Würde man in diesem Blog eine Umfrage über die Band/den Singer/Songwriter des laufenden Jahrtausends machen, käme dabei am Ende sicherli...

Jason Isbell And The 400 Units - Reunions


Würde man in diesem Blog eine Umfrage über die Band/den Singer/Songwriter des laufenden Jahrtausends machen, käme dabei am Ende sicherlich irgendwas aus dem Bereich Dream/Indiepop raus, gerne auch Skandinavien mit leichtem Electronica Touch.
Dass die Richtung, die ich einschlagen würde eine andere wäre, sieht man sicher schon an Hand meiner Jahres-Bestenlisten.
Der Singer/Songwriter unserer Zeit wäre dann (noch) unangefochten Jason Isbell, egal ob solo firmierend oder mit seiner Band The 400 Units (zur ursprünglichen Band, den Drive By Truckers, ist er Gott sei Dank entgegen des neuen Album-Titles nicht zurück gekehrt. Die waren mir dann doch einen Touch zu southern-rockig.).
Ich muss lange zurückschauen, um Künstler zu finden, die es mit drei aufeinanderfolgenden Alben geschafft haben, bei mir die Höchstwertung zu erreichen. Das wäre in den 80ern Prince mit Purple World Parade gewesen, in den 90ern haben es Oasis ganz knapp verpasst, dafür ist Tom Liwa mit seinen Flowerpornoes in die Bresche gesprungen und nun eben in den 10er Jahren Jason Isbell, der dies mit seinen Alben Southeastern, Something More Than Free und The Nashville Sound geschafft hat.
Zu seinem, mir wirklich unglaublich gut gefallenden Gitarrenspiel und einer Stimme, die mir wahrscheinlich auch das Telefonbuch vorsingen könnte, kommt in diesem Fall noch etwas, auf das ich sonst eher seltener achte, das Storytelling. Texte sind für mich meist eher sekundär, wenn man mich dann aber wirklich mal mit den Geschichten erwischt, hebt das die Musik meist noch mal auf eine ganz andere Stufe.
Ein gutes, wenn auch persönlich trauriges Beispiel, ist der Song If We Were Vampires, der im Radio (sic!) lief, als ich zum letzten Mal Richtung Krankenhaus zu meinem Vater fuhr. Hier live mit seiner Frau Amanda Shires, die auch (zumindest temporär) zur Band gehört, deren Solo-Alben aber auch durchaus hörenswert sind.





Das alles könnte man verbuchen unter "beste Voraussetzungen für das neue Album", genauso gut könnte man sich aber auch fragen, wie lange dieser Lauf noch hält und womöglich mit zu hohen Erwartungen an das neue Werk rangehen.
Und so startet Reunions für mich auch gleich mit einem kleinen "Schreck", klingt What've I Done To Help doch fast schon einen Hauch "soulig", was jetzt nicht gerade eins meiner absoluten Lieblings-Genres ist. Aber auch in diesem Falle schafft er es, vor allem durch den wirklich geschmeidigen Gesang, das Lied auf die Haben-Seite zu retten.
Die folgenden Songs schwimmen dann jedoch schnell wieder in typischeren Isbell Gewässern, wie hier im entspannten Dreamsicle





und mit z.B. Overseas hat er auch was leicht Pettyesques für die Freunde des gediegenen Gitarren-Solos bei PvG ;-) in Petto. Immerhin verzichtet er auf ein Saxophon, so das man bei einer Bewertung zumindest in diese Richtung nicht noch mit Punktabzug rechnen muss. Anschließend gesellen sich dann zu den wirklich immer wieder herzergreifenden Balladen wie Only Children, River oder St.Peter's Autograph auch rockigere Töne wie z.B. in Be Afraid, die auch schon auf den vorigen Alben immer wieder ihren Platz fanden und einen schönen Kontrast zu den ruhigeren Singer/Songwriter-Tönen bilden.





Am Ende des Albums, muss ich aber zugeben, momentan noch etwas zwiegespalten zurückgelassen zu werden. Es ist ohne Zweifel wieder ein starkes Isbell-Album, kommt für mich aber wahrscheinlich (noch?) nicht an die Vorgänger heran, wobei das nach 3 Hördurchgängen vielleicht auch etwas verfrüht wäre.

Der Rolling Stone vergibt 4/5, der Uncut 8/10 und Mojo 4/5 Sternen, womit man sich über die Güte des Albums in der einschlägigen Presse einig zu sein scheint. Wie viel Punkte es am Ende bei mir (geschweige denn hier) werden, darüber kann man nur spekulieren.




4 Kommentare:

  1. "Seit wann hören wir denn Country?!" wurde hier ziemlich entsetzt gefragt, als "Reunions" seinen bisher einzigen Durchlauf erlebt hat.

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  2. Starkes Album. Mindestens 7,5 Punkte

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  3. ach hätte er doch das mit seiner Frau aufgenommene Reunions: Live At Brooklyn Bowl Nashville als LP rausgebracht. Dann hätte er seine starken Bewertungen voll halten können, so "nur"

    8

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  4. Mehr als 5,5 Punkte sind hier nicht abzuholen.

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