Girlpool sind Duo aus Los Angeles, das aus Cleo Tucker (Gitarre, Gesang) und Harmony Tividad (Bass, Gesang) besteht und mit „What Chaos Is Imaginary“ soeben sein drittes Album veröffentlicht hat. Kenner der ersten beiden Platten werden überrascht sein, denn nach Cleo Tuckers Transgender-Outing mitsamt einer Hormontherapie hat sich der Klang ihrer Stimme um eine Oktave nach unten verschoben und bildet nun einen deutlicheren Gegenpol zu Harmony Tividads Gesang.
Glaubt man den Plattenkritiken, so zählen Girlpool (neben Goat Girl, Dream Wife, Snail Mail, Hinds, Gurr oder Mitski) zu den Protagonistinnen, die dabei sind den Indie-Rock zu retten. Girlpool erledigen dies mit Unterstützung eines Drum Computers, Synthesizern und akustischen Gitarren eher auf die zurückhaltende Art und Weise.
Während man die Begründungen der Plattenkritiker durchliest, kann man sich beim Albumstream von „What Chaos Is Imaginary“ oder dem Video zu „Where You Sink“ selbst ein Bild machen.
Diese 14 neuen Songs sind zwar viel zugänglicher als die kratzige Girlpool-Frühphase, aber dennoch zu sperrig und zu schlau für das Stadion: Im Titeltrack schmiegen sich Streicher, Synthesizer und verhallte Drummaschinen an Tividads himmelhohe Stimme, Dream-Pop in Reinform. Mit seinem Mix aus Beatles-Akkorden und Selbsthass wirkt „Hire“ wie aus der Feder von Elliott Smith. Und die brutzelnden Drone-Gitarren von „Roses“ klingen wie der überwältigende Höhepunkt eines My-Blood-Valentine-Songs. (…)
Die vielen verschiedenen Genre-Exkursionen auf „What Chaos Is Imaginary“ funktionieren zwar nicht immer – doch die beiden Menschen im Zentrum von Girlpool ergänzen sich so wunderbar, dass man nicht anders kann, als ihnen in jede neue Richtung zu folgen.
(byte.fm)
„What Chaos Is Imaginary“ ist abwechslungsreich und macht Spaß, erlebt mehrere Transformationen vom mystifizierten Tagebucheintrag hin zum harmonischen Rundumschlag in Richtung anderer Bands, die mit mehr (alten) Männern an mehr Gitarren weniger zustandebringen.
Und wenn das nicht schon genug wäre, klingt der titelgebende Song des Albums auch noch ganz nach der Ordnung und Struktur, die sich Girlpool erfolgreich abgesprochen haben.
(Musikblog)
Wie auch das letzte Album POWERPLANT aus dem Jahr 2017 setzt WHAT CHAOS IS IMAGINARY auf 90s-Gitarrenmusik zwischen fuzzigem Grunge, Anti-Folk und College-Rock für die Lichtscheuen, öffnet sich aber auch ganz neuen Einflüssen; im ausschweifenden Titelstück, in dem Tividad ihre psychischen Probleme der jüngsten Vergangenheit verarbeitet, verdichten sich Streicher zum orchestralen Finale.
Der bewegendste Moment aber ist das traurigschöne Powerpopstück „Hire“: Hier strahlt Tuckers im Wandel begriffene Stimme in all ihrer Rauheit und Verletzlichkeit, klingt manchmal, als könne sie jeden Moment brechen. Und doch ganz stark.
(musikexpress)
7 Punkte
AntwortenLöschenÜberzeugt mich leider wenig. 5,5 Punkte
AntwortenLöschen6,5 Punkte
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