Ich habe Arab Strap nicht vermisst. Also zumindest nicht in der Form ihres letzten Albums „The Last Romance“, welches mich 2005 tatsächlich...

Arab Strap - As Days Get Dark


Ich habe Arab Strap nicht vermisst. Also zumindest nicht in der Form ihres letzten Albums „The Last Romance“, welches mich 2005 tatsächlich leicht enttäuscht zurückgelassen hat. Dabei waren die Plattenkritiken ähnlich gut wie bei dessen fünf Vorgängern. Da sich die Band 2006 auflöste, hatten Aidan Moffat und Malcolm Middleton nie die Gelegenheit diesen Eindruck zu revidieren oder eine Platte von Arab Strap hier vor Gericht zu präsentieren. 

Ich habe Arab Strap nie live gesehen. Diese Aussage hatte zumindest bis 2017 Bestand, denn für einige Konzerte fand sich das Duo wieder zusammen und ich konnte diese Lücke in meiner persönlichen Gigography endlich schließen. Neue Musik präsentierten die beiden Schotten dennoch nicht. Es sollten noch mehr als drei Jahre bis zu „The Turning Of Our Bones“, der ersten Single aus ihrem siebten Album vergehen.

Ich habe Arab Straps „As Days Get Dark“ sehr schnell sehr lieb gewonnen. Moffat lamentiert, mault und sprechsingt über Middletons Gitarren-Loops zu elektronische Beats und dramatischen Streichern, als wären wir gerade mitten in den 90er Jahren und als wäre unsere Romanze nicht von „The Last Romance“ beeinträchtigt worden. Zwischen Slowcore und Post-Rock haben es sich Arab Strap gemütlich eingerichtet und mit Mogwais Label Rock Action Records auch ein passendes neues Zuhause gefunden.

Vielleicht ist „As Days Get Dark“ sogar das beste Album von Arab Strap.  


 


»I don't give a fuck about the past, our glory days gone by/ All I care about right now is that wee mole inside your thigh«, deklamiert Moffat, 47, im ungehobelten Falkirk-Dialekt, als wäre er Leonard Cohens zynischer kleiner Bruder aus dem Norden: sexfixiert, desillusioniert, moralisch korrumpiert, jedoch ohne die abfedernde Frömmigkeit und heilige Wucht von Cohen oder Nick Cave. Bei Moffat und Middleton taten die vom Bodensatz des Lebens gekratzten Wahrheiten schon immer etwas mehr weh.
Zum Beispiel in »Another Clockwork Day«, einer Akustikballade, die davon handelt, wie ein sentimentaler Tropf zu alten, pixeligen Erotik-JPGs in den geheimen Ordnern auf seiner Festplatte masturbiert, während seine Frau nebenan leise schnarcht. Es geht um den Verfall des männlichen Körpers in diesen lakonisch humorvollen Geschichten, um das Aufbäumen der Libido, Viagra, Selbstekel, critical oldness, wenn man so will.
Die Songs, um die ewig kreisenden Gitarren-Loops Middletons herumgebaut, diesmal auch ausgeschmückt mit Streicher-Schwirren und Saxofon-Drama, treiben den Zuhörer durch Quälgeisterstunden. Arab Strap sind, immer noch, Meister des schwitzigen Unbehagens auf dem Dancefloor. Ihr Sound, irgendwas zwischen Mogwai-Postrock, Indietronic und Slowcore, ist mehr denn je einzigartig im Limbo zwischen Nervosität und Lethargie.




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