alone Star“ oder das forsche, leicht angepunkte „XCT“ ab.
Zugegebenermaßen muss man sich zu einem gewissen Grad von den Erwartungen an The Vaccines verabschieden. Der klassische Retro-Rock zwischen Garage und Indie kommt zumeist nur mehr am Rande vor. Disco, Dancefloor, Smoothness und sogar ein wenig Americana rücken vermehrt in den Mittelpunkt des Geschehens, was aber keinesfalls stören soll. 


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