Vor drei Jahren habe ich Jane Weaver im Vorprogramm von Belle & Sebastian gesehen. Obwohl sie zu diesem Zeitpunkt schon eine stattliche Anzahl an Soloalben veröffentlicht hatte und in die Britpop-Band Kill Laura sowie das Folktronic-Projekt Misty Dixon involviert war, sagte mir der Name rein gar nichts. Der Auftritt reichte aber aus, um mir im Nachhinein zumindest ihre letzten beiden Alben „The Amber Light“ (2015) und „Modern Kosmology“ (2017) anzuhören.
Jane Weaver veröffentlichte 2019 eine Art Remix-Album zu diesen beiden Platten namens „Loops In The Secret Society“ und eine Art Ambient-Soundtrack zu einem ungarischen Fantasy-Kultfilm aus dem Jahr 1981, „Fehérlófia“. Stilistisch durchaus mannigfaltig, die Dame!
Das trifft auch für „Flock“ zu, ihr elftes Soloalbum, für das sie libanesische Liebeslieder, russische Aerobics-Platten aus den 1980ern und australischen Punk als Einflüsse nennt, oder - um es in einem Wort prägnant zusammenzufassen: Stereolab.
„Flock“ ist groovy, psychedelisch schillernd, funky und eingängig, zu gleichen Teilen Avantgarde, Glam-Pop, Krautrock und Sci-Fi-Soundtrack, und in drei unterschiedlichen LP-Variationen käuflich zu erwerben: olive-green Vinyl, light rose Vinyl und cream Vinyl.
Zur Belohnung für diesen mutigen Trip gab es Zuspruch von Kritikern (85/100 Punkten bei Metacritic) und Fans (Platz 24 in den UK Charts, in denen sie erst zum zweiten Mal („Modern Kosmology“ #50) vertreten war).
„Heartlow“ eröffnet das Album mit motorisiertem Post-Rock aus der Stereolab-Schule, verziert mit dem wunderbar unaufgeregtem Gesang, den Weaver seit ihrem ersten Solo-Outing „Like An Aspen Leaf“ perfektioniert hat. „The Revolution Of Super Visions“ ist mit seinen schmierigen Fuzz-Gitarren und seinem jede Mikrosekunde auskostendem Groove nicht nur der Song mit dem meisten Funk, sondern auch einer der eingängigsten.Den Pop kontrastiert Weaver wie immer mit Avantgarde-Exkursionen, wie die formlos funkelnde Ambient-Meditation „Flux“ oder die mit Synthesizer-Chaos und dissonanten Chor-Harmonien flirtende Kraut-Expedition „Modern Reputation“. Die besten Momente dieses Albums sind die, in denen diese beiden Pole – Pop und Experiment – nahtlos ineinander verschmelzen. Im Titeltrack kreisen polyphon verstrickte Flöten im eine himmlische Hookline. „Pyramid Schemes“ ist eine unheilige Allianz von Chickenscratch-Gitarren und geisterhaft verhalltem Gesang. Funk, der wirkt, als wäre er in den Katakomben einer Kathedrale aufgenommen. Der pulsierende Elektro-Pop des Abschlusssongs „Solarised“ mündet in abstrakte New-Age-Synths. An diesen Schnittstellen zwischen Eingängigkeit und Avantgarde strahlte Weavers Musik schon immer am stärksten – und noch nie so sehr wie auf diesem Album.(Byte.fm)
Prägnanter als Dirk es im Wort "Stereolab" zusammengefasst hat geht es fast wirklich nicht.
AntwortenLöschen5,5 Punkte
Von Stereolab bin ich, um ehrlich zu sein, gar kein so großer Fan... 5,5 Punkte
AntwortenLöschen