Dieses Wochenende besuchen wir erstmals das Traumzeit Festival in Duisburg. Die musikalischen Hauptgründe für diesen A...

Jaguwar - Ringthing




















Dieses Wochenende besuchen wir erstmals das Traumzeit Festival in Duisburg. Die musikalischen Hauptgründe für diesen Ausflug lauten Slowdive, The Jesus And Mary Chain und Mogwai. 

Aber auch ein deutsches Shoegaze-Trio namens Jaguwar würde ich mir trotz des für uns recht ungünstigen Slots (Konzertbeginn um 00:15 Uhr mit anschließender knapp zweistündiger Heimfahrt) eigentlich gern ansehen. 

Oyemi Noize (Bass, Gesang), Lemmy Fischer (Gitarre, Gesang) und Christoph Krenkel (Schlagzeug) haben seit ihrer Gründung vor rund sechs Jahren zwei EPs in Eigenregie veröffentlicht, bis Anfang diesen Jahres „Ringthing“ bei Tapete Records erschienen ist. Jaguwar huldigen darauf einem Sound zwischen My Bloody Valentine, Ride und The Cure und würden aus dem Lineup des Traumzeit Festivals sicherlich die gleichen Bands auswählen wie ich. 




Es hallt und scheppert an allen Ecken, hämmernde Drums steigern sich in Ekstase, und hin und wieder werden die Songs sogar durch Noise verstärkt. In puncto Catchiness erinnert das an die frühen Pains Of Being Pure At Heart, »Crystal« ist dagegen eher eine wavige The-Cure-Nummer, die sich am Ende in ein Gitarrengewitter entlädt. Gratulation zu diesem durchgehend hochklassigen Album, mit dem die Berliner mit Sicherheit auch international in ein paar Ärsche treten werden.
(intro)




Wäre man gemein, könnte man sagen, dass Jaguwar lediglich den Sound von Slowdive mit einer Dosis Verzerrung von My Bloody Valentine abschmecken und davor nicht vor Post-Rock-Strukturen zurückschrecken. Ach ja, ein ordentliches Melodieverständnis legen sie auch an den Tag, sodass man sich ein eingängiges Stück wie "Skeleton feet" mit etwas weniger Verwaschenheit auch von Jimmy Eat World vorstellen könnte. Und haben wir schon erwähnt, dass Vokalist Lemmy Fischer ganz arg nach The Cures Robert Smith klingt, besonders im melancholischen "Whales"? Ist das alles Zufall, diese ganzen Referenzpunkte? Es ist vielmehr vollkommen egal. Wie der Sound an sich verschwimmt das alles mit der Zeit.
Denn was Jaguwar drauf haben, ist das Songwriting. "Ringthing" meistert konstant den Spagat zwischen dichten Klangwelten aus dem Verzerrer und klaren Fixpunkten und Hooks. "Gone" täuscht genau so lange den Achtziger-Sheen an, bis man von selbst glaubt, dass gleich The War On Drugs hereinmarschieren – nur um später den Haken Richtung Volldampf zu schlagen. "Slow and tiny" ist ohnehin schon mehrere Minuten auf dem Weg zum Übersong, der Ausbruch am Ende ist dann so hart und überwältigend, wie man es selten im Shoegaze hört. Sängerin Oyemi Hessou, die zweite Kraft am Mikro, nimmt im quirlig-flotten "Night out" derweil ein entspanntes Bad im Pool der Gitarrenspuren. "Crystal" probt erfolgreich die Grandezza von Klimt 1918. Okay, ist gut, wir hören jetzt auf mit den Referenzen.
(Plattentests)


Jaguwar unterwegs:

21.9.2018 Osnabrück - Kleine Freiheit
22.9.2018 Köln - Tsunami Club
23.9.2018 Kusel - Schalander
25.9.2018 Mainz - Schon Schön

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