Na gut, zumindest für heute sind die Middle Kids die Größten: Wir schenken dem australischen Trio unsere volle Aufmerksamkeit und stellen keine andere Platte vor als deren „Today We’re The Greatest“.
Am Ende des Jahres werden die Middle Kids nicht die Größten sein und auch nicht in unserer Endauswertung über allen anderen thronen und den Titel „Album des Jahres 2021“ einheimsen können. Das gehobene Mittelfeld dürfte letztendlich ein passender Ort für die Middle Kids sein.
Aber zumindest Freunde von Florence And The Machine, Amy Macdonald, The Cranberries und Rilo Kiley werden der Mischung aus Alternative Rock („I Don’t Care“) und Indiepop („R U 4 Me?“) etwas mehr abgewinnen können. Von anderen wird „Today We’re The Greatest“ vermutlich gewogen und als zu leicht befunden werden, obwohl sich „Some People Stay In Our Hearts Forever“ leichtfüssig in unsere Gehörgänge hineintänzelt und dort festsetzt, „Questions“ ein weiterer eingängiger kleiner Hit mit Handclaps und Bläsern ist und mit „Lost In Los Angeles“ auch ein Häkchen hinter Folk gesetzt werden kann. Apropos Los Angeles: Dort fanden gemeinsam mit dem Produzenten Lars Stalfors (St. Vincent, Soccer Mummy, Purity Ring) die Aufnahmen der 12 Songs statt.
Vor drei Jahren veröffentlichten Hanna Joy (Gesang, Gitarre), Tim Fitz (nahezu alle übrigen Instrumente) und Harry Day (Schlagzeug) ihr Debütalbum „Lost Friends“ und erreichten in Australien Platz 10 der Charts. „Today We’re The Greatest“ steht seit dem 19. März in den Plattenläden, und zwar als limitiertes transparent-Tangerine Vinyl. Noch schicker ist das Limited Edition Tri-Splatter Vinyl.
Dies sind keine Lieder über unendliche Möglichkeiten, viele der Songs drängen auf Entscheidungen, auf Loslösungen von „Bad Neighbours“ oder darauf, sich endlich mit einem Plan durch L. A. zu bewegen. Hannah Joy erledigt ihren Job als Sängerin hervorragend, in besagtem „Lost In Los Angeles“ erreicht ihre Stimme die Intensität großer Kolleginnen wie Hannah Marcus oder Weyes Blood.Die Band neben ihr kann da nicht mithalten, das Klangbild erfüllt brav die Erwartungen, Überraschungen gibt es nur ab und an, bei „Golden Star“ zum Beispiel, wo das Akkordeon in eine himmlische Coda überführt. Das Potenzial ihrer Sängerin nutzen Middle Kids nicht aus.
Auf “Today We’re The Greatest” beherrschen die Middle Kids aber auch immer noch die direkten Ohrwürmer, wie das tanzbare “R U 4 Me?”, der Empowerment-Moment “I Don’t Care” und das mit Drum Rolls und elektronischen Beats versetzte “Summer Hill” beweisen.Doch am Ende ist “Today We’re The Greatest” wohl zu komplex, zu zwiespältig für die breite Masse. Denn auch in eigentlich pulsierenden Stücken wie “Cellophane” steckt immer eine Faser Leid, die der Titeltrack und Closer treffend zusammenpasst: “Life is glory and boring sometimes”.
Ich fang mal an, der Band einen Platz im gehobenen Mittelfeld zu sichern: 6,5 Punkte.
AntwortenLöschen"I Don't Care" ist ein kleiner Hit.
Dann pushe ich etwas in Richtung gehobenes Mittelfeld. Knapp 7,5 Punkte, damit meine Vorhersage zutrifft.
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