Häufig verweisen Künstler bei neuen Alben auf vorangegangene schwierige oder gescheiterte Beziehungen. Und häufig kommen dabei sehr gut...

Austra - Hirudin



Häufig verweisen Künstler bei neuen Alben auf vorangegangene schwierige oder gescheiterte Beziehungen. Und häufig kommen dabei sehr gute Platten heraus. Katie Stelmanis aka Austra viertes Werk "Hirudin" wurde sowohl durch eine musikalische Unzufriedenheit als auch durch eine belastende Beziehung geprägt. Berste Voraussetzungen für einen großen musikalischen Wurf. Sowohl im privaten Bereich als auch bei der Produktion ihrer Musik ging sie neue Wege: In einer dreitägigen Session traf sich Stelmanis mit Musikern, mit denen sie noch nicht gearbeitet hatte: Zwei Mitglieder des Improvisationstrios c_RL, das Steicherduo Kamancello, für die Buckelgongs war die Band Pantayo verantwortlich und ein Kinderchor vervollständigte die bunte Truppe. Mit den Aufnahmen und Ideen im Gepäckt machte sich die Kanadierin anschließend auf den Weg nach Spanien, um mittels Sampling das Rohmaterial in Songs zu überführen. Dabei ließ mehr Einfluss von Produzenten zu als in der Vergangenheit, z. B. von Rodaidh McDonald (u. a. bekannt für seine Arbeit mit David Byrne, Hot Chip, The XX, Savages und Daughter) und Joseph Shabason (Session Musiker u. a. für Destroyer und The War On Drugs).

Das Vorgängeralbum "Future politics" erschien am Tag der Amtseinführung des 45. US-Präsidenten. Es hätte gar nicht so düster klingen können, wie es der Titel und der Tag verlangt hätten. Schon damals gefiel es mir besser als "Olympia", ohne die Stimmung des Debüts "Feel it break" erreichen zu können. Die Lightman-/Tasseomancy-Schwestern fehlen natürlich auch auf "Hirudin", aber die musikalische Entwicklung kann das kompensieren: Die Songs wirken organischer und das passt hervorragend zur Tiefe, die Stelamnis persönliche Texte verlangen. Weniger Dance und Electro, mehr Artpop... eine tolle Entwicklung, die ich gerne weiter verfolgen werde.  

"Anywayz", "How did you know", "Mountain baby" und vor allem "I am not waiting" sind die Höhepunkte auf "Hirudin".

"Anywayz":


"Risk it":


"Mountain baby":


Geplant waren Konzerte zum Zeitpunkt des Releases im Mai, nun kann man zumindest noch auf den Auftritt am 15.11. in Berlin hoffen.

"Éclat":
Der Sound auf „HiRUDiN“ ist wärmer geworden, immer noch frickelig elektronisch, aber die 80s-Anleihen haben abgenommen, das Klavier übernimmt öfter die Hauptrolle und es blitzt sogar mal etwas Tropical House durch. Die Vorgängeralben waren deutlich tanzbarer, aber angesichts der Vorgeschichte und Themenwelt wirkt diese Entwicklung durchaus stimmig. Am besten funktioniert das Konzept Austra, wenn sie die poppigen Momente zulässt, wie etwa in „It‘s Amazing“ oder „Mountain Baby“.

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