Wer zur Hölle hat sich nur dieses Plattencover ausgedacht und umgesetzt? Da hat Photoshop Philipp mit dem schwelenden G...

Neko Case - Hell-On



















Wer zur Hölle hat sich nur dieses Plattencover ausgedacht und umgesetzt? Da hat Photoshop Philipp mit dem schwelenden Großbrand auf Nekos Schulter, den düsteren Rauchschwaden und dem gräßlichen Titel-Tattoo ganz tief in die Trickkiste gegriffen. Übertroffen wird er nur noch von Requisiten Renate mit ihrer Rundum-Langhaar-Perücke und der glimmenden Zigaretten-Krone. 

Kommen wir aber lieber zum Inhalt von „Hell-On“, der im Gegensatz zur Verpackung äußerst gelungen ist. 85/100 bei Metacritic erhält auch Neko Case nicht mit jedem Album, zuletzt 2006 mit „Fox Confessor Brings The Flood“. Mit ihrem siebten Studioalbum hat sie mit den Veröffentlichungen ihrer Hauptband The New Pornographers mittlerweile gleichgezogen. Zudem gab es noch das vor zwei Jahren veröffentlichte Projekt „case/lang/veirs“ - und ihre damaligen Mitstreiterinnen k.d.lang und Laura Veirs sind auch auf „Hell-On“ zu hören, wie auch Beth Ditto, AC Newman, Joey Burns (Calexico) und weitere prominente Mitstreiter.  Mit Lasse Mårtén (Lykke Li, Johnossi) und Björn Yttling (Shout Out Louds, Anna Ternheim) von Peter Bjorn And John unterstützend auch bekannte Produzenten Neko Case in Stockholm an den Reglern. 

Ob es nun am schwedischen Einfluss liegt oder nicht, Neko Case zeigt sich auf „Hell-On“ äußerst abwechslungsreich und ungemein eingängig. Exemplarisch seien die Fleetwood Mac-Reminiszens „Halls Of Sara“, der 60s-Girl-Pop-Hit „Bad Luck“ oder die Duette mit Mark Lanegan („Curse of the I-5 Corridor“) und Eric Backman („Sleep All Over“) genannt. 

„Hell-On“ ist als Download, CD (Digipack) oder Doppel-LP (schweres schwarzes oder limitiertes braunes Vinyl mit 32-seitigem Booklet und Deluxe-Klappcover) erhältlich. 

Da es von den Videos zu „Curse of the I-5 Corridor“, „Bad Luck“ und „Hell-On“ nur kurze Ausschnitte gibt, greifen wir für einen längeren und besseren Eindruck auf deren Live-Aufnahmen zurück:





Cases Mischung aus Alternative Country, Punk und Americana ergänzt sich unglaublich gut mit ihrer manchmal rauen, manchmal nasalen, aber immer pointierten Stimme. Dazu sind dieses Mal die meisten Texte auf dem selbst produzierten »Hell-On« humorvoll, selbstkritisch, schräg und manchmal auch einfach nur herzzerreißend (»Sleep All Summer«). Produktionshilfe kam hier von Bjorn Yttling (Peter Bjorn And John). Mit Gastbeiträgen von K.D. Lang, Beth Ditto und Mark Lanegan ist »Hell-On« ein Sammelsurium von poetischen Geschichten, die alle für sich stehen und ihren jeweils eigenartigen Sog entwickeln, allen voran »Halls of Sarah« und »Winnie«. Der Titeltrack klingt dabei ziemlich dunkel und weckt trügerische Erwartungen an den Rest des Albums. Von Neko Case in die Irre geführt zu werden ist allerdings eine traumhaft bereichernde Erfahrung.
(intro)




Hell-On ist das siebte Soloalbum von Neko Case, das erste der Country-Rock-Songwriterin seit fünf Jahren. Sie sagt, es sei genau die Platte, die sie machen wollte, seit sie ein Kind war. Ihr Masterpiece Vielleicht ergibt es deshalb Sinn, dass Hell-On zunächst einmal klingt wie eine klassische englische Kurzgeschichte, vorgetragen mit etwas distanziertem Ausdruck. Oder wie Fleetwood Mac im modernen One-Woman-Country-Style. Die Texte sind lang, der musikalische Rahmen klingt inspiriert: flirrende E-Gitarren und viele akustische, auch Geigen, während Case die Höhen ihres Gesangspotenzials erklimmt. Dieses changiert zwischen Mainstream-Rock und Off-Broadway-Musical. Case war mal Schlagzeugerin: Vielleicht gelingt es ihr deshalb so gut, mit ihrer pragmatischen und doch abgehobenen Art mitten im Song das Tempo oder gleich die Musikrichtung zu wechseln. War Hell-On eben noch Folk, ist es im Refrain plötzlich Grunge-Metal.
(SPEX)




Neko Case in Deutschland:
01.11.18 Berlin, Bi Nuu
02.11.18 Köln, Stadtgarten

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