Da waren es nur noch drei. Aus dem Quintett Maximo Park hat sich nach Archis Tiku (2014) mit Lukas Wooller ein weiteres Gründungsmitglied v...

Maximo Park - Nature Always Wins


Da waren es nur noch drei. Aus dem Quintett Maximo Park hat sich nach Archis Tiku (2014) mit Lukas Wooller ein weiteres Gründungsmitglied verabschiedet. Somit ist „Nature Always Wins“ das erste Album, welches Maximo Park in Trio-Besetzung aufgenommen wurde. 

So ganz allein blieben Sänger Paul Smith, Gitarrist Duncan Lloyd und Schlagzeuger Tom English bei den Aufnahmen im Studio jedoch nicht mit ihrem Produzenten Ben H. Allen (Kaiser Chiefs, Belle & Sebastian, Washed Out): Paul Rafferty (Bass) und Jemma Freese (Keyboards, Backing Vocals), die seit einigen Jahren bei Konzerten von Maximo Park mit auf der Bühne stehen, unterstützen sie auf einigen Songs. Zudem sorgt Annie Leeth für die Streicher bei „Partly Of My Making“ und „Child Of The Flatlands“, dem ersten bzw. letzten Song des Albums, und singt Pauline Murray (Sängerin der Punk-Rock Band Penetration) auf „Ardour“ mit.

„Nature Always Wins“ sorgt bei Schallplatten-Freunden für die Qual der Wahl: Turquoise translucent, Eco Mix Coloured , Tri-colour Splatter oder die Deluxe Version als Doppel-LP - welche Version soll es sein?

Keine Qual wird das Durchhören der 12 Songs, denn die Kritiken sind durchaus positiv. Dass „Nature Always Wins“ bei Metacritic mit 80/100 Punkten aktuell sogar als bestes Album von Maximo Park dasteht, noch vor ihrem Debüt „A Certain Trigger“ (2005; 75/100), ist allerdings etwas zu viel der guten Reviews.



 


Am stärksten ist dieses Album nämlich, wenn Smith seinen Frieden mit sich macht, im wunderbar behutsam anschwellenden "Versions of you" die kleine Tochter umarmt und zusammen mit dem freudig aufheulenden Synth-Riff des Ohrwurms "All of me" die versonnene Gelassenheit eines Menschen ausstrahlt, der seinen Platz im Leben gefunden hat. Da trägt auch "Child of the flatlands" als Bilanz einer verhuschten Jugend abschließend ein mildes, selbstironisches Lächeln zur Schau und erinnern sich "Placeholder" und "The acid remark" per kantigem Post-Punk wohlwollend der Zeiten, als es noch hieß: Indie, wir müssen tanzen. 


 


Das leicht übersteuerte "Partly Of My Making" stößt die Tür zum Album kraftvoll auf mit trockenen Riffs und Streichern, während Smith über körperliche Veränderungen und das Älterwerden sinniert. "Versions Of You" knallt im Anschluss einen klassischen Hit der Band aus der Hüfte; der Refrain ist schwungvoll, die Strophen melancholisch. Im vergnügten "Baby Sleep" parliert er über durch Schlafentzug entstandene Alltagsverzerrung. Beide Songs drehen sich um seine Tochter, genauso wie das ruhige und sehnsuchtsvolle "Feelings I'm Supposed To Feel" samt Field Recordings.
Das mitten in "Nature Always Wins" versteckte "Meeting Up" stellt eines der Glanzlichter aufgrund seiner besonderen Aura dar. Lange Orgelklänge, eine mysteriöse Atmosphäre, viel Hall und Smiths betont tiefe und ruhig gehaltene Stimme versprühen einen hypnotischen Charme. Maximo Park ziehen sich hierbei eine 80er Jahre-Wave-Jacke an, die an die früheren Soft Cell erinnert und gepaart mit Zeilen über die Gegenüberstellung des vergangenen und jetzigen Ichs ergibt das eine ungeheure Intensität.


 


Will man sich einen schnellen Eindruck von dieser Platte machen, sollte man das hymnische „Versions Of You“, das schmissige „Placeholder“, das treibende „Baby Sleep“ und das hypnotische „The Acid Remark“ anhören. Sie sind die Pfeiler des aufgespannten Feldes, in dem die Gruppe im Jahr 2021 musiziert. Neue Facetten sind kaum auszumachen. Sicher: Produzent und Neukeyboarder Ben Allen (Animal Collective, Deerhunter) drückt hier und da dem Sound dezent seinen Stempel auf. Der große Kurswechsel aber ist ausgeblieben. Aus der Reihe fällt einzig „Feelings I’m Supposed To Feel“, ein unaufgeregtes Stück mit Disco-Hi-Hat und schwelgerischen Back-Ups. 


 


Möglicherweise sehen wir Maximo Park 2021 noch live in Deutschland. Das sind die geplanten Termine:
17.09.21 Berlin, Astra Kulturhaus
22.09.21 München, Technikum
23.09.21 Frankfurt, Batschkapp
25.09.21 Stuttgart, Im Wizemann
26.09.21 Köln, Die Kantine


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