So. Wenn hier sogar von Dirk schon französische Künstler vorgestellt werden, muss ich auch einmal wieder tätig werden, um zu beweisen, dass meine Adoptivland weit mehr als die schönsten Frauen und den besten Käse zu bieten hat. Und damit meine ich jetzt nicht die edelsten Weine der Welt und auch nicht die ganzen anderen kulinarischen Köstlichkeiten. Auch von Mode spreche ich nicht, sondern von der vorzüglichen Musik, die Frankreich herausbringt. Der Spruch von John Lennon "französische Popmusik ist wie englischer Wein - scheusslich!", gilt jedenfalls schon lange nicht mehr. Für seine Techno-und Elektronikkünstler ist das Land schon seit geraumer Zeit international ein Begriff, aber Bands wie Daft Punk und Justice, die letztes Jahr gross abräumten, interessieren mich nicht die Bohne. Auch nicht das tierisch angesagte Label Ed Banger mit Szenestars wie Uffie, Sebastian und DJ Medi (und eben Justice).
Mein Fokus richtet sich vielmehr auf Künstler aus dem Bereich Indie-Rock und Pop (letztes Jahr hatte ich ja Acts wie z. B. Nelson, Cyann & Ben und Kim Novak vorgestellt) und vor allem Folk. Und gerade in letztgenannter Kategorie sind die Froschfresser mindestens so gut wie die Schweden, wetten? Ihr wollt Beweise?
Traumhafter Folk-Pop aus Frankreich # 1:
Syd Matters bildet also den Anfang meiner Reihe. Zunächst einmal muss man wissen, dass sich hinter dem Namen eine vierköpfige Band verbirgt. Gründer und Synonym dieses Gebildes ist aber Jonathan Morali. Viele meinen den bärtigen Mann mit der wundervollen Stimme, wenn sie von Syd Matters reden. Er hat aber auch wirklich ein ganz aussergewöhnlich schönes Kehlchen. Oft wird er mit Thom "Radiohead" Yorke verglichen, aber ich glaube damit überschätzt man den mediengeilen Engländer. An die Wärme, Tiefe und Sensibilität der Stimme von Jonathan kommt Thom definitiv nicht heran. Und "In Rainbows" ist im Vergleich zu "Ghost Days" auch nur ein laues Lüftchen, das auf Grund der schlitzohrigen Medienkampagne zu einem Meisterwerk aufgeblasen wurde. "Ghost Days", das dritte Werk der Franzosen (nach "A Whisper And A Sigh" von 2003 und "Someday We Will Foresee Obstacles" von 2005), ist hingegen in der Tat eine Glanzleistung und zwar ganz ohne pseudorevolutionäre Verkaufsstrategien. Schon der Opener "Everything Else" ist das wahrscheinlich schönste Lied 2008 und der nächsten Jahre. Sobald Jonathan seine pastorale Stimme erklingen lässt und die Gitarren auf sanfte und melancholische Weise diesen Schmachtfetzen begleiten, bin ich hin und weg und gebe mich ganz den leicht psychedelischen Klängen (das Syd im Namen kommt übrigens von Syd "ex-Pink Floyd" Barrett, dem Oberpsychedeliker) hin. Musik, die einen auf Flügeln trägt und träumen lässt. So wundervoll, dass man sich in sie wie in eine weisse Wolke fallen lassen kann. "Ghost Days" ist eine Reise in eine bessere, schönere Welt, eine Reise ins Paradies. Ein tolles Gefühl, schwerelos zu sein!
" One thing I recall is my birth, does this sound so silly?, fragt Jonathan auf "Ill Jackson" und das ist nur ein Fetzen seiner unzähligen textlichen Glanzlichter, die er setzt. Selten haben mich auf einer Platte auch so die Lyrics berührt wie auf "Ghost Days". Bei "Cloudflakes" gibt es ein ganzes Feuerwerk famoser Sätze: "I'm standing in the schoolyard, waiting for my teacher to come"; I'm making mistakes when i'm counting stars"; "the clock goes to seven, I dance and I don't know why?", das klingt banal, wenn man es so liest, aber in Verbindung mit dem melancholischen Gesang und den esoterischen Keyboardtönen wird daraus ein wahnsinnig schöner Psychococktail. Selten fügen sich Texte und Stimme so perfekt in die Musik ein, wie auf diesem Album. Als wäre jede Textzeile genau für den entsprechenden Gitariffenriff geschrieben. Monsieur Morali singt und jede Stimmungslage wird musikalisch genauestens erfasst. Ein wahres Wunder schaffen die Franzosen mit "Louise", "Louise went swimming in the river" heisst es da am Anfang und hierzu gibt es zunächst es nur zarte Gitarrenklänge, später dann Piano und Streicher. Und dann diese Chöre, zum Niderknien! Nach genau 3 Minuten und 39 Sekunden setzt die atemberaubendste Stelle ein, die es je in der Musikgeschichte gab: "There are flowers in bloom around the appletree, that I love the most", haucht Jonathan zu reduzierten Pianoklägen in sein Mikro und immer wenn er diese Stelle "that I love the most" intoniert, steigen mir die Tränen in die Augen. Hach...
Was soll ich noch sagen? Dieses Album wird mit sehr grosser Wahrscheinlichkeit in meinen Jahrescharts auf Platz eins landen. Auch das Konzert im Pariser Café de la Danse ist heisser Anwärter auf die Krone, schon im Februar liess ich mich hinterher zu folgenden Sätzen hinreissen: "Schönstes Konzert des Jahres! Atemberaubend intim! Was soll jetzt noch kommen???"
Links:
- der Hit vom Vorgängeralbum "To All Of You" hat es sogar zur Hintergundmusik von OC California gebracht!
- "To All Of You" im Originalvideo
Ausgewählte Konzerttermine von Syd Matters:
16 + 17. Mai: Great Escape Festival, Brighton
3. Juni: Nachtleben, Frankfurt!!
4. Juni: Studio 672, Köln!!
5. Juni Wuk, Wien
Mein Fokus richtet sich vielmehr auf Künstler aus dem Bereich Indie-Rock und Pop (letztes Jahr hatte ich ja Acts wie z. B. Nelson, Cyann & Ben und Kim Novak vorgestellt) und vor allem Folk. Und gerade in letztgenannter Kategorie sind die Froschfresser mindestens so gut wie die Schweden, wetten? Ihr wollt Beweise?
Traumhafter Folk-Pop aus Frankreich # 1:
Syd Matters bildet also den Anfang meiner Reihe. Zunächst einmal muss man wissen, dass sich hinter dem Namen eine vierköpfige Band verbirgt. Gründer und Synonym dieses Gebildes ist aber Jonathan Morali. Viele meinen den bärtigen Mann mit der wundervollen Stimme, wenn sie von Syd Matters reden. Er hat aber auch wirklich ein ganz aussergewöhnlich schönes Kehlchen. Oft wird er mit Thom "Radiohead" Yorke verglichen, aber ich glaube damit überschätzt man den mediengeilen Engländer. An die Wärme, Tiefe und Sensibilität der Stimme von Jonathan kommt Thom definitiv nicht heran. Und "In Rainbows" ist im Vergleich zu "Ghost Days" auch nur ein laues Lüftchen, das auf Grund der schlitzohrigen Medienkampagne zu einem Meisterwerk aufgeblasen wurde. "Ghost Days", das dritte Werk der Franzosen (nach "A Whisper And A Sigh" von 2003 und "Someday We Will Foresee Obstacles" von 2005), ist hingegen in der Tat eine Glanzleistung und zwar ganz ohne pseudorevolutionäre Verkaufsstrategien. Schon der Opener "Everything Else" ist das wahrscheinlich schönste Lied 2008 und der nächsten Jahre. Sobald Jonathan seine pastorale Stimme erklingen lässt und die Gitarren auf sanfte und melancholische Weise diesen Schmachtfetzen begleiten, bin ich hin und weg und gebe mich ganz den leicht psychedelischen Klängen (das Syd im Namen kommt übrigens von Syd "ex-Pink Floyd" Barrett, dem Oberpsychedeliker) hin. Musik, die einen auf Flügeln trägt und träumen lässt. So wundervoll, dass man sich in sie wie in eine weisse Wolke fallen lassen kann. "Ghost Days" ist eine Reise in eine bessere, schönere Welt, eine Reise ins Paradies. Ein tolles Gefühl, schwerelos zu sein!
" One thing I recall is my birth, does this sound so silly?, fragt Jonathan auf "Ill Jackson" und das ist nur ein Fetzen seiner unzähligen textlichen Glanzlichter, die er setzt. Selten haben mich auf einer Platte auch so die Lyrics berührt wie auf "Ghost Days". Bei "Cloudflakes" gibt es ein ganzes Feuerwerk famoser Sätze: "I'm standing in the schoolyard, waiting for my teacher to come"; I'm making mistakes when i'm counting stars"; "the clock goes to seven, I dance and I don't know why?", das klingt banal, wenn man es so liest, aber in Verbindung mit dem melancholischen Gesang und den esoterischen Keyboardtönen wird daraus ein wahnsinnig schöner Psychococktail. Selten fügen sich Texte und Stimme so perfekt in die Musik ein, wie auf diesem Album. Als wäre jede Textzeile genau für den entsprechenden Gitariffenriff geschrieben. Monsieur Morali singt und jede Stimmungslage wird musikalisch genauestens erfasst. Ein wahres Wunder schaffen die Franzosen mit "Louise", "Louise went swimming in the river" heisst es da am Anfang und hierzu gibt es zunächst es nur zarte Gitarrenklänge, später dann Piano und Streicher. Und dann diese Chöre, zum Niderknien! Nach genau 3 Minuten und 39 Sekunden setzt die atemberaubendste Stelle ein, die es je in der Musikgeschichte gab: "There are flowers in bloom around the appletree, that I love the most", haucht Jonathan zu reduzierten Pianoklägen in sein Mikro und immer wenn er diese Stelle "that I love the most" intoniert, steigen mir die Tränen in die Augen. Hach...
Was soll ich noch sagen? Dieses Album wird mit sehr grosser Wahrscheinlichkeit in meinen Jahrescharts auf Platz eins landen. Auch das Konzert im Pariser Café de la Danse ist heisser Anwärter auf die Krone, schon im Februar liess ich mich hinterher zu folgenden Sätzen hinreissen: "Schönstes Konzert des Jahres! Atemberaubend intim! Was soll jetzt noch kommen???"
Links:
- der Hit vom Vorgängeralbum "To All Of You" hat es sogar zur Hintergundmusik von OC California gebracht!
- "To All Of You" im Originalvideo
Ausgewählte Konzerttermine von Syd Matters:
16 + 17. Mai: Great Escape Festival, Brighton
3. Juni: Nachtleben, Frankfurt!!
4. Juni: Studio 672, Köln!!
5. Juni Wuk, Wien
oh da freu ich mich, schon "Someday We Foresee Obstacles" war ganz grandios und "To All Of You (American Girls)" ein HIT. Gibt es Vinyl?
AntwortenLöschenJa, sehe ich genauso, der Vorgänger war schon grandios und "To All Of You" einer von vielen Hits. Das neue Album ist zunächst nicht ganz so eingängig. Nach den ersten drei Durchläufen war ich deshalb etwas enttäuscht,aber dann...
AntwortenLöschenWerde mich mal erkundigen, ob es Vinyl gibt, die CD erscheint in Deutschland Mitte Juni.
Hi hab die LP schon geordert, obwohl ich jetzt wo du von weniger eingägig sprichst, doch etwas Angst bekomme ,-)
AntwortenLöschenPlattentests.de verteilt 8 Punkte, die Leser sogar 9 und das Beste ist: mein Konzertbericht über Syd Matters wurde verlinkt! Hurra!!
AntwortenLöschenMuss euch erst mal für die Idee dieses blogs hier loben. Und die Kritik zu syd matters teile ich voll und ganz. Ich habe die Formation mit dem Album "ghost days" kennengelernt und bin dem psychedelischen Dreamteam gleich verfallen. Auch die homepage und die videos sind kongenial ausgefallen.
AntwortenLöschenHier gefällt mir jede einzelne Note, jede Songzeile. Ein perfektes Album!
AntwortenLöschen-10- Punkte
da stimme ich voll und ganz zu: sehr, sehr schön. 8,5 Punkte.
AntwortenLöschenSchöne Vorstellung. Ich schwanke in meinem Urteil zwischen "nett" und "wirklich groß". Irgendwie tendiere ich aber zu "nett". 6,5 Punkte
AntwortenLöschenIch muss nachlegen: 7,5 Punkte
AntwortenLöschen7,5
AntwortenLöschenMindestens eben so gut wie die Veröffentlichungen des hoch gelobten Rufus Wainwright.
AntwortenLöschen7 Punkte