Die Idee hat sich der gute Tim Burgess doch bei uns abgeschaut, oder? In unregelmäßigen Abständen treffen wir uns zu Listening Sessions,...

Tim Burgess - I Love The New Sky


Die Idee hat sich der gute Tim Burgess doch bei uns abgeschaut, oder? In unregelmäßigen Abständen treffen wir uns zu Listening Sessions, hören uns ein neues Album an und sprechen darüber. Volkers Couch entspricht dabei Tims Twitter. Der Kreis der Zuhörer ist natürlich bei ihm viel größer, die Platten sind in der Regel älteren Datums, aber der Spaß ist vermutlich eben so groß. 

Der Sänger der Charlatans hat die Isolation während der Coronakrise genutzt und auch schon andere Musiker eingeladen und so zum Beispiel mit Liam Gallagher und Bonehead „Definitely Maybe“ (Oasis) oder mit Andy Bell und Laurence Colbert „Going Blank Again“ (Ride) gehört und kommentiert. Auf der Seite Tims Twitter Listening Party kann man einerseits sehen welche Alben in den nächsten Wochen und Monaten anstehen und andererseits auch vergangene Hördurchläufe nachvollziehen. 

Heute Abend wird es besonders spannend, denn nach „Slide“ von George Clinton und „Rio“ von Duran Duran steht „I Love The New Sky“, die neue Platte von Tim Burgess, auf dem Programm. Das auch bei seinem vierten Soloalbum das Wörtchen „I“ im Titel auftaucht, mag kein Zufall sein, denn Burgess löst sich von allen Charlatans-Erwartungen, wühlt sich durch seine offensichtlich gut und bunt bestückte Plattenkisten, macht was er will und experimentiert wie er will. Mit „nostalgischer Baroque Pop mit Ausflügen Richtung Westcoast und Psychedelia“ könnten die 12 Songs, die es natürlich auch auf buntem splatter Vinyl im Gatefold Cover gibt, vielleicht gut subsumiert werden.  




Bereits das Intro des Openers „Empathy For The Devil“ versprüht nicht nur wegen seiner unverhohlenen The-Cure-Anleihen und der ebenso offensichtlichen Rolling-Stones-Referenz einen wohligen Charme.
Es passt zur aktuellen Lage, dass „I Love The New Sky“ auch durch Experimentierfreude glänzt. Da wären beispielsweise „Comme D’Habitut“ und „The Mall“, die durch ihre ausufernden Instrumentalteile erfolgreich Richtung Prog-Rock schielen, jedoch ohne ihre Basis in der Pop-Musik aus den Augen zu verlieren.
„Sweet Old Sorry Me“ hingegen nimmt seinen Hörer mit auf eine Reise, die man eben gerade nicht antreten kann. Stattdessen lässt man sich von den typischen Streicher-Sequenzen die nötige Wärme der Abendsonne aufs Gesicht zaubern, während man zu den Saxophon-Klängen an einem kalifornischen Pier seiner Wahl entlangschlendert und kaum überrascht ist, dass am hippen Kaffeeladen nebenan Paul McCartney steht und die Mitmusiker im Geiste dirigiert.
(Musikblog)




Wer von Burgess’ alter Band The Charlatans nur „The Only One I Know“ kennt und Britpop nur für eine hypegeschwängerte Anekdote aus den 90ern hält, wird sich beim Hören von I LOVE THE NEW SKY fragen, was das alles soll: Warum tut dieser wenig kunstvoll blondierte Pilzkopf so, als würde er die Beatles und Pink Floyd kombinieren können? Warum klingt seine Stimme nach einer Überdosis Nasentropfen, warum dauern die meisten dieser Songs länger als vier Minuten?
Wer dagegen zu Hause dutzendweise Platten von The Divine Comedy, The Cleaners From Venus, Kevin Ayers oder eben auch 10cc herumstehen hat, für den sind diese Fragen kein Thema. Tim Burgess, der hier zum ersten Mal ohne Gastsongwriter auskommt, hat sich im Laufe seines Lebens einen gigantischen Popkosmos erobert, und diesen leuchtet er nun aus, natürlich sehr englisch, will heißen: egozentrisch.
(musikexpress)






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