Treffen sich Captain Future, Daft Punk und Metronomy in einem Club… Was beginnt wie ein schlechter Scherz, beschreibt das neue Album von Roo...

Roosevelt - Polydans


Treffen sich Captain Future, Daft Punk und Metronomy in einem Club…

Was beginnt wie ein schlechter Scherz, beschreibt das neue Album von Roosevelt recht treffend. Der 30-jährige Musiker spürt auf „Polydans“, seiner dritten Platte nach „Roosevelt“ (2016) und „Young Romance“ (2018), unterschiedlichen Strömungen der Tanzmusik der letzten Jahrzehnte nach. Von Synth-Pop im 80er-Jahre-Modus über French House mit einer Prise Funk bis hin zu Balearic-Pop und Yacht-Rock reicht das Sound-Spektrum, zu dem sich jederzeit die Disco-Kugel dreht. 

Marius Lauber hat „Polydans“ bis auf wenige Ausnahmen, etwa die Backing Vocals von Kat Frankie bei sieben der zehn Stücke, im Alleingang im eigenen Kölner Tambourine Dreams Studio eingespielt, aufgenommen und produziert. Für die heimische Tanzveranstaltung können Schallplatten-Fans „Polydans“ in einer limitierten Auflage (Limited edition translucent red vinyl in a gatefold jacket. Includes 30x30cm 12 page booklet with lyrics.) käuflich erwerben.

Vom schlechten Scherz zur guten Platte, wenn man den Kritikern glauben mag:

„Polydans“ hat abseits seiner Disco-Ausflüge in die 80er-Jahre und in die weltweiten Städte etwas Galaktisches. In dem Stück „Easy Way Out“ etwa ein Zischen wie aus der Kanone eines Raumschiffes und auch das Geräusch, das man sich vorstellt, wenn man dieses beschleunigt. Lauber untermalt die Töne dann noch mit Synth- und Keyboardsounds, die zu hüpfen und zu strahlen scheinen. Bässe, die pochen, sowie Drums, auf denen dumpf geschlagen wird. Und ehe man als Hörer glaubt, gleich davonzuschweben, setzt seine hohe Stimme und ein kleiner Chor ein, die über all das hinwegfliegen.


 


„Easy Way Out“ eröffnet mit einem typischen Intro, indem zu einem Synthie-Loop erst dumpf die Tom-Toms schlagen und sich dann nach und nach alle Instrumente hinzugesellen. „Strangers“ spielt mit einem Nile-Rogers-artigen Gitarrenmotiv und einer hüpfenden Basslinie, während „Feels Right“ als Wiedergänger eines seiner ersten Hits, „Fever“, daherkommt und so gleich im Ohr hängen bleibt. „Echoes“ geht komplett Disco, bevor der beste Song, „Sign“, das Album beschließt – wie er vom Synthie-Dreampop zum nach einer Minute einsetzenden Beat kommt, um dann mit blubberndem Bass und weiteren Synthies in voller Pracht zu erstrahlen, ist schon groß.


 


Des Weiteren findet man auf "Closer To My Heart" verträumten 70er Yacht-Rock, der ein bisschen nach Highschool-Romanze schmeckt, dabei aber nicht für einen Zuckerschock sorgt. Da wippt man vergnügt mit dem Kopf und schlürft einen Mojito.
"Lovers" nimmt derweil eine Abzweigung Richtung New Wave und Synthpop mit einer Prise Pet Shop Boys. Der vielleicht einfachste und schmuckloseste Song auf "Polydans". Das unterkühlte "Forget" fängt das jedoch lässig auf durch einen simplen Moog-Synthesizer-Loop und einen dreckigen Beat ab der Mitte.
Der Rest des Albums fällt recht technoid aus, bei dem das Instrumental "Montjuic" besonders hervorsticht. Es rollt bedrohlich aus den Boxen dank düsterer Cyberpunk-Synthies und schwerem Beat, am Ende setzt die Distortion bis zur Unkenntlichkeit ein, während ein wildes Schlagzeugspiel ertönt. Ein Schelm, wer dabei an "Contact" von Daft Punk denkt. Cleveren Deep House serviert "See You Again", bei dem man sich sehnlichst in einen Club versetzt wünscht, und das elegische "Sign" legt einen Teppich aus weichen Synthies zum Ausgang, bei dem sich mehrere Ton- und Gesangsspuren übereinander lagern.


 


Roosevelt möglicherweise live in Deutschland:
12.09.21 Hamburg – Grünspan
13.09.21 Berlin – Huxleys
14.09.21 München – Backstage
19.09.21 Stuttgart – Wizemann
20.09.21 Frankfurt – Zoom
04.10.21 Köln – Carlswerk


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