Wen haben wir denn da? Ist das der gurkenförmige König der Kumi-Ori oder das Kind von Jabba The Hutt? Nein, hier handelt es sich um Homunculus loxodontus, der 2017 von Russland aus das Internet als Meme und Symbol für die passive Gesellschaft und die Verarmung des Intellektuellen und Spirituellen eroberte. Ursprünglich wurde die Skulptur des vermenschlichten See-Elefant von der Künstlerin Margriet van Breevoort entworfen, um Patienten im Wartezimmer abzulenken sowie Kranke aufzumuntern und im Universitätsklinikum in Leiden aufgestellt. Nun hat die Figur auch den Weg auf das Plattencover des fünften Albums von Balthazar gefunden.
Ein Symbol des Wartens hätten wir von Balthazar gar nicht benötigt, denn die Veröffentlichung von „Fever“ liegt erst etwas mehr als zwei Jahre zurück. Und ein Sinnbild für die Verarmung des Intellektuellen und Spirituellen möchten kreative Köpfe doch sicherlich auch nicht stellvertretend für ihr neuestes Kunstwerk haben. Oder sind den fünf Belgiern auf „Sand“ etwa die Ideen ausgegangen?
Nein, „Fever“, das erste Album in neuer Bandkonstellation, wird konsequent fortgeführt und wir hören Indiepop, der meistens trocken und funky, groovy und eingängig ist, gelegentlich mit Streichern („Passing Through“), Elektrobeats („I Want You“, „Passing Through“), Twanggitarre („Hourglass“) oder Bläsern („Moment“, „On A Roll“, „Leaving Antwerp“) aufgehübscht wird und oftmals von spannendem Backgroundgesang („Losers“, „I Want You“) unterstützt wird.
Es ist einfach, "Sand" im Alltag zu genießen, denn Tracks wie "Moment" oder "Halfway" reißen wunderbar mit. "On A Roll" muss auch einen Vergleich mit Alt-J nicht scheuen, und "You Won't Come Around" zeigt, dass die Band selbst verträumt, cheesy und von einem Drum-Computer angeleitet noch gut klingt. Man kann dem Album vor allem aber auch seine volle Aufmerksamkeit schenken und viele kleine Schnörkel entdecken, sich an dem Minimalismus und der Präzision erfreuen, die Balthazar gemeinsam mit dem Produzenten Jasper Maekelberg ihren Stücken mitgegeben haben. Wenn man das Vereinigte Königreich außen vor lässt, dann sind die Belgier sicher eine der besten Indie-Bands Europas.(Laut)
Die Vorab-Singles gaben bereits einen Vorgeschmack auf die zwei Pole, zwischen denen sich die Lieder auf „Sand” bewegen: Während entspannte Songs voller Leichtigkeit, wie „Losers”, sich perfekt als Soundtrack für sonnige Autofahrten eignen, sind Electronic- und basslastige Songs, wie „On A Roll” eher was für den Genuss mit Kopfhörern. Mit dem hohen Gesang könnte letzteres auch von Portugal. The Man stammen.Ihren markanten Groove haben Balthazar nicht verloren. Die fünfte Platte ist wieder sehr entspannter, manchmal leicht funky Alternative-Pop. Ihr charakteristischer Stil ist klar herauszuhören, der Einsatz der Instrumente und Stimmen vielfältig und die Texte drehen sich um Liebe, Beziehungen und Trennungen.Alles in allem, bleibt alles beim Alten.
6 Punkte
AntwortenLöschenBalthazar bekommen für "Sand" knapp 7 Punkte
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